Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?


Richtige Einstellungen am Fahrwerk und den für dich richtigen Reifen wählen.
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HEIMCHEN
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Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#1

Beitrag von HEIMCHEN » 23.04.2022 22:28

An meiner SV1000 k3 ragen die Standrohre um ca 7 mm über die Oberkante der oberen Gabelbrücke heraus ( = "7mm "Durchgesteckt"). Mir ist das Mopped aber zu "agil": ich mag's nicht, dass sie quasi von selbst immer weiter in die Kurve fällt und ich am kurveninneren Lenkerende ziehen muss um sie am "Weiterzuziehen/-Fallen" zu hindern.
Nun möchte ich die Standrohre bündig einstecken, weil ich mir davon ein neutraleres (= "stabileres") Verhalten erhoffe.
Hat jemand diesbezüglich Erfahrung?
Ist die Änderung signifikant oder nur marginal?
Anm.: Hinterreifen ist vom Vorbesitzer extrem eckig ( = nur mittig) abgefahren, der ist offensichtlich nur Autobahn geheizt. Eckiger Hinterreifen führt aber m.E. in Kurven eher zu Aufstellneigung und nicht zum "Reinfallen", oder täusche ich mich?
Gruss,
HEIMCHEN.

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#2

Beitrag von Ropa75 » 23.04.2022 22:31

Bei allen vier Motorrädern, die ich habe, darunter auch eine Suzuki SV 1000 S K4, schließen die Gabelstandrohre serienmäßig bündig mit der oberen Gabelbrücke ab und ich bin zufrieden damit.

Grüße
Rolf

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#3

Beitrag von Black Jack » 23.04.2022 22:38

Egal was du machst, hol dir vorher einen neuen Hinterreifen.
Mit dem eckigen Reifen läßt sich das Fahrwerk nicht beurteilen.

Außerdem :
Meine USD Gabel ist auch kürzer als original, so einen Effekt hab ich nicht...
Gruß Jürgen

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#4

Beitrag von Ego » 23.04.2022 22:45

Laut WHB sollen 6.3 mm Durchgestreckt werden kommt also hin. Ich würde aber auch einen Hinterreifen probieren.
Wenn bündig ist ............. hat da schon einer was gemacht :roll:



.
Zur Duldsamkeit gehört nicht, dass ich auch billige, was ich dulde...
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Die Diva von Italienischen Jungfrauenhänden in einer mondfreien Nacht montiert!!!

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#5

Beitrag von Dieter » 24.04.2022 7:16

Das bündig setzen um es auszuprobieren ist ja Recht schnell gemacht. Und bei nicht gefallen auch genau so schnell wieder rückgängig.
Also was hindert dich am Ausprobieren?

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#6

Beitrag von saihttaM » 24.04.2022 9:10

Genau dieses "von selbst immer weiter in die Kurve fallen" kommt, wenn man sich genau am Übergang von der Platte zur Rundung befindet. Also erstmal den/die Reifen neu machen. Du wirst dein Motorrad nicht wiedererkennen.
Gruß, Mattis
Ride on✌🏼

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#7

Beitrag von Kurvenguide » 24.04.2022 10:02

HEIMCHEN hat geschrieben:
23.04.2022 22:28
An meiner SV1000 k3 ragen die Standrohre um ca 7 mm über die Oberkante der oberen Gabelbrücke heraus ( = "7mm "Durchgesteckt"). Mir ist das Mopped aber zu "agil": ich mag's nicht, dass sie quasi von selbst immer weiter in die Kurve fällt und ich am kurveninneren Lenkerende ziehen muss um sie am "Weiterzuziehen/-Fallen" zu hindern.
Nun möchte ich die Standrohre bündig einstecken, weil ich mir davon ein neutraleres (= "stabileres") Verhalten erhoffe.
Hat jemand diesbezüglich Erfahrung?
Ist die Änderung signifikant oder nur marginal?
Anm.: Hinterreifen ist vom Vorbesitzer extrem eckig ( = nur mittig) abgefahren, der ist offensichtlich nur Autobahn geheizt. Eckiger Hinterreifen führt aber m.E. in Kurven eher zu Aufstellneigung und nicht zum "Reinfallen", oder täusche ich mich?
Gruss,
HEIMCHEN.

