Ich war da: Bericht zur Isle of Man TT 2015


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Ich war da: Bericht zur Isle of Man TT 2015

#1

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 10:50

Tag zusammen,

ich bin gestern von der Isle of Man zurückgekehrt und schreibe hier über die 8 Tage einen Bericht.

Vorab zusammengefasst: Ein Hammer, jedem zu empfehlen!!!

Gebucht haben wir (3 Kumpels und ich) bereits im August letzten Jahres, dort waren bereits einige Fähren ausgebucht. Die Engstelle scheint die Fähre zur Isle of Man selbst zu sein (bzw. auch zurück) wir sind von Heysham (GB) nach Douglas (IOM) geschippert.
Soweit ich weiss ist auch Liverpool - Douglas, Dublin - Douglas und Belfast - Douglas möglich.

Die Motorräder waren packtechnisch reichlich ausgereizt, jedoch musste ja auch so allerlei mit.
Für jeden ein Zelt, dazu 4 Campingstühle, eine Campingtisch und ein regendichter Pavillon. Wir hatten von der ersten Woche TT (also die Practice-Week) gehört das es reichlich geregnet hatte und ne Menge Zelte sowohl abgesoffen als auch weggeweht worden waren. Also noch die Notausrüstung dazu in Form von stabilen Planen und Klappspaten. Der Grill durfte natürlich nicht fehlen, hinzu kam das was man braucht wenn man knapp 10 Tage lang unterwegs ist.

Genutzt habe ich dazu folgendes Konstrukt:
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Das Konstrukt samt Taschen hatte ich hier im Forum gekauft, ist selbstgebaut. Ich habe das ganze dann auseinandergenommen und die Metallsachen neu bauen und pulvern lassen, da dort beim Prototypenbau ne Menge überflüssige Löcher integriert worden waren. Auch war der Lack ein wenig angefressen :D
Ich hatte das vorher mal getestet, echt stabile Konstruktion. Das ganze wird an den Soziusfussrasten verschraubt, die Taschen kann man durch lösen jeweils einer Schraube abnehmen. Bei Interesse kann ich diese Konstruktion gerne noch näher dokumentieren.
Zuletzt geändert von Karabullo am 17.06.2015 14:13, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Isle of Man TT 2015

#2

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 11:09

Teil 2

Los ging es dann am Sonntag den 07.06. gegen Mittag aus der Heimat bei Bielefeld zur Fähre nach Rotterdam. Wir sind über Land die ersten Kilometer bis zur holländischen Grenze gefahren und die Stabilität des Gepäcks nochmal zu kontrollieren. Kurz nach der Grenze gings dann mit knapp 120 über die Autobahn Richtung Rottderdam. Ist halt öde zu fahren, aber wir mussten ja ankommen.

Zum Hafen in Rottderdam, solltet ihr noch nicht dagewesen sein: Habt ihr nicht mehr genug Sprit für 50km bevor ihr in den Hafen fahrt, tankt vorher. Das Ding ist riesig! Auf dem Weg zur Fähre ist keine Tanke (nur auf der Gegenseite, dann muss man im Zweifel halt mal runter von der Bahn und umdrehen).

Einchecken ganz easy, dann zu ner handvoll Motorrädern gestellt die schon da waren (wir waren recht früh dran) Hinter uns hat sich dann ein englischer Vespa-Verein eingefunden die ihre jährliche Ausfahrt hinter sich hatten. Ich vermute es waren zwischen 100 und 150 Vespa, alle super fertiggemacht bzw. massiv umgebaut. In Deutschland würde man ne Menge davon nicht zugelassen bekommen 8)

