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Schräglagentechnik

Verfasst: 16.03.2003 23:20
von nautilus_fn
Hallo,

ich habe heute zu Sessonbeginn mal wieder auf einem großen Parkplatz das Händling geübt. Mit den Bremsübungen war ich auch ganz zufrieden, aber die Schräglage, die läßt doch zu wünschen übrig. Ich hatte mir mit Kreide Striche über die Reifen gezogen und bin dann Kreise gefahren. Ergebnis hinten links wie rechts bestimmt 4mm stehen gelassen (vorne war blank).

Ich habe mich nicht weiter runter getraut, wahrscheinlich weniger weils weh tun könnte, als weil ich das Bike nicht zerschießen wollte. In einer kritischen Situation könnten aber gerade diese letzten 4mm helfen das Bike noch durch die Kurve oder am Hindernis vorbei zu bekommen.

Wie komme ich noch weiter Runter, bei mir ist bei 4mm mental Schluß. Woran merkt man, daß man am Grenzbereich fährt. Rutscht der Reifen eigentlich schlagartig weg wenn man auf der Kante fährt, quietscht er oder wird schwammig?

Neben dem Thrillfaktor fährt man wohl auch Sicherer wenn man genau weiß wo die Grenze liegt.

Erzählt mal von Euren Erfahrungen und Ratschlägen.

Nautilus

Verfasst: 16.03.2003 23:31
von High8
Also 4mm finde ich schon ziemlich gut. Was hast Du denn für einen Reifen? Glaube nicht, dass man z.B. den BT10 hinten bis zum letzten mm weggeputzt bekommt.

Verfasst: 16.03.2003 23:37
von KuNiRider
Wenn vorne schon Blank ist, geht wirklich nicht mehr viel :!: Zumal Parkplätze meist nicht den supergriffgen Belag haben!
Der Reifen schmiert aber erstmal mit einem kleinen Rutscher weg, am besten gar nicht drauf reagieren, sonst kann es ein Highsider werden! IdR fängt sich die SV von allein :D
Wie komme ich noch weiter Runter, bei mir ist bei 4mm mental Schluß.
Es gibt nur 2 Tips:
1.) Kopf gerade halten
2.) Üben

Verfasst: 17.03.2003 0:06
von Michael
3.) Nicht schräg fahren wollen sondern locker fahren wollen. Dann kommt mehr Schräglage von alleine. Ganz bewusst entspannen.

Aber ich hatte dadurch auch schon mal soviel Schräglage, dass ein Reifen weggerutscht und ich gestürzt bin. WICHTIG: Bei hoher Schräglage nicht Gas wegnehmen, schon gar nicht bremsen. Sonst kann man schnell wegrutschen und stürzen (woher ich das nur weiß... :oops: ). Am besten mit ein klein bisschen Gas in die Kurve/den Kreis fahren, wenn man hohe Schräglage fahren wird. Dann ist durch die dynamische Radlastverschiebung hinten etwas mehr Gewicht als vorne und das ist für den Grip besser. Am Besten ist 60% hinten, 40% vorne (laut Keith Code).

Achso, noch was. Hast Du eine S oder eine N? Nachdem bei der N die Fußrasten aufsetzen, bricht der Schalthebel schnell ab (woher ich das nur wieder weiß... :roll: )
Ich hatte mir mit Kreide Striche über die Reifen gezogen und bin dann Kreise gefahren. Ergebnis hinten links wie rechts bestimmt 4mm stehen gelassen (vorne war blank).
Das hört sich auch für mich nach ordentlich viel Schräglage an, besonders wo es noch nicht so warm ist. Übertreib's nicht. Reifen sollten natürlich auch erstmal warm sein, bevor man sehr schräg fährt.
Ich habe mich nicht weiter runter getraut, wahrscheinlich weniger weils weh tun könnte, als weil ich das Bike nicht zerschießen wollte.
Wenn man eine gute Lederkombi anhat und ein paar Dinge verinnerlicht hat, tun Lowsider normalerweise kein bisschen weh (solange man beim Rutschen nirgendwo gegen knallt). WICHTIG: Wenn das Motorrad wegrutscht ist mein Tipp, sich sofort vom Motorrad zu trennen. Passiert bei Lockerheit eigentlich fast von alleine (zumindest wenn das Knie eh schon am Boden war, die Reibung zieht einen dann schnell vom Motorrad weg). Auch beim Rutschen locker bleiben, z. B. damit die Kombi möglichst großflächig belastet wird. Das hat sich mal bei mir bewährt, als mir in Oscherleben ein Reifen (oder beide?) bei großer Schräglage und ca. 110 km/h wegrutschte. War zwar ein mulmiges Gefühl so schnell über den Asphalt zu rutschen, aber passiert ist mir dabei gar nix. Außer der Herzschmerz, als ich die Verletzungen meines Motorrads sah. Das ist längst nicht so gut davon gekommen. :cry:

