Wie / Wann rutscht ein Reifen ?


Richtige Einstellungen am Fahrwerk und den für dich richtigen Reifen wählen.
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cyco


Wie / Wann rutscht ein Reifen ?

#1

Beitrag von cyco » 06.08.2002 16:14

@All

Da hier immer vielfältig über die Reifen diskutiert wird und als Argumente gegen einen Reifen bestimmter Marken dann immer "Rutschen" oder "Schmieren" des Reifens angesagt wird, würde ich gerne mal genauer wissen, wie und wann sich ein derartiges rutschen und schmieren äußert. Also wie weit rutscht der Reifen .. wie merkt man es .. und und und ..

Ich bin seit diesem Jahr Wiedereinsteiger und bringe die SV bei weitem noch nicht an ihr Limit. Deshalb habe ich obiges auch mit einem Z4 noch nicht erlebt. Aber ich denke, wenn ein Reifen anfängt zu rutschen, dann ist es meist eh zu spät? .. Oder lassen sich derartige Rutscher abfangen? Denke da an die Fast-Highsider beim Motorradrennsport.

Mann, Mann .. da bin ich 34 und immer noch nicht über alles aufgeklärt, aber ihr macht das schon .. ;)

Danke & Gruß
cyco

dee
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#2

Beitrag von dee » 06.08.2002 17:31

hallo cyco,

keine schande, mit 34 noch nicht über alle seiten weggerutscht zu sein :) ...

mit dem z4 rutschte mir meistens das vorderrad - nie in schnellen kurven, meistens in langsameren nach schnellem umreissen; hinterreifen rutschte recht selten - rutschigen untergrund wegen nässe oder bitumen oder so´n zeug erwähne ich nicht.

rutscher äussern sich meist darin, dass der lenker plötzlich nachgibt (zu einer seite, nach "unten"), verbunden mit einem gehörigen schrecken meistens.

hört sich jetzt an, als ob dauernd die reifen rutschen - is nicht so - wenn auf 500km einmal was rutscht, ist das viel - kostet aber immer wieder vertrauen - wenn das gleiche manöver 50x gut geht und einmal kalten schauer über den rücken jagt. (z4 ist da ganz gemein vorne - da braucht man schon viel vertrauen, wenn man über den kipppunkt von mittlerer schräglage weiter umlegen will ..)

mit m1 ist mir das noch nie passiert. hinten einmal kurz aber dezent (trotz fast 200km noch nicht ganz eingefahren gewesen am rand ...)

dee

N-Brenner


#3

Beitrag von N-Brenner » 06.08.2002 17:43

Hallo cyco,

also ich habe meinen neuen Z4 am Wochenende mal wieder zum Rutschen gebracht. Mal wieder heißt natürlich Rutschen ist nicht gleich unbedingt stürzen.
Zum Rutschen kommst du zum einen, und das ist leicht nachvollziehbar, wenn du auf einem Untergrund, der es nicht erlaubt (z.B. auf sandiger Straße oder Rollsplit) zu schnell in eine Kurve fährst. Die Haftung des Reifens ist dann zu gering und die Massenträgheit (wenn es die ist) trägt dich nach aussen.

Bei kalten Reifen hast du den gleichen Effekt. Dies ist nur vielen nicht klar. Moderne Reifen heizen sich im betrieb stark auf und fangen an zu "kleben". Das heißt, sie werden sehr weich und fangen an, sich in die Straße zu "krallen". Bei sehr heißen Reifen hast du das Gefühl, sie mit den Fingern verformen zu können.

Ich bin jetzt mit zu kalten Reifen in einer (langsamen) Kurve etwas zu viel Schräglage gefahren. Ich hatte erst vorne und gleich danach hinten einen Rutscher. Die Reifen sind also über ihrer Haftgrenze gewesen. Meistens stabilisiert sich das Motorrad von alleine, wenn man es nicht weiter in die Kurve drückt. Zeit zu reagieren hat man in der Regel eh keine, weil es sehr schnell geht. Du erschrickst nur ein bißchen. Wenn es die in sehr schnellen Passagen passiert, kann es aber eher zum Sturz kommen.
In der Regel fahre ich die Reifen geziehlt warm. Das heißt ich erhöhe schrittweise die Schräglage, Bremse stärker vor Kurven und beschleunige heftiger raus.

