Gabelölstand erhöhen gegen zu tiefes Eintauchen?


Richtige Einstellungen am Fahrwerk und den für dich richtigen Reifen wählen.
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HEIMCHEN
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Gabelölstand erhöhen gegen zu tiefes Eintauchen?

#1

Beitrag von HEIMCHEN » 13.10.2022 0:39

Beim Anbremsen taucht die Gabel meiner SV1000k3 etwas zu stark ein (m.W. ein bekanntes Problem).
Nun kann man dem ja leicht entgegenwirken, indem man die Luftfeder verkürzt, ergo etwas mehr Gabelöl einfüllt, als die laut Werkstatthandbuch vorgesehenen 160mm ab Oberkante.
Mir schweben derzeit 150 bis 140mm ab Oberkante vor.
Die Dämpfung sollte dadurch ja unverändert bleiben, da ich die selbe Viskosität nehmen würde.

Hat jemand Erfahrung bezügl. empfehlenswerter Füllstände?

LG,
Heimchen.

Marc
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Re: Gabelölstand erhöhen gegen zu tiefes Eintauchen?

#2

Beitrag von Marc » 13.10.2022 5:54

Empfehlen kann ich dir, kleine Brötchen zu backen.
Den Füllstand immer nur in 5mm Schritten erhöhen und dazwischen ausgiebig Probefahren.

Kurvenguide
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Re: Gabelölstand erhöhen gegen zu tiefes Eintauchen?

#3

Beitrag von Kurvenguide » 13.10.2022 21:17

HEIMCHEN hat geschrieben:
13.10.2022 0:39
Beim Anbremsen taucht die Gabel meiner SV1000k3 etwas zu stark ein (m.W. ein bekanntes Problem).
Nun kann man dem ja leicht entgegenwirken, indem man die Luftfeder verkürzt, ergo etwas mehr Gabelöl einfüllt, als die laut Werkstatthandbuch vorgesehenen 160mm ab Oberkante.
Mir schweben derzeit 150 bis 140mm ab Oberkante vor.
Die Dämpfung sollte dadurch ja unverändert bleiben, da ich die selbe Viskosität nehmen würde.

Hat jemand Erfahrung bezügl. empfehlenswerter Füllstände?

LG,
Heimchen.

Servus, @Heimchen.

Ohne große Erklärung.

Eine Luftkammer, die bei sportlichen Motorrädern, mit originalen Federraten und Druckstufensetting......sehr oft gut funktioniert.....125mm.

Ist man ein extrem harter Bremser, der HART und weit in die Kurve reinbremst. Oder das Motorrad ist mit einer leistungsgesteigerten Bremsanlage ausgestattet oder hat original eine bissige VR-Bremse.....115mm.


Mit Luftkammer meint man:
- Gabeldämpfersystem absolute sicher komplett entlüftet. Wichtig!
- Gabel ganz zusammengeschoben....bis zum mechanischen, harten Anschlag.
- OHNE FEDER.
- Kolbenstange ganz unten.
- Verstellstäbchen, in der Kolbenstange, steckt drin.

.....dann von der Oberkante des Innenrohrs zum Öllevel gemessen. Der Abstand dazwischen.



Mit der Luftkammer "stellt man" vor allem die Durchschlag-Resistence beim Vollanker ein. Es soll nicht zu stark sein ....die Gabel soll aber nicht auf Block gehen, beim VOLLANKER (gefährlich).

Es gibt natürlich auch Auswirkungen davon im normalen Fahrbetrieb.....aber die sind sekundär.

Auf das Eintauchen beim Bremsen, hat natürlich auch die Federrate Einfluss, aber auch vor Allem, die Druckstufen-Einstellung und das Shim-Setting.



Einstellungs-Tipps/Info/Trends:

Ist die Druckstufe recht soft eingestellt oder das Shim-Setting in Mid-&Highspeed sehr weich (original sehr oft).....dann sollte man lieber eher weniger Luftkammer wählen.

> 145mm ist dabei wenig progressiv, kaum spürbar. In dem Bereich sind Änderungen von 10mm kaum spürbar.

