CH-W Tour: Schweiz, Kanton Graubünden, Davos
Verfasst: 26.05.2008 22:51
Mopedtour – Schweiz, Kanton Graubünden, Davos – 20. – 25.05.08
Gesamtstrecke: ca. 820km
Bikes: Triumph 900 (Max), Triumph Sprint (Jochen), KTM LC4 (Oste), Yamaha XJ600 (Hajü) und natürlich die blaue SV vom Ringlord, also ein bunt gemischter Haufen. Uli war auch mit und zwar ohne Moped aber mit Wanderschuhen und einem guten Buch
Eine Tour mit 7 Männern und entspannter Anreise, daß war geplant. Einer hat kurzsfristig abgesagt, einer hat sein Moped nicht rechtzeitig durch den TÜV bekommen, da waren’s nur noch 5. Also Kombi mit Anhängerkupplung, 3er Mopedanhänger für 120€ gemietet und am Dienstag 20.05.08 ganz entspannt gut 11 Stunden mit 3 Mopeds im Gepäck in die Schweiz, Richtung Davos zum Chalet Vue de lac (135SFR/Tag), getuckert. Die anderen beiden (Max und Jochen) sind bereits am Samstag mit dem Bock vorgefahren um am Dienstag Mittag bereits das Haus zu übernehmen. Spät abends angekommen, gleich in die Falle und von feinen Kurven träumen ...
Allgemein:
Leider mussten wir feststellen, daß die Tour eigentlich etwas zu früh angesetzt war. Die meisten Pässe weiträumig um Davos, wie z.B. Furka, Grimsel, Susten, Albula, etc. waren noch gesperrt. Nun denn, da wir das leider nicht ändern konnten, haben wir uns auf die verfügbaren Strecken beschränkt.
Folgende Touren sind dabei herausgekommen:
Mittwoch – 1. Tag)
Tour: Davos – Flüelapass (2383m) – Zernez – Ofenpass (2149m) – Tschierv – Ofenpass – Zernez – Flüelapass – Davos
Wetter: Kalt (ca. 2 – 12°C), wechselhaft, Strassen teilweise nass
Distanz: 162km
Kommentar: Nach 17km blieb bereits eines der Mopeds, die alte XJ600 von HaJü, auf der Strecke. Benzinhahn war wärend der Anfahrt auf „Pri“ gestellt, alles wurde geflutet und prompt wurde das gemisch durch die Dichtungen gepresst. Also, Hänger holen, und fix zum Schrauber um einen kpl. Ölwechsel vorzunehmen. Glücklicherweise hielt es sich mit den defekten Dichtungen wärend dem Rest der Tour in Grenzen.
Ebenso hatte die alte Triumph von Max offensichtlich Probleme mit der dünnen Höhenluft. Sie lief nur gut wenn sie über 5000 Touren gehalten wurde. Da kam dann vorerst auch kein wirklicher Spass am Fahren auf.
Wärend die beiden ein paar Stunden bei einem „Kartschrauber“ verbrachten, machten Jochen, Oste und ich uns ab Mittag auf die erste kleine Tour. Da es aber auf nassem Untergrund nicht wirklich Spass macht Pässe zu fahren, wurde die erste Tour nicht besonders lang. Wir beschränkten uns auf die beiden naheliegenden Pässe Flüela und Ofen. Beeindruckend waren auf dem Flüelapass gut 2m hohe Schneewände links und rechts der Strecke. Rinnsale aus schmelzendem Schnee in den Kurven machten einige Streckenteile zum „Eiertanz“. Nichtsdestotrotz haben wir uns natürlich an den wenigen schönen Passagen der Tour erfreut.