P. S.: Ich fahre hohe Schräglage normalerweise nur auf sicheren Rennstrecken oder auf "meinem" speziellen Trainingsparkplatz. Auf öffentlichen Straßen ist mir das zu gefährlich.

Verfasst: 17.03.2003 6:08
von SanDee
Ich finde die Schräglage auch nicht schlecht, vor allem sind beim üben auf Parkplätzen die Reifen selten richtig auf Temperatur...

Ich hab seit ein paar Tagen die Sportec M1 aufgezogen. Da hat mich auch gewundert, wie viel hinten noch stehen bleibt, vorne war der Rand deutlich geringer...

Verfasst: 17.03.2003 10:29
von Vau-Zwo
Die M1 kriegst Du hinten nicht auf Kante - das ist unmöglich :!:

Verfasst: 17.03.2003 11:58
von Herr Hase
das mit der kreide ist eine gute idee ... die letzten 4mm kommen in einer gefahrensituation von ganz alleine - oder auch nicht. manche bremsen in panik, andere bringen mehr schräglage aus nackter überlebensangst. die frage ist, was der vorderreifen macht wenn er jetzt schon am rand ist. da er aber runder ist als der hintere müsste das passen.

ich würde aber vorschlagen, nicht ans limit zu gehen - sonst ist eventuell die reserve aufgebraucht wenn du sie nötig hättest. ich war noch nie am rand meiner reifen (jetzt auch schwer beim 190er ...), fahre aber immer mit reserve.

übrigens: was wir alle in der fahrschule gelernt haben (das motorrad unter sich wegdrücken) gibt mehr schräglage als das "spektakuläre" hanging-off. wenn du es riskieren willst dann drück doch mal ...

schrottfreie saison und trainings ... p.s. LASS ES !!!

.

Verfasst: 17.03.2003 12:22
von Christian
Ein Motorradkollege hat auf ner Bandit BT010+BT020 gefahren(gleiche Dimension wie SV) und hat beide bis zum Rand weggefahren. Überhaupt fand ich die Reifen auf seiner Maschiene besser als Z4 auf der SV.

Verfasst: 17.03.2003 13:00
von Bombwurzel
SV Michel hat geschrieben:3.) Nicht schräg fahren wollen sondern locker fahren wollen. Dann kommt mehr Schräglage von alleine. Ganz bewusst entspannen.
Kann ich nur bestätigen :)

Ich bin ja selbst noch blutiger Anfänger (erst gut 1000km auf der SV, die VL die ich vorher hatte, taugte nicht für Schräglage) und habe letztes Wochenende genau das erlebt, was Michel beschreibt.

Die Kurve der Autobahnabfahrt, die wir runter sind, war schon ganz schön eng (für meine Erfahrung zumindest) und Sledge hatte ein gutes Tempo drauf. Um dran zu bleiben hab ich mich mit der Maschine ziemlich stark in die Kurve legen müssen und habe dabei festgestellt, daß ich anfange zu verkrampfen und die Maschine partout nicht tiefer bekomme.
Also hab ich mich ganz bewusst entspannt und mich ganz locker gemacht.