Schon kurze Zeit später konnten wir auf die Fähre, man konnte auf dem PKW/Motorraddeck direkt sehen das sie mit mehr Motorrädern rechneten, eine PKW-Spur war komplett für Motorräder gesperrt. Hier war dann einmal lang durch die Fähre ein Stahlseil gespannt das alle etwa 2m auf dem Boden befestigt war. Das Motorrad musste hier also quer zur Fähre, mit dem Vorderrad zur Aussenwand gestellt werden. Zurrgurte waren für jeden vorhanden, in wie weit ich bei schwerem Wellengang diesen 200kg Zurrgurten aber wirklich vertrauen würde sein dahingestellt. Da wir super Wetter hatten war es aber OK.
Wir hatten für jeden noch eine schwere Gummimatte (Antirutsch) mit um die Sitzbank zu schützen.
Ich habe nur den Tankrucksack und meinen Rucksack mitgenommen (Klamotten für den Abend/Nacht), der Rest blieb am Motorrad.
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Die Überfahrt mit der Fähre war easy (Pride of Hull war unser Schiff), nette Unterhaltung an Bord, die Kabinen sind für 4 Personen mit Motorradklamotten OK aber nicht zu gross. :wink:

Abendessen und Frühstück auf der Fähre gut, 5€ für 1h WLAN schwer übertrieben :evil:

Am nächsten morgen dann nach dem anlegen wieder runter aufs Deck, da waren dann auch deutlich mehr Motorräder angekommen wie tags zuvor, wir waren halt früh dran.
Übel ist wenn die Vespa-Jungs meinen sie müssten ihre Dinger schonmal sicherheitshalber anmachen wenn das erste Auto das Schiff verlässt, man bekommt einen leichten Belag in die Lunge.
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Re: Isle of Man TT 2015

#3

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 11:42

Teil 3

Nun waren wir also auf der Insel, 8 Uhr morgens, weiter gings nach Heysham, etwa 250km entfernt. Die nächste Fähre ging um 14:15, eine Stunde vorher musste man da sein, also hatten wir uns theoretisch ausgerechnet das wir knapp 5h Zeit hätten bis wir da sein mussten, die 250km also easy machbar.

Erstmal musste man sich durch das Chaos in Hull kämpfen, dort ist der Fährhafen quasie mitten in der Stadt, wenn dort ne Fähre entlädt gibts nen Verkehrschaos.
Danach dann noch schnell tanken und los ging die Reise quer durch England, geplant war die M62 bis Manchester, dann die M61 und M6 hoch nach Heysham. Schnell noch mit dem Handy den Verkehr kontrolliert, keine Probleme zu erwarten.

Die ersten 100km waren kein Problem, also schnell mal ne Pause machen, Apfel essen, was trinken und weiter gehts. Und kaum war man wieder 10km unterwegs-> Stillstand, nichts geht mehr. Nach 5 Minuten gings dann mal 100m weiter, dann wieder Stillstand. Auf dem Handy weiterhin nichts zu sehen von einem Problem, also konnte es ja nicht lange dauern. Nochmal min 10min gewartet, wieder ging es ein Stückchen weiter. Leider ist die M62 so gebaut das es hoch und runter und links und rechts geht, also nichts zu sehen wie lange das wohl noch dauert.
Kurze Zeit später stieg ein Autofahrer vor mir aus, kam zu mir und erklärte mir das gerade in den Nachrichten mitgeteilt wurde das die M62 komplett gesperrt wäre und etwa 16km Stau vor uns wären. :( hell
Also, was machen. Fähre verpassen war keine Option, ob und wann wir überhaupt noch einen Platz auf einer späteren Fähre bekommen würden war absolut fraglich da komplett ausgebucht, ist halt TT-Zeit.
Zwischen den Autos durch unmöglich wegen der doch recht breiten Beladung. Standstreifen... naja, ist wohl auch in England illegal, deswegen führe ich das nun nicht weiter aus, auf jeden Fall sind wir an etwa 16km Stau vorbeigekommen, natürlich recht langsam, um dann am Ende mit allen anderen auf eine 1spurige Strasse geführt zu werden.
Klare Entscheidung, alle wollen Richtung Manchster, in die Richtung geht garnix, also fahren wir in die andere Richtung, ist zwar erstmal falsch, aber die einzige Chance.
Wir sind dann über Landstrassen in leicht gehobenem Tempo bis Burnley, von da wieder auf die Bahn und dann natürlich legal schnellstmöglich nach Heysham. Als wir von der Bahn runter sind beim Stau sagte das Navi das wir 47min zu spät ankommen würden. In Heysham am Hafen waren wir dann um 14:02.