Kommt man in die Nähe vom Gabelfederweg ......ca. 120mm......., wird es spürbar progressiv.
Beim Eintauchen, ab der Hälfte des Federwegs, baut sich mehr und mehr eine Hemmnis oder Gegenwehr der Gabel auf, weiter einzutauchen und wirkt mit progressiv ansteigender Kraft, der Einfederbewegung entgegen.

Wird die Luftkammer noch kleiner gemacht, spürt man Änderungen von 10mm....wird die Luftkammer <100mm, werden Sprünge von 5mm spürbar.
Dann wird auch die Eintauch-Progression der Gabel sehr deutlich.....auch schon beim Fahren ohne Bremsung. Schön beim Überfahren von großen Wellen, Unebenheiten die eine große Federungsbewegung auslösen, ist diese starke Progression spürbar....was durchaus auch stören kann.

Die Wirkung der Luftkammer, nimmt stark progressiv zu, wenn man die Luftkammer kleiner macht wie den Federweg der Gabel.

Muss man die Luftkammer kleiner machen als 90mm, um ein "auf Block gehen" der Gabel beim VOLLANKER zu vermeiden.....sollte man zwingend, über die Federrate, Federvorspannung und vor allem, über das Druckstufen-Setting nachdenken!!!! Irgendwas davon ist deutlich "zu weich".

Es ist auch so,.....
....das kleine Luftkammern (<100) einen hohen Gabelinnendruck beim Bremsen erzeugen, das belastet die Gabeldichtringe stark.
Braucht man eine "kleiner als 105mm"-Luftkammer, um die Vollanker-Eintauchtiefe in dem richtigen Bereich zu halten.....und der Fahrer wird das nur 2-3mal in der Saison "antesten", ist das egal, gut, nicht wirklich ungünstig.
Sitzt da aber einer drauf, der die Gabel oft mit hohen Bremsbelastungen konfrontiert.....wird die Gabel deutlich schneller undicht!
Zuletzt geändert von Kurvenguide am 28.11.2022 11:07, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Gabelölstand erhöhen gegen zu tiefes Eintauchen?

#4

Beitrag von HEIMCHEN » 16.10.2022 10:45

Danke für eure Hinweise!
Leider kamen sie zu spät. Ich hab bereits 25 ml Öl pro Holm nachgefüllt, aber noch keine Testfahrt gemacht.
Wenn's nix ist muss ich wieder ablassen. Hoffentlich gibts eine Ölablaßschraube, hab' noch nicht geguckt.

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Re: Gabelölstand erhöhen gegen zu tiefes Eintauchen?

#5

Beitrag von Kurvenguide » 16.10.2022 11:20

HEIMCHEN hat geschrieben:
16.10.2022 10:45
Danke für eure Hinweise!
Leider kamen sie zu spät. Ich hab bereits 25 ml Öl pro Holm nachgefüllt, aber noch keine Testfahrt gemacht.
Wenn's nix ist muss ich wieder ablassen. Hoffentlich gibts eine Ölablaßschraube, hab' noch nicht geguckt.


Servus, @Heimchen

25ml mehr Öl in einer Gabel sind ca. 20mm weniger Luftkammer.

Ergo, wenn du bei 140mm angefangen hast....kommt das schon hin.....ist nicht so falsch!

Eine Ablassschrauben gibt es nicht.....wäre auch nicht gut. Die beiden Olstände/Luftkammergrößen sollten unbedingt gleich groß sein. Am Besten auf den Millimeter genau.
Umso größer der Unterschied ist, desto mehr wird die Gabel beim Einfedern unsymmetrisch belastet. Wird dadurch unsensible und kann durch Verzug zur Undichtigkeit neigen!
Mit "Ablassen", bekommt man das nicht genau genug hin.

Wenn dann, Front angeben, mit entlasteter Gabel, VR drehbar!!.......Gabelkopf ab....Federn raus......VR jetzt anheben bis sie auf Block geht.....mit einem, auf die gewünschte Luftkammer-Länge (ca. 3mm weniger, weil der Ölspiegel jetzt schief ist) eingestelltem Röhrchen, absaugen.


Grundsätzlich:
Ob die eingestellte Luftkammer, für das aktuelle Gabelsetting und der Einstellung, zu groß oder zu klein ist......sagt dir die Eintauchtiefe beim absoluten VOLLanker, aus hohen Geschwindigkeiten >90km/h.