Servus Heimchen.

Das Standrohr bündig machen mit der Gabel ist eigentlich kein Problem. Du musst nur darauf achten/abchecken:
- ob dann, beim ganz ausgefederten Zustand (VR in der Luft), die Bremsleitung(en) nicht gespannt sind. Die sollten immer noch locker von oben zum VR runterlaufen.
- ich würde die Gabel nicht so weit in die Gabelbrücke reinstecken das der Deckel auch "verschwindet". Mach das ROHRENDE bündig und las den Deckel der Gabel überstehen. Hat vor allem den Grund, der Deckel ist im Durchmesser etwas kleiner....wenn es Regnet, du das Moped putzt.....bleibt dort in dem "offenen Ring" das Wasser stehen und wandert in den Spalt zwischen Rohr und Deckel. Nach einer gewissen Zeit, fängt es dort zu korrigieren an, besonders wenn Waschsubstanzen dabei sind.


Du wirst auch die 7mm Verstellung merken, das Moped wird:
- etwas träger beim Einlenken
- etwas indirekter, weniger präzise.
- etwas "berechenbarer", mit mehr VR-Feedback.
- bleibt ruhiger in Schräglage.
- bleibt generell etwas ruhiger, die Front weniger nervös wenn es über semiopti Belag geht.
- wenn du ein geübter Voll-Bremser bist, wirst du merken, dass das Heck früher hoch kommt (etwas längerer Bremsweg).


ABER....kenne mehrere S1000S & N.....das Moped ist von sich aus, im Ori-Trim, kein sehr handliches Moped, eher etwas träge und die Front indirekt & unpräziser.
Bei diesem Moped, wird in der Regel, die Gabel etwas weiter NACH OBEN durchgesteckt.....sodass, in Verbindung mit modernen, guten, sportlichen Reifen, dem Moped beim Fahrverhalten auf die Sprünge geholfen werden kann.

Dieses Verhalten, deines Mopeds, ist also nicht normal, eigentlich untypisch!

Bevor ich persönlich, diese Gabel anfassen würde, würde ich folgendes abklären/checken, was auch sowas verursachen könnte:
- stimmt der Reifendruck!?

- ist das Lenkkopflager wirklich in Ordnung, spielfrei UND keine Rastung im Mittelbereich. Bei der Abklärung sollte der Lenkungsdämpfer ausgehängt sein. Kaputte, rastende LKL, verursachen genau dieses, von dir beschriebenes Fahrverhalten.

- sind die Radlager, besonders im VR, gut. Spielfrei mit rundem Lauf!?

- wenn der HR schon visuell eine Flachstelle in der Mitte präsentiert....ist das für das Fahrverhalten nicht gut.
Aber wahrscheinlich hat der VR auch eine "Kante" in seiner Kontur. Er war ja mit dabei, wo der HR eckig gefahren wurde.
Da braucht es keine scharfe Kante, grobes Eck, es reicht ein kleiner Bereich, wo der Kontur-Radius etwas enger, "eckiger" ist.....und du hast genau dieses Fahrverhalten.
Würde auf jeden Fall erst das Reifen-Paar wechseln...wenn die Kontrollen oben "ohne Befund" waren.

Denn.....ein Moped, das "zu ruhig, stabil und träge" ist, hilft auch nicht weiter. Spätestens bei flott gefahrenen Wechselkurven, nötigen Kurvenlinien-Anpassungen und Ausweichmanöver.......werden die Augen dann etwas größer.

Zu empfehlende Reifen...... für Fahrern, die das stabile, ruhige, satte Fahrverhalten bevorzugen.....CRA3, RT01SE, Roadsmart4.

Ciao
Patrick
Zuletzt geändert von Kurvenguide am 24.04.2022 23:40, insgesamt 1-mal geändert.

Nordisch81
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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#8

Beitrag von Nordisch81 » 24.04.2022 22:35

Danke Patrick.