Ein wild gestikulierender Mann hat dann innerhalb von Sekunden unserer Reservierung kontrolliert, dann per Vollgas zur Polizeikontrolle die uns nur freundlich durchgewunken hat (wir brauchten nicht mal bremsen) und direkt auf die Fähre. Als wir abgestiegen waren war die Luke bereits zu, als wir aus dem Parkdeck raus waren haben wir abgelegt. Just in Time nennt man sowas ;-)
Verspannen brauchten wir her nicht selber, das wurde vom Personel gemacht. Es gab aber auch keine Spanngurte sondern bessere "Kälberstricke" womit immer 3 Motorräder zusammengebunden wurden, jeweils rechts und links gesichert an Geländern/Aussenwand. Gummimatten zum Schutz der Motorräder waren auch ausreichend vorhanden und wurden auch genutzt.

Natürlich war die Fähre rappelvoll, Sitzplätze nur noch draussen zu ergattern, und so warm ist das dann auch nicht auf dem Meer. Also mussten wir uns irgendwo nen Plätzchen suchen, haben uns dann zwischen der Kasse der Kantine und nem Notausgang auf dem Boden gesetzt. Und, hat man einmal Glück, klappt das auch öfter. 10min später hatte uns eine nette Dame entdeckt und gebeten doch mitzukommen. Gesagt getan, sie führte uns auf das Kabinendeck (kostet p.P. eigentlich 60€ pro Überfahrt) und hat uns ne Kabine gegeben. So konnten wir uns dort ausbreiten, sogar mit Aussenfenster :mrgreen:

In Douglas auf der Isle of Man angekommen konnte man sich dann auch mal ein Bild vom Parkdeck machen (eine Seite)
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Hafen von Douglas
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Zuletzt geändert von Karabullo am 17.06.2015 13:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Isle of Man TT 2015

#4

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 12:04

Teil 4

So, es war gegen 18 Uhr Abends. Wir hatten an Board schon gehört das sich so einiges verschoben hatte von der ersten Woche, da dort nur schlechtes Wetter oder zu viel Wind war. Also waren für den Montag, 08.06. ab 18 Uhr die Strassen geschlossen.
Wir sind dann soweit wie möglich gefahren, Endstation war dann an der Quarterbridge. Also Moppeds geparkt, alles was wichtig war mitgenommen und ab nach vorne, Rennen gucken :D
Es lief das Monster Energy Supersport Race 1 was vom Samstag verschoben war wegen zuviel Wind (die Medi-Helikopter konnten nicht fliegen)
Klasse Einstand in die Woche :)
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Gegen 21 Uhr waren die Strassen wieder offen, also rauf auf die Bikes und zum Glenlough Campsite, etwa 3km ausserhalb von Douglas.
Zur TT-Zeit werden Wiesen zu beiden Seiten des Hauptgebäudes genutzt, sonst wohl nur die rechte Seite. Man hat die freie Auswahl wo man campen möchte. Am Hauptgebäude sind Toiletten, Duschen, Waschplätze (für Geschirr etc), das Büro vom Chef wo man Antworten auf fast jede Frage bekommt, Taxis bestellen kann, Busfahrpläne (gibt einen eigenen zur TT) etc. Die Bushaltestelle ist auf dem Weg nach Douglas 200m entfernt, von Douglas zurück direkt vor dem Platz. Und es gab einen warmen Aufenthaltsraum (freies WLAN, Fernseher mit TT-News, jede Menge Steckdosen wobei ein eigener Mehrfachstecker Sinn macht)
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Meiner Meinung nach eine klare Empfehlung.