Zurück in der Unterkunft wurde dann bereits der nächste Tag geplant …
Donnerstag – 2. Tag)
Tour: Davos – Tiefencastel – Julierpass (2284m) – Silvaplana – St. Moritz – Majolapass (1815m) – Chiavenna – Splügenpass (2113m) – Splügen – Thusis – Tiefencastel – Davos
Wetter: Kalt (ca. 2 – 14°C), Nebel, wechselhaft, feucht, stellenweise trocken
Distanz: 256km
Kommentar: Abfahrt morgens gegen 10.00Uhr im Nebel. Wie bereits am ersten Tag abwechselnd feucht, trocken, nass. Ein nicht wirklich vielversprechender Anfang der Tour. Der Julierpass ist ganz ok aber bei feuchter Strasse auch nicht wirklich spassig. In der Nähe von Santa Croce kurz vor Chiavenna wurde dann für eine Pizza und den obligatorischen Espresso, Halt gemacht. Nach dem Essen dann der erste kleine Lichtblick. Nach dem nicht wirklich tollen Splügenpass (viele Spitzkehren, nass und Ar…kalt) ist die Strecke von Splügen nach Thusis, parallel zur Autobahn, trocken und, zumindest für die SV, eine feine Streckenführung mit vielen, langgezogenen Kurven. Das Schwingen von Kurve zu Kurve, das werfen der „Dicken“ von links nach rechts, ließ den Adrenalinpegel endlich mal etwas steigen und erzeugte erstmalig auf der Tour eine Spur von Begeisterung. Nach knapp 30km war der Freude aber wieder ein jähes Ende gesetzt. Etwa 20km vor Davos, schob ein ordentlicher Regenguss der Freude am Fahren einen großen Riegel vor und wir bekamen noch einen richtig nassen Ar…
Endlich am Domizil angekommen, die mittelgroße Katastrophe. Triefend nass zuckten, bei der Frage nach dem Haustürschlüssel, sämtliche Anwesenden nur teilnahmslos mit den Schultern. Der 6. Kollege (unser Uli mit dem TÜVlosen Moped), hatte sich mit dem Schlüssel morgens auf den Weg in Richtung Österreich gemacht, zu seiner Freundin, die dort mit ein paar Mädels Urlaub machte. Es war etwa 16.45Uhr als wir ihn anriefen und uns nach dem Stand seiner Rückkehrintention erkundigten. Er meinte er würde gegen 17.00Uhr losfahren und in etwa 2 Stunden wieder da sein. Nachdem jegliche, von strömendem Regen begleiteten „Einbruchsversuche“ erfolglos geblieben waren, führten wir uns die zuvor erworbenen 2 Flaschen Lambrusco zu Gemüte um die nächsten 2 Stunden, wartend im Regen, etwas angenehmer zu gestalten. Ich selbst habe mich an einem Liter Milch gütlich getan da ich keinen Lambrusco mag
Passend zum doch etwas unglücklichen Tagesbeginn stellte sich gegen 19.00Uhr, nach der Kontaktaufnahme mit dem inzwischen heraneilenden Uli heraus, daß er gerade den total vernebelten Flüelapass erreicht hatte und, wie sich letztendlich herausstellte, noch knapp 1 weitere Stunde benötigte um endlich bei uns einzutreffen. Pitschnass, leicht angeheitert doch ebenso verständlicherweise auch etwas angesäuert, betraten wir unsere Bleibe. Duschen, Essen, den Flüssigkeitshaushalt etwas ausgleichen und Schläfchen machen, war das wozu wir an dem Tag noch fähig waren …
Freitag – 3. Tag)
Tour: Davos – Flüelapass – Zernez – Pont la Drossa – Munt la Schera Tunnel (3,6km) – vorbei am Lago di Livigno – Livigno – Foscagnopass (2291m) – Bormio – Oga – Foscagnopass – Livigno – Zernez – Flüelapass - Davos
Wetter: Kaiserwetter!!! Strahlender Sonnenschein bei
Distanz: 220km
Kommentar: Augen auf – Fenster auf – Ganz breites Grinsen aufsetzen
und schnell fertig machen zum Aufsatteln…
Eigentlich hatten wir heute euphorisch geplant, die Furka, Grimsel, Sustenrunde zu drehen. Voller Vorfreude mussten wir nur noch den Zustand der eben genannten Pässe in Erfahrung bringen. Aufgrund nicht vorhandener Internetpräsenz in unserem Chalet, wurden wir allerdings durch eine telefonische Fernrecherche Ruck Zuck wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Alles geschlossen !! Bei der, durch das hervorragende Wetter begründete, Superlaune, liessen wir uns aber nicht runterziehen und beschlossen kurzfristig in südliche Gefilde, Richtung Italien aufzubrechen. Livigno schien uns ein attraktives und auch nützliches Ziel zu sein, da man hier Genuss-, Duft- und Rauchwaren ohne lästige Staatsabgaben zu günstigen Konditionen erwerben konnte. Also, flugs die zweirädrigen, fossilen Brennstoffvernichter angeworfen und Meter, Meter, Meter machen.
