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Das Jahr der Lemminge?

Verfasst: 10.07.2007 7:26
von scooter
Sonntagnachmittag, zur schönsten Mepedfahrzeit (hatte es doch wirklich mal zu regnen aufgehört) fahre ich bei Hersbruck in eine leichte Linkskurve und dann standen wir wieder alle. Ca. 10 Autos und 7 Motorräder. Straße gesperrt, Rettungswagen mit Blaulicht auf der Fahrbahnmitte, ein paar Schaulustige und ein Rettungsteam das sich in der angrenzenden Wiese sichtlich abmühte! Knapp vor einer Leitplanke liegt ein Motorrad. Mir hat es mal wieder bei dem Anblick den Magen fast umgedreht. Auf der Straße gewendet und eine andere Route nach hause gesucht. Beim Zurückfahren kommt mir noch der Notarztwagen mit Topspeed und Blaulicht entgegen. Jetzt brauch man nicht mehr viel Phantasie um sich vorzustellen was da wieder abging.

Zwei Monate zuvor, ich am Samstag auf einer kleinen Ausfahrt Richtung Eichstätt. In einer unübersichtlichen Linkskurve kommen mir nacheinander drei sportliche Fahrer entgegen. Ich reduzier Geschwindigkeit nebst Schräglage und bleibe am rechten Fahrbahnrand. Der letzter Fahrer (wie sich herausstellte auch der Unerfahrenste) sieht mich, mach vor Schreck eine Bremsung und sein Motorrad stellt sich auf. Ein paar Sekunden später treffen wir uns auf meiner Fahrbahnseite. Beide hatten wir verdammtes Glück. Er konnte seine Maschine schnurgerade in einen geteerten Waldweg zu stehen bringen und ich habe mich kurz vor einer Baumgruppe, nach einer 30 Meter Crosseinlage auf den weichen Boden fallen lassen. Ungefähr 20 Meter hinter mir fuhr ein großer BMW. Hatte sich der junge Fahrer mit ihm angelegt währe die Sache bestimmt nicht so glimpflich ausgegangen.

Gesten in den Nachrichten: Anzahl der Motorradunfälle hat sich in einigen Bundesländern nahezu verdreifacht!

In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, wer hatte in den letzten Jahren alles einen Unfall, wie kam es dazu und hätte ihr es aus heutiger Sicht verhindern können. Was empfehlt ihr anderen Fahrern als Resümee aus euerem Unfall?

Gruß Scooter

Verfasst: 10.07.2007 9:44
von Lion666
Meine Empfehlung:

Die Blutgruppe und den Text "Keine lebensverlängernde Maßnahmen durchführen!" auf die Brust tätowieren lassen!

Das mein ich sogar zur Hälfte ernst!

Ansonsten vorrausschauend Fahren und immer mit der Dummheit anderer rechnen!!!

Mein heftigster Unfall:
Ich war auf einer langen, geraden, einsichtigen Landstrasse unterwegs, schön begrenzt mit vielen Bäumen links und rechts. Vor mir ein tiefergelegter Polo, davor ein Omega B. Geschwindigkeit ca. 60km/h bei erlaubten 100.
Der Polo fuhr relativ dicht hinter dem Omega hinterher. Zuerst dachte ich er will überholen, doch auch nach einigen Sekunden passierte nix. Daraufhin hab ich angenommen die beiden Autos gehören zusammen.
Ich setze an zum überholen und als ich auf Höhe des Polos war, zieht er plötzlich raus.
Vollbremsung, Stoppie, No-Handed-Superman ... Blackout ...

... wieder halbwegs bei Sinnen seh ich den Omega, der angehalten hat, vom Polo keine Spur. Mein rechter Arm war ein bissl taub. Als ich sah was für einen komischen Bogen er machte, entdeckte ich auch meine Elle wie sie durch die Lederkombi ragt. Irgendwie mußte ich schon meinen Helm abgenommen haben, denn es war noch keiner in meiner Nähe der mir dabei geholfen hätte. Die Lederkombi war an den Knien aufgerissen (nicht aufgeschliffen), die darunterliegende Haut ebenfalls.
Der Omega-Fahrer, ein älterer Herr, kam auf mich zu und fragte wie es mir geht. ... Blackout...