Wir haben uns recht weit nach hinten verkrümmelt (wobei auch einer der letzten freien Plätze für 4 Zelte mit Pavillon), direkt am Rand halb unter Bäumen am Waldrand. Brachte zwar abends früh Schatten, dafür deutlich Windgeschützer als mitten auf dem Platz.
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Zuletzt geändert von Karabullo am 17.06.2015 13:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isle of Man TT 2015

#5

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 12:31

Teil 5

Geplant war eigentlich für den Tag die Erkundung der Insel, da Dienstag der 09.06. theoretisch rennfrei war. Durch die Verschiebungen der Vorwoche war es aber dann doch nicht so, Mittags um 12:15 Uhr startete das RL360° Superstock Race über 4 Runden.
Da wir noch so allerlei einzukaufen hatten (und auch mal was trinken wollten) sind wir mit dem Bus in die Stadt gefahren (1,90 Pound pro Fahrt) und haben morgens erstmal die Beachfront besichtigt sowie die ortsansässigen Supermärkte.
Gegen Mittag sind wir dann wieder zur Quarterbridge gewandert, dies ist einer der wenigen Punkte an der Strecke wo man frischgezapftes Bier bekommt (dort ist direkt eine Kneipe an der Ecke), sonst sind die meisten Beobachtungspunkte "off license", d.h. sie dürfen keinen Alkohol verkaufen.

Ab Mittwoch, 10.06. galt dann wieder der "normale" Rennplan, 10:45 TT Zero Challange 1 Runde (Elektromotorräder), 12:00 Monster Energy Supersport TT Race 2 über 4 Runden und 14:15 Uhr Sure Sidecar TT Race 2 über 3 Runden.
Da die Rennstrecke schon recht früh gesperrt wurde (ich habe noch was von 9 Uhr im Kopf) sind wir um 8 vom Campingsplatz aus losgewandert, bepackt mit Getränken und Verpflegung. Die darf man überall mit hinnehmen. Wir sind dann zur Breddan Bridge gewandert. Kostet 5 Pfund Eintritt, aber die sind es wert. Naürlicher Hügel mit anständigen Holzbänken, Essen zu kaufen und WC-Möglichkeiten. Da den ganzen Tag Rennen war ne gute Idee einen solchen Platz aufzusuchen, die Strassen wurden erst gegen 17 Uhr wieder geöffnet

Die neue Kawasaki H2R hat auch ne Runde gedreht auf dem Kurs, als Show, James Hillier ist sie gefahren. Der Hammer wie laut das Ding ist. Die Rennmotorräder sind ja alles andere als leise, aber das Ding... Übel! Hat dann auf dieser "Showrunde" auch direkt den Geschwindigkeitsrekord auf 206mph auf der Sulby straight erhöht, schneller war da noch niemand.
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Und danach sind wir dann Richtung Fahrerlager, mal schauen was man so sehen kann. ALLES! Ungelogen, eventuell mit Aussnahmen von Tyco BMW kann man sich wirklich jede Maschine auf 1-2m anschauen, die Leute sitzen daneben, schrauben, trinken Bier, spielen mit den Kindern oder was auch immer. Absolut gradios!
Zuletzt geändert von Karabullo am 17.06.2015 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isle of Man TT 2015

#6

Beitrag von Whitestone » 17.06.2015 12:49

Wow Hammer Bericht. Sehr spannend zu lesen und es macht Lust auf mehr. I LIKE :top: :anbet:
Wruuuuuuuum *click* wruuuuum *click* .... Ich liebe es MCDONALDS xD

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Re: Isle of Man TT 2015

#7

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 13:00

Teil 6

Donnerstag, 11.06. war dann der erste Tag Rennfrei. Also ausgeschlafen und rauf auf die Bikes, erstmal die Runde drehen.
Verdammt gibt es viele Leute die meinen sie wären Rennfahrer! Manchmal wundert man sich wie wenig passiert. Ich gehörte mit meiner Kante vermutlich zu den 10% der Motorräder auf der ganzen Insel unter 100PS.
Faszinierend was man für Motorräder sieht, und welche Menge davon. Wir haben mal geschätzt das während der TT auf 1 Auto 20 Motorräder kommen.
Auf der Isle of Man gilt ausserhalb geschlossener Ortschaften, sofern nicht anders beschildert, keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Aber auch so werden diese von vielen Leute schlicht ignoriert.
Man muss sich im klaren sein das jederzeit jemand von hinten angeschossen kommen kann zum Überholen, auch wenn man sich sicher ist an dieser Stelle ist überholen unmöglich.
Das meist gesichteste Motorrad war sicherlich die GSXR, gefolgt von ihren Supersportlerfreunden aller anderen Hersteller. Auch sehr viele BMW S 1000RR sowie Ducatis aller Varianten. Auch überraschend viele Aprilia. Sehr selten zu finden sind Naked Bikes.

