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Sicherheit von 192Kg

Verfasst: 04.01.2003 4:00
von K!d Stealth
Hallo Leute!

Hab eine einfache Frage, weiß aber nicht, ob sie hier hin gehört:

Ihr fahrt mit einer SV650S auf der Autobahn (weil ihr müsst) und müsst bei 215 schreckbremsen. Was glaubt ihr? Liegt ihr bzw. überschlagt ihr euch? Und: Würde euch das mit mehr gewicht und nem längeren Radstand (z.B.:BMW R1100S :oops: ) nicht passieren?

Locker Bleiben :) jo

Verfasst: 04.01.2003 8:40
von peter_s
Hi!

Glaube nicht, dass man mit der SV in dem Fall schneller liegen würde als mit irgendeinem anderen Bike. Das hat folgende Gründe:
1. hat sie ein schon serienmäßig sehr wirksames und gut dosierbares Bremssystem
2. kann sie hier ihr geringes Gewicht ausspielen.

Klar ist aber auch, dass man um fast das Optimum beim Bremsen rauszuholen viel Üben muss, sonst wird's wohl nix. Also unbedingt regelmäßig Fahrsicherheitstrainings besuchen und ab und an das Bremsen üben!

Kleine Anmerkung noch: bevor es dich überschlägt ist es wahrscheinlicher, dass du im Schreck zu fest in die Bremsen langst und das Vorderrad überbremst. Hier ist wieder Übung angesagt, der Bremsdruck gehört nämlich kontinuierlich jedoch trotzdem so flott wie möglich aufgebaut. Das hat folgenden Sinn: wenn du gleich voll reinlangst hast du wegen der Lastverteilung noch wenig Druck am Vorderrad, bei kontinuierlicher Steigerung liegt immer mehr Last am VR und die mögliche Bremsleistung steigt.

mfg, Peter

Verfasst: 04.01.2003 10:37
von SV29
> und müsst bei 215 schreckbremsen

hm

schreckbremsen sollte man NIE!

Dafür hat man Augen (die gerade bei dem Tempo nicht ständig auf dem Tacho liegen sollten).

Ansonsten sehe ich keine Probs. Die Bremsen sind absolut ok und meist reicht es schon, vom Gas zu gehen.

Notfallbremsungen sollte man auf jeden Fall üben, als Einstieg kann man ein Sicherheitstraining absolvieren.

Ansonsten: AUGEN NACH VORN!!

Ich hoffe geholfen zu haben :-)

Verfasst: 04.01.2003 10:46
von jensel
Abgesehen von allem anderen halte ich es für nahezu unmöglich, das Vorderrad bei Tempo 215 zum Blockieren zu bringen.
(Genauso wenig geht das Hinterrad hoch.) Ich formuliere etwas um:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man durch eine normale Bremsung das Hinterrad bei Tempo 215 gelupft bekommt. Und ob das ein Profi bei dem Tempo schafft?

Verfasst: 04.01.2003 10:55
von peter_s
jensel hat geschrieben:Abgesehen von allem anderen halte ich es für nahezu unmöglich, das Vorderrad bei Tempo 215 zum Blockieren zu bringen.
Genauso wenig geht das Hinterrad hoch.
Hm, kann dir da eher nicht zustimmen. Wenngleich ich's auch nicht probieren möchte bin ich mir sicher, dass man das HR in die Höhe bekommt. Die Sache ist nur, dass man das - wie fast immer, wenn man den Hinterfuß heben möchte - provozieren müsste und da wohl eine ordentliche Blockade im Kopf ist (verständlicherweise).

Zum Blockieren kann ich nix genaueres sagen, sollte aber wenn man voll reinlatscht und schlechten Untergrund erwischt auch möglich sein.

mfg, Peter

Verfasst: 04.01.2003 11:47
von Screw
Das mit dem Blockieren des Vorderrades geht schneller als einem lieb ist. Mir selbst ist es schon in einer Autobahnausfahrt passiert, als ein kleiner Bitumenstreifen die Fahrspur kreuzte. Sofort war das Vorderrad weg. Ich bin auch der Meinung, dass durch den geringen Andruckes des Vorderrades, bei Beginn des Bremsmanövers, ein Anheben des Hinterrades unwahrscheinlich ist. In allen mir bekannten Unfallberichten von Motorradfahreren, ist immer die Rede von Überbremsen und damit verbundenen Wegrutschen des Reifens. Überschlagende Motorräder sind mir nur von Aufprallunfällen bekannt.