Ca. 15min später soll der Polo-Fahrer (21) zurück gekommen sein, weil er dachte im Recht zu sein und für die Beule in seiner Fahrertür entschädigt zu werden.
Der Omega-Fahrer ist so langsam gefahren weil er ortsfremd war, der Polo-Fahrer war wahrscheinlich mit telefonieren oder CD's raussuchen beschäftigt bevor er mitbekommen hat das die Gelegenheit zum Überholen günstig. Übrigens, zwei Wochen später hat er sich und zwei seiner Arbeitskollegen totgefahren. ...ohne Worte...

Mein Fazit:
Auch wenn man denkt die Situation voll erkannt zu haben sollte man immer mit etwas völlig Unerwarteten rechnen!

Verfasst: 10.07.2007 11:21
von Sven_SV650
Lions Fazit geb ich recht!

Verfasst: 10.07.2007 13:02
von C-rS
ich hab auch noch einen tollen Tipp...


wenn der Gaszug hängen bleibt,... auf keinen Fall bremsen... :roll:



ok,... war damals mit dem Roller...
mit der SV hat es mich bisher noch nicht geschmissen... :D

Verfasst: 10.07.2007 13:43
von Lion666
C-rS hat geschrieben:ich hab auch noch einen tollen Tipp...
wenn der Gaszug hängen bleibt,... auf keinen Fall bremsen... :roll:
Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering bei der SV! :wink:

Verfasst: 10.07.2007 14:49
von LazyJoe
Lion666 hat geschrieben: Die Blutgruppe und den Text "Keine lebensverlängernde Maßnahmen durchführen!" auf die Brust tätowieren lassen!
Über sowas ähnliches hab ich auch schon paar mal nachgedacht.. also nicht tätowieren (obwohl die Blutgruppe als Tattoo evtl. auch Stil hat ;)), aber in Form dieser "Dogtags", also Erkennungsmarken vom US Militär..

Da müsste man jetzt mal 'nen Arzt fragen, aber soweit ich mich da auskenne ist es wenig sinnvoll.. Wird einem wenn's richtig schnell gehen muss nicht erstmal irgend ein Ersatzstoff (Kochsalzlösung?) gespritzt, der praktisch nur dazu dient, den Volumenverlust auszugleichen?
Die müssen doch im Krankenhaus erstmal testen, was ich tatsächlich hab.. kann sich ja jeder auf die Brust tätowieren lassen, was er will.. :?:

Hatte zwar glücklicherweise bisher noch keinen Unfall, aber einige brenzlige Situationen.. zu 75% waren wohl "die andern" dran schuld, so Sachen wie Spurwechsel ohne Blick in den toten Winkel sind wohl an der Tagesordnung. Man muss einfach ein Gefühl dafür entwickeln, wer sich um einen rum aufhält.. Oftmals lässt sich auch am Fahrstil innerhalb weniger Minuten ausmachen, wie die Person grade drauf ist.. (instabile Geschwindigkeit, auffallend niedrige Geschwindigkeit, zu spätes Bremsen, "eckiger" Stil usw. Anfänger erkennt man häufig daran, dass sie bei jeder Gelegenheit blinken.. wenige der routinierten Fahrer blinken, wenn sie z.B. im Ort die Spur wechseln, um an parkenden Autos vorbeizufahren, noch weniger blinken wieder beim Zurückfahren auf die rechte Spur.. m.M.n. ist das ein ziemlich sicheres Zeichen für ungeübte Fahrer bzw. Führerscheinneulinge.. muss nicht, kann aber)

Mir hat es bisher auch schon mindestens drei mal geholfen, dass ich beim Fahren ständig alle möglichen Szenarios im Kopf durchgehe..
"Was wäre, wenn bei der Ausfahrt aus dem Kreisel jemand über die Straße läuft?" zum Beispiel.. dann passt man sein Tempo an und reagiert im Ernstfall wesentlich schneller. Nachdem es da ein mal beinahe einen Auffahrunfall gegeben hätte, hat sich das bei mir eingeprägt..