Das sind auch genau meine Beobachtungen aber jetzt habe ich auch die genaue Erklärung für die Veränderung die mir an meinem Mopped aufgefallen ist.
Mein Mech hatte vor 3 Jahren, als ich die Gabel etwas härter haben wollte, das Öl gewechselt und die Gabel ca 1cm durchgesteckt.
Im Frühjahr hab ich beim ihm das Federbein wechseln lassen und er hat die Gabel wieder zurückgesteckt auf ca 2mm Überstand.
Er meinte damit läuft die Maschine stabiler. Sie war ihm zu agil beim Einlenken:)
Jetzt hatte ich mich aber so an das erste setup gewöhnt, dass mir das "in die Kurven reinfahren" wesentlicher anstregender vorkam. Scheitel auch nicht mehr gut getroffen und dadurch zu weit aus Kurven rausgetragen. Auch Wechselkurven liefen jetzt nicht mehr so flüssig wie vorher. Ich werde die Gabel wieder mehr durchstecken lassen um zum alten Setup zurückzukommen.

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Pat SP-1
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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#9

Beitrag von Pat SP-1 » 25.04.2022 8:10

@Kurvenguide:
eine Sache bei Deiner Ausführung verwundert mich:
Kurvenguide hat geschrieben:
24.04.2022 10:02
wenn du ein geübter Voll-Bremser bist, wirst du merken, dass das Heck früher hoch kommt (etwas längerer Bremsweg).
Ich ging immer davon aus, dass eine höher stehende Front -ebenso wie ein tiefer stehendes Heck- die Stoppieneigung reduzieren würde. Bist Du da kurz mit der Richtung durcheinander gekommen oder gibt es einen Effekt, den ich übersehe (der Schwerpunkt kommt natürlich etwas höher, aber ich ging davon aus, dass die Änderung in der Geometrie den größeren Einfluss hätte)?
Vielen Dank

@Nordisch: ich würde an Deiner Stelle eher das Heck anheben als die Front abzusenken. Macht das Moped in der Kurve leiser. :wink:

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#10

Beitrag von Kurvenguide » 25.04.2022 9:01

Pat SP-1 hat geschrieben:
25.04.2022 8:10
@Kurvenguide:
eine Sache bei Deiner Ausführung verwundert mich:
Kurvenguide hat geschrieben:
24.04.2022 10:02
wenn du ein geübter Voll-Bremser bist, wirst du merken, dass das Heck früher hoch kommt (etwas längerer Bremsweg).
Ich ging immer davon aus, dass eine höher stehende Front -ebenso wie ein tiefer stehendes Heck- die Stoppieneigung reduzieren würde. Bist Du da kurz mit der Richtung durcheinander gekommen oder gibt es einen Effekt, den ich übersehe (der Schwerpunkt kommt natürlich etwas höher, aber ich ging davon aus, dass die Änderung in der Geometrie den größeren Einfluss hätte)?
Vielen Dank

@Nordisch: ich würde an Deiner Stelle eher das Heck anheben als die Front abzusenken. Macht das Moped in der Kurve leiser. :wink:

Servus, @Pat SP-1

Wenn wir davon ausgehen, wir Bremsen im Trockenen, bei griffigen Belag und mit halbwegs guten Reifen....
....wird beim Vollanker, bei einem Sportmotorrad wie der SV1000, der limitierende Faktor das abhebenden Heck sein.
Man muss den Bremsdruck reduzieren oder kann ihn nicht weiter steigern, NICHT weil das VR zu blockieren droht, sondern der Überschlag.
Hat das HR mal die Straße verlassen, steigt es progressiv himmelwärts....weil dadurch auch der Gesamtschwerpunkt sich hebt muss man deutlich den Bremsdruck reduzieren, das es wieder runterkommt.


Aber warum überschlagen wir uns überhaupt?
Der "Drehpunkt" dabei ist die Aufstandsfläche vom VR.
Es ist auch nicht die Bremszange, welch in die Scheibe beißt und an der Gabel festgemacht ist und somit das Moped versucht "mitzunehmen", "einzustehen"....das ist nur ein kleiner Anteil.
Nein, es ist der "Hebelarm", mit dem der Gesamtschwerpunkt (Moped+Fahrer+Beladung) am Drehpunkt agiert.
Beim Bremsen, möchte das Gesamtgewicht des Fahrzeugs nicht langsamer werden, es "wehrt" sich, dessen Trägheit wird wirksam, rechnerisch "gebündelt" im Gesamtschwerpunkt.

