ich bin neu und stelle mich mal vor. Könnte länger werden, holt euch nen Kaffee.

Mein Name ist Katharina, ich bin 36 Jahre jung und aus der Stadt, die es gar nicht gibt: Bielefeld.
Seit diesem Sommer bin ich stolze Besitzerin einer Knubbel. Leider habe ich keinen Führerschein und mein Maschinchen steht in der Tiefgarage und guckt jeden Tag traurig, wenn ich in mein Auto steige und zur Arbeit fahre. Eigentlich hätte ich dieses Jahr gern den Schein gemacht. Aber kommt ja immer anders, als man denkt.
Vor drei Jahren, so um Ostern rum, habe ich mich das erste Mal ernsthaft mit dem Motorradführerschein beschäftigt. Fahrschulen in der Umgebung abgeklappert und nach einer gesucht, die ein Motorrad hat, das für meine 72 cm kurzen Beinchen nicht wesentlich zu hoch ist. Die ein oder andere hätte eine niedrige Maschine gehabt. Allerdings wollte ich mit Anfang/Mitte 30 nicht den A2-Schein machen. Ich will direkt offen fahren können, selbst wenn ich dann irgendwann etwas kleineres fahre. Macht ja Sinn, oder?
Dann kam mir aber ein Unfall mit dem Fahrrad dazwischen. Der Klassiker: Auto biegt nach rechts ab, übersieht mich (Fahranfänger mit 20, hatte schon den Schulterblick verlernt), mich haut es über die Motorhaube, mein Ellenbogen bricht in zwei Stücke und ich muss erstmal ins Krankenhaus, mit Tatütata und dem ganzen drumherum. Für 2018 war also nicht nur der Sommerurlaub gelaufen, zu dem es eine Woche später hätte losgehen sollen, sondern auch der Führerschein. Meinen rechten Arm konnte ich gut drei Monate für nichts großartig gebrauchen. Naja. "Dann halt nächstes Jahr!" hab ich gedacht, als man mir die Fäden von der OP gezogen hat.
2019 war allerdings der Arm noch immer so schmerzhaft bei Belastung, dass ich es für unklug gehalten habe, mich damit auf ein Motorrad zu setzen. Ich habe die Zeit genutzt und mir über das Internet für einen schmalen Taler wenig getragene Schutzkleidung zu besorgen.
Dann kam das Frühjahr 2020. Ich hab mich endlich für eine Fahrschule entschieden - die in der ich auch den Dosenführerschein gemacht habe -, habe die Motorrad-Pflichtthemen in der Theorie gemacht und dann... dann kam Corona.

Irgendwann im Mai hatte ich dann doch meine erste Fahrstunde. Leider auch die einzige. Der Fahrlehrer hat mich auf die Z650 gesetzt und nach den ersten Anfahrversuchen ist mir die Maschine einmal umgekippt. Ich habe sie wirklich ganz sachte abgelegt. Kurze Beine und so, der feste Stand fehlte einfach, und ich habe halt das erste Mal auf einem Motorrad gesessen, dessen Motor lief. Die Trockenversuche mit eingeklapptem Seitenständer zählen nicht, finde ich. Naja. Maschine wieder hingestellt (hat der Fahrlehrer gemacht) und weiter gemacht. Das Fahren klappte schon gut, ich habe fleißig anfahren und anhalten geübt, bin eine Menge 8en um zwei Bäume gefahren, um die ich schon beim Autoführerschein meine 8en gefahren bin und ich habe hinter meinem Helmvisier gegrinst wie eine Herde Honigkuchenpferde.
Mein Fahrlehrer meinte dann, ich wäre nicht ganz talentbefreit, aber er hätte trotzdem kein gutes Gefühl, mich mit den kurzen Beinen und dem kippeligen Stand auf die Maschine zu lassen. Verständlich. Die Verantwortung trägt ja er. Er meinte dann, er überlegt sich was.
Dann habe ich sie gesehen. Meine Knubbel. Inseriert im Internet, vom Werk aus tiefergelegt, gerade volljährig und wunderschön.
Ich musste sie haben. Ich konnte mir das auch leisten.
Ein Bekannter hat sich die Anzeige angesehen und meinte, das wäre ein grundsolides Motorrad, damit könnte ich nix falsch machen.
Also einen Termin beim Händler gemacht und zum Anschauen und Probesitzen nach Minden gedüst. Sie war perfekt! Ich kam mit beiden Füßen auf den Boden und hatte das Gefühl, die Maschine wäre wie für mich gemacht. Anzahlung gemacht, Kofferset eingepackt und wieder nach Hause. Das Motorrad hat frischen TÜV bekommen, einen neuen Hinterreifen und es wurden nochmal alle Flüssigkeiten getauscht und das Maschinchen fit gemacht.
Jetzt habe ich das gute Stück mittlerweile endlich zugelassen bekommen, bin aber noch nicht einmal damit gefahren. Weil bis mein Führerscheinantrag bearbeitet ist und ich die Theorieprüfung machen kann, ist der Sommer vorbei (war aber auch dumm von mir, den Antrag so spät zu stellen. Hätte ich ja ahnen müssen, dass das zwei Monate dauert, den zu bearbeiten). Ich könnte mir das finanziell zwar erlauben, ich will aber keine 500 € für Fahrstunden ausgeben, nur um dann im Frühjahr von Null anzufangen. Super ärgerlich.
Das dritte Jahr in Folge ohne Führerschein.
Aber immerhin habe ich die passende Maschine. Und fahre bis dahin als Sozia bei meinem Freund mit. Das macht ja auch Spaß.
Ich werde sie die Tage winterfest machen, hoffen, dass ich die Vergaserablasschraube finde und mich bis dahin, also nächstes Frühjahr, hier im Forum schlau machen und hoffentlich noch mehr über das Motorrad lernen und mich mit euch austauschen können

Sorry für den langen Text

DlzG
Katharina