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Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung?

Verfasst: 25.03.2013 10:00
von Mätthi558
Hallo Leute!

Zum Frühling hin bekommt man ja immer wieder aufs Neue Lust aufs Motorradfahren und mich plagt schon lange eine Frage, die mich die technisch Versierten hier vielleicht beantworten können. Es geht hier nicht um Stammtisch-Rederei, sondern um meine eigenen Erfahrungen, die ich auf meinen (aufeinander folgenden) 3 SVs gemacht habe. Grundsätzlich geht es mir dabei um die Wheelie-Neigung - also nicht in Grad, sondern die Bereitschaft Beschleunigung eher nach oben als nach vorne zu leisten ;) Das soll bitte keine Diskussion über für und wider sein, aber das erklärt sich denke ich im folgenden Absatz.

1. SV: Meine 1. SV war extremst Wheelie-freundlich! Es war eine auf N umgebaute 99er S mit Magura-Supermoto-Lenker, Dynojet Vergaserkit, N-Übersetzung und GSX-R-Federbein. Dazu so spielereien wie K&N (mit ABE) und LeoVince-ESD. Alles in allem nichts besonderes. Dieses Exemplar ging jedoch beim bloßen Anstoßen des Gasgriffs im 1. Gang dermaßen aufs Hinterrad, dass man Angst hatte sich zu überschlagen. Selbst im 2. Gang ging das Vorderrad ohne Kupplung noch in die Luft. Das hat unglaublich Spaß gemacht, dieses Motorrad zu fahren.

2. SV: Diesmal direkt eine 00er N. Fahrgefühl war gleich, aber das Vorderrad wirkte wie festbetoniert. Der Lenker war der gleiche, Standard-Düsen und -Nadeln in den Vergasern, K&N mit ABE und LeoVince-ESD. Die Übersetzung müsste gleich gewesen sein (Serie N). Der einzige signifikante Unterschied in den angesprochenen Komponenten war das fehlende GSX-R-Federbein.

3. SV: Diesmal eine 99er S für die Rennstrecke. Durch diverse Schlankheitskuren (ausgebaute und abgesägte Teile haben ein Gesamtgewicht von 28kg auf die Wage gebracht!) und Leistungsteile (LeoVince-Komplettanlage, offener K&N, etc.) ging die Gute für SV-Verhältnisse meiner Meinung nach abartig gut ums Eck. Allerdings war auch hier die Wheelieneigung eher vernachlässigt - das kann allerdings auch am Lenker und der damit verbundenen Sitzposition/Gewichtsverteilung zu tun haben. Verbaut war hier noch das Serien-Federbein mit Höherlegung.

Da frage ich mich doch, warum die erste SV einfach so spritzig war. War es einfach ein gutes Exemplar? Oder hatte vielleicht das SRAD-Gixxer-Federbein zusammen mit den Dynojet-Vergaserinnereien etwas damit zu tun? Ich war zumindest von der 2. SV ziemlich enttäuscht, da der Spaßfaktor nur noch ein Bruchteil war und darum habe ich sie wieder verkauft.

Ich bin mal gespannt auf eure Antworten - vielleicht kann sich daraus ja jemand einen Reim machen. Kann ich doch noch weiter nach einer SV gucken oder sollte doch eher eine Supermoto her... ;)

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 10:30
von wursthunter
Eine aufrechte Sitzposition lässt dich eher wheelen, als eine leicht nach vorne gelehnte. Es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit am Lenker.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 11:04
von Mätthi558
Des ist mir schon klar ;) Wenn es so einfach wäre, hätte ich nicht so einen langen Erklärungsversuch gestartet. Die 2. war ergonomisch ziemlich gleich zur 1., fahrtechnisch aber ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 11:13
von Martin650
die "S" hat schonmal eine kürzere Schwinge als die "N". Das machts sicher leichter. Dann noch eine gute Serienstreuung und schon passt deine Wahrnehmung wieder

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 11:34
von Mätthi558
Eine kürzere Schwinge, im Ernst?! Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich dachte der Unterschied bestünde nur in der Sekundärübersetzung, um die S ein paar km/h schneller zu machen.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 11:51
von Dieter
Mätthi558 hat geschrieben:Eine kürzere Schwinge, im Ernst?! Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich dachte der Unterschied bestünde nur in der Sekundärübersetzung, um die S ein paar km/h schneller zu machen.
Die Kette ist bei der "S" 2 Glieder kürzer, damit auch der Achsabstand der Ritzel, deshalb auch die Schwinge...