Bis zum Munt la Schera Tunnel war alles wie gehabt (s. Tag 1). Der Tunnel, ein Einbahnstrassentunnel, war schon recht interessant. Nach gut 10min Wartezeit konnten wir ihn endlich passieren. Man hatte den Eindruck in eine Art längliche Höhle zu fahren, echt krass. Aufgrund der herausragenden Akustik dieser unterirdischen Bauwerke, macht es immer einen Höllenspass, hier und da etwas am Gashahn zu drehen. Die blubbernden Leos an meiner blauen Suzi lieferten sich ein wohlklingendes Soundduell mit dem knatternden Eintopf mit angeflanschter Akrapovic der KTM. Fazit: Keine Chance, die LC4 mit der feinen Flüstertüte gab mir Saures. Wenn auch nur knapp hatte er, zumindest was die Lautstärke betrifft, die Nase vorn. Irgendwie hat dieser Vergleich allerdings etwas von einem Schlagzeug mit einem Klavier. Vernachlässigt man die Lautstärke, der Klangvorteil liegt ganz klar bei dem harmonisch, blubbernden Zweizylinder mit Leotüten
. Genug der kleinen Musikkritik, zurück zu den Eindrücken der berauschenden Umgebung. Nachdem wir den Tunnel verlassen hatten und unwillig aber halt gezwungenermassen, 7€ für die Weiterfahrt berappen mussten, passierten wir einen gut 10km langen Streckenabschnitt am schönen Lago di Livigno entlang. Mehrere 100m lange, lichtdurchflutete, Tunnelabschnitte, unterbrochen von einigen Passagen mit freier Sicht auf den See, hinterliessen einen bleibenden Eindruck bei mir. Dutzende Kurven am Grunde des Berges entlang, hell, dunkel, feucht, trocken verlangten zwar nach konzentriertem Fahren, nichtsdestotrotz blieb aber in den offenen Abschnitten immer mal wieder etwas Zeit, den schönen See am Fuße des Monte Cassa del Ferro (3140m), zu bewundern.
Nach diesen Eindrücken hatten wir uns dann die Pause in Livigno und den obligatorischen „Pordoi teo Gedenkcappu“ verdient. Da meine nikotinsüchtigen Kollegen die Gelegenheit zum Erwerb zollfreier Rauchwaren nutzten, habe ich mich zurückgelehnt, die SV1000 bestickte Cap aufgesetzt, einen zweiten Cappu bestellt, an teo gedacht und ihm eine SMS, meine aktuelle Tätigkeit beschreibend, geschickt. Ich bin mir sicher, er hat dann für einige Minuten die Arbeit niedergelegt, sich ebenfalls einen Cappu geholt und an seine letzten Kurven in den italienischen Bergen gedacht (Stimmt’s teo?). Nachdem ich mich dann ebenfalls mit diversen Duft- und Süßwaren eingedeckt hatte, ging es weiter in Richtung Bormio. Zwischendurch wurde der Brennstoffbehälter des Gefährtes mit Benzin für den Spottpreis von 1€/Liter gefüllt (Wer kann sich erinnern wann es das daß letzte Mal in Deutschland gegeben hat?) um auch noch die nächsten Kilometer ohne unfreiwilligen Aufenthalt zuverlässig hinter uns bringen zu können. Da uns mittlerweile auch der kleine Hunger eingeholt hatte, begannen wir zwangsläufig eine speisendarbietende Lokalität zu suchen. Da unsere Suche allerdings in ganz Bormio zu keinem akzeptablen Ergebnis führte, brachen wir auf, im Umkreis des Ortes nach Verpflegungsttätten zu suchen. Letztendlich wurde unsere Hartnäckigkeit im kleinen Örtchen Oga belohnt. Die zurückgebliebene Küchenmannschaft eines Hotels, mit angeschlossenem Restaurant, erklärte sich bereit, uns auch ca. 20min vor Küchenschluss, noch eine Kleinigkeit zuzubereiten. 4xSpaghetti Bolognese und 1xTortelloni Gorgonzola war die erlesene Ausbeute aus den Tiefen der Küche. Etwas Brot, Salat und ein paar Getränke dazu und die 5 „Rocker“ trollten sich zufriedengestellt von dannen. Gesättigt bollerten die Gefährten wieder Richtung Foscagnopass. Da uns der Wettergott diesmal wohlgesonnen war, machte das Befahren der Pässe an diesem Tag weitaus mehr Freude als die Tage zuvor, so daß wir den Tag zufrieden in Davos beenden konnten
Samstag – Tag 4 – letzter Tag)
Tour: Davos – Tiefencastel – Lenzerheidepass (1547m) – Chur – Arosa Express – Arosa – Arosa Express – Chur – Landquart – Küblis - Davos
Wetter: Wieder Kaiserwetter!!! Strahlender Sonnenschein bei bis zu 24°C