Verfasst: 04.01.2003 12:32
von Michael
jensel hat geschrieben:Abgesehen von allem anderen halte ich es für nahezu unmöglich, das Vorderrad bei Tempo 215 zum Blockieren zu bringen.
(Genauso wenig geht das Hinterrad hoch.) Ich formuliere etwas um:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man durch eine normale Bremsung das Hinterrad bei Tempo 215 gelupft bekommt. Und ob das ein Profi bei dem Tempo schafft?
Ich glaube sehr stark, dass man auch bei 215 km/h das Vorderrad zum Blockieren bringen kann. Das sollte man aber natürlich auf jeden Fall vermeiden.

Ich musste mit einem anderen Motorrad (R6) schon mal aus ca. 230 eine Vollbremsung machen. Denn ein Vollidiot zog auf 3-spuriger Autobahn plötzlich direkt von ganz rechts nach ganz links rüber. Ausweichen ging in der Situation schlecht (wegen der hohen Kreiselkräfte der Räder bei 230 und weil weiter vorne einer in der Mitte fuhr). Es ging gut aus, aber war eine Mist-Situation. Ich dachte kurz "oh, das war's jetzt", aber habe mich dann ganz schnell wieder auf's Bremsen konzentriert. Mir hat da sehr geholfen, dass ich vorher schon oft auf einer Rennstrecke aus hoher Geschwindigkeit abgebremst habe.

Bremsen sollte man immer wieder mal üben. Das schreiben ja auf sehr erfahrene SV-Rider wie KuNiRider und Martin650. Motorradfahren ist hauptsächlich Übungssache. Übung macht den Meister.

Die richtige Bremstechnik und viele andere Fahrtechniken werden sehr schön in den Büchern von Keith Code (Twist of the Wrist) und Spiegel erklärt. Wenn man englisch versteht, empfehle ich "Twist of the Wrist" im Original. Die Übersetzung gefiel mir nicht.

Im Forum wurde das wichtige Thema Bremsen an folgenden Stellen bereits ausführlich diskutiert:
Nur vorne oder auch hinten bremsen?
Richtiges Bremsen mit dem Vorderrad
Zusammenfassung

klar geht das

Verfasst: 04.01.2003 14:23
von charly
bei einer schreckbremsung 8O ist immer die gefahr des überbremsens (blockieren des vorderrades ) vorhanden. dabei spielt die gefahrene geschwindigkeit oder welches motorrad das ist keine grosse rolle (ausnahme abs!). leider merkt man das meist erst durch das wegknicken des vorderrades und dann ist es in den meisten fällen eh zu spät.tut übrigens sehr weh :? (erfahrungswert!)
auch die unten angeführte meinung das hinterrad würde nicht hochgehen ist nicht ganz richtig.falls genug grip da ist und die fahrbahn keine wellen oder buckel aufweist und die reaktion ( beim steigen des hinterrades bremse leicht lösen) zu spät kommt :!: ,könnte sehr wohl das hinterrad auf den hinterkopf treffen :oops: (auch eigene erfahrungswerte!)
:!: und das in den meisten fällen eher schnelles ausweichen besser ist als voll in die eisen zu gehen, sollte auch jedem im hinterkopf verankert werden :!: . denn die meisten unfälle geschehen durch blockierte gehirne :idea: , die logische reaktionen wie ausweichen oder flucht ins gelände gar nicht in erwägung ziehen und der physik zum trotz vor jedem hindernis stehenbleiben wollen...auch wenn es (im nachhinein betrachtet ) unmöglich gewesen wäre 8O
sicherheitstrainings können basiswerte sehr gut vermitteln, bremsen und ausweichen üben muss man selber und immer wieder...bis eine automatisierung da ist und wenn mans braucht...tja dann hat mans halt :P :P
trotzdem,lasst euch nicht abschrecken,.............aufs gasgeben nicht verzichten,gelle.... :wink: :wink:
Bild

Re: klar geht das

Verfasst: 04.01.2003 14:40
von Michael
Ich stimme Charly zu bis auf folgenden Punkt:
charly hat geschrieben:leider merkt man das meist erst durch das wegknicken des vorderrades und dann ist es in den meisten fällen eh zu spät.
Ich hatte schon oft ein kurzzeitig blockierendes Vorderrad. Vor allem beim Üben. Es muss die Reaktion in Fleisch und Blut übergegangen sein, dann sofort die Bremse zu lösen. Auch in einer Notsituation hat bei mir mal das Vorderrad blockiert (Bremsung auf nasser Fahrbahn kurz nach Regenbeginn). Das Vorderrad ist leicht seitlich weggerutscht. Aber da ich sofort die Bremse gelöst habe, ist nix passiert.

Ich denke, mit dem Gefühl eines blockierenden Vorderrads (und der richtigen Reaktion darauf!) sollte man vertraut sein. Das steht ja auch im Spiegel-Buch.

Es hilft bei sehr starken Bremsungen auch, sich mit den Knien am Tank abzustützen. Dann wirkt weniger Kraft auf die Lenkerenden und man verdreht den Lenker nicht so schnell ungewollt.

Am Rande: Wenn es nach längerer Zeit wieder regnet, ist die Fahrbahn besonders rutschig. Denn durch die Verunreinigungen auf der Fahrbahn entsteht dann ein Schmierfilm. Sowas sagte mir auch mal der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung, als ich wegen einer Ölspur 110 anrief.

@michel

Verfasst: 04.01.2003 14:51
von charly
:!: es ist etwas anderes wenn du am üben bist oder ob du in einer schrecksekunde das vorderrad verlierst... :!:
beim üben passiert das ziemlich oft ( 8O zumindest am anfang)und dann lässt man einfach los...gut so..nach und nach klappts dann auch im richtigen leben :P
:!: aber wenn man es nicht geübt hat,merkt mans zu spät , weils hirn blockiert (schock), das wollt ich damit sagen :wink: gruss charly

Re: @michel

Verfasst: 04.01.2003 14:56
von Michael
charly hat geschrieben:beim üben passiert das ziemlich oft ( 8O zumindest am anfang)und dann lässt man einfach los...gut so..nach und nach klappts dann auch im richtigen leben :P
:!: aber wenn man es nicht geübt hat,merkt mans zu spät , weils hirn blockiert (schock), das wollt ich damit sagen :wink:
Genau das meinte ich auch :)

Nachtrag: Mir fiel gerade noch was ein, das noch nicht gesagt wurde: Beim Bremsen aus hoher Geschwindigkeit den Oberkörper aufrichten. Das bremst ganz schön. Sieht man bei den Motorradrennen ja auch so.

Verfasst: 04.01.2003 18:26
von KuNiRider
Also wen ich so sehe wie die Profis nach ner Geraden ne Kurve anbremsen scheint das mit dem HR hoch auch bei hohen geschwindigkeiten zu funzen :wink:
Das Meiste wurde ja schon geschrieben (üben, üben, üben...) aber ich will nochmal ins Horn von SV29 stoßen:
Vermeidung einer Vollbremsung ist die beste Vollbremsung! :idea:

Egal aus welchem Grund auch immer ne Verkehrssituation auch nur einen Hauch unklar wird: BREMSEN! wenn wie beschrieben, einer schon schlagartig zur Mitte zieht, ist ne unklare Situation schon gegeben! Da geht man zumindest vom Gas und hat die Finger an der Bremse!

Sich angewöhnen von Anfang an stark zu bremsen (natürlich Druck langsam Aufbauen wie beschrieben!), denn wenn es nicht so Schlimm kommt, kann man immer noch die Bremse lösen aber verschenkter Bremsweg ist weg! Klar bremst man dabei öfters und etwas zu viel.. aber beschleunigen macht ja auch Spaß! :wink:

Bei Schmuddelwetter regelmäßig die Bremsen leicht anlegen um sie zu erwärmen / trocknen / Salzbelag abzurubbeln. :!:

Verfasst: 05.01.2003 15:57
von Grins
Je schneller man fährt, umso niedriger wird die Gefahr, dass einem das Vorderrad blockiert. (meine Erfahrung)

probierts mal aus: Vollbremsung mit 50 km/h und dann mit 100 km/h.
letzteres kommt einem sehr viel einfacher vor, da man selbst bei "vollem anreissen" das Vorderrad nur sehr schwer zum blockieren bringt. (der Hinterreifen hebt sich jedoch schon)

Wie sich das physikalisch erklären lässt kann ich jetzt im Moment auch nicht sagen, ich denke aber, dass sich der Fahrtwind auf die Bremswirkung bzw. auf die Kräfteverteilung positiv auswirkt. Höherer Anpressdruck aufs Hinterrad etc., ausserdem sind die Kreiselkräfte des Rades höher und bieten mehr "Stabilität". (wisst ihr in die Richtung mehr? ich hab keines der Biker-Physik-Bücher gelesen :oops: )

Wenn ich mich recht erinnere wurde das Thema "Vollbremsung bei hohen Geschwindigkeiten" schon einmal ausdiskutiert. Ergebnis war, dass Bremsungen aus Temp 300+ mit einer extremen negativ Beschleunigung stattfinden, bei der sich im niedrigerem Geschwindigkeitsbereich jede Reifenmischung mit einem klarem "QUIIIIITSCHHH" verabschiedet.

