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The Pace
Verfasst: 17.03.2004 22:09
von Michael
IMHO ein sehr schöner (englischer) Text.
The Pace
Der Autor hat übrigens mehrmals die US-Superbike-Meisterschaft gewonnen.*
Es gibt auch eine etwas andere Version davon mit SV.
* Korrektur 25.10.2004: Nick Ienatsch gewann zweimal die AMA SuperTeams Championship und war 1995 zweiter in der 250er-Klasse (AMA 250GP).
Verfasst: 17.03.2004 22:39
von SVJoker
Hast Du vielleicht irgendwo eine Übersetzung ins Deutsche ?
Das alles mit meinem eingerosteten Englisch zu lesen, ist mir zu anstrengend.

Verfasst: 17.03.2004 22:45
von Michael
Hab' leider keine Übersetzung davon. Im englischen Sprachraum ist das wohl schon sowas wie ein Klassiker.
Für die Eiligen hier die Kurzform. Aber es ist ein Genuss für mich gewesen, die beiden Original-Artikel zu lesen. Kann ich nur weiterempfehlen.
Nick Ienatsch hat geschrieben:
THE PACE PRINCIPLES
Set cornering speed early. Blow the entrance and you'll never recover.
Look down the road. Maintaining a high visual horizon will reduce perceived speed and help you avoid panic situations.
Steer the bike quickly. There's a reason Wayne Rainey works out - turning a fast-moving motorcycle takes muscle.
Use your brakes smoothly but firmly. Get on and then off the brakes; don't drag 'em.
Get the throttle on early. Starting the drive settles the chassis, especially through a bumpy corner.
Never cross the centerline except to pass. Crossing the centerline in a corner is an instant ticket and an admittance that you can't really steer your bike. In racing terms, your lane is your course; staying right of the line adds a significant challenge to most roads and is mandatory for sport riding's future.
Don't crowd the centerline. Always expect an oncoming car with two wheels in your lane.
Don't hang off in corners or tuck in on the straights. Sitting sedately on the bike looks safer and reduces unwanted attention. It also provides a built-in safety margin.
When leading, ride for the group. Good verbal communication is augmented with hand signals and turn signals; change direction and speed smoothly.
When following, ride with the group. If you can't follow a leader, don't expect anyone to follow you when you're setting the pace.
Kann ja vielleicht jemand anderer übersetzen. Ich muss jetzt erstmal offline gehen.
Verfasst: 18.03.2004 10:07
von VauZwei
@Michel
Verstehe zwar nicht alles, aber das sollte doch nicht neues für dich sein, oder?
Verfasst: 18.03.2004 13:02
von Orang
Hatte gerade nichts zu tun und hab deshalb mal die Kurzform übersetzt:
-Erreiche deine Kurvengeschwindigkeit frühzeitig. Versau den Kurveneingang und du kommst nie mehr heraus.
-Beobachte die Strasse. Ein weiter Sichtbereich verringert die wahrgenommene Geschwindigkeit und hilft dir, panische Situationen zu vermeiden.
-Lenke die Maschine schnell. Es gibt einen Grund für Wayne Rainey zu trainieren - ein sich schnell bewegendes Motorrad zu steuern erfordert Kraft.
-Bremse weich, aber bestimmt. Geh in die Bremse und wieder heraus. Lass sie nicht schleifen.
-Geh früh ans Gas. Beschleunigen stabilisiert das Fahrwerk, besonders aus einer holprigen Kurve heraus.
-Überquere die Mittellinie nur zum Überholen. Die Mittellinie in einer Kurve zu überfahren ist wie ein Strafzettel und das Geständniss ein Motorrad nicht wirklich fahren zu können. Als Rennfahrer: Deine Fahrspur ist deine Strecke. Sich von der Linie fernzuhalten ist auf den meisten Strecken eine zusätzliche Herausforderung und für die Zukunft sportlichen Motorradfahrens zwingend notwendig.
-Halte dich nicht an der Mittellinie auf. Erwarte immer ein entgegenkommendes Auto halb in deiner Spur.
-Fahre Kurven nicht im Hangoff und Geraden nicht auf den Tank gekauert. Ruhig auf der Maschine zu sitzen sieht sicherer aus und verringert unerwünschte Aufmerksamkeit. Weiter gibt es einem eine gewisse Sicherheitsreserve.
