Süd Frankreich - Languedoc - Prades


Hier gehören Tourenbeschreibungen, Empfehlungen für schöne Strecken, GPS Daten usw. rein
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Ringlord
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Süd Frankreich - Languedoc - Prades

#1

Beitrag von Ringlord » 17.06.2010 0:02

Einige Bilder, ein Video und auch eine kurze Streckenbewertung (wird noch ausgebaut) findet ihr auf http://www.tourgeschichten.de

Südfrankreich - Languedoc - Prades

Bikes:
Oste - KTM LC4 (mit Akrapovic = immer noch LAUUUT)
Jochen - Triumph ST 1050
Uli - Honda CB750 (29 Jahre alt !!! - Wieder 1 Jahr durchgehalten die Gute)
Und der Jörsch - Das 4. Jahr mit der Suzuki SV 1000S unterwegs


Endlich... Die Tour 2010 war fest. Das Ziel sollte diesmal, leider ohne unseren "Sumpfminister Max" Prades in Süd Frankreich sein. Insgesamt wieder zu 5 Personen geplant, war wieder mal der DB Autozug bis Narbonne eine gute Wahl. Abteil gebucht und im Internet auf die Villa-du-Parc gestossen, fiel uns die Entscheidung leicht. Hier hatten wir uns für das Steinhaus (5 Pers) incl. Frühstück entschieden, was sich im Nachhinein auch als erstklassige Wahl herausstellen sollte.
Sonnengarantie, wenig los auf den Straßen (Im Gegensatz zu den Dolomiten um diese Jahreszeit), die Nähe zu den Pyrenäen, Andorra, Spanien und Mittelmeer das muss einfach gut werden.
Einige Wochen vor Reiseantritt musste Klaus leider absagen. Mit Frank war aber schnell ein Ersatzmann gefunden... der dann... 2 Tage vor Abfahrt berufsbedingt auch absagen musste. Also... eine Tour zu viert, auch ok.
Am 02.06.2010 also aufgerödelt und ab Richtung Verladestation des Autozuges in Düsseldorf ...


Tag 1 - Mittwoch 02.06.10 - ca. 1300km
13.30Uhr ab Menden - 16.51Uhr ab Düsseldorf - 10.05Uhr an Narbonne


Kosten:
Zug 338€ pro Person (Liegewagen Hin- und Rückfahrt, Normaltarif)
Unterkunft knapp 1.200€ incl. Frühstück und Wäsche für 5 Personen

Treff war um 13.30Uhr bei Jochen. Vorher noch bis 11.30Uhr gearbeitet, ab nach Hause, Happen essen, letzte Brocken zusammenpacken und ab dafür. Pünktlich um halb 2 sind wir dann bei bewölktem aber trockenem Wetter Richtung Düsseldorf aufgebrochen. Ein kleiner Stau hinter Wuppertal Nord hat uns nur unwesentlich aufgehalten.
Diesmal kam der Zug pünktlich, so daß sich die Wartezeit in Grenzen hielt. Um 15.45Uhr das übliche Hals verrenken bei der Einfahrt der Böcke auf den Autozug, abrödeln, Sachen ins Abteil packen und erstmal für ein wenig Grundnahrungsmittel sorgen. Abfahrt dann um 16.51Uhr...
Die Fahrt selbst war soweit so gut. Viel Spaß gehabt, dummes Zeug gequatscht aber diesmal mit Ohrenstöpseln besser geschlafen als letztes Jahr. Frühstück war auch ok. Lobend zu erwähnen war noch, das die Toiletten diesmal während der ganzen Fahrt funktionstüchtig waren (s. Bericht 2009).


Tag 2 - Donnerstag (Fronleichnam) 03.06.10 - 210km
11.30Uhr ab Narbonne - Perpignan - Argeles Plage - Ceret - Talliat - Bouleternére - Prades