Wenn du noch nie gerutscht bist, ist das größte Problem wahrscheinlich deine Schrecksekunde, wenn es dir mal passiert. Ich fahre sehr gerne mal auf abgesperrten Kies- oder Schotterstrecken, um immer mal wieder schlechte Reifenhaftung zu "erfahren". Damit weiß ich recht genau, wie sich das Mopped im Falle eines Falles verhält. Probier es mal vorsichtig aus.

Blaumann


#4

Beitrag von Blaumann » 06.08.2002 17:50

Hi Cyco,

ich hab mit dem Z4 vorn noch 1mm und hinten noch 3mm Angstreifen. Weiter runter komm ich mit meiner nicht ( fahre N mit hohem Heck ), dann fangen diese kleinen rutscher an. Ist aber nicht weiter schlimm, eher so'n AHA-Effekt, jetzt reichts mit der Schräglage.
High-Sider gibts meistens wenn Dir der Reifen hinten so richtig wegschmiert und er sich dann doch plötzlich wieder fängt.
Lass Dich nicht verrückt machen!

Ricci


#5

Beitrag von Ricci » 06.08.2002 18:43

Also bei mir ist der Z4 Vorne bisher nur weggerutscht weil er zu kalt war. Wenn er richtig warm ist, dann rutscht da nichts (Bei schräglage bis zum Seitenständerausleger.), der angststreifen vorne ist nicht mehr vorhanden. Hinten ist er immer nur weggerutscht, wenn man in Schräglagenbereiche kam, wo der Reifen noch nicht eingefahren war, dan ging das Heck um einige cm zur seite weg aber nicht weiter schlim. Nur nicht hecktisch vom gas gehen, sondern stehen lassen. Hinten ist der Angststreifen nur noch 1-2 mm (Wellenförmig, schwankend zwischen 1-2 mm). Ob mann ihn ganz wegbekommt? Werd ich wohl nicht mehr erfahren, den mein Hinterer Z4 ist jetzt an der Verschleißgrenze bei 5880 Km (Mein Freundlicher Suzi Händler machte mich heute bei der Inspektion drauf Aufmerksam.), und ich werde sie nach dem Treffen gegen ein Satz Avon's Tauschen.

Sehr viel Spaß macht es auch den Hinterreifen beim Rausbeschläunigen Rutschen zu lassen (Slide), mann sollte es aber nicht Übertreiben.

Gentleman


Reifenrutschen

#6

Beitrag von Gentleman » 06.08.2002 18:47

Hallo SV-Gemeinde,

mir geht es da ganz ähnlich wie cyco.
Bin nach knapp 10 Jahren ebenfalls Wiedereinsteiger, und war damals schon keine Koryphäe.
Meine SVS (04/01) ist mein erstes "richtiges" Mopped. Sie ist zwar ein relativ günstiges Mopped, aber trotzdem hab ich den damaligen Neupreis nicht so ohne weiteres aus dem Ärmel geschüttelt.
Und genau deshalb widerstrebt mir der Gedanke "so jetzt probier ich mal, wie weit ich mich ´reinlegen kann, wenn ich liege, dann war´s wohl zuviel". Aber lernen muß ich´s ja irgendwann mal... :wink:
Mir ist schon klar, das man einem Blinden die Farbe blau kaum erklären kann, aber vielleicht gelingt Euch die Beschreibung über das Wegrutschen der Reifen ja doch irgendwie....
(ja, ein etwas komischer Vergleich, ich weiß... :? )


Gruß
SVSRookie

Archimedes


#7

Beitrag von Archimedes » 06.08.2002 19:00

Bei schnellerer Kurvenfahrt und hoher Schräglage fängt
der Vorderreifen des BT020 auch an zu rutschen.
Zitat: Aber ich denke, wenn ein Reifen anfängt zu rutschen, dann ist es meist eh zu spät?
NEIN !!!
Jeder Reifen hat (wenn man sich an den Grenzbereich herantastet)
eine gewisse Tolerazgrenze. Das heist, der Reifen bricht zunehmend
mehr aus (bei gleicher Strasse). Um an solche Grenzen zu kommen
empfehle ich die Rennstrecke oder langsamere Kurven (ca 80-90)
mit einem Winkel über 120 Grad und guter Übersichtlichkeit.
ABER: Wenn bei dir oder mir der Reifen langsam gleitet, bedeutet
dass dann noch lange nicht die Höchstgeschwindigkeit einer Kurve.
Mit besserer Kurventechnik, Sitztechnik bin ich mir sicher, dass
man noch einiges schneller ohne rutschen fahren kann.
Deshalb will ich auch bald ein Renntraining machen 8)