-Wenn du führst, fahre für die Gruppe. Vorherige Absprachen werden durch Hand- und Blinkersignale verfeinert. Ändere Richtung und Geschwindigkeit weich und fliessend.
-Wenn du hinterherfährst, fahr mit der Gruppe. Wenn du keinem Führer folgen kannst erwarte auch nicht, dass dir jemand folgt wenn du führst und das Tempo vorlegst.
Verfasst: 18.03.2004 13:25
von heikchen007
@ orang
Danke für Übersetzung.
Die Hinweise sind ja soweit ok. Aber dem letzten Stichpunkt kann ich definitiv so nicht zustimmen.
Bin nicht der Meinung, daß ich bei Gruppenfahrten um jeden Preis das Tempo mitfahren muß. Wenn mir persönlich die Geschwindigkeit zu hoch ist, werde ich den Teufel tun und mitheizen. Muß mich und
mein eigenes Fahrkönnen selbst einschätzen und dementsprechend fahren.
Muß im schlimmsten Fall die Gruppe irgendwo auf mich warten...

Verfasst: 18.03.2004 14:19
von Orang
Bei dem Punkt geht es keineswegs darum auf Teufel komm raus an der Gruppe dranzubleiben, sondern sich unter- und einzuordnen. Wenn einem das Tempo zu niedrig ist, dann muss man mal die Zähne zusammenbeissen und sich zurücknehmen. Da man dem Typen ganz vorne ja vertraut wird das niedrige Tempo seinen Grund haben. Falls die Gruppe zu schnell unterwegs ist, gibts die ebenfalls erwähnten Hand- und Blinkersignale um das den anderen mitzuteilen. Idealerweise lässt man sowieso niemanden zurückfallen, drosselt die Geschwindigkeit und bespricht beim nächsten Stop was man anders machen kann.
Verfasst: 18.03.2004 15:16
von heikchen007
@ orang
Wenn man das ganze so interpretiert, macht es natürlich wieder Sinn.
Hatte sich für mich beim Lesen nicht in dieser Weise erschlossen...
Verfasst: 18.03.2004 18:47
von Michael
Okay, ich will auch noch ein bisschen zur Übersetzung beitragen.
Das englische Wörtchen "smooth"
So wie wir sagen "locker sein", sagt man auf englisch
"be smooth". Es bedeutet aber mehr. Man kann es nicht 1:1 auf deutsch übersetzen. "Smooth" heißt soviel wie:
- glatt, sprungfrei, kontinuierlich,
weich, sanft, geschmeidig, gewandt
Außer locker sein (also entspannt) sagt es viel aus über die Bedienung von Gas und Bremse:
- Man soll nicht ZACK das Gas aufreißen. Sondern richtig ist, erst Gas anlegen und dann das Gas kontinuierlich aufdrehen. Ohne Ruck. Extrem wichtig ist das bei hoher Schräglage.
- Ganz ähnliches gilt fürs Bremsen.
- Es geht so, wie man den Abzug einer Pistole ziehen sollte: Nicht plötzlich reißen (sonst verreißt man), sondern kontinuierlich den Druck aufbauen.
- Dann sollte der Fahrer dabei noch locker und entspannt sein
All das steckt in dem einen Wort. Schon der Klang des Wortes sagt eigentlich alles über seine Bedeutung:
Smuuus.
Ergänzung für Mathematiker: Auf deutsch spricht man ja von glatten (differenzierbaren) Funktionen. Also solche, deren Graph glatt ist. Auf englisch heißen die "smooth". Und genau so wie so eine Funktion sollte die Bedienung von Gas und Bremse graphisch dargestellt aussehen (z. B. mit Data Recording).
Übersetzung der Prinzipien
Was "The Pace" heißt ist wohl klar. Steckt ja z. B. im Wort "Pace car" im Rennsport. Es heißt soviel wie "Gangart" oder "Schritt". Im Rennsport besonders:
Ruhige Gangart. Herzschrittmacher heißt übrigens "pace maker".
Die ersten vier Prinzipien würde ich ein klitzekleines bisschen anders übersetzen als Orang (Danke für den Übersetzungsservice!):
Lege die Kurveneingangsgeschwindigkeit früh fest. Also
nicht erst spät bremsen. Wenn man den Kurveneingang vermurkst, kann man das in der Kurve nicht wiedergutmachen.