Distanz: 183km
Kommentar: Aufgrund einer nächtlichen Exkursion einiger Mitbewohner, wurde der Startschuss zur letzten Tour ein wenig verzögert. Erst gegen Mittag wurden die spassbringenden Fortbewegungsmittel in Bewegung gesetzt. Bei unserer Tour am 2. Tag hatten wir gesehen, daß eine Strecke namens „Lenzerheidepass“ eine weitere fahrbare Alternative in nördlicher Richtung darbot. Mangels geöffnter, noch nicht befahrener Passtrassen, ergriffen wir die Möglichkeit auch diese Strecke zu bezwingen. Es erwartete uns keine wirkliche Herausforderung, eher mäßig geschwungene, durch Waldgebiete führende und nur stellenweise spassige Verkehrsführung, beschreibt diese Durchfahrt in Richtung Chur eigentlich recht gut. In Chur angekommen, fühlten wir uns genötigt eine kleine Pause für Cappu, Wasser und Schokoeisbecher, einzulegen. Vor uns lag noch die gut 30km umfassende Strecke hinauf zum schönen Arosa. Nichtsahnend, welche endorphinerzeugende Wegstrecke noch vor uns liegen sollte, warfen wir unsere adonisgleichen, gestärkten Edelkörper auf die benzingetriebenen Vollbluthengste und machten uns auf in Richtung Maladers, dem ersten kleinen Dorf auf dem AROSA EXPRESS. Nach wenigen Kilometern wurde uns klar, hier ist der Name Programm. Abgesehen von einigen, von schlechtem Strassenbelag getrübten Abschnitten, waren diese 30km ein einziges Highlight. Obwohl ich normalerweise hinter den 3 schnelleren Fahrern (Triumph, Triumph und KTM) zu fahren pflegte, fand ich mich nach der Abfahrt in Chur plötzlich direkt hinter Jochens Triumph Sprint wieder. Angespornt von der Streckenführung die wie für die SV gemacht schien, schickte ich mich an, die Gashand etwas aggressiver als es normalerweise meine Art ist, zu bewegen. Immer die Triumph, dicht gefolgt von der KTM im Rückspiegel, schwang ich die Dicke von einer Kurve in die andere. Kaum Spitzkehren und immer im letzten Drittel der Kurve bereits wieder hart am Gas, schaffte ich es über die gesamte Strecke, beide Bikes hinter mir zu lassen. Fast wie in einem Rausch, ausschliesslich auf Strasse und Verkehr konzentriert, wurde der blau-silberne Zweizylinder über die Strecke getrieben. Daß die Triumph Sprint mittlerweile enteilt war, war vollkommen bedeutungslos geworden. Kurve um Kurve in, für mich doch eher ungewöhnliche, Schräglagen, wurde die Hetzjagd maßlos genossen. Die Maschine selbst, mit den Pilot Power Reifen, vermittelten jederzeit perfekte Haftung und liessen nie das Gefühl von Unsicherheit aufkommen. Und wieder eine schnelle links, rechts Kombination mit anschliessender Gerade und folgender Spitzkehre wurde hinter uns gebracht ohne wirklich in Bedrängnis durch die dicht folgende Triumph 900 zu geraten – Wooooooooooooow macht das einen Heidenspass, man fühlt sich wie ein großes Kind. Dann, im Ort angekommen, braucht es Minuten um das breite Grinsen wieder aus dem Gesicht zu bekommen. Die Kollegen schauten etwas verwundert, da sie eigentlich solch einen Fahrstil von mir nicht gewohnt sind. Die Bestätigung das auch ihnen der kleine Aus“flug“ richtig Spaß gemacht hat, verschafft dem, sonst doch eher bedächtig fahrenden SV Fahrer, ein gutes Gefühl… (Ist vielleicht etwas seltsam diese Beschreibung, war aber einfach saugeil!!)
Für den kleinen Hunger zwischendurch wird an der ortsansässigen Imbissbude eine Fanta mit Riesenknacker an Brot serviert. Der Blick auf den schönen See mit Bergpanorama berühigt die Gemüter wieder. Nach gut 30min machen wir uns auf den Rückweg. Nochmal etwas Spaß beim herunterfahren des Arosa Express, dann über die Landstrasse wieder Richtung Davos. Natürlich musste es, kurz bevor wir zu Hause ankamen, wieder mal anfangen zu regnen. Diesmal war das aber eher belanglos. Noch einmal kurz was einkaufen um dann pünktlich zum Formel 1 Qualifying wieder im Sessel sitzen. Mann diese Tour war wirklich ein krönender Abschluss der alles in allem doch wieder mal gelungenen „Sumpftour“ 2008).
