Häufige Fehler auf der Rennstrecke


Renn- und/oder Sicherheitstraining - oder wie verbessere ich mein Fahrkönnen.
Antworten
Michael


Häufige Fehler auf der Rennstrecke

#1

Beitrag von Michael » 29.10.2002 22:56

Da ja wohl nächstes Jahr einige Neulinge einsteigen werden (2003 mit der SV auf die Rennstrecke), möchte ich denen ein paar mögliche Fehler ersparen, die oft auf einer Rennstrecke passieren.
  1. Linienwahl: Eine berechenbare Linie fahren! Sonst kann es passieren, dass ein nachfolgender schnellerer Fahrer in Dich reinrast. Nicht unerwartet und plötzlich die Richtung ändern!:!:
  2. Bremsen: Die Bremsen sind das wichtigste am Motorrad besonders auf der Rennstrecke. Sie müssen in technisch 100% einwandfreiem Zustand sein. Mein schlimmstes Erlebnis auf einer Rennstrecke: An einem Motorrad löste sich vorne ein Bremssattel. Der Fahrer raste ungebremst in einen Reifenstapel und starb an den Verletzungen. Ich habe gehört, dass er kurz vorher noch an den Bremsen schraubte und dabei durch einen Anruf gestört wurde.:!:
  3. Erste Runde: Gleich im ersten freien Turn passiert bei vielen Trainings ein Unfall (oder mehrere). Das muss nicht sein! Langsam anfangen! Im letzten Turn passieren auch überdurchschnittlich viele Unfälle. :oops:
  4. Reifen: Bei niedrigem Tempo und geringer Schräglage sind Straßenreifen wie z. B. Pilot Sport noch okay. Bei den Rennstrecken-Trainings, die ich kenne, gilt das für das mittlere Tempo in der Einsteigergruppe. Aber je schneller und schräger man durch Kurven fährt, desto ungeeigneter werden sie. Rennstreckenreifen bieten mehr Grip, bringen aber ein paar andere Probleme (z. B. müssen sie länger warmgefahren werden). Ich rate davon ab, ohne spezielle Rennstreckenreifen so schnell und schräg um Kurven zu fahren, dass das Knie über den Boden schleift. Das ging bei mir einige Male gut aber vor kurzem leider nicht mehr. Der Pilot Sport ist in Oschersleben weggeschmiert (In der Rechtskurve vor Start und Ziel. Da ist eine leichte Bodenwelle. Sie trug vielleicht auch dazu bei.) :oops:
  5. Kiesbett: Wenn man im Kiesbett mit dem Vorderrad bremst, stürzt man höchstwahrscheinlich. Die Hinterradbremse ist hier unproblematischer, allerdings verzögert sie ja generell viel schwächer. :oops:
Die mit :!: gekennzeichneten Punkte sind besonders wichtig! Dabei kann es um Leben und Tod gehen. Die mit :oops: gekennzeichneten Punkte habe ich selber schonmal falsch gemacht und bin deswegen gestürzt.

Zur Reaktion bei versagender Bremse: Der Veranstalter gab nach dem Unfall folgenden Tipp: Wenn die Bremse bei hoher Kurvengeschwindigkeit vor einer Kurve versagt, soll man trotzdem versuchen, so gut es geht einzulenken. Denn dadurch wird zumindest das zur Verfügung stehende Kiesbett länger. Rast man stattdessen geradeaus weiter, so trifft man bei vielen Kurven früher auf ein festes Hinderniss. Ein Instruktor ergänzte, man solle sich fest vornehmen abzuspringen, anstatt mit dem Motorrad ungebremst in ein Hinderniss zu rasen. Der Veranstalter sagte nicht, ob man das Motorrad vor dem Kiesbett wieder aufrichten soll. Ich weiß es leider auch noch nicht. Weiß das jemand :?:

Ich will hier keine Panik verbreiten! Seht aber zu, dass Ihr als Einsteiger einen guten Instruktor findet und fahrt nicht gleich am Limit! Rennstrecke ist leider nicht einfach nur Spaß. Man muss sich über die Gefahren bewusst sein und sollte wissen, wie man sie vermeidet.

Allgemeine Tipps zur sicheren Fahrweise stehen ja schon hier.
Zuletzt geändert von Michael am 30.10.2002 1:39, insgesamt 16-mal geändert.

Blaumann


#2

Beitrag von Blaumann » 29.10.2002 23:53

Hi Michel,

Punkt 1 kann ich bestätigen.
Wir waren zusammen auf dem Salzburgring unterwegs und ein so'n Schnarchsack hat dann gemeint von rechts nach Links einfach so rüber zu ziehen. Ich bin noch gut Links vorbeigekommen mein Spezl nicht mehr. Der ist dann mit ca. 220 Km/h auf den anderen ungebremst ( ging alles viel zu schnell ) draufgeschossen. 2 Moppeds totalschaden, der querfahrer leicht verletzt und der Spezl für das Tempo auch nur leicht verletzt (Handgelenk gebrochen und 'n Bänderiss am Fuss).
Der Witz:
Der Querfahrer hat meinen Kumpel wegen zu schnellen fahrens verklagt. Am Montag ist Verhandlung im Ösireich bin auch als Zeuge dabei. Da bin ich echt gespannt.
Punkt 4 kann ich nicht bestätigen!
Bin auch den Pilot Sport gefahren(auf der 750er Gixxer). Der hat geklebt wie Sau und die Knubbelbildung war auch im optimalen Bereich.