Fahrbahn lesen sollte jeder in der Fahrschule gelernt haben, auch solltest du ständig (auch bei trockenem Wetter) Ausschau nach Kanaldeckeln jeder Art (auch den kleinen!) halten, Bitumenstreifen und die berühmt berüchtigten Markierungslinien kennt wohl jeder, der schon mal bei Nässe gefahren ist..

Wenn du's noch nicht getan hast, les mal "Die obere Hälfte des Motorrads" von Bernt Spiegel.

Verfasst: 10.07.2007 20:44
von Mad Marc
LazyJoe hat geschrieben:Wird einem wenn's richtig schnell gehen muss nicht erstmal irgend ein Ersatzstoff (Kochsalzlösung?) gespritzt, der praktisch nur dazu dient, den Volumenverlust auszugleichen?
Die müssen doch im Krankenhaus erstmal testen, was ich tatsächlich hab.. kann sich ja jeder auf die Brust tätowieren lassen, was er will.. :?:
Zu ersterem: Ja, du bekommst im Rettungswagen/hubschrauber erstmal Flüssigkeit (kann Kochsalzlösung sein, bei uns ist es Ringerlösung) da wir garkeine Blutkonserven mit uns führen. Den Volumenverlust kannst du damit ganz gut ausgleichen, das Problem sind da schon eher die roten Blutkörperchen die den eingeatmeten Sauerstoff transportieren. Wenn die alle auf der Straße liegen können wir soviel Flüssigkeit in dich reinschütten wie wir wollen, du erstickst sozusagen innerlich.
Zu zweitem: Es wird immer ein Schnelltest gemacht um die Blutgruppe zu bestimmen. Ich würde das sogar bei z.B. den Insassen eines Rennwagens machen wo die Blutgruppen auf der Seitenscheibe stehen. Wer weiß ob der Fahrer nicht ausnahmsweise und nur für eine Runde mal den Beifahrer ans Steuer gelassen hat... bei Sebastien Loeb oder Petta Solberg würd mir das vielleicht noch auffallen, aber ich weis doch nicht wie Paul Schmitz aus Köln-Kalk aussieht...

Verfasst: 10.07.2007 20:45
von dave
Ja, da kommen Erinnerungen hoch... Am kommenden Sonntag sind es genau 2 Jahre, als mein Schutzengel alle Hände voll zu tun hatte: Abfahrt Ortsumgehung richtung Innenstadt. Es geht dort rechts weg, dann eine "flüssige" Linkskurve, an deren Ausgang eine Brücke (Unterführung der erwähnten Umgehungsstrasse) steht. Eigentlich gut zu fahren, schön mit 90-100km/h problemlos machbar. Aber nicht an diesem Tag. Ein letzter Blick auf den Tacho: 96km/h, das weiss ich noch genau. Kurz nach dem Scheitelpunkt den Hahn aufgerissen, quittiert vom hinteren D220 mit einem Rutscher. Auf den Schreck folgt die falsche Kurzschlussreaktion: Aufrichten. Und schon wird die feste Asphaltdecke verlassen, es geht ab in die Botanik. Ich weiss nicht ob ich noch gebremst habe, aber eins wiess ich: Die blöde Betonwand kam immer näher! Gott sei dank, befand sich unnmittelbar davor eine Böschung/Aufschüttung, die ich samt SV hoch musste, was einen Grossteil der Geschwindigkeit abgebaut hat. Dann hat es schon geknallt: das Vorderrad blieb am Kühler stehen, die Brücke an meinem Kopf/Schulter. Ich blieb dann erstmal einige Sekunden sitzen, bevor ich laut fluchend die Masachine auf die Seite legte, den Killschalter betätigte und mich daneben gesetzt habe. Da hielt schon ein Auto und ich ließ mich unvernünftigerweise "privat" ins nahe KH fahren. Naja, da der CT dort gerade defekt war, wurde ich mit dem Heli nach Augsburg verfrachtet. Dort folgten die üblichen Untersuchungen. Als diese fertig waren, lag ich in der Notaufnahme und war noch guter Hoffnung, dass alles halb so schlimm gewesen ist. Immerhin hatte ich kaum Schmerzen. Die Uhr an der Wand, welche ich anstarrte schien sich extrem langsam zu bewegen. Nach einer halben Ewigkeit kam jemand rein und sagte: Sie müssen auf die Intensivstation! Da musste ich erstmal schlucken und fragte nach dem Grund. Die Antwort: Weil sie sich einen Halswirbel gebrochen haben... (Ausserdem 3 Rippen und das rechte Schlüsselbein). Zum glück reichte eine Halskrause aus und nach 10 Tagen durfte ich nach hause (länger hätte ich den Fraß nicht ertragen :D ) und nach weiteren 7 Wochen wieder zur Arbeit. Mopped überm Winter repariert und im Frühjahr wieder drauf.