Fotos und Videos (von leider sehr bescheidenen Qualität) habe ich zwar gemacht aber sie sind nicht sehr gut. Leider ist bei den Videos keine Strasse sondern nur die Cockpitscheibe zu sehen, da ich die Kamera nicht hoch genug bekommen habe
was mich insbesondere bei den Aufnahmen den Arosa Express hinunter geärgert hat. Zudem hat sich hier auch noch die Karte im Tankrucksack gespiegelt. Naja, ich stell es trotzdem mal rein. Das nächste mal ist ein Kamerahalter o.ä. Pflicht.
Ich freue mich schon auf nächstes Jahr
Gruß
Jörsch (Ringlord)
Gesamtstrecke: ca. 820km
Bikes: Triumph 900 (Max), Triumph Sprint (Jochen), KTM LC4 (Oste), Yamaha XJ600 (Hajü) und natürlich die blaue SV vom Ringlord, also ein bunt gemischter Haufen. Uli war auch mit und zwar ohne Moped aber mit Wanderschuhen und einem guten Buch

Eine Tour mit 7 Männern und entspannter Anreise, daß war geplant. Einer hat kurzsfristig abgesagt, einer hat sein Moped nicht rechtzeitig durch den TÜV bekommen, da waren’s nur noch 5. Also Kombi mit Anhängerkupplung, 3er Mopedanhänger für 120€ gemietet und am Dienstag 20.05.08 ganz entspannt gut 11 Stunden mit 3 Mopeds im Gepäck in die Schweiz, Richtung Davos zum Chalet Vue de lac (135SFR/Tag), getuckert. Die anderen beiden (Max und Jochen) sind bereits am Samstag mit dem Bock vorgefahren um am Dienstag Mittag bereits das Haus zu übernehmen. Spät abends angekommen, gleich in die Falle und von feinen Kurven träumen ...
Allgemein:
Leider mussten wir feststellen, daß die Tour eigentlich etwas zu früh angesetzt war. Die meisten Pässe weiträumig um Davos, wie z.B. Furka, Grimsel, Susten, Albula, etc. waren noch gesperrt. Nun denn, da wir das leider nicht ändern konnten, haben wir uns auf die verfügbaren Strecken beschränkt.
Folgende Touren sind dabei herausgekommen:
Mittwoch – 1. Tag)
Tour: Davos – Flüelapass (2383m) – Zernez – Ofenpass (2149m) – Tschierv – Ofenpass – Zernez – Flüelapass – Davos
Wetter: Kalt (ca. 2 – 12°C), wechselhaft, Strassen teilweise nass
Distanz: 162km
Kommentar: Nach 17km blieb bereits eines der Mopeds, die alte XJ600 von HaJü, auf der Strecke. Benzinhahn war wärend der Anfahrt auf „Pri“ gestellt, alles wurde geflutet und prompt wurde das gemisch durch die Dichtungen gepresst. Also, Hänger holen, und fix zum Schrauber um einen kpl. Ölwechsel vorzunehmen. Glücklicherweise hielt es sich mit den defekten Dichtungen wärend dem Rest der Tour in Grenzen.
Ebenso hatte die alte Triumph von Max offensichtlich Probleme mit der dünnen Höhenluft. Sie lief nur gut wenn sie über 5000 Touren gehalten wurde. Da kam dann vorerst auch kein wirklicher Spass am Fahren auf.
Wärend die beiden ein paar Stunden bei einem „Kartschrauber“ verbrachten, machten Jochen, Oste und ich uns ab Mittag auf die erste kleine Tour. Da es aber auf nassem Untergrund nicht wirklich Spass macht Pässe zu fahren, wurde die erste Tour nicht besonders lang. Wir beschränkten uns auf die beiden naheliegenden Pässe Flüela und Ofen. Beeindruckend waren auf dem Flüelapass gut 2m hohe Schneewände links und rechts der Strecke. Rinnsale aus schmelzendem Schnee in den Kurven machten einige Streckenteile zum „Eiertanz“. Nichtsdestotrotz haben wir uns natürlich an den wenigen schönen Passagen der Tour erfreut.