Archimedes

PS: Neue physikalische Formeln:
Sand + Kurve + Schräglage = Gift
Rollsplit + Kurve + Schräglage = Gift
Bitumenschicht + Wasser + Kurve + Schräglage = Gift
Öl + Kurve + Schräglage = Gift
Gift + Leitplanke = Krankenhaus
Gift + Abhang = Tod
Gift + LKW = Tod
(Quelle: Formelsammlung von Archimedes)

N-Brenner


#8

Beitrag von N-Brenner » 06.08.2002 19:02

@ SVSRookie

Ich will es mal so sagen. Als auch-nach-zehn-jahren-wieder-Einsteiger kann ich einem Blinden blau zwar auch nicht erklären, aber ich kann beurteilen, wie sich Reifen seit den späten achtzigern weiterentwickelt haben: Im Prinzip kann man den Dingern heute absolut blind vertrauen und die Grenzbereiche sind jenseits normaler und auch flotter Fahrweise. Die heutigen Reifen verzeihen auch viel. So ein Rutscher ist echt harmlos. Und wenn richtig war, rutscht so ein Reifen eigentlich auch nicht.
Für mich war es schwieriger, den Reifen zu vertrauen (weil die so viel konnten) als die Reifen bis zum Rand zu bewegen.

Verttrauen in die Reifen ist aber absolut wichtig, weil man sonst verkrampft fährt. und wenn man das tut, fährt man schlecht.

Gelöschter Benutzer 431


#9

Beitrag von Gelöschter Benutzer 431 » 06.08.2002 19:07

Hi

da ihr hier gerade zum Thema wegrutschen und Reifen seit muß ich auch mal meinen Senf dazu geben ....da ich meinen Führerschein erst seit Anfang Juli habe und erst ca 1300 km auf dem Tacho sind ===> Anfänger

Am letzten Wochenende ist mir was passiert, da ist es mir kalt den Rücken runter :lol: :lol:

Ich bin an einer Ampel losgefahren und bin am beschleunigen in einer kleinen Doppelkurve und da merke ich, wie mir auf einmal das Hinterrad wegrutscht (man hab ich mich erschreckt ..wie da auf einmal das Hinterrad gezuckt hat ! ) ....ich hatte kaum Schräglage ....daher weiß ich auch nicht wie es dazu gekommen ist :?: :?:


Aber als ich mir das ganze nochmal angeguckt habe ...da kam ich darauf, das ihr hier immer über sogenannte "Bitumen" sprecht und da in der Kurve sind überall so ne kleine schmalle dunkle Streifen auf der Straße.....ich denke mal das ist das was ihr immer meint mit Bitumen :idea: :idea:

Also kann ich es mir nur so erklären, daß ich beim beschleunigen auf diesen Streifen in kleiner Schräglage gekommen bin und mir das Hinterrad wegging .....zum Glück ist ja nix passiert....aber diese Stellen sind echt gefährlich !!!

Da muß ich wohl in nächster Zeit wohl noch bissel mehr drauf aufpassen!!

Nur mal das dazu

Gruß

Matthias

cyco


#10

Beitrag von cyco » 06.08.2002 21:22

@all

Zwischenfazit: Erst mal vielen Dank für ausführlichen und verständlichen Antworten. Ich kann mir die ganze Sache jetzt besser vorstellen. Jetzt wurde mich noch interessieren was macht man am besten wenn es mal rutscht? Ricci schrieb: Nicht Gaswegnehmen, sondern stehen lassen. Das leuchtet mir ein, da man so keine weitere Unruhe ins Fahrwerk bringt und der Reifen wieder greifen kann. Weitere Erfahrungen?

gruß
cyco

P.S. So ist das in Norddeutschland .. wir müssen uns erzählen lassen was in Kurven passieren kann, weil wir ja keine haben! ;)

Gentleman


Reifenrutschen

#11

Beitrag von Gentleman » 06.08.2002 22:28

Ja, nicht Gas wegnehmen ist schon klar.
Nur, wenn man etwas weiß heißt das noch lange nicht, das man es auch macht.
Ich fürchte, wenn´s zu rutschen anfängt, werden die meisten Anfänger (mich eingeschlossen) reflexartig das Gas wegnehmen. Bis man sich in sich in so einer Situation darüber bewußt ist, dass das die falsche Entscheidung war, ist es wohl oft schon zu spät. Und sich das "wegzutrainieren" ist bestimmt nicht so einfach.