Verfasst: 09.01.2003 17:17
von Idefix
beim lesen von KuNi's beitrag ist mir spontan noch was eingefallen:

bei unübersichtlicher verkehrslage vorsorglich zu bremsen ist ne tolle idee, solange niemand hinter einem fährt, bzw zu dicht hinter einem fährt, was eigentlich immer der fall ist, wenn jemand hinter einem fährt.

andere fahrer (in dosen) bremsen nämlich nicht, nur weil jemand unvorhergesehen ne spur wechselt, die halten drauf. manche geben extra gas um denjenigen davon abzuhalten vor ihnen reinzufahren. und wenn man nu vor denen fährt und bremst und der hinter einem gibt gleichzeitig gas, dann hat man zwar das problem das möglicherweise von der seite gekommen wäre klug und vorrausschauend beseitigt, sich aber ein auto von hinten dabei eingefangen.
auffahrunfälle sind soweit ich mich recht erinnere die häufigste unfallsituation.

ist dann zwar schön und gut, daß der autofahrer hinter einem schuld hat, aber vom mopped schmeists einen trotzdem, wenn einem ein auto hinten reinrauscht.

ich denke so richtig feste regeln, wie man irgendeine situation am besten meistert sind schwer aufzustellen.

ich versuche immer locker zu bleiben und alle möglichkeiten zu sehen. bei ner straße die über felder oder wiesen führt ist die flucht ins gelände sicher ne gute alternative, wenn ausweichen oder bremsen unsinnig erscheinen. ausweichen ist allgemein eher ne schwierige angelegenheit, weil man ja erst mal schaun muß, ob da auch platz ist, wo man hinausweichen kann, sonst fährt man von einem hindernis weg in ein anderes rein. starkes bremsen ist sicher ne gute wahl, aber eben nicht, wenn einem dann hinten einer reinfährt. in nen wald auszuweichen ist sicher so ziemlich das blödeste, was man versuchen kann, bäume geben eher nicht nach. es kommt halt irgendwie immer drauf an, was so um einen herum los ist.

daraus würde folgen, daß die beste lösung eine angepaßte geschwindigkeit, aufmerksamkeit und lückenlosen situationsbeobachtung sind. aber wer schafft das schon?

ich denke es ist und bleibt gefährlich mopped zu fahren, damit müssen wir leben. das ist der preis für den spaß. schutzkleidung, fahrlehrgänge, sicherheitstrainings, vernunft beim fahren sind alles dinge, die die gefahr mindern können, aber auf das niveau eines autofahrers kommen wir nicht runter und auch autofahren ist nicht gefahrlos.

und ich fahre nicht 200 km/h weil ich ein feigling bin und mich nicht schneller als 130-140 fahren traue. aber vielleicht rettet mir das mal das leben, wer weiß. da ich aber eh nur ungern autobahn fahre, und das mit dem mopped annähernd 100% vermeide, reichen 130 auch voll und ganz, ich möchte meinen führerschein noch ne weile behalten.

Idefix

Verfasst: 09.01.2003 18:03
von SV29
Das mit dem Platz hinter einem beim Bremsen halte ich auch für sehr wichtig. Ich schau z.B. beim Bremsen an einer gelben Ampel auch in den Rückspiegel ... ich schaue eigentlich immer viel in die Spiegel, da am verlängerten Arm häßlich anzusehen am Lenker so montiert sind, daß sie auch zu gebrauchen sind.
Ich fahre häufig an der Mittellinie, manchmal am Rand, möglichst nie in der Mitte zwischen Autos.
Ich fahre möglichst nur in sicheren Räumen, d.h. da, wo außer mir niemand hinkann oder will. Ansonsten langsam und Abstand und immer gucken.
Situationen, wo ich mal 'schulmäßig' notbremsen mußte, kenne ich fast garnicht. Allerdings habe ich schon häufiger mal sicherheitshalber fester gebremst als notwendig. Dabei wirkt sich auch die Hinterbremse aus.
Auf jeden Fall kann es nicht schaden, regelmäßig Bremsübungen zu machen und auch ab und an mal ein bißchen das Vorderrad zu blockieren ... zur Übung.

Und bei >200 sollte immer genug Platz sein, d.h. der Verkehr nicht zu dicht.

Allzeit gute Fahrt