Zurück in der Unterkunft wurde dann bereits der nächste Tag geplant …
Donnerstag – 2. Tag)
Tour: Davos – Tiefencastel – Julierpass (2284m) – Silvaplana – St. Moritz – Majolapass (1815m) – Chiavenna – Splügenpass (2113m) – Splügen – Thusis – Tiefencastel – Davos
Wetter: Kalt (ca. 2 – 14°C), Nebel, wechselhaft, feucht, stellenweise trocken
Distanz: 256km
Kommentar: Abfahrt morgens gegen 10.00Uhr im Nebel. Wie bereits am ersten Tag abwechselnd feucht, trocken, nass. Ein nicht wirklich vielversprechender Anfang der Tour. Der Julierpass ist ganz ok aber bei feuchter Strasse auch nicht wirklich spassig. In der Nähe von Santa Croce kurz vor Chiavenna wurde dann für eine Pizza und den obligatorischen Espresso, Halt gemacht. Nach dem Essen dann der erste kleine Lichtblick. Nach dem nicht wirklich tollen Splügenpass (viele Spitzkehren, nass und Ar…kalt) ist die Strecke von Splügen nach Thusis, parallel zur Autobahn, trocken und, zumindest für die SV, eine feine Streckenführung mit vielen, langgezogenen Kurven. Das Schwingen von Kurve zu Kurve, das werfen der „Dicken“ von links nach rechts, ließ den Adrenalinpegel endlich mal etwas steigen und erzeugte erstmalig auf der Tour eine Spur von Begeisterung. Nach knapp 30km war der Freude aber wieder ein jähes Ende gesetzt. Etwa 20km vor Davos, schob ein ordentlicher Regenguss der Freude am Fahren einen großen Riegel vor und wir bekamen noch einen richtig nassen Ar…
Endlich am Domizil angekommen, die mittelgroße Katastrophe. Triefend nass zuckten, bei der Frage nach dem Haustürschlüssel, sämtliche Anwesenden nur teilnahmslos mit den Schultern. Der 6. Kollege (unser Uli mit dem TÜVlosen Moped), hatte sich mit dem Schlüssel morgens auf den Weg in Richtung Österreich gemacht, zu seiner Freundin, die dort mit ein paar Mädels Urlaub machte. Es war etwa 16.45Uhr als wir ihn anriefen und uns nach dem Stand seiner Rückkehrintention erkundigten. Er meinte er würde gegen 17.00Uhr losfahren und in etwa 2 Stunden wieder da sein. Nachdem jegliche, von strömendem Regen begleiteten „Einbruchsversuche“ erfolglos geblieben waren, führten wir uns die zuvor erworbenen 2 Flaschen Lambrusco zu Gemüte um die nächsten 2 Stunden, wartend im Regen, etwas angenehmer zu gestalten. Ich selbst habe mich an einem Liter Milch gütlich getan da ich keinen Lambrusco mag

Passend zum doch etwas unglücklichen Tagesbeginn stellte sich gegen 19.00Uhr, nach der Kontaktaufnahme mit dem inzwischen heraneilenden Uli heraus, daß er gerade den total vernebelten Flüelapass erreicht hatte und, wie sich letztendlich herausstellte, noch knapp 1 weitere Stunde benötigte um endlich bei uns einzutreffen. Pitschnass, leicht angeheitert doch ebenso verständlicherweise auch etwas angesäuert, betraten wir unsere Bleibe. Duschen, Essen, den Flüssigkeitshaushalt etwas ausgleichen und Schläfchen machen, war das wozu wir an dem Tag noch fähig waren …
Freitag – 3. Tag)
Tour: Davos – Flüelapass – Zernez – Pont la Drossa – Munt la Schera Tunnel (3,6km) – vorbei am Lago di Livigno – Livigno – Foscagnopass (2291m) – Bormio – Oga – Foscagnopass – Livigno – Zernez – Flüelapass - Davos
Wetter: Kaiserwetter!!! Strahlender Sonnenschein bei
Distanz: 220km
Kommentar: Augen auf – Fenster auf – Ganz breites Grinsen aufsetzen


Eigentlich hatten wir heute euphorisch geplant, die Furka, Grimsel, Sustenrunde zu drehen. Voller Vorfreude mussten wir nur noch den Zustand der eben genannten Pässe in Erfahrung bringen. Aufgrund nicht vorhandener Internetpräsenz in unserem Chalet, wurden wir allerdings durch eine telefonische Fernrecherche Ruck Zuck wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Alles geschlossen !! Bei der, durch das hervorragende Wetter begründete, Superlaune, liessen wir uns aber nicht runterziehen und beschlossen kurzfristig in südliche Gefilde, Richtung Italien aufzubrechen. Livigno schien uns ein attraktives und auch nützliches Ziel zu sein, da man hier Genuss-, Duft- und Rauchwaren ohne lästige Staatsabgaben zu günstigen Konditionen erwerben konnte. Also, flugs die zweirädrigen, fossilen Brennstoffvernichter angeworfen und Meter, Meter, Meter machen.