Denke das bei der Umgebauten "S" (1.SV) die Schwinge drin geblieben ist, und deshalb "minimal" ein besserer Effekt da war...

Wheelen würde ich als erzeugen von Dehmoment um die Querachse bezeichnen. Das geht immer besser je grösser der Hebel ist (Abstand des Schwerpunkts zur Strasse) je besser die Krafteinleitung (Stärkerer Motor), je kleiner die Masse des Fahrzeugs (weniger Normalkraft). Je näher der Schwerpunkt an der Kippachse (Reifenaufstandspunkt der Hinterrades) = kürzere Schwinge.

Will sagen, das ein GSX Beinchen (höherlegung) hilft imho auch ein bischen. Die Schwinge soll kurz sein, die Kraft gross (kürzere Übersetzung). Sitzposition weit hinten.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 12:08
von Mätthi558
Ist das mit der Schwinge bei den Kante-Modellen gleich?

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 12:39
von Drifter76
Ja, auch die Kanten haben zwischen 03-06 unterschiedlich lange Schwingen bei den N/S-Modellen. Ab 07 sind die Schwingen gleich lang, wenn ich das richtig im Kopf habe.

Das SRAD-Bein ist relativ weich, was beim kräftigen beschleunigen ein einfedern bewirkt und somit die Wheelyneigung verstärken kann.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 12:48
von Gelöschter Benutzer 19679
Die Federrate vom Federbein spielt auch noch eine entscheidend Rolle und die Dämpfung auch.Je härte die Feder und stärker die Dämpfung ist, desto weniger taucht das Heck beim beschleunigen ein und der Schwerpunkt bleibt dementsprechend höher, was wie mein Vorredner schon erklärt hat zu einem längeren Hebel führt an dem die Massenträgheit beim beschleunigen angreifen kann. Lässt sich allerdings auch mit kürzeren umlenkhebeln erzielen, da dadurch weniger kraft aufs Federbein wirkt und es somit auch nicht mehr so tief eintaucht beim beschleunigen.ja nachdem wo du bei deiner 3 sv Gewicht reduziert hast ( oben weg = wheelyunwilliger) (unten weg eher weniger Auswirkung) ändert sich auch die höhe des Angriffspunktes der Massenträgheit und dadurch das aufstellmoment beim beschleunigen. Hängt also mit vielen Sachen zusammen :) Denke aber mal dein djnojet Vergaserkit hat viel dazu beigetragen :wink:

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 25.03.2013 13:29
von Jan Zoellner
Mätthi558 hat geschrieben:Es war eine auf N umgebaute 99er S mit Magura-Supermoto-Lenker, Dynojet Vergaserkit, N-Übersetzung und GSX-R-Federbein
Der Hauptgrund dürfte m.E. die vermutlich relativ aufrechte/hecklastige Sitzposition durch den Magura-Lenker sein.
N-Übersetzung, S-Schwinge (bei der der Radaufstandspunkt durch das größere Kettenblatt gegenüber der Serie noch minimal nach vorne gewandert ist) und das weichere GSX-R-Federbein tragen sicher auch dazu bei, Dynojet-Kit IMHO eher untergeordnet.

Ciao
Jan

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 26.03.2013 13:29
von Mätthi558
Wie unterschiedlich sind denn die Schwingen? Wenn es nur 1-2cm sind, kann man dem ganzen ja auch durch eine längere/kürzere Kette entgegenkommen. Dass das Federbein einen so großen Unterschied machte, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Der Höherlegungseffekt sicherlich, aber das Federbein an sich ist ja weicher als das Serienbein - und so schluckt es auch mehr (bis es auf Block ginge ;) ). Wäre es härter, könnte ich mir das schon eher vorstellen.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 29.03.2013 12:55
von Schwarzfahrer HH
Die S-Schwinge ist 1cm kürzer als die N-Schwinge.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 01.04.2013 9:21
von Anaconda
Wie sieht es mit den Gabelfedern zwischen Nr. 1, 2 und 3 aus?
Progressive Gabelfedern heben die Front auch etwas an und verstärken so die Wheelieneigung.

Re: Wheelie-Neigung unterschiedlicher Exemplare... Erklärung

Verfasst: 04.04.2013 15:36
von Mätthi558
Nr. 1 und 2 Progressive Wilbersfedern, Nr. 3 komplett überarbeitete Gabel auf Rennbetrieb mit seriellen Federn. Nr. 3 ist aber auch nicht wirklich ausschlaggebend, weil Nr. 1 und 2 durch die annähernd gleiche Ergonomie vergleichbarer sind.