Das Verblüffende war, die Maschine glitt wie von selbst ein paar Grad tiefer in Schräglage ohne das ich irgendwie drücken oder legen musste - es passierte einfach.
Es war wie fliegen.... ...nur schöner :)

Verfasst: 17.03.2003 13:27
von Jutta
Bombwurzel hat geschrieben: .... Also hab ich mich ganz bewusst entspannt und mich ganz locker gemacht.

Das Verblüffende war, die Maschine glitt wie von selbst ein paar Grad tiefer in Schräglage ohne das ich irgendwie drücken oder legen musste - es passierte einfach.
Es war wie fliegen.... ...nur schöner :)
Wenns nur immer so einfach wäre!!!
Bin grade B. Spiegels Buch "Die obere Hälfte des Motorrad" am lesen.
Da gewinnt man ganz neue Einsichten. Er schreibt zum Beispiel, dass jeder Fahrer seine ganz bestimmt "Schräglagengrenze" hat. Die er auch bei brenzligen Situationen nur ganz selten überschreitet. Eher fährt er dann in die Leitplanke. (so wie ich :cry: ) Diese persönliche "Schräglagengrenze" zu überwinden erfordert Übung, einen freien Kopf und viel, viel Lockerheit.
Ein Tip aus diesem Buch hat mir schon etwas geholfen. "Innenknie nach vorne". Wenn man das Innenknie in der Kurve ein bisschen nach vorne "schiebt", bewirkt das wohl irgendeine Gewichtsverlagerung. Und man hat schon das Gefühl, dass es dann gleich viel leichter "runter" geht.
Bei mir hats zumindest etwas geholfen. Obwohl ich den Jungs aus unserer Motorrad-Clique wenn sie richtig abziehen immer noch nicht hinterherkomme. :(
Falls es jemand interessiert, und keine Ahnung, ob das etwas aussagt, aber ich habe BT20 drauf und bei mir fehlen hinten noch ca. 4 mm.
Aber was solls, SV fahren soll Spaß machen, und kein Hochleistungssport sein. oder? :wink:

Verfasst: 17.03.2003 13:35
von eckirider
Hi Leute,

in der letzten Saison bin ich extreme Schräglagen gefahren, mit Auspuffaufsetzen etc. Immer bis zum Reifenrand. Wer meinen abgefahrenen Vorderreifen Z4 gesehen hat weiß was ich meine. Und das alles ohne Knie runterhängen. Nur durch lockeres Fahren und runterdrücken der Maschine. Mit dem Z4 ging das auch alles ganz gut. Dann habe ich den Avon Sport drauftackern lassen...
In einer langsamen Haarnadelkurve hatte ich gewohnheitsmäßig Kontakt mit Rasten und Fußbremshebel .. und dann fing die Karre ganz langsam an hinten rumzurutschen. Ich denke mal, das das an der Geometrie des Avon liegt. In der Schräglage fährt man nur noch auf der schmalen Kante, wo beim Z4 noch Fläche ist.
Ich werde jeden falls meinen Stil umstellen. Wird auf die Dauer sonst zu teuer. Und man kann ja nicht ausschließen, dass man mal von anderen Verkehrsteilnehmern beim "Schliddern" überrollt wird.

Verfasst: 17.03.2003 16:44
von SV29
Ganz schön schräg ...

Was macht das Schrägfahren so interessant?

Ich fahre jetzt seit 2,5 Jahre, d.h. 3 Winter und 2 sommersaisons.

Ich konnte in den letzten beiden Jahren recht viel fahren. Ich habe natürlich einen großen Teil nicht mit dem Üben der maximalen Schräglage auf dem Parkplatz verbracht sondern mit der Suche nach schönen Straßen in Deutschland und den näheren Umstaaten.
Ich fahre sehr gern unbekannte Strecken.

Erst im letzten Jahr habe ich das verloren, was ich mit Schräglagenangst bezeichne. Ich kontrolliere meine Schräglage zur Zeit immer noch nicht, weder mit dem Knie noch mit dem Fuß. Nur nach Gefühl. Ich habe auch verschiedene Haltungen ausprobiert, Hintern zur Seite und sowas alles. Wirklich brauchen tu ich das nicht. Es reichen feine Bewegungen.
Wichtig bei mir ist (glaube ich) die Absicht: Ich will dahin, die Blickführung.