Bis zum Munt la Schera Tunnel war alles wie gehabt (s. Tag 1). Der Tunnel, ein Einbahnstrassentunnel, war schon recht interessant. Nach gut 10min Wartezeit konnten wir ihn endlich passieren. Man hatte den Eindruck in eine Art längliche Höhle zu fahren, echt krass. Aufgrund der herausragenden Akustik dieser unterirdischen Bauwerke, macht es immer einen Höllenspass, hier und da etwas am Gashahn zu drehen. Die blubbernden Leos an meiner blauen Suzi lieferten sich ein wohlklingendes Soundduell mit dem knatternden Eintopf mit angeflanschter Akrapovic der KTM. Fazit: Keine Chance, die LC4 mit der feinen Flüstertüte gab mir Saures. Wenn auch nur knapp hatte er, zumindest was die Lautstärke betrifft, die Nase vorn. Irgendwie hat dieser Vergleich allerdings etwas von einem Schlagzeug mit einem Klavier. Vernachlässigt man die Lautstärke, der Klangvorteil liegt ganz klar bei dem harmonisch, blubbernden Zweizylinder mit Leotüten

Nach diesen Eindrücken hatten wir uns dann die Pause in Livigno und den obligatorischen „Pordoi teo Gedenkcappu“ verdient. Da meine nikotinsüchtigen Kollegen die Gelegenheit zum Erwerb zollfreier Rauchwaren nutzten, habe ich mich zurückgelehnt, die SV1000 bestickte Cap aufgesetzt, einen zweiten Cappu bestellt, an teo gedacht und ihm eine SMS, meine aktuelle Tätigkeit beschreibend, geschickt. Ich bin mir sicher, er hat dann für einige Minuten die Arbeit niedergelegt, sich ebenfalls einen Cappu geholt und an seine letzten Kurven in den italienischen Bergen gedacht (Stimmt’s teo?). Nachdem ich mich dann ebenfalls mit diversen Duft- und Süßwaren eingedeckt hatte, ging es weiter in Richtung Bormio. Zwischendurch wurde der Brennstoffbehälter des Gefährtes mit Benzin für den Spottpreis von 1€/Liter gefüllt (Wer kann sich erinnern wann es das daß letzte Mal in Deutschland gegeben hat?) um auch noch die nächsten Kilometer ohne unfreiwilligen Aufenthalt zuverlässig hinter uns bringen zu können. Da uns mittlerweile auch der kleine Hunger eingeholt hatte, begannen wir zwangsläufig eine speisendarbietende Lokalität zu suchen. Da unsere Suche allerdings in ganz Bormio zu keinem akzeptablen Ergebnis führte, brachen wir auf, im Umkreis des Ortes nach Verpflegungsttätten zu suchen. Letztendlich wurde unsere Hartnäckigkeit im kleinen Örtchen Oga belohnt. Die zurückgebliebene Küchenmannschaft eines Hotels, mit angeschlossenem Restaurant, erklärte sich bereit, uns auch ca. 20min vor Küchenschluss, noch eine Kleinigkeit zuzubereiten. 4xSpaghetti Bolognese und 1xTortelloni Gorgonzola war die erlesene Ausbeute aus den Tiefen der Küche. Etwas Brot, Salat und ein paar Getränke dazu und die 5 „Rocker“ trollten sich zufriedengestellt von dannen. Gesättigt bollerten die Gefährten wieder Richtung Foscagnopass. Da uns der Wettergott diesmal wohlgesonnen war, machte das Befahren der Pässe an diesem Tag weitaus mehr Freude als die Tage zuvor, so daß wir den Tag zufrieden in Davos beenden konnten
Samstag – Tag 4 – letzter Tag)
Tour: Davos – Tiefencastel – Lenzerheidepass (1547m) – Chur – Arosa Express – Arosa – Arosa Express – Chur – Landquart – Küblis - Davos
Wetter: Wieder Kaiserwetter!!! Strahlender Sonnenschein bei bis zu 24°C
Distanz: 183km