Bestimmung der korrekten Eintauchtiefe!
VR komplett entlasten.....Federweg der Gabel aus den technischen Daten entnehmen ....davon mind 10mm abziehen, besser 15mm bei klassischen Gabeln. Die Erklärung dafür würde jetzt den Rahmen sprengen.

Am linken Gabelholm diesen errechneten Wert, von der Staubkappe in Federwegsrichtung (USD nach unten, Klassisch nach oben) abmessen und mit Edding am Innenrohr markieren.

Gabelindikator oder kleinen schmalen Kabelbinder an diesem Innenrohr anbringen. Kabelbinder so anbringen, das er sich leicht verschieben lässt, aber nicht von alleine verrutscht. Bis zur Staubkappe schieben.

Jetzt Probefahrt......leere, ebene Straße, trocken, guter GRIP..... mind. 100Km/h.......VOLLanker, ALLES was geht, ......das ein paar Mal, sodass es wirklich eine gute Bremsung war, das es einer Panik-Notbremsung nahe kommt.
Dann auf den Kabelbinder/Gabelindikator kucken.
Kabelbinder sollte jetzt, in der Nähe vom Edding-Strich sein.
> 10mm DAVOR --> die Luftkammer ist zu KLEIN.......das hätte folgende negativen Auswirkungen ---> Motorrad hat einen erhöhten Lastwechsel-Reaktion-Trend beim Bremsen.....erzeugt ZU VIEL Stoppie-Neigung --> verlängert den Bremsweg.


bis 3mm davor......gut!

Kabelbinder/Gabelindikator AUF dem Strich.... gut, super!

Kabelbinder leicht ÜBER dem Strich....bis 2mm .....kann man noch so lassen......Luftkammer ist etwas zu groß! Ca. 5-10ml, je nach Aggressivität des Hydrostops.....ist aber OK, gut!

Deutlich über dem Strich.....>3mm.....Luftkammer deutlich zu klein......die Gabel ist mit großer Geschwindigkeit eingetaucht.....hat sich durch den ganzen Hydrostop hindurch gerammt.....und ging wahrscheinlich auf Block, oder war kurz davor.
Auf jeden Fall, musste der Vorderreifen schon erhebliche Dämpfungs-Arbeit übernehmen, obwohl er mit dem "Brems-Grip erzeugen" schon vollauf im Stress war. Das können Reifen nur sehr bedingt!

Vllt hat das VR beim VOLLANKER auch schon gestempelt, das ist ein typisches Zeichen/Auswirkung davon ---> das heißt immer! Man ist zu tief, in einem aggressiven Hydropstop der Gabel eingetaucht.....oder gar auf Block.
Luftkammer ist zu groß UND wenn der Kabelbinder noch nicht die Markierung erreicht hat....ist die Markierung nicht korrekt.....korrigieren, mind. auf aktuelle Kabelbinderposition/Gabelindikator und 2mm mehr, runter setzen.

Hat man ein ABS Moped, reagiert dabei (wenn die Gabel zu tief eintaucht) das ABS mit hektisch, aggressiven, cholerischen Regeln, was den Bremsweg sicher deutlich verlängert.

Ohne ABS, fühlt sich dieses "Gestempelt & Gehoppel" am VR, bei einem VOLLanker, sehr "unsicher" an.....der Bremsweg wird deshalb sicher länger.
Bei Anfänger ganz sicher viel länger (weil er verunsichert, nicht voll auf der Bremse bleibt), bei Könner nur leicht.



Diese Auslegung, dieser Werte, gelten für den Straßenbetrieb.....auf der Rennstrecke braucht man nicht ganz soviel Durchschlag-Reserven "einbauen". Dort kann man mit Bremstechnik und Buckelvermeidung in der Bremszone, es dem Moped aktiv leichter machen.
Auch Panik-Notvollanker kommen dort weniger vor.
Auf der Straße, kann man sich selten aussuchen, wo & wann man den Not-Anker setzen MUSS, ....und wie dort der Straßenbelag ist.

Auch gilt diese Abstimmung NICHT für Öhlinsgabeln oder umgebauten Gabeln ohne, oder stark verkleinerten, optimierten Hydrostop.

Ciao
Patrick

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