Ist dieser Gesamtschwerpunkt in "Bodennähe", der Hebelarm zwischen Drehpunkt (Aufstandsfläche vom VR) und Gesamtschwerpunkt, ist also klein...und die Trägheit wird beim Bremsen wirksam, wird sie sich VIEL SCHWERER tun, um mit dem kleinen Hebel, das Heck anzuheben.
Man steigert weiter den Bremsdruck.....bis das VR blockiert, bevor sich ein Stoppie ergibt.

Ist hingegen der Gesamtschwerpunkt hoch oben über der Straße, wird der Hebelarm länger und die gleiche Trägheit, fällt es, durch den "längeren Hebel", viel leichter das Heck anzuheben. Bevor das VR überhaupt in die Nähe der Blockiergrenze kommt, entwickelt sich die Vollbremsung zum Überschlag.

Eigentlich ganz deutlich zu merken, wenn man mit Enduros oder SM bremst (wo man auch noch "senkrecht" drauf sitz, der Gesamtschwerpunkt also nicht nur durch das hohe Fahrwerk sehr weit oben ist).......das Heck strebt ganz schnell himmelwärts. Wenn man eine bissige Bremse dabei hat, hüpft das Heck regelrecht von der Straße.
Bis zu dem Moment, das sich das VR durch die Bremslast in den Boden presst, "gefühlt eingräbt" und beißt, kommt man garnicht .....denn der Überschlag droht schon weit vorher.


Ja.....Heck runter. ---> Gesamtschwerpunkt runter, heißt bei Sportmotorräder, im TROCKENEN, mehr mögliche Bremsleistung.


Front hoch --> Gesamtschwerpunkt höher --> bedeutet das Gegenteil.

Deshalb ist es ja so gut, das Sport-Mopeds eine Teleskop-Gabel haben, ohne Bremsmomentenabstützung......weil beim Bremsen eben die Front runterkommt....und dadurch noch stärker gebremst werden kann.

In allen Motorrad-Rennserien sieht man NUR Teleskop-Gabel.....obwohl es einige andere VR-Führungsmöglichkeiten gibt, sogar mit Bremsmomenten-Abstützung.....aber keine davon im Rennsport!
Auch deshalb.....Bremsen -> Front runter -> nochmehr Bremsen .....& leichteres Einlenken!


Wenn es nass und glatt ist, sind diese Zusammenhänge, umgedreht.
Weil dann, beim Voll-Ankern im Nassen, der limitierende Faktor das blockierende VR ist.
Durch den höheren Gesamtschwerpunkt, entsteht beim Bremsen mehr Lastwechsel AUF das VR, das kann durch diese höhere Gewichtsbelastung mehr GRIP aufbauen -> etwas stärker Bremsen, bis es dann doch auch zu blockieren droht.

In meiner Welt ist das so!
Patrick
Zuletzt geändert von Kurvenguide am 25.04.2022 11:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#11

Beitrag von Pat SP-1 » 25.04.2022 9:19

Hi,
erstmal danke für die ausführliche Antwort.
Das klingt soweit alles logisch, allerdings gibt es ja noch einen Aspekt: Wenn man die Gabel durchsteckt steht das Motorrad ja "steiler", lässt sich also leichter übers Vorderrad kippen. Oder habe ich da einen Denkfehler?

Zur Front runter beim Bremsen im Rennsport: Geht es da nicht eher darum, dass durch die abtauchende Front das Einlenken erleichtert wird, also das durch das Aufstellmoment erschwerte Einlenken ein Stück weit kompensiert wird? Dazu ist es mit dem "steiler" stehenden Moped einfacher, enge Radien zu fahren (deshalb sollte man ja die Bremse idealerweise so lösen, dass die Gabel nicht ausfedert sondern nachlassender Bremsdruck und ansteigende Querbeschleunigung dafür sorgen, dass die Gabel auf gleichem Niveau bleibt). Beim Geradeausbremsen sind doch die BMWs mit Telelever (also Bremsnickausgleich) unschlagbar.