… also raus aus dem Abteil und Böcke holen. Das gestaltete sich aber nicht so einfach wie gedacht. Da wohl der normale Bahnhof von Narbonne nicht für die Entladung der Fahrzeuge geeignet ist, werden die Anhänger auf ein Nebengleis geschoben. Die Personen steigen am Bahnhof aus und werden per 3min Bustransfer dorthin gebracht. Also mitsamt dem ganzen Gepäck bei 28° zum nahe gelegenen Busbahnhof getapert und in voller Montur in einen Bus eingestiegen, bei dem selbst ich (<1.80m) Probleme hatte mich hinter einen Sitz zu quetschen, insbesondere mit Sturzpads vor den Knien ;-). Nach 3min wieder raus aus dem Gerät und ab zum Nebengleis um dort knapp 1h auf die Entladung der Fahrzeuge zu warten. Glücklich wer dort ein Plätzchen im Schatten fand.
Irgendwann war es dann doch soweit, wir konnten die Böcke vom Zug fahren, die Sachen aufspannen um dann endlich Richtung Prades abdampfen zu können. Da wir aber eh erst ab 15.00Uhr in die Wohnung konnten, hatten wir uns dazu entschieden, ein wenig an der Küste entlang zu fahren. Plan war entweder bis Argeles oder sogar Portbou zu fahren um anschliessend dann nordwestlich Richtung Prades zu düsen. Schon nach wenigen Kilometern bot sich uns ein fantastisches Bild. Fuhren wir doch auf links und rechts vom Wasser gesäumten Strassen, eine kräftige Brise im Gesicht, durch die herrliche Küstenlandschaft des Mittelmeeres. So schön die Dolomiten auch sind aber das bekommt man dort nicht zu sehen. Am liebsten hätte man gleich mal wieder angehalten um die Füsse etwas ins Wasser zu halten aber wir waren ja gerade erst losgefahren und hatten ja noch ein gutes Stück des Weges vor uns. Weiter parallel zur A9 fuhren wir dann südlich in Richtung Argelés Plage. Dort angekommen, stellten wir die Boliden fast direkt am Strand ab und füllten unseren Flüssigkeitspegel in einem schönen kleinen Café mit Blick auf Strand, Palmen, Wasser und Sand wieder auf. Nach Berechnung der Wegstrecken haben wir uns dann spontan dazu entschieden, die Tour nach Portbou, die lt. Uli sehr reizvoll sein soll, doch erst später zu fahren. Mit Gepäck und nach der bescheidenen Nacht im Zug mussten wir die zusätzlichen 80km nicht unbedingt haben. Also auf Richtung Ceret. Relativ unspektakulär, bis auf einen seltsamen Feldweg mitten durch die Südfranzösischen Agrarwirtschaftsflächen den Jochen, trotz (oder gerade wegen) Navi eingeschlagen hatte, um uns wieder einigermaßen in Richtung Hauptstrasse zu führen. Den einzigen den diese sonderbare Wegbeschaffenheit wenig kümmerte war Oste mit seiner LC4. Ja in solch einem Gelände hat er unbestritten Vorteile gegenüber unseren Eisenhaufen ;-) . Von dort über Amelie les Bains Palalda sollte es dann eine kleine Straße über den Col Fourtou [646m] sein, auf der wir die letzten Kilometer Richtung Prades zurücklegen wollten. Nichtsahnend bog Jochen kurz vor Amélie, rechts Richtung Taillet ab. Eine asphaltierte, schmale Strasse, die zu Beginn einer Stoßdämpferteststrecke alle Ehre gemacht hätte, führte uns bergauf in Richtung Taillet. Guter Hoffnung daß das französische Straßenbauamt auf den nächsten Kilometern erfolgreich Hand angelegt hatte, wurden wir nach wenigen Minuten eines besseren belehrt. Offensichtlich sind die Kommunen hier genauso pleite wie in Deutschland und für den oberen, ebenen Fahrbahnbelag hat wohl das Geld nicht mehr gereicht. Mit Belastungen für Maschine und Körperskelett die allen Regeln der Rückenschule wiedersprachen, legten wir die nächsten 40km wiederwillig im Schneckentempo zurück, nur Oste mit seiner LC4... (ihr wisst schon...). Als dann nach schier endlosem Rütteltest das Schild Bouleternére in Sicht kam, waren alle (ausser Oste) sichtlich erleichtert. Die Hauptstrasse mit ebener Asphaltdecke unter den Reifen, wurden dann auch noch, vorbei an einem schönen kleinen See, zurückgelegt um dann endlich, nach gut 210km in der Villa du Parc Prades anzukommen.
Gerade auf den Parkplatz gefahren wurden wir auch schon von Rogér in Empfang genommen. Mireike und Olli waren gerade mit ein paar Jungs vom "Tourenfahrer" unterwegs! Nach einer Kurzeinweisung in die Örtlichkeiten und der positiven Überraschung bzgl. der "Parc Anlage" sowie unseres Feriendomizils, nochmal kurz auf die Böcke geschwungen, im "schottischen Edelrestaurant" eine Kleinigkeit zu uns genommen, im "Super U" noch das Wesentlichste besorgt um dann den Tag mit ein zwei Hefekaltgetränken und einem Gläschen Rotwein für unseren Jochen ausklingen lassen...