Kommentar: Aufgrund einer nächtlichen Exkursion einiger Mitbewohner, wurde der Startschuss zur letzten Tour ein wenig verzögert. Erst gegen Mittag wurden die spassbringenden Fortbewegungsmittel in Bewegung gesetzt. Bei unserer Tour am 2. Tag hatten wir gesehen, daß eine Strecke namens „Lenzerheidepass“ eine weitere fahrbare Alternative in nördlicher Richtung darbot. Mangels geöffnter, noch nicht befahrener Passtrassen, ergriffen wir die Möglichkeit auch diese Strecke zu bezwingen. Es erwartete uns keine wirkliche Herausforderung, eher mäßig geschwungene, durch Waldgebiete führende und nur stellenweise spassige Verkehrsführung, beschreibt diese Durchfahrt in Richtung Chur eigentlich recht gut. In Chur angekommen, fühlten wir uns genötigt eine kleine Pause für Cappu, Wasser und Schokoeisbecher, einzulegen. Vor uns lag noch die gut 30km umfassende Strecke hinauf zum schönen Arosa. Nichtsahnend, welche endorphinerzeugende Wegstrecke noch vor uns liegen sollte, warfen wir unsere adonisgleichen, gestärkten Edelkörper auf die benzingetriebenen Vollbluthengste und machten uns auf in Richtung Maladers, dem ersten kleinen Dorf auf dem AROSA EXPRESS. Nach wenigen Kilometern wurde uns klar, hier ist der Name Programm. Abgesehen von einigen, von schlechtem Strassenbelag getrübten Abschnitten, waren diese 30km ein einziges Highlight. Obwohl ich normalerweise hinter den 3 schnelleren Fahrern (Triumph, Triumph und KTM) zu fahren pflegte, fand ich mich nach der Abfahrt in Chur plötzlich direkt hinter Jochens Triumph Sprint wieder. Angespornt von der Streckenführung die wie für die SV gemacht schien, schickte ich mich an, die Gashand etwas aggressiver als es normalerweise meine Art ist, zu bewegen. Immer die Triumph, dicht gefolgt von der KTM im Rückspiegel, schwang ich die Dicke von einer Kurve in die andere. Kaum Spitzkehren und immer im letzten Drittel der Kurve bereits wieder hart am Gas, schaffte ich es über die gesamte Strecke, beide Bikes hinter mir zu lassen. Fast wie in einem Rausch, ausschliesslich auf Strasse und Verkehr konzentriert, wurde der blau-silberne Zweizylinder über die Strecke getrieben. Daß die Triumph Sprint mittlerweile enteilt war, war vollkommen bedeutungslos geworden. Kurve um Kurve in, für mich doch eher ungewöhnliche, Schräglagen, wurde die Hetzjagd maßlos genossen. Die Maschine selbst, mit den Pilot Power Reifen, vermittelten jederzeit perfekte Haftung und liessen nie das Gefühl von Unsicherheit aufkommen. Und wieder eine schnelle links, rechts Kombination mit anschliessender Gerade und folgender Spitzkehre wurde hinter uns gebracht ohne wirklich in Bedrängnis durch die dicht folgende Triumph 900 zu geraten – Wooooooooooooow macht das einen Heidenspass, man fühlt sich wie ein großes Kind. Dann, im Ort angekommen, braucht es Minuten um das breite Grinsen wieder aus dem Gesicht zu bekommen. Die Kollegen schauten etwas verwundert, da sie eigentlich solch einen Fahrstil von mir nicht gewohnt sind. Die Bestätigung das auch ihnen der kleine Aus“flug“ richtig Spaß gemacht hat, verschafft dem, sonst doch eher bedächtig fahrenden SV Fahrer, ein gutes Gefühl… (Ist vielleicht etwas seltsam diese Beschreibung, war aber einfach saugeil!!)
Für den kleinen Hunger zwischendurch wird an der ortsansässigen Imbissbude eine Fanta mit Riesenknacker an Brot serviert. Der Blick auf den schönen See mit Bergpanorama berühigt die Gemüter wieder. Nach gut 30min machen wir uns auf den Rückweg. Nochmal etwas Spaß beim herunterfahren des Arosa Express, dann über die Landstrasse wieder Richtung Davos. Natürlich musste es, kurz bevor wir zu Hause ankamen, wieder mal anfangen zu regnen. Diesmal war das aber eher belanglos. Noch einmal kurz was einkaufen um dann pünktlich zum Formel 1 Qualifying wieder im Sessel sitzen. Mann diese Tour war wirklich ein krönender Abschluss der alles in allem doch wieder mal gelungenen „Sumpftour“ 2008).
Fotos und Videos (von leider sehr bescheidenen Qualität) habe ich zwar gemacht aber sie sind nicht sehr gut. Leider ist bei den Videos keine Strasse sondern nur die Cockpitscheibe zu sehen, da ich die Kamera nicht hoch genug bekommen habe

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr
Gruß
Jörsch (Ringlord)