Kurvenguide hat geschrieben:
25.04.2022 9:01
Wenn es nass und glatt ist, sind diese Zusammenhänge, umgedreht.
Weil dann, beim Voll-Ankern im Nassen, der limitierende Faktor das blockierende VR ist.
Das kommt drauf an. Mit modernen Reifen bekommt man im Nassen -auf anständigem Asphalt natürlich- bei einigen Mopeds das Heck hoch. Mit der SV 650 s und Road 5 ist das jedenfalls kein Problem (wobei bei meiner das Heck auch über die Längenverstellung des Federbeins leicht angehoben ist). Man muss allerdings den Bremsdruck vorsichtiger steigern als im Trockenen.

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#12

Beitrag von Kurvenguide » 25.04.2022 11:39

Servus, @Pat SP-1

Jetzt bin ich mir nicht sicher was du meinst mit "....wenn man die Gabel durchsteckt...".

Erhöht man die Front, also die Gabel steht weniger weit an der oberen Gabelbrücke über, die Gabel wurde nach unten verschoben....

.....erhöht sich der Gesamtschwerpunkt.
.....der Nachlauf wird ca. 1/3, von der Erhöhung länger.
.....der Lenkkopfwinkel wird flacher, bei 10mm Veränderung ca. 1Grad.
.....der Radstand wird länger, relativ genau die Strecke, die der Nachlauf dazugewinnt.
ABER....der Faktor, der sich am stärksten ändert ist die Veränderung des Schwerpunktes.
Die anderen Werte, die teilweise in der "Fahrwerkswirkung" indirekt proportional sind, verändern sich nur anteilig, im wesentlich kleineren Umfang.

Wenn man die Front ABSENKT, sind die Zusammenhänge genau umgedreht.



Das die Telegabel beim Bremsen eintaucht.....hat nicht nur einen Vorteil, ja.
Durch Bremsen kommt die Front weiter runter...
....--> noch härter Bremsen können.

....--> und das Moped lässt sich auch leichter einlenken. Aber dabei stellt sich die "Huhn und das Ei"-Frage. Die schnellen Fahrer Bremsen spät UND weit in die Kurve, weil sich das Moped deshalb leichter einlenken lässt. Wäre das nicht so, würde das Bremsen trotzdem besser funktionieren, aber sie würden BEIM Einlenken, die Bremse lösen. So wie früher, wo sich die Mopeds beim "Bremsen in Schräg" heftigst aufgestellt haben, durch die damalige Reifentechnik und FW-Geometrie.
Mopeds mit Bremsmomenten-Abstützung, lenken auch ein, auch leicht & handlich.


Ja, das mit den guten Bremsleistungen der BMW's mit Telelever ist wirklich etwas verblüffend.
Denn deren Front bleibt trotz VOLLanker oben und der Bremsweg trotzdem sehr kurz.
Das liegt aber an den anderen "Besonderheiten" dieser Mopeds.
....Deren Radstand ist relativ lange....länger Radstand, das Gewicht, der Schwerpunkt, liegt weiter hinten, --> es ist VIEL mehr Kraft nötig, mehr Hebelkraft um den Drehpunkt (VR-Aufstandspunkt), um das Heck anzuheben.

.....der Schwerpunkt ist nicht nur durch den Radstand weit hinten. Sondern auch durch die schwere Kardan-Schwinge. Sehr viel Gewicht, weit hinten unten, weit weg vom VR, weiter weg wie an einem Sportbike.

....der Schwerpunkt ist relativ weit unten, der Motor, die Kurbelwelle, die Zylinder, das Getriebe, sitzen sehr tief.....und weit hinten.