Tag 3 - Freitag 04.06.10 - 265km
10.00Uhr ab Prades - Olette - Mont Louis - Bourg Madame - Ribes de Freser - Ripoll - Sant Joan - Camprodon - Molló - Col d'Ares[1513] - Arles sur Tech - Amélie les Bains Palalda - Taulis - Valmanya - Bouleternére - Prades ca. 17.30Uhr


... nach einem feinen Frühstück (sogar mit dunklem Vollkornbaguette) auf zum ersten vollständigen Tourtag. Beim Frühstück ergab es sich, daß wir Mireike und Olli endlich kennengelernt hatten. Nach einem kurzen Gespräch mit Olli über die gestrige rückenmordende Tour und der Art Strassen die wir eigentlich bevorzugen, machte er den Vorschlag, wir sollten doch auf den etwas größeren (rot eingezeichneten) Straßen bleiben. Sein Vorschlag: Fahrt dochmal über die N116 Richtung Bourg Madame und dann südlich über die spanische Grenze Richtung Ripoll. Das Stück zwischen Bourge Madame und Ribes de Freser bezeichnete er verheißungsvoll als "Weltmeisterstrecke", doch dazu später mehr.
Voller Erwartung rauf auf die Treibstoffvernichtungsmaschinen und ab Richtung Spanien.
Nachdem wir den Tankaufruf unseres Kollegen auf der hochbeinigen KTM, mit dem riesigen 10l Tank mit den Worten "wir haben kein Bock uns hier in Prades an der Schlange der örtlichen Tankstelle anzustellen", geflissentlich ignoriert hatten, fuhren wir auf der N116 über Olette, Thués Entre Valls, bis Mont Louis. Bereits dieses erste Stück sollte unsere Herzen schon höher schlagen lassen. Gut ausgebaute, ebene Straßen mit wenig Verkehr und einigen malerische Dörfchen und Landschaften waren Balsam für Rücken und Augen. Als allerdings nach den ersten 20km immer noch keine Treibstoffversorgungsanlage in Sicht war, wurde Oste so langsam nervös. Trotz der feinen Straßenführung, wurde er zunehmend langsamer um jeden Tropfen Sprit zu sparen. Jetzt fiel es mir endlich auch mal leicht vor ihm zu bleiben ;-) . So langsam wurde es dann eng. Jochen wurde angehalten, in Richtung der nächsten Tanke zu navigieren. Seine Aussage: "noch 8,4km... Luftlinie!!".Das würde bedeuten, das die LC4 erstmalig die 200km Marke mit einer Tankfüllung knacken müsste. Gut das man unter dem Helm keine Schweißausbrüche sehen kann aber es war offensichtlich, bei dem Schneckentempo das er jetzt vorlegte, daß die Tankreserven mittlerweile im kritischen Bereich angekommen waren. Als dann endlich das wohlgeformte Zapfventil der Tankstelle "Edelweiß" in Mont Louis in Sicht kam, freute er sich bereits über jede stärkere Brise Rückenwind um die letzten Meter des Berges noch mit Motorkraft zu erklimmen. Nach der Neubefüllung des Zweirades ergab die Berechnung noch 0,25l Restbestand bei Erreichen der Tanke - puuuh knappe Kiste.
Von Mont Louis über den Col de la Perche (1579) bishin zur Bourg Madame war dann das erste Zwischenziel erreicht. Ab hier sollte die "Weltmeisterstrecke" die Olli beim Frühstück erwähnt hatte folgen...
... und wahrlich er hatte nicht zuviel versprochen(Siehe auch Video in der Gallerie). Kaum hatten wir die ersten Kilometer hinter uns gebracht packte uns der Virus der schönen Kurven. 45km wunderbar ausgebaute Straße, hervorragender Belag (bis auf ein paar Bitumenflecken am Ende der Strecke) und Kurven aller Art, von der engen, sich zuziehenden Kurve über schöne weitgeschwungene sowie fantastische Kombinationen links, rechts, links und umgekehrt war alles dabei. Perfekter Fahrspaß mit nahezu Null Verkehr und sogar noch schönster Aussicht. Da schlug sofort das Fahrerherz bis über den Helm... und wieder eine lange Rechtskurve mit anschliessender links, rechts Kombination wurde von uns mit einem Heidenspaß bezwungen... anbremsen in eine enge Rechts, Beschleunigen die Gerade hinaus mit Blick auf den wolkenlosen Himmel über dem Bergmassiv, die Leitplanke bringt einen nach Sekundebruchteilen des Abschweifens wieder in die Realität zurück, Bremsen, links, rechts und wieder hart am Gas, höchste Konzentration, die Ablenkung durch die schönen Panoramen ignorierend, Kurven fräsen mit höchstem Spaßfaktor, WOOOW erste Sahne, eine absolute 9 auf der Skala (nur die 9 wegen der paar unangenehmen Bitumenstreifen).