Weit vorausschauen. (Okay, nix neues)
Schnell einlenken. Es gibt einen Grund, warum Wayne Rainey Krafttraining macht - um ein schnell fahrendes Motorrad einzulenken, braucht man Muskeln.*
Bremse progressiv aber nicht lasch. Ziehe die Bremse aber reisse nicht daran. Statt progressiv steht im Original "smooth". Das Wort habe ich ja oben ausführlich erklärt.
Der erste Grundsatz gefällt mir besonders gut. So habe ich auf der Rennstrecke Knieschleifen gelernt. Denn nur dadurch lernt man, die Kurveneingangsgeschwindigkeit richtig abzuschätzen. Wenn man fortgeschrittener ist, kann man später Bremsen, um nicht am Kurveneingang überholt zu werden. Aber der Rundenzeit schadet das meistens. Das schreibt auch Nick Ienatsch, und der muss es ja wissen als mehrfacher US-Meister. Keith Code schreibt das auch. Auf der Straße wird das Fahren dadurch viel geschmeidiger und sicherer. Mir macht es keinen Spaß vor der Kurve zu Bremsen wie der Teufel, dann wegen falscher Eingangsgeschwindigkeit durch die Kurve eiern und auf der Geraden wieder aufdrehen wie ein Bekloppter. Lieber so wie der oberste Grundsatz. Da kommt Freude auf.
Insgesamt stellt Ienatsch aggressive Fahrweise als schlecht dar. Auch auf der Rennstrecke. Er schreibt, "Smoothness" ist viel besser. Das gefällt mir auch an dem Text.
* Für die SV650N braucht man aber nur sehr wenig Kraft um zu lenken, die ist ein schlechtes Beispiel dafür. Mit Stummellenker und bei 200 sieht's anders aus. Besonders auf einer Duc.
Verfasst: 18.03.2004 19:22
von Michael
VauZwei hat geschrieben:@Michel
Verstehe zwar nicht alles, aber das sollte doch nicht neues für dich sein, oder?
Danke für die Blumen.
Es war nicht soviel neues für mich dabei. Aber es tat gut, eine Bestätigung von einem mehrfachen AMA-Champion zu bekommen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Verfasst: 18.03.2004 19:31
von SunnyFrani
Danke für den Text, kann man (na jedenfalls ich) viel von lernen.
Da fällt mir ein, wie sieht es denn mit Deinen Plänen zur dt. R6-Rennserie aus, SV Michel? Hattest Du doch mal deswegen den Thread bzgl. Fitnesstudio aufgemacht...
Verfasst: 30.04.2004 21:26
von Michael
Ich habe gerade oben beim Wörtchen "Smooth" was gelöscht/verbessert. Da stand sinngemäß, dass man auch "smooth" lenken soll. Das kann missverstanden werden. Denn manchmal muss man mit Stummellenkern bei hoher Geschwindigkeit schon ziemlich schnell und kräftig lenken. Keith Code schreibt, dass es oft gut ist, spät aber dafür schneller einzulenken. Aber kontrolliert sollte das Einlenken auch sein, und nicht gefühllos.
Thema R6-Cup: Ist zur Zeit für mich keins. Ich stehe gar nicht so auf Rennen/Wettkampf/Konkurrenzkampf. Aber um so mehr auf Rennstrecke. Zur Zeit reichen mir die (
vielen! 
) Trainings völlig. R6-Cup hätte auch ein paar Nachteile, könnte bisschen stressig werden. Ich kuck' mal, jedenfalls werde ich mir deswegen keinen Stress machen. Aber danke der Nachfrage!
P. S.: Fitness trainiere ich auch ohne R6-Cup gerne. Ich geb' vielleicht mal im Fitness-Thread meinen Senf dazu. Ich muss ja auch noch die Übungen von Loris Capirossi einscannen. Aber die sind eigentlich nichts besonderes: Sit-Ups, Crunches, so die Richtung.
Verfasst: 25.10.2004 20:21
von Michael
SV Michel hat geschrieben:Nick Ienatsch hat geschrieben:Use your brakes smoothly but firmly. Get on and then off the brakes; don't drag 'em.
Also den Bremsdruck am Ende nicht plötzlich lösen sondern kontinuierlich - halt smuuuus

. Also ganz ähnlich wie der Bremsdruck am Anfang aufgebaut wird.
Ich wende das seit ein paar Wochen ganz bewusst an. Macht mir Spaß und ist auch gut für die Sicherheit.
Man kann das dann später ausbauen zum "Trail Braking".