Heute war es nun endlich soweit. Nachdem es ja im letzten Jahr leider nichts mit der Probefahrt geworden ist, stand nun endlich wieder eine neue beim Händler bereit. Eigentlich sollte die Probefahrt schon am Dienstag stattfinnden, musste aber wegen des schlechten Wetters ausfallen. Aber nun endlich konnte ich sie fahren, die
Ducati Streetfighter 848 
Eines vorweg, dieser Bericht zu meinem heutigen Fahrerlebnis mit der 848 kann subjektiver nicht ausfallen, da ich seit eh und je in alles verknallt bin, wo Ducati drauf steht, nur gefahren bin ich bislang
nie eine
Ich versuch mich dennoch zu beherrschen und mich so objektiv als möglich auszudrücken
Man mag über Ducati denken was man will, eines jedoch kann man diesen Bikes nicht absprechen, sie stehen seit eh und je für kompromisslose und emotionale Bikes mit hohen "Leiden"schaftsfaktor. Hier geht es nicht um Langlebigkeit, Tourentauglichkeit oder das letzte Quentchen Bequemlichkeit, etc., wie in manchen Test kritisiert. Ich vermute, dass ist Ducati mal so etwas von Wurscht, zumindest bei der 848 und wohl auch bei einigen anderen Bikes, wie etwa der kompromisslosen Panigale. Hier geht es um etwas anderes!
Ich war schon auf der Hinfahrt mit meiner Bella leicht aufgeregt und fuhr die ganze Zeit ziemlich verhalten, zögerlich, teilweise sogar etwas ängstlich. Zugegeben, ich hatte ein etwas mulmiges Gefühl, dieses Bike zu fahren. Keine Ahnung warum, aber irgendetwas flösste mir schon vor der Probefahrt Respekt ein. Nun denn, ich unterschrieb den Vertrag und hatte exat 30min Zeit. Mehr gab es nicht, ansonsten hätte ich bezahlen müssen, selbst tanken sollte ich noch das, was ich verfahren würde
schon eine seltsame Probefahrt,...und wohl ein seltsamer Händler. Ich fragte mich, ob das bei anderen Ducatihändlern auch so ist. Dennoch war die Dame mit dem Schlüsselchen sehr freundlich und meinte als wir rauskamen, so V2 kennste ja. Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen. Fahr sie halt erst warm, das hat sie ganz gerne und dann kannste losballern, die ist bereits eingefahren. Hmmmmm, ok,...ich mussterte vor dem aufsitzen noch das ganze Bike und mir viel als erstes der dicke Angststreifen (ca. 4cm) am Hinterrad auf. Das Ding hat noch nie Schräglage gesehen. Hmmmmm aber warum nur
Ich sollte erfahren, warum...Ok, Schlüssel rein, Zündung an, Knopfdruck,......grrrrrrrrrrrrrrrr
Kupplung gezogen, Gang rein, Kupplung langsam kommen lassen und,....
aus
abgewürgt
Toll
Nochmal gestartet, etwas mehr Gas und Kupplung noch langsamer kommen lassen, etwas mehr Gas,...meine Herren kommt die Kupplung früh oder kommt meine nur einfach viel zu spät
Aaaaaaaber sie rollte los. Ich wollte erstmal nur weg
Es folgte eine Serie von Fragezeichen und Erfahrungen, die ich so schnell gar nicht alle verarbeiten konnte. Hier war es nicht so, wie bei der
Probefahrt mit der CB1000R Kein Raufsetzen und Wohlfühlen, kein, ich kenn das Bike schon lange Effekt und kann sofort angasen, hier war einfach alles anders, ALLES! Als ich nach den ersten Metern die Füße auf die Rasten stellen wollte, fand ich diese nicht, denn sie sind einfach mal verdammt weit unten. Meine Knie nicht oben am Tank, sondern weit schräg nach unten. Von einem Kniewinkel kann man hier eigentlich garnicht sprechen, denn dieser ist schon penetrant langweilg bequem, in etwa so, wie wenn man nach langen Kilometern die Füße von den Rasten nehmen will, um die Beine mal lang zu machen und gemütlich baumeln zu lasssen. Muss man hier wahrscheinlich nicht. ABER, dafür ist die Haltung des Oberkörpers extrem und aggressiv. Der Superbikelenker ist aufgrund seiner Ergonomie ein verkappter Stummellenker. Die Enden nach unten gebogen, was mich ein wenig an früher erinnerte, als wir als Stifte unsere Fahrradlenker umdrehten, um so tiefer zu kommen
Das gibt ordentlich Ballast auf den Handgelenken und erzeugt gefühlsmäßig eine raceartige Haltung
Auch die Anordnung der Gabelbrücke trägt dazu bei, denn diese ist ebenfalls nach vorne gekippt. Superbikelenker mit Stummeleffekt! Das Heck ist hoch, womit der Oberkörper noch weiter Richtung Vorderrad kippt. Eine verdammt ungewohnte, aber nicht unbequeme Haltung. Alles in allem ergibt dieser Cocktail eine Sitzhaltung und Sitzposition auf dem Bike, bei der man die ganze Zeit, während dem Fahren, auf das halbe Vorderrad schauen kann. Dies habe ich bisher noch bei keinem Bike erlebt. Was für ein abartig aggressives Fahrgefühl, welches nicht gerade Sicherheit einflösst. Beim Beschleunigen hat man das Gefühl, auf einer Kanonenkugel zu sitzen. Das Bike verschwindet quasi unter einem und die Landstraße wird zum Tunnel mit Vorderrad
Irgendwie musste ich da immer wieder draufstarren
Die Duc war nun endlich warmgefahren, jedenfalls beschloss ich, dass sie nach 5 min ausreichend warm zu sein hat, ich hatte schließlich keine Zeit zu verschenken
Also dachte ich mir, gibts halt mal etwas Gas. 849ccm, 132 PS, 93NM bei 9500 U/min TESTASTRETTA
Verdammt, Verdammt, Verdammt, was ist das für ein Höllenmotor. Der holt nichtmal tief Luft und setzt zum Antritt an, sondern er tritt einfach an und zwar sofort. Mein Gott, wie der hochdreht, dann dieser Sound. Hier kann ich nur sagen, für mich der bisher beste Sound, den ich auf einem Moped gehört habe. Ich hab mich garnicht eingekriegt. Kurven waren mir erstmal schnurz und das Handling sowieso. Ich hab das Ding immer wieder abtouren lassen, runtergeschalten und wieder ab damit,....eieieiei. Irgendwann entdeckte ich auch den Tacho, da ich ja immer nur Straße und Vorderrad sah, musste ich schon den Kopf mal runter Richtung Tank neigen,....ahhhhh da isssa ja
Wie, was, 175km/h
gibbet doch nich, kann doch nicht sein. Also irgendwas stimmt doch mit meiner Bella nicht. Ich weiß noch, wie ich über den wenigen Windruck bei 150km/h, im Gegensatz zu meiner alten SV, geschwärmt habe, aber das hier, wie auch schon bei der CB1000R, ist kein Vergleich. Gut, egal dachte ich mir, scheiß doch auf den Tacho, fährst eh über die Norm
Ein Blick auf die Uhr, noch 20min Zeit. Gut, dann versuchen wir mal die Kurven und testen das Fahrwerk.
Ging nicht
was soll ich sagen, plötzlich wurde mir klar, warum der Angststreifen noch so breit war. Ich hatte einfach Schiss, das Teil abzulegen. Die Sitzhaltung war so dermaßen ungewohnt, dass ich einfach keine Traute hatte. Hmmm, aber das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Du kriegst den schon kleiner dachte ich mir. Also schoss ich mal eben schnell zur Dosenbahn rüber, die ja eh gleich nebenan lag, und suchte mir die Ab- und Auffahrten, da sollte doch was gehen. Schön breit, kein Dreck und alles einsichtig. Ok, erstmal rauf auf die Bahn und die Duc schreien lassen. Heiligs Blechle, also eine 848 ist wohl mal mehr als ausreichend. Ich befürchte, die ist noch nen ganzen Ticken zackiger als meine, jedenfalls gefühlt. Und wieder dachte ich, man man man dreht die hoch, als gäbe es garkeine rotierenden Massen. Man hat das Gefühl auf einen hochgezüchteten kleinvolumigen Rennmotor zu sitzen. Die Duc verlangt förmlich danach, getrieben zu werden. Ab ca. 6500 U/min macht die erst richtig Spaß. Darunter sagt sie zu dir, hau mal ab, ich will fahren und nicht stehen
Und dann wieder dieser Sound (an jeder Kreuzung und bei jedem Halt musste ich bis zum Weiterfahren immer das Gas aufdrehen,....mich guckten schon alle blöde an, als ich kurz ne kleine Stadt durchquerte,...immer wieder räng räng räng
), einfach göttlich. Nach ein paar kurzen und schnellen Autobahnkilometern kam dann endlich die Abfahrt mit anschließendem großen Kreisel. Den habe ich erstmal ein paar mal umrundet. Ich dachte mir, hoffentlich pellst du dich nicht ab. Und immer schön im Hinterkopf behalten, dass die Reifen an den Seiten noch jungfräulich sind. Also ging es Runde für Runde immer tiefer. Ich kam mir irre tief vor, war wohl aber nur Täuschung, keine Ahnung. Meine Zehenspitzen zogen sich automatisch immer weiter nach hinten. Man, die müssten doch langsam Bodenkontakt kriegen, so tief wie die baumeln. ABER nix, weit gefehlt. Ein kurzer Halt mit Blick aufs Hinterrad offenbarte mir, noch gut 2cm Streifen,....ne ne ne
na was solls, ich bin halt kein Renfahrer (bei meiner Bella gibt es keine Streifen mehr
) und ablegen wollte ich das gute Stück nun auch nicht und mich schon gar nicht. Auf jeden Fall sieht es schon etwas besser aus, als vorher,....Scheiß Ego
Oh, nur noch 5min Zeit, verdammt zu wenig, also schnell zurück zum Händler, bevor ich zahlen muss. Ach du dicket Ei, tanken muss ich ja auch noch,....rrrrrrrrgggghhhh
Gott sei Dank, im gleichen Moment wie gedacht, kam auch schon ne Tankstelle. Ich also schnell ran, Deckel auf und nen 5er fürs Gewissen reingekippt. Schnell wieder aufsitzen und Feuer, ab zum Händler. Nach 35min war ich dann wieder dort und stellte die Duc noch völlig aufgeregt wieder ab. Es folgte ein kurzer Smalltalk, da sie mich fragte, wie es war. Ich glaube, ich erzählte alles durcheinander
Die gute Frau meinte noch zu mir, als ich ihr erzählte, dass sich einfach alles so ungewohnt anfühlt, dass die meisten ihrer Kunden, die sich eine SF gekauft haben und schon vorher viele Jahre gut Motorrad gefahren sind, ca ein halbes Jahr brauchten, um sich darauf einzugewöhnen. Das glaube ich ihr aufs Wort.
Fazit: Eines ist mal klar. Die Ducati 848 Streetfighter will aktiv gefahren werden. Sie alles andere als ein Alltagsbike, sondern in meinen Augen ein kompromissloses Heizgerät für Landstraße und kurze Ausflüge auf der Renne. Kurz ein Spaßgerät für den, der schnell und heftig brauch
In den Bergen macht sie aufgrund ihrer Wendigkeit und ihres flotten Antritts bestimmt viel Spaß, vorausgesetzt, der Pilot beherrscht diese Maschine und traut sich bei guten Drehzahlen das Ding abzuwinkeln und ans Gas zu gehen. Unter 3000 U/min stirbt sie! In unseren Breitengraden kann man es getrost mit jedem anderen Bike an Beschleunigungsduellen aufnehmen. Da lacht sie nur drüber. Die Sitzhaltung ist die aggressivste, die ich von einem Seriennakedbike kenne. Die Handgelenke werden, wie bei Stummellenkern auch, nach einer gewissen Zeit ordentlich belastet. Das Design, in meinen Augen einzigartig. ABS und den ganzen anderen neumodischen elektronischen Schnickschnack braucht hier kein Mensch. Wer so ein Bike sein Eigen nennen und fahren will, sollte folgendes Wissen. Ihren Namen, trägt sie nur zu Recht. Da haben die Ingenieure von Ducati ganze Arbeit geleistet. Hier geht es nicht um Wirtschaftlichkeit oder Wartungsfreudlichkeit, auch die Frage der Unterhaltskosten oder der Tourentauglichkeit wird einfach nebensächlich. Bei der Ducati Streetfighter 848 geht es nur um eines
Emocione
Und die bekommt man satt!
Als ich wieder auf meine Bella stieg und den Nachhauseweg antrat, fühlte sich diese plötzlich fremdartig an. Eine Ergonomie, die schlimmer nicht sein konnte. Ich musste meine Knie wieder weit nach oben ziehen. Der Oberkörper wanderte ein gutes Stück nach hinten und die Haltung war alles andere als aggressiv. Sie glich eher verordneten Physiotherapie. Das ganze Moped wirkte schwer und plump. Der Motor zwar aggressiv und bissig, aber auch schwerfällig. Schnelle Kurven erforderten wieder etwas mehr Körpereinsatz. So wurde der Nachhauseweg wesentlich schneller absolviert, aber dennoch bleibt ein seltsames Gefühl zurück.
Bleibt noch eine Frage zu klären. Würde ich mir dieses Bike kaufen wollen und dafür meine Bella hergeben?
the answer my friend is blowing in the wind
Die hat so ein liebes Gesicht 