Die Strecke selbst ist der Hammer, man kann es sich auf Youtube ja anschauen. Die Strecke Richtung Ramsey führt viel durch Wald, die ganze Zeit Dunkel/Hell Abschnitte, das Auge hat selbst bei normalen Tempo unheimlich viel zu tun. Die Strasse ist teilweise eine katastrophe, super rauh und huckelig, dann wieder mistneu.

Und dann der Spassabschnitt, hinter Ramsey auf die Mountain Road. Ab etwa dem 180° Knick hinter Ramsey wird die Strasse für den Zeitraum der TT zur Einbahnstrasse von Ramsey Richtung Douglas. Dies wird aus Sicherheitsgründen gemacht, dort haben viele den Tod duch den Gegenverkehr gefunden.
Es zieht sich kilometerlang in langen Kurven den Berg hoch, ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Für meine 72PS harte Arbeit, dazu muss man die ganze Zeit den Rückspiegel beobachten und den deutlich schnelleren Supersportlern die Ideallinie so gut wie möglich freihalten.
Aber trotzdem ein Hammergefühl, geile Gegend, geile Strasse! Nen Kumpel auf seiner VTR hat bei 220 das letzte mal auf den Tacho geschaut, danach brauchte er die Augen für die Strasse. Also, es wird wirklich schnell da oben!

Wenn man das erste mal die Strecke fährt ist zu empfehlen an der Bungalow Station eine Pause einzulegen und das Adrenalin auf einen normalen Pegel zu verringern. Dort steht auch eine Joey Dunlop Statue, man hat von hier einen super Blick über etwa 2km Strecke. Auch wird hier die Strecke auf einspurig verjüngt um die Fahrer einzubremsen, a) weil hier viele anhalten und b) weil hier auch gelegentlich eine Eisenbahn kreuzt.
Zusätzlich ist hier ein Punkt an dem die Strecke gesperrt wird wenn weiter oben ein Unfall passiert. Leider war dies auch der Fall als wir dort oben waren.
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Re: Isle of Man TT 2015

#8

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 13:25

Teil 7

Und nun der Freitag, 10:15 Uhr Bennetts Lightweight TT Race über 3 Runden und 12:30 das Pokerstars Senior TT Race, die Königsklasse über 6 Runden.

Da uns der Ausblick oben in den Bergen so gut gefallen hatte ging es früh morgens wieder rauf zur Bungalow Station. Dort haben wir uns dann die beiden Rennen angeschaut.

Leider musste das Senior TT Race nach etwa 2 Runden abgebrochen werden, da Jamie Hamilton einen schweren Unfall hatte. Soweit ich weiss ist er weiterhin schwer aber nicht lebensbedrohlich verletzt. :?

Danach wurde das Rennen wieder gestartet, aber nur noch für 4 Runden. John McGuiness hat gewonnen, mit neuem Rundenrekord mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 132.701mph (213.561 km/h). Ingesamt war dies das schnellste Senior TT Race aller Zeiten, vier Fahrer schafften die 132mph Grenze
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Dann gabs noch ein wenig Sightseeing, die Insel ist echt einen Besuch wert, auch ohne TT. Nur halt nicht ganz so gross, wenn man ne Woche da ist sollte man wandern, denn mit dem Motorrad ist man dann vermutlich alle Strassen 3 mal gefahren ;-)
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Zuletzt geändert von Karabullo am 17.06.2015 13:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isle of Man TT 2015

#9

Beitrag von Hasenfuß » 17.06.2015 13:39

Sehr sehr geiler Bericht. Vielen Dank dafür!
Bestärkt mich darin, dass ich da unbedingt hin muss. Nur mit meiner SV werde ich diesen Trip wohl nicht machen.
God, grant me the serenity to accept the things I cannot change,
Courage to change the things I can,
And wisdom to know the difference.