Ein ähnliches Prinzip "verwendet" auch eine kleine Honda die ich habe, eine Honda NTV 650.....FW & Gabel leicht verbessert.
Der V-Motor hat eine kleine niedrige Bauform, mit sehr schwerer Kurbelwelle ganz unten und eine schwere Kardan-Einarmschwinge hinten dran.
Das Moped ist für seine geringe Höhe, relativ lange.....aber hat eine Telegabel. Aber viel kleiner und niedriger wie eine GS.
Damit bremse ich alles aus, ausnahmslos. Auch GS-Fahrer!
Damit kann man unglaublich spät Bremsen.....trotz Singel-Bremsscheibe, sie braucht nur eine überarbeitete Gabel und sehr griffigen VR.


Ja, du hast Recht......moderne Tourensport-Reifen, verhalten sich beim Bremsen im Nassen, fast wie Sportreifen im Trockenen.
Mit Road5, RT01SE, GT2 kannst du so heftig vorne reinlangen, trotz Vollnässe, das der Überschlag droht.
Aber nicht jeder fährt solche Reifen und das funktioniert nur dann, wenn der Belag halbwegs griffig ist.
Ist der Belag von solcher Art, der bei Nässe SEHR glatt wird, es liegt Dreck in der Bremszone oder eine schmierige nasse Staub-Schicht....überwiegt wieder das blockierende VR.
Oder ganz einfach, bei einem Sport- oder gar Hyper-Sportreifen, bei niedrigen Temps oder leichter Nässe.

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#13

Beitrag von Pat SP-1 » 25.04.2022 11:57

Hi,

danke für die ausführliche Antwort.
Kurvenguide hat geschrieben:
25.04.2022 11:39
Jetzt bin ich mir nicht sicher was du meinst mit "....wenn man die Gabel durchsteckt...".
Damit meinte ich, dass sie weiter über die Gabelbrücke übersteht (also das Moped vorne tiefer kommt).
Kurvenguide hat geschrieben:
25.04.2022 11:39
.....erhöht sich der Gesamtschwerpunkt.
.....der Nachlauf wird ca. 1/3, von der Erhöhung länger.
.....der Lenkkopfwinkel wird flacher, bei 10mm Veränderung ca. 1Grad.
.....der Radstand wird länger, relativ genau die Strecke, die der Nachlauf dazugewinnt.
ABER....der Faktor, der sich am stärksten ändert ist die Veränderung des Schwerpunktes.
OK, das sind genau die Aspekte, an die ich gedacht habe, mir war nur nicht klar, ob die Punkte 2-4 oder Punkt 1 den größeren Effekt haben.

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#14

Beitrag von Kurvenguide » 25.04.2022 12:08

Pat SP-1 hat geschrieben:
25.04.2022 11:57
Hi,

danke für die ausführliche Antwort.
Kurvenguide hat geschrieben:
25.04.2022 11:39
Jetzt bin ich mir nicht sicher was du meinst mit "....wenn man die Gabel durchsteckt...".
Damit meinte ich, dass sie weiter über die Gabelbrücke übersteht (also das Moped vorne tiefer kommt).
Kurvenguide hat geschrieben:
25.04.2022 11:39
.....erhöht sich der Gesamtschwerpunkt.
.....der Nachlauf wird ca. 1/3, von der Erhöhung länger.
.....der Lenkkopfwinkel wird flacher, bei 10mm Veränderung ca. 1Grad.
.....der Radstand wird länger, relativ genau die Strecke, die der Nachlauf dazugewinnt.
ABER....der Faktor, der sich am stärksten ändert ist die Veränderung des Schwerpunktes.
OK, das sind genau die Aspekte, an die ich gedacht habe, mir war nur nicht klar, ob die Punkte 2-4 oder Punkt 1 den größeren Effekt haben.

;) bier

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Re: Standrohre "durchstecken" oder doch lieber bündig?

#15

Beitrag von Thorsten_Köhler » 27.04.2022 1:48

Da stell ich auch noch ne Frage.
Wen ich die Front an der Gabelbrücke um 10mm anhebe, wieviel davon kommt am SP davon überhaupt an?
Der liegt ja doch ein mehr oder minder großes Stück von der Gabelbrücke entfernt.
Stichwort Winkelfunktion, frag mich nicht welche.
In Geografie hab ich geschlafen :D :D
Lack oben, Gummi unten.

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