Also so ein Anfänger- und Wiedereinsteigertraining ist in jedem Fall eine exzellente Wahl - hab im Mai auch eins und werde es wohl jährlich wiederholen.
So ein Geschicklichkeitstraining kannst und solltest du aber zwischendurch immer wieder selbst machen. Die Tips aus Büchern und von deinem Instructor solltest du dabei als Anhaltspunkte verwenden.
Von speziellen "Schräglagentrainings" hab ich noch nie was gehört, finde es aber auch etwas, gelinde gesagt, überzogen.
Wenn du mit zunehmender Fahrpraxis eine innige und fast schon persönliche Beziehung zu deinem Mopped hast, dann kommen technische Feinheiten von ganz alleine. Ich halte es lediglich für wichtig, daß man die theoretischen Grundlagen verinnerlicht, sie sich bei jeder Gelegenheit bewusst macht und versucht, bei jeder Fahrt mit dem Motorrad seinen Fahrstil zu verbessern indem man das gelernte versucht in die Tat umzusetzen. Aber ganz wichtig, nicht zu viel auf einmal wollen, sondern die eigenen Fehler schrittweise ausmerzen.
Das kann zwar u.U. einige Zeit dauern, aber die kleinen Erfolgserlebnisse machen Spass und geben Mut und Ansporn für weitere Übungen.
Und wenn man merkt, daß man an gewisse persönliche Grenzen stösst - rauf auf nen Übungsplatz und sich in relativ sicherer Umgebung mal was trauen.
Ich hate zum Beispiel ne ganze Weile noch ca. 2cm von den legendären "Angststreifen" und war der festen Überzeugung, daß es nicht tiefer geht.
Ich wusste aber, daß man den BT010 bis zur Kante gefahrlos abfahren kann, da ich es bei Freunden schon gesehen habe und wusste auch, daß vor den Ende des Reifens irgendein Teil vom Fahrzeug aufsetzt. Da bei mir vorher noch nie was aufgesetzt hatte, war mit klar - da ist noch Luft.
Auf der anderen Seite bin ich mir über meine fahrerischen Unzulänglichkeiten bewusst und kenne meine Fehler und Problemstellen. Damit fiel eine öffentliche Strasse zum Testen der Schräglagenfreiheit der SV für mich völlig aus.
Da entsinnte ich mich an einen alten P+R Parkplatz auf dem meine Freundin Fahrschule gemacht hat und der am Wochenende immer total ausgestorben ist. Wir also hin und erstmal warmgefahren und warmgebremst.
Dann habe ich mich ganz intensiv auf die Blickführung und die Einlenkpunkte konzentriert und Schräglage einfach mal Schräglage sein lassen. Dabei habe ich Kurve für Kurve etwas die Geschwindigkeit erhöht, da ich gemerkt habe, daß man bei weiter Voraussicht automatisch deutlich engere Radien fährt und nur spätes und schnelles Einlenken zu einer sauberen Linie führt, die dann selbstverständlich auch schneller gefahren werden kann.
Als ich dann die erste Pause gemacht habe war der BT010 vorne schon gut runter - hinten fehlte noch 1cm. Ab dem Moment hat es nur noch gigantischen Spass gemacht.
Da ich nun die Kurventechnik einigermassen intus hatte und auch keine Angst mehr vor den eigentlich sehr engen Kurven auf dem Parkplatz, habe ich nun ganz bewusst die Schräglage erhöht bis irgendwann die Fußspitzen über den Asphalt schliffen. Na und dieses Gefühl ist wie ne Droge.

Ich wusste in dem Moment ganz genau "Okay Micha, wenn hier jetzt gleich dein Fuss schleift brauchste keine Angst haben und auch keinen Schreck bekommen - das tut Not und is halt so - sondern solltest dann höchstens langsam aufhören noch schräger zu gehen. Das ist ja das geile am menschlichen Denken - du kannst diese Situation so oft im Kopf vorher durchspielen bis du in der Realität keine Angst mehr davor hast.
Aber ganz wichtig, Schräglage und Geschwindigkeit nur ganz allmälig erhöhen. Da wo der Reifen nämlich noch unbefahren ist rutscht er sehr leicht weg - auch wenn BT010 drauf steht

Also immer versuchen, daß in der Kurve wenigstens ein Teil des Reifens schonmal ansatzweise Fahrbahnkontakt hatte.
Ausserdem kann man es nie oft genug sagen, daß Schräglagen wie sie auf Rennstrecken oder in Fahrertrainings gefahren werden lediglich zum Abbau der eigenen Ängste dienen können und auf öffentlichen Strassen absolut gar nix zu suchen haben.
Leute, die über ihre Hausstrecke mit schleifenden Knien bügeln, sind lebensmüde und sollten nicht als Beispiel dienen.
Ich bin der Meinung, wenn man seine angeborene Schräglagen-Grenze überwunden hat, dann hat man bis zum Wegrutschen des Hinterrades keine Angst mehr noch tiefer zu gehen. Das hab ich gemerkt als mir die Hinterhand zwei mal in der Kurve ganz schön zur Seite abgehauen ist. Da hab ich gemerkt, daß ich die Sache etwas ruhiger angehen kann.
Dabei sei angemerkt, daß ich erst gut 3.500km Fahrpraxis und auch schon einen schweren Unfall (war aber kein Fahrfehler meinerseits) hinter mir habe und wahrlich kein Talent zum Motorradfahren habe. Was mit hilft, ist mein unerschütterlicher Ehrgeiz es immer etwas besser machen zu wollen als beim Mal zuvor und auch eine gehörige Portion Unbedarftheit und das was man "Gottvertrauen" nennt.
Zumindest den Ehrgeiz hast du scheinbar auch, sonst würdest du nicht alles daran setzen, endlich besser Fahren zu können und genau dort solltest du ansetzen und weiter machen. Aufhören steht überhaupt nicht zu Diskussion.