So, das war meine (lange) Geschichte. Abschliessend sei noch gesagt, dass ich trotzt allerdem nie ans Aufhören gedacht habe und wenn ich an den 4 Wochen zurückliegenden Korsika/Sardinientrip zurückdenke, mit den wohl schönsten Pässen der Welt, wars wohl die richtige Entscheidung.

Dave

Verfasst: 11.07.2007 7:53
von Michael
Auf der Straße hatte ich bisher keinen erwähnenswerten Unfall (auf über 100.000 km).

Auf Rennstrecken und auf Parkplätzen viele.

Meine Empfehlung: Wer schnell fahren will, sollte auf eine Rennstrecke. Denn wenn man da erst ein paar Mal plötzlich und unerwartet gestürzt ist, ist das für die Fahrweise auf der Straße sehr gesund. Nach dem Motto: Wenn das jetzt auf der Straße passiert wäre... ohne Kiesbett aber mit Leitplanke... :idea: :!: :roll:

Verfasst: 13.07.2007 10:01
von Common
Lion666 hat geschrieben:Meine Empfehlung:

Die Blutgruppe und den Text "Keine lebensverlängernde Maßnahmen durchführen!" auf die Brust tätowieren lassen![/b]
Wenn Du schon so weit denkst: erkundige Dich mal nach einer Patientenverfügung.

Verfasst: 13.07.2007 10:56
von Lion666
Common hat geschrieben:
Lion666 hat geschrieben:Meine Empfehlung:

Die Blutgruppe und den Text "Keine lebensverlängernde Maßnahmen durchführen!" auf die Brust tätowieren lassen![/b]
Wenn Du schon so weit denkst: erkundige Dich mal nach einer Patientenverfügung.
Darum geht's ja. Aber mit dem Tatto wissen die Leutz gleich Bescheid!

Verfasst: 13.07.2007 12:57
von bswoolf
Common hat geschrieben:
Lion666 hat geschrieben:Meine Empfehlung:

Die Blutgruppe und den Text "Keine lebensverlängernde Maßnahmen durchführen!" auf die Brust tätowieren lassen![/b]
Wenn Du schon so weit denkst: erkundige Dich mal nach einer Patientenverfügung.
ziemlich viel text fürn tattoo. :P

Verfasst: 13.07.2007 15:39
von Elin
Das Problem ist eher, dass dieser Text so zu kurz und unklar ist, um beachtet zu werden. Beispiel: Du musst nach einem Unfall schwerverletzt operiert werden und während und direkt nach der OP müsstest Du beatmet werden, weil Deine Lungen das sonst nicht packen. Klar eine "lebensverlängernde Maßnahme". Aber genau genommen für eine sehr kurze überschaubare Zeit, denn nach 3 Tagen wirst Du wieder selber atmen können.

Was denkst Du, macht der Arzt? Er wird Dich wahrscheinlich trotzdem in den OP schicken, obwohl Du dann 3 Tage lang lebensverlängernden Maßnahmen ausgeliefert sein wirst.

Ich muss Common schon zustimmen, es wäre besser, sich genau mit dem Thema zu befassen (und zwar auch von der medizinischen Seite her!) und eine Patientenverfügung zu verfassen.

Verfasst: 13.07.2007 16:44
von Lion666
@ Elin

Das mit dem Tatto war ja auch mehr als Scherz gedacht. :wink:
Über das Thema Patientenverfügung hab ich mir aber auch schon Gedanken gemacht!

Verfasst: 13.07.2007 17:03
von Elin
Oh ... okay ...
Ich sehe schon, ich bin heute wiedermal besonders humorvoll :autsch:
:wink: