Theoretische Tipps für eine schnelle Rundenzeit / Ideallinie


Renn- und/oder Sicherheitstraining - oder wie verbessere ich mein Fahrkönnen.
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Alex


Theoretische Tipps für eine schnelle Rundenzeit / Ideallinie

#1

Beitrag von Alex » 27.01.2005 15:03

Mich würden mal eure (theoretischen) Tipps für eine schnelle Rundenzeit und Tipps zur Findung der richtigen Ideallinie interessieren.

Ich will das ganze (jetzt nicht lachen) mal übertragen auf Rennsimulationen am PC - bevor ich mich und meine 4 Zylinder im Sommer tatsächlich vielleicht einmal auf einen Rundkurs schleppe.

Erst kürzlich habe ich das Buch "Die obere Hälfte..." von Spiegel gelesen, das hier ja wohl die meisten kennen. Allerdings war das Thema zur Ideallinienfindung etwas dünn geraten, aber der Sinn des Buches ist ja auch nicht, den Leser zum optimalen Rennfahrer zu machen. Das wesentliche was ich mitgenommen habe war:

- Spät einlenken (Warum eigentlich?) Erste Fahrversuche in DTM-Race-Driver II haben mir aufgezeigt, dass der Grad zwischen spät und ZU SPÄT sehr dünn ist.

- Langsame Kurven zugunsten schnellerer Kurven noch langsamer machen (bei raschen Kurvenfolgen)

- es gibt unterschiedliche Ideallinien:
x die für langsame Fahrzeuge, die kürzeste (zu vernachlässigen,
langsam ist langweilige :twisted: )
x die Ideallinie im eigentlichen Sinne
x die Ideallinienabwandlung "Kampflinie". Hier habe ich nicht
verstanden, warum die schneller sein soll, denn sie müsste ja
eigentlich in langsameren Kurvengeschwindigkeiten resultieren, oder?

Wenn ihr jetzt noch weitere Tipps habt - und das habt ihr sicher - dann her damit bitte :!:

Bestehen eigentlich Unterschiede zwischen der Ideallinie zwischen Autos und Motorrädern :?:

SanDee


#2

Beitrag von SanDee » 27.01.2005 16:22

Alex hat geschrieben: - Spät einlenken (Warum eigentlich?) Erste Fahrversuche in DTM-Race-Driver II haben mir aufgezeigt, dass der Grad zwischen spät und ZU SPÄT sehr dünn ist.
Vor allem Spät UND schnell (gerade schnell erfordert viel Mut und Routine)

Schnell: Wenn Du hohe Schräglagen fährst, aber Dich sehr langsam an diese herantastest, fährst Du ja einen Großteil der Kurve nur mit halber Schräglage. Besser also, sofort auf volle Schräglage, dann brauchst Du auch nicht ganz so viel davon.

Spät: Keith Code hat mal geschrieben: "Frühes Gas geben schafft keine zusätzlichen Probleme, es löst sie" oder anders gesagt, es gibt nur 2 Zustände, bremsen oder Gas geben. Das heißt also, wenn Du nach dem Bremsen und Einlenken Gas gibst, wird durch zunehmende Geschwindigkeit auch Dein Kurvenradius größer. Genau das kannst Du aber nur erreichen, wenn Du den Scheitelpunkt der Kurve so weit wie möglich nach hinten verlegst, sonnst trägt aus Dich aus der Kurve.

Alex hat geschrieben: - Langsame Kurven zugunsten schnellerer Kurven noch langsamer machen (bei raschen Kurvenfolgen)
Geschwindigkeit ist ja auch Meter pro Sekunde. In langsamen Kurven schaffst Du also bei höherer Geschwindigkeit z.B. 2m Vorsprung, Schaffst Du es aber die schnellere Kurve noch schneller zu nehmen, kannst Du spielend 10m rausfahren.

Alex hat geschrieben: x die Ideallinienabwandlung "Kampflinie". Hier habe ich nicht
verstanden, warum die schneller sein soll, denn sie müsste ja
eigentlich in langsameren Kurvengeschwindigkeiten resultieren, oder?
Die Kampflinie IST langsamer, aber es kommt eben keiner vorbei ;-) Oder anders herum, Du kannst jemandem in seine Linie fahren. Auch wenn er dann vom Gas gehen muß, weil Du langsamer bist, Du bist vorbei...

Michael


#3

Beitrag von Michael » 27.01.2005 17:02

Stimme SanDee zu und formuliere es mal mit etwas anderen Worten:

Bei Keith Code ist frühes Einlenken eine der Panikreaktionen (Survival Reactions): Man will es instinktiv machen aber es schadet beim Motorradfahren meistens. Denn man macht dadurch aus einer normalen Kurve eine Kurve mit sich verringerndem Radius (Hundekurve).

Spät UND DANN SCHNELL einlenken verkürzt die Zeit (und die Strecke), die man mit hoher Schräglage fährt. Wenn man spät und schnell einlenkt, kann man früher wieder beschleunigen. Man fährt dann weniger einen Bogen, sondern fast eine Ecke.

*****
*
*

Im Endeffekt macht man damit aus einer normalen Kurve eine Kurve mit sich vergrößerndem Radius. Das ist keine reine Rennstreckentechnik. Man kann das auch auf der Straße anwenden. Auf der Straße gehört das zur Sicherheitslinie: Es verringert die Gefahr, dass man am Kurvenende rausfliegt. Besonders bei engen 90° Kurven merkt man den Effekt. Im Spiel Superbikes funktioniert das auch.

SanDee hat geschrieben:Keith Code hat mal geschrieben: "Frühes Gas geben schafft keine zusätzlichen Probleme, es löst sie"
Man sollte noch dazu sagen, dass man das Gas früh UND GANZ SANFT aufdreht. Sofort nach dem Bremsen Gas anlegen (also das Spiel aus dem Gaszug wegdrehen) und dann möglichst sofort entsprechend Gasregel 1 LANGSAM weiter aufdrehen.


All das hat Doug Chandler (z. B. US-Superbikemeister) sehr schön zusammengefasst:
Turn to burn! ;( Feuer
= Fürs Gasgeben lenken (gilt für PS-stärkere Motorräder natürlich noch mehr als für die SV).

Ein Hauptziel von der ganzen Sache ist Kurvenausgangsgeschwindigkeit. Die ist sehr wichtig für schnelle Rundenzeiten. Bei Prof. Spiegel ist sie ja auch einer der Vorsätze.

Alex


#4

Beitrag von Alex » 27.01.2005 18:35

Ein Hauptziel von der ganzen Sache ist Kurvenausgangsgeschwindigkeit. Die ist sehr wichtig für schnelle Rundenzeiten. Bei Prof. Spiegel ist sie ja auch einer der Vorsätze.
Kann ich also grundsätzlich sagen: Lieber langsamer in die Kurve rein - und dafür volle Kanne raus, oder wie?

Alex freut sich schon drauf seinen LAN-Kollegen in Superbike 2001 herzubrennen...

Zum spät einlenken: Ich hab da immer Probleme - wenn ich es bei einem Rennspiel jetzt wirklich bewußt drauf anlege (was man ja so eigentlich nicht machen sollte) - den Grad zwischen spät und zu spät zu treffen....
Vielleicht hab ich es bisher ja auch immer (unbewußt) richtig gemacht.

Lacht jetzt bitte nicht über mich, nur weil ich versuche die Ideallinientipps an Rennsimulationen nachzuvollziehen - aber auf einer richtigen Rennstrecke war ich bisher mit meinem Motorrad halt noch nicht. Und gefahrloser üben ist am PC allemal... :)

jensel
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#5

Beitrag von jensel » 27.01.2005 18:44

Spät einlenken hat auch auf der Landstraße Vorteile:
Du kannst die Kurve weiter einsehen, bevor Du sie tatsächlich fährst.

Aber in echt ist das leichter als am PC.
Ich bin bei superbike auch immer entweder langsam oder im Kiesbett gewesen. Also hab ich´s aufgegeben :)

Alex


#6

Beitrag von Alex » 27.01.2005 18:51

Spät einlenken hat auch auf der Landstraße Vorteile:
Du kannst die Kurve weiter einsehen, bevor Du sie tatsächlich fährst.
Bevor Mißverständnisse auftreten: Auf der Landstraße lenke ich spät ein und habe - so wurde es mir jedenfalls schon von hinterherfahrenden Bikern bestätigt - eine saubere Linie. Allerdings bleibe ich (meist) im Rahmen des auf der Landstraße zulässigen, was die Ausnutzung der Fahrbahn angeht und lasse zudem (ebenfalls meist) eine gehörige Portion Reserve, was Schräglage, Bremsverzögerung und Beschleunigung angeht.

In diesem Thema geht es mir aber um das Maximum ;( Feuer , um reine Rennstreckentipps... :) cross

Chef


#7

Beitrag von Chef » 27.01.2005 19:21

Ich denke daß der Grund, warum es in Rennsimulationen nicht klappt, darin liegt, daß man ja sofort volle Pulle einlenkt und sofort die höchstmögliche Schräglage erreicht. In "echt" erfordert es eben etwas Mut ( wenn man es nicht gewohnt ist ) die volle Lenkleistung auf einen Schlag zu erbringen. So hat es ja auch Sandee geschrieben.
... oder lenkt ihr beim Auto immer und sofort bis an den Anschlag ? :wink:

Michael


#8

Beitrag von Michael » 27.01.2005 20:00

Alex hat geschrieben:
Ein Hauptziel von der ganzen Sache ist Kurvenausgangsgeschwindigkeit. Die ist sehr wichtig für schnelle Rundenzeiten. Bei Prof. Spiegel ist sie ja auch einer der Vorsätze.
Kann ich also grundsätzlich sagen: Lieber langsamer in die Kurve rein - und dafür volle Kanne raus, oder wie?
Ja. Langsam rein, schnell raus. Alter Rennfahrergrundsatz.
Hauptsache schnell raus. Besonders vor einer langen Geraden ist die Kurvenausgangsgeschwindigkeit sehr wichtig für die Rundenzeit.

Zu "volle Kanne": Wie gesagt das Gas zwar so früh wie möglich aber SANFT aufdrehen. Sonst droht ein Highsider.

Chef hat geschrieben:Ich denke daß der Grund, warum es in Rennsimulationen nicht klappt, darin liegt, daß man ja sofort volle Pulle einlenkt und sofort die höchstmögliche Schräglage erreicht. In "echt" erfordert es eben etwas Mut ( wenn man es nicht gewohnt ist ) die volle Lenkleistung auf einen Schlag zu erbringen.
Also Formulierungen zum Motorradfahren, dass man für irgendetwas Mut braucht, gefallen mir nicht so. Fahrtechnik, Erfahrung, Vertrautsein mit dem Motorrad und Sensibilität sind viel wichtiger.

Wenn ich Rennstrecke fahre, brauche ich eigentlich 0 Mut. Ich konzentriere mich darauf, alles genau zu machen und möchte Spaß haben. An was anderes denke ich eigentlich nicht.

Es geht darum, das Motorrad richtig zu kontrollieren. Nicht Kamikaze-Fahren. Es ist wichtig locker zu sein. Sobald man sich irgendwie Unwohl fühlt, macht man was sehr falsch. Dann sollte man erstmal langsamer werden. Schnelligkeit kommt von alleine, wenn man es richtig macht.
Zuletzt geändert von Michael am 27.01.2005 23:10, insgesamt 1-mal geändert.

Michael


#9

Beitrag von Michael » 27.01.2005 22:38

jensel hat geschrieben:Spät einlenken hat auch auf der Landstraße Vorteile:
Du kannst die Kurve weiter einsehen, bevor Du sie tatsächlich fährst.
Volle Zustimmung
jensel hat geschrieben:Aber in echt ist das leichter als am PC.
Ich bin bei superbike auch immer entweder langsam oder im Kiesbett gewesen. Also hab ich´s aufgegeben :)
Hast Du denn
(1) den Streckenverlauf gelernt?
(2) Dir gemerkt, welcher Gang zu welcher Kurve gehört?
(3) feste Bremspunkte verwendet?

Das ist beim Superbikes-Spiel wichtig und in echt auf der Rennstrecke noch mehr. Viele Kurven auf der Rennstrecke sind extra so gebaut, dass sie schwer zu fahren sind (wäre ja sonst schnell langweilig). Im Gegensatz zu den meisten Kurven auf der Straße. Ohne (1) bis (3) ist es sehr schwer auf der Rennstrecke.

jensel
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#10

Beitrag von jensel » 28.01.2005 2:07

1 ja
2 nein, keine Lust. Ich will spielen und nicht denken
3 mehr oder weniger, Grund siehe 2

Wie gesagt, ich habs sein gelassen. Ist immer nur´n Computerspiel, das vermittelt nicht mal ansatzweise so viel Spaß wie echt.

Ich kann das nur im Arcademodus fahren, und da isses noch langweiliger.

SanDee


#11

Beitrag von SanDee » 28.01.2005 8:09

@ SV Michel: Ok, "Mut" war vielleicht nicht gut gewählt, aber Überwindung kostet es am Anfang allemal.

Aber andererseits, wenn man auf der Renstrecke nicht so viel Adrenalin im Körper hätte, würde es wahrscheinlich nicht soviel Spaß machen :twisted:

Mit diesem Superbike-Spiel geht es mir genau so wie dem Jensel. Ich hatte es mir auch mal angeschafft, aber mehr also schöne Stürze bekomme ich damit nicht hin. Für mich hat motorradfahren sehr viel mit Empfindung und Gefühl zu tun, und das fehlt mir da total. Das einzige was schön war, nachdem ich das erste Mal in Oschersleben war, konnte ich meinem Freund anhand des Spiels sehr gut die Strecke erklären :wink:

Michael


#12

Beitrag von Michael » 28.01.2005 15:01

SanDee hat geschrieben:@ SV Michel: Ok, "Mut" war vielleicht nicht gut gewählt, aber Überwindung kostet es am Anfang allemal.

Aber andererseits, wenn man auf der Renstrecke nicht so viel Adrenalin im Körper hätte, würde es wahrscheinlich nicht soviel Spaß machen :twisted:
Wahrscheinlich. Wenn ich fahre, habe ich auch ohne Ende davon und Endorphine oder wie die Viecher heißen im Blut. Vielleicht brauche ich beim nächsten Mal auf der Rennstrecke auch Mut. Seit dem Sturz bin ich noch nicht wieder auf der Rennstrecke gefahren (weil Geld alle).

Generell habe ich natürlich nix gegen Mut. Aber ich erinnere mich noch daran, wie ich als Anfänger auf der Rennstrecke erstmal so ziemlich alles falsch gemacht hatte. Dazu gehörte auch so zu fahren, dass andauernd Panikreaktionen ausgelöst wurden und Mut nötig war. Seitdem ich ein paar Rennstreckentechniken gelernt habe, bin ich viel schneller, sicherer und mit mehr Spaß unterwegs. Und es ist viel weniger Mut trotz viel höherer Geschwindigkeit nötig. Deswegen habe ich geschrieben, dass die anderen Sachen (sozusagen "Köpfchen") auf der Strecke mehr bringen als Mut. Mir jedenfalls.

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