Während der ersten Tour in kurvigem Gebiet in diesem Jahr vor zwei, drei Wochen war ich sehr unsicher und schwammig unterwegs. Meine Feinfühlligkeit und Zielgenauigkeit ließ stark zu wünschen übrig. Nach einigen Kurven wurde es etwas besser. Aber noch nicht wirklich.

Die Tatsache, daß ich ein neues Federbein eingebaut hatte war m.E. nicht die Ursache, sondern die fehlende Fahrpraxis im Winter. Und das noch fehlende Vertrauen in den Grip, die Straße.

Also immer locker und Gefühl für die Maschine entwickeln. Und nie schneller fahren als man kann. Nie die Kurven schneiden, dann lieber Autobahn fahren.

Und Kreide würde ich nur zu Beobachtungszwecken benutzen. Ich mache das manchmal bei Regen oder Schnee ;-). In der Regel ist mein Reifen, 020, aber bis zum Rand ab, und Rastenberührung kommt dann noch nicht, und wenn die Raste kommt, dann geht auch noch einiges, aber Achtung, das hängt immer auch von der Straße und vom Fahrstil ab.

Mir machen fremde Kurven, die ich max. schnell und sauber ohne zu zögern durchfahre am meisten Spaß. Und das geht nur locker. Und das ist bei fast jedem Wetter möglich. Man muß dabei nicht zwingend an der Reifenkante fahren.

Gruß S. - 120289

Verfasst: 17.03.2003 16:47
von SanDee
Vau-Zwo hat geschrieben:Die M1 kriegst Du hinten nicht auf Kante - das ist unmöglich :!:
Ich hoffe bloß, daß er dann nicht automatisch zuerst über der Vorderreifen abschmiert 8O

Verfasst: 17.03.2003 17:00
von Hippe
Tip: Übt das "Schrägfahren" am besten auf der Rennstrecke. Da hat man die ganze Fahrbahn zur Verfügung, deutlich mehr Versuche und kann besser an einer sauberen Linie arbeiten. Wenn es da klappt, dann kann man es auch mal im Strassenverkehr versuchen, so man es unbedingt will. Allerdings muss man sich jedes Jahr wieder an seine perönlichen Grenzen neu herantasten. Aber aufpassen!!! Der Grip auf der Rennstrecke ist bei gleichem Reifen deutlich höher, als auf öffentlichen Strassen.

Ein noch besserer Tip: Beobachte Leute und horche sie aus, bei denen Du siehst, was sie können. Schreiben kann man viel. Die Schnellsten mit Worten sind nicht autmatisch die Schnellsten auf dem Moped.

Der beste Tip überhaupt: Nichts erzwingen, es wird von ganz allein besser. Erzwingen heißt immer über das persönliche Limit gehen. Dabei bleiben Dir keine Reserven, selbst wenn sie physikalisch vorhanden wären.

Gruss und sturzfreies Ausloten,

Hipe

Verfasst: 17.03.2003 19:01
von dee
SanDee hat geschrieben:
Vau-Zwo hat geschrieben:Die M1 kriegst Du hinten nicht auf Kante - das ist unmöglich :!:
Ich hoffe bloß, daß er dann nicht automatisch zuerst über der Vorderreifen abschmiert 8O
eher nicht - der vordere hält auch recht gut - hinten ist er jedoch noch viel runder und somit kaum an den rand zu kriegen - ich würd mal sagen - man nutzt nicht ganz 150mm der reifenbreite - der rest ist nur zu korrekturzwecken zu gebrauchen, oder vielleicht auf der rennstrecke, wo man einen reifen doch etwas mehr unter druck setzt ...

zum knie-auf-den-boden: mit hang off fährt man weniger schräglage als mit "englischen" stil - weil beim hangoff der schwerpunkt verlagert wird und man so nicht so schräg fahren muss!!

Dee