Michael


#3

Beitrag von Michael » 30.10.2002 0:37

Blaumann hat geschrieben:Der ist dann mit ca. 220 Km/h auf den anderen ungebremst ( ging alles viel zu schnell ) draufgeschossen. 2 Moppeds totalschaden, der querfahrer leicht verletzt und der Spezl für das Tempo auch nur leicht verletzt (Handgelenk gebrochen und 'n Bänderiss am Fuss).
Bei 220 so wenig passiert? Uii, die hatten aber gute Schutzengel dabei! Naja, aber solange man nirgends einschlägt, gehen viele Unfälle auf der Rennstrecke glimpflich aus.
Blaumann hat geschrieben:Punkt 4 kann ich nicht bestätigen!
Bin auch den Pilot Sport gefahren(auf der 750er Gixxer). Der hat geklebt wie Sau und die Knubbelbildung war auch im optimalen Bereich.
Hmm, ich weiß nicht, wie schnell Du gefahren bist. Ich schrieb ja sinngemäß, dass der Pilot Sport bei mittlerem Tempo in der Einsteigergruppe okay ist (damit meine ich, wenn man in der Einsteigergruppe zu den Mittelschnellen gehört). Vielleicht ist er da sogar ziemlich optimal, weil er auch kalt und bei Nässe einigermaßen Grip hat im Gegensatz zum reinrassigen Rennstreckenreifen.

Aber in der mittleren Gruppe haben die meisten, die ich kennenlernte, spezielle Rennstreckenreifen an ihren Motorrädern (z. B. den Metzeler Rennsport). Ich gehörte letztes Mal in Oschersleben in vielen Kurven zu den Schnellen in der mittleren Gruppe. Ich habe in meiner "Sturz-Kurve" keinen Fahrfehler gemacht, sondern bin da schön locker mit bisschen Gas um die Kurve gefahren (aber halt mit ordentlich Schräglage). Trotzdem ist der Pilot Sport weggeschmiert. Ich weiß nur nicht, ob ich da vielleicht die Bodenwelle erwischt habe. Jedenfalls hat meine R6 jetzt Metzeler Rennsport montiert. Dazu haben mir auch mehrere Leute geraten, die sehr viel Rennstreckenerfahrung haben (darunter ein Veranstalter von Renntrainings).

Naja, ganz glücklich bin ich trotzdem nicht über meine Formulierung bei Punkt 4.

Vielleicht ist der neue Pilot Race ein guter Kompromiss (den gibt es auch mit Straßenzulassung):
  • mic21 hatte den letztes Mal in Oschersleben an seiner SV und war sehr zufrieden damit.
  • Mit dem Vorgänger-Modell fuhren mein früherer Fahrlehrer und mein früherer Reifenhändler schnell auf Rennstrecken
  • Ein Verkäufer bei meinem Yamaha-Händler empfiehlt den auch für die Rennstrecke. (Ich weiß aber nicht, wieviel Ahnung der hat.)
Mir fiel gerade noch was anderes ein: Man kann nur lernen, während man nicht an seinem persönlichen Limit fährt. Auch deswegen zumindest am Anfang nicht gleich so rasen. Das steht ausführlich in einem der Bücher von Keith Code erklärt.

Rusty


.4

#4

Beitrag von Rusty » 30.10.2002 9:59

Mein Senf zu Punkt 4:

haben die Jungs von MOTORRAD & Co. nicht das gesamte Masterbike auf Strassensportreifen (Metzeler Sportec M-1) absolviert, und sich nur lobend über diesen Gummi ausgelassen?
Cristobal, Lindholm und ähnliche Kaliber waren da imho unterwegs, und ich glaub kaum dass die "mittelschnell" unterwegs waren....
:wink:

Blaumann


#5

Beitrag von Blaumann » 30.10.2002 11:49

Hi Michl,

Ich war wie du sagst in der mittleren Gruppe unterwegs aber ganz vorn mit den R1ern und den Duc's. Also bestimmt nicht langsam.
Letztenendes liegt ja nicht alles nur am Reifen, der Asphalt ist ja auch noch wichtig.
Auf jeden Fall is nächstes Jahr bei mir wieder ein Pilot Sport drauf und die Metzler origi.-Bereifung fliegt gen Müll.

So , denn mal frohes Schaffen(Pause ist vorbei).

Archimedes


#6

Beitrag von Archimedes » 30.10.2002 12:47

Ich war mal mit nem Spezel auf der Rennstrecke. Sein Fehler:
Reifen Pilot Race 2 !!! Die Strecke hatte schon soviel Grip, dass
der (neue) Reifen schon nach 120KM ziemlich übel aussah.
Für meinen Touringreifen BT020 schien das ganze recht gut zu sein.
(BT010 sicherlich etwas besser *g*)

Also: Reifen und Rennstrecke (Wetter, Temperatur) sollten
gut passen !!!

Archimedes

max_hh


#7

Beitrag von max_hh » 04.11.2002 1:06

Blaumann,
Blaumann hat geschrieben:Der Witz:
Der Querfahrer hat meinen Kumpel wegen zu schnellen fahrens verklagt. Am Montag ist Verhandlung im Ösireich bin auch als Zeuge dabei. Da bin ich echt gespannt.
Wie ist es denn ausgegangen? Hoffe mal, Dein Kumpel ist glimpflich rausgekommen... :-|

Benutzeravatar
svsyellow
SV-Rider
Beiträge: 312
Registriert: 30.04.2002 11:56
Wohnort: nähe Hamburg
Kontaktdaten:

SVrider:

#8

Beitrag von svsyellow » 07.11.2002 12:47

Moin,

Kiesbett: vor dem Kies besser Aufrichten, Bremse los!
Nach Bremsversagen: Weg von dem Teil, wenns viel zu schnell ist!

Generell noch: Blickführung: Immer da hin schauen, wo man hin will, auch wenn man meint, es klappt nicht mehr. Meistens klappt es dann doch noch! Wenn nicht, steigt man aus großer Schräglage ab, und das tut nicht so weh...

Also knitterfreien Rundflug,

Uwe
... und läuft und läuft und läuft ...

SV650S


#9

Beitrag von SV650S » 01.12.2002 16:33

Ich war auch in Oschersleben, mit BT 020 auf der SV und BT 010 auf ner CBR 600, hat bei beiden fürs Knieschleifen und viel überholen gereicht, wobei ich mich auf der sv besser gefühlt habe!!!
Ich habe allerdings auch nur 34PS :oops: 8O

takeoff


#10

Beitrag von takeoff » 02.01.2003 13:03

Da geb ich doch auch mal meinen Senf dazu:

Dass der Reifen weggerutscht ist, liegt in den allermeisten Fällen sicher nicht am ABE-Strassenreifen.
Im Gegenteil bringt ein Slick nur Nachteile für Leute, die nicht wie die Profis ständig auf der "letzten Rille" unterwegs sind.
Slick müssen generell viel länger warmgefahren werden (oder noch besser beheitzt werden müssen).
Wer das z.B. nur mit moderaten Schräglagen macht (weil sie j aan der Flanke noch kaum Grip bieten), wird dann feststellen, dass sie zwar in der Mitte warm sind, aber nicht an den Flanken, sprich dort die Haftung immer noch gering ist.

Dein Reifenrutscher kann viel Ursachen haben, z.B. wie zu vor geschrieben, dass die Flanke noch nicht warmgefahren war, oder Du bist ausserhalb der Ideallinie gefahren, wo sehr viel Abrieb/ Dreck rumlag, oder zu früh zu viel Gas gegeben ...
Meine Instruktoren haben immer betont, dass ein Strassenreifen viel schneller Grip aufbaut und in aller Regel für uns Möchtegernrennfahrer genügend Haftreserven bietet.

Versagende Bremse:
Das ist sicher eine Horrorvorstellung, aber deswegen gilt, wenn man sich nicht auskennt Finger weg.

"Absteigen während der Fahrt":
Dazu empfehle ich das Buch: "Die obere Hälfte des Motorrads" von Spiegel. Hochinteressant.
Generell gilt: Das "Ablegen" des Motorrads auf die Seite, sei es durch wegrutschendes Rad oder gezieltes Überbremsen hinten ist weit weniger gefährlich als über das Töf hinweg zu fliegen (durch Kollision oder Highsider).
Einmal ist das Motorrad meist schneller als der Fahrer auf der Strasse, also ist es besser hinterherzu rutschen als das Töf ins Genick zu bekommen. Dann ist die Flughöhe nicht so hoch und letztlich kollidiert man lieber nicht mit einem Hindernis, sondern überlässt das im Zweifelsfall der Maschiene. Wie es richtig geht ist in o.g. Buch ausführlich erläutert.

takeoff


#11

Beitrag von takeoff » 02.01.2003 13:07

hab noch vergessen:
Gerade bei Bodenwellen in Kurven kann auch das Fahrwerk Hauptursache für einen "Ablug" gewesen sein. Ein schlecht eingestelltes oder generell schlechtes Federbein/ Fahrwerk kann den Reifen nicht am Boden halten und ein, übertrieben ausgedrückt, "hüpfender" Reifen kann halt nunmal weniger Grip übertragen als ein auf der Strasse anliegender...

Ich investier momentan mein Geld ins Fahrwerk und nicht in Slicks.

Antworten