Gruß
SVSRookie

Gelöschter Benutzer 431


#12

Beitrag von Gelöschter Benutzer 431 » 06.08.2002 22:52

Hi Rookie

da hast du vollkommen recht mit!! Jeder Anfänger macht das aus Reflex( mich eingeschlossen )
Ich hoffe das ich da beim nächsten mal dran denke, aber werde wohl auch das Gas weg nehmen, obwohl ich bei meinem kleinen Rutscher mich eigentlich an gar keine Details erinnern kann...ging leider alles bissel schnell !!

So dies nochmal dazu

Schönen Abend noch

Matthias

neue Bilder meiner SV guckst du hier !!

http://www.pixum.de/viewalbum/?id=426220

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#13

Beitrag von SV29 » 06.08.2002 23:50

Wie svmi immer sagt: Immer schön locker bleiben.

Ich bin bisher weder als Anfänger noch als später nie abgeflogen trotz teilweise häufiger Kipper, Rutscher ...
Das hat meine unbewußte Reaktion immer abgefangen.

Kann also halb so wild sein, wenn man nur ein bißchen Gefühl im Hintern hat - und nichts erzwingen will.
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#14

Beitrag von Schakal » 07.08.2002 7:59

Ich will auch noch mal kurz meinen Senf zum Thema abgeben.
Allgemein kann man sagen, ein Reifen fängt an zu rutschen, wenn er über seine Haftungsgrenze kommt. Das hängt von mehreren Faktoren ab:
a) Straßenbelag,
b) Asphalttemperatur,
c) Reifentemperatur,
d) Gummimischung des Reifens,
e) Schräglage bzw. Aufstellfläche des Reifens,
f) Geschwindigkeit bzw. Beschleunigung.
Das wegrutschen kann man auch provozieren:
Wenn ich z.B. die Vorderbremse bei relativ niedriger Geschwindigkeit sehr stark ziehe, kann es passieren, dass das Vorderrad blockiert und rutscht. Das ist aber eher ungefährlich, wenn man die Bremse sofort wieder löst.
Das Hinterrad kann rutschen, wenn man in starker Schräglage stark aus einer Kurve beschleunigt. Das ist mir nur bei sehr engen Kurven passiert (Geschwindigkeitsbereich: 80-90km/h). Das ganze kann man kontrolliert machen und dann nennt es sich Slide. Wichtig ist, wie oben schon öfters erwähnt, auf keinen Fall zu bremsen oder vom Gas zu gehen. Besser ist es, die Gasstellung beizubehalten. Wieso?
Kurven sollte man ja mit einer Radlastverteilung von 40/60 von VR/HR durchfahren. Damit erreicht man die beste Haftung, da die Reifenaufstandsfläche optimal genutzt wird. (Der Hinterreifen ist ja bekanntlich breiter als der vordere) Das reguliert man mit dem Gasgriff, in dem man die Maschine auf Zug hält bzw. ganz leicht beschleunigt. Geht man nun vom Gas, verlagert sich das Gewicht auf das Vorderrad und das Hinterrad verliert noch mehr an Haftung. Die Folge: das Hinterrad rutsch ganz weg und man stürzt. Stürzt man zur Innenseite der Fahrbahn, nachdem das Rad weggerutscht ist, nennt man das einen Low-Sider. Richtet sich die Maschine aber auf und das Hinterrad erreicht in einem Bruchteil einer Sekunde sehr starke Haftung, kann es zu einem High-Sider kommen. Das hat schlimmere Folgen, weil man dabei über die Maschine nach vorn geschleudert wird. So etwas hat sicher schon jeder bei einem Motorradrennen im Fernsehen beobachten können. Bei einem Rennen geht das meist noch glimpflich ab.
Wer mehr über Fahrphysik und Fahrstil lernen will, dem empfehle ich die Bücher von Keith Code (Der richtige Dreh) zu lesen.


Immer mit beiden Rädern auf den Boden bleiben

Lars

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