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Re: Isle of Man TT 2015

#10

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 13:42

Teil 8

Samstag, 13.06. Tja, TT vorbei, der Campingplatz wird leerer...
Nicht so schlimm, ein super Tag für mehr Sightseeing!

Also rein nach Douglas, erstmal eindecken mit Mechandising 8)

Dann rein in die Kutsche die vorne an der Beachfront rumfährt, einmal auf die andere Seite von Douglas. Dann in die Electric Railway und hoch auf den höchsten Berg der Insel. Etwas schade, keine 50m Sicht, total nebelig. Aber auch wieder Glück gehabt, bei diesem Wetter wäre das Rennen am Freitag nicht gestartet worden.
Dann weiter durch Douglas geschlendert, das ein oder andere Bier genossen und einfach mal nix getan.


Sonntag, 14.06., Schöne Scheisse! Absolut beschissen geschlafen, Fieber, Nase und Hals dick. Das hat man davon wenn man als alter Mensch im Zelt schläft :evil:
Naja, ich habe den ganzen Tag in der Sonne gepennt, meine Kumpel haben die Strecke noch 3-5 mal umrundet. Leider ohne mich, aber so ist das Leben.


Montag, 15.06., die Fähre geht um 08:45, man soll um 06:15 da sein. Wenn man dann pünktlich da ist wird gesagt man soll ne Stunde später wiederkommen. Na klar, ist ja auch nicht früh am morgen, man musste ja auch nicht alles im Halbdunkeln einpacken...
Um 07:30 dann auf die Fähre, Sitzplätze ergattern und die 4h einfach pennen ;-)
Dann quer durch England, diesmal ganz ohne Stau und sehr früh an der nächsten Fähre, direkt drauf gefahren, Mopped wieder selbst verspannt und ab die Fahrt nach Rottderdam.
Von dort dann ab Dienstag morgen wieder quer durch Holland bis nach Hause.

Fazit: WIR WERDEN WIEDER KOMMEN ! ! !

Nächstes mal vermutlich etwas anders, auch mit Motorrädern (wer will diese Strecke schon verpassen) aber entweder im Hotel/Pension/etc. oder Campingplatz aber mit Bulli dabei wo man die Sachen reinschmeissen kann.
Wir hatten Glück, 7 Tage Sonnenschein und kein Tropfen Regen, ich weiss aber nicht wie das ausgesehen hätte bei 7 Tagen Regen.

Als wir auf dem Campingplatz ankamen sassen 2 Leute neben uns die am nächsten Tag gefahren sind. Sie berichteten davon bei Windstärke 10 mit der Fähre rüber auf die Insel gefahren zu sein. Mindestens 30 Motorräder umgekippt, teilweise grössere Schäden. Dann ist so ein Urlaub natürlich schon halb im Ars...
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Re: Isle of Man TT 2015

#11

Beitrag von CrashKid » 17.06.2015 13:59

geil. respekt. ach mir fehlen die worte...
Ich bin heute so motiviert, ich könnte Bäume ansehen!


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Re: Isle of Man TT 2015

#12

Beitrag von Karabullo » 17.06.2015 14:11

Als Abschluss sollte natürlich auch nicht der traurige Teil ausser acht gelassen werden. Das ist das mit Abstand gefährlichste Rennen der Welt, vermutlich auch ein Grund dafür das es so anziehend und interessant ist.

Auszug aus dem IOM Facebook Auftritt, dies sind "nur" die offiziellen Fahrer
Jamie Hamilton remains in a critical condition. He has been transferred to the UK
Michael Sweeney is expected to be discharged from Nobles Hospital today.
Graham English has been transferred to a hospital nearer to his home
Roy Richardson remains stable

The following riders have all been discharged from hospital:
Sidecar crew Tony Thirkettle and Dean Kilkenny
Keith Amor
Alex Pickett
Scott Wilson
Marc Maier
Jake Lowther

Ein Rennfahrer (Franck Petricola) starb beim Qualifiying dieses Jahr

Zwei Touristen (einer aus Deutschland) und ein Helikopterpilot würden im Rahmen der TT getötet. Wieviele verletzte Touristen es gab kann man glaube ich nicht abschätzen, es fiel aber echt auf wieviele Leute auf Krücken durch die Stadt oder auch über den Campingplatz liefen.

Ich möchte jetzt diese Veranstaltung nicht negativ beurteilen, ich will ja auch wieder hin! Nur sollte einem dies klar sein bevor man die Reise plant.
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Re: Ich war da: Bericht zur Isle of Man TT 2015

#13

Beitrag von mrk » 17.06.2015 15:16

Toller Bericht, danke! :)

Sicher ein sehr interessantes Event, aber für mich bleibt es nach wie vor unbegreiflich, wie lasch die Sicherheitsvorkehrungen dort auf der Insel auch heute noch sind. Wenn man bedenkt, dass immer noch vielerorts die Zuschauer nur hinter Strohballen oder sonstigen ungeschützten Bereichen stehen und sich außerhalb der Rennen jede Menge irre Speedfreaks auf der Insel rumtreiben, dann erinnert das eher an römische Gladiatorenspiele als an einen professionell organisierten Rennevent. Die Trennung zwischen Profis und sich für Profis haltenden Amateuren ist viel zu lasch. Vom Konzept her ist es noch sehr ursprünglich (abgesperrte öffentliche Straßen), aber für meinen Geschmack fordert das Spektakel einen viel zu hohen Blutzoll.

Was natürlich nicht die generelle Faszination und den Respekt vor den irren Kerlen auf ihren fliegenden Kisten schmälern soll. Wer da mitfährt ist hochgradigst adrenalinsüchtig und schließt sicherlich vor jedem Rennen mit seinem Leben ab.
Man kann ein Motorrad nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Motorrad braucht Liebe. In Anlehnung an Walter Röhrl

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Re: Ich war da: Bericht zur Isle of Man TT 2015

#14

Beitrag von Arminator650 » 18.06.2015 8:17

Wow vielen Dank für den wirklich seeehr ausführlichen Bericht. :) Toll ge- und beschrieben :toll:
Hat mir noch mehr Lust darauf gemacht, da selbst hinzufahren :D
Das Leben ist ein Spiel!

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Re: Ich war da: Bericht zur Isle of Man TT 2015

#15

Beitrag von jubelroemer » 18.06.2015 8:40

@mrk Da kann ich dir ausnahmsweise mal nicht zustimmen.

Wenn man bedenkt was während der zwei Wochen auf der IoM los ist, passiert vergleichsweise wenig. Dass irgendwelche Zuschauer während den/durch die Rennen zu Schaden gekommen wären habe ich auch noch nicht gehört. Der event ist top organisiert.
Während der TT gibt es auch Schnellrichter auf der TT und es ist besser mit denen nicht in Kontakt zu treten (zu müssen). Erstens sprengt das das veranschlagte Budget (was eh enorm hoch ist - vielleicht kann der Karabullo kurz schreiben was er für die 10 Tage Camping gebraucht hat) und im Extremfall fährt man nicht mehr mit dem Motorrad nach Hause. Es ist sehr vieles nicht verboten bzw. reglementiert, aber voll übertreiben sollte man es trotzdem nicht. Im Extremfall gibt es auch Haue :povoll: .
Für den deutschen Warnwesten- und ABS-Fahrer natürlich anarchistische Zustände.

Falls ich jemals noch einmal zur IoM fahren werde dann doch eher zum Manx GP (und vermutlich auch mit Motorrad im Transporter - mit dem Zweirad wird dann ausschließlich auf der IoM gefahren :wink: ).
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