Wir waren uns alle einig. Solch eine Strecke haben wir weder in den Dolomiten noch in der Schweiz zu Gesicht bekommen, vor allem in der Länge und mit einer so geringen Verkehrsdichte. Nichts da was den Fahrspaß trüben könnte.
Da diese Strecke auf dem Rückweg von Andorra liegt, hatten wir uns fest vorgenommen uns diesen Genuß an einem der späteren Tourtage nochmal zu gönnen.
Um wieder runter zu kommen, haben wir uns erstmal, nachdem wir Ripoll und Camprodon hinter uns gelassen hatten, in einer Bar in Molló, auf einen Cafe au lait und ein Wässerchen eingelassen um die Nachwirkungen der absolvierten Strecke zu geniessen. Nach einigen Minuten tauchten plötzlich zwei Z1000 aus Hamburg auf. Jörg und Silke die ebenfalls in der Villa du Parc genächtigt hatten, waren wohl die gleiche Strecke gefahren. Eine Portion Spaghetti und eine Cola später, brachen wir dann, zu sechst auf, um den Rest des Weges hinter uns zu bringen.
Nach Molló folgte dann ein sehr schönes, gut asphaltiertes Wegstück, an unendlichen Steilwänden entlang über den Col de la Perche durch Le Tech, Arles sur Tech bis wir dann in Amélie les Bains Palalda wieder in Richtung Col Fourtou abbogen. Diesmal aber nicht Richtung Taillet sondern Taulis. Leider erwies sich der andere Zielort aber nicht als Garantie dafür, daß sich die Straßenverhältnisse im Gegensatz zum gestrigen Tag verbessern sollten, nein... mir kam es vor wie ein Déja vu. Wieder dieser rücken- und stoßdämpfermordende Straßenzustand der mich nach wenigen Kilometern zu dem Entschluß trieben, die Gashand nahezu völlig in Bewegungslosigkeit verharren zu lassen. Ich ließ die anderen von dannen ziehen, die offensichtlich die Problematik des welligen Strassenbelages nicht so gravierend einschätzten wie ich. Evtl. war das bei mir auch das Resultat der neuen Gabelfedern die dann letztendlich doch etwas härter eingestellt waren als die Serienausstattung, perfekt für die hinter mir liegende Strecke aber absolut ungeeignet für diese Buckelpiste.
Als ich dann die Abzweigung in Richtung Valmanya sah, fasste ich kurzerhand den Entschluss, in der Hoffnung das diese Strecke eine Abkürzung der Tortur bedeutet, dort abzubiegen. Das bedeutete natürlich, daß die Anderen an anderer Stelle auf mich warteten, also kurz SMS an Jochen, Antwort erhalten, alles klar und weiter. Leider sollte ich mich auch hier getäuscht haben. Durch die vielen Windungen zog sich die Strecke nahezu unendlich hin. Es kam mir vor wie eine kleine Ewigkeit bis ich das Ortsschild von Valmanya passieren konnte. Lediglich das herrliche Panorama der vollständig bewaldeten Berghänge entschädigte ein wenig für den Straßenzustand. Durch das kleine Örtchen Vinca, mit seinen dutzenden neuer mediterraner Häuser, wieder auf die N116 bedeutete dann nur noch wenige Minuten bis zur Unterkunft.
Ein Tag der bleibende Eindrücke hinterlässt...


Tag 4 - Samstag 05.06.10 - 80km
Prades - Olette - Ayguatébia Talau - Mont Louis - Olette - Prades.


Ein Tag zum Chillen... sehr heiß... gut genug für den Pool...oder um den Tourbericht zu tippen so lange er noch frisch im Gedächtnis ist.
Nur Jochen hat ne kleine Runde gedreht, s.o. Von Olette bis Mont Louis wieder so eine enge Buckelpiste (Ich war ganz froh mich dazu entschieden zu haben nicht mitzufahren), der Rest wie gestern schöne ausgebaute Strecke.
Morgen soll es regnen.. mal sehen wohin es dann geht


Tag 5 - Sonntag 06.06.10 - 330km
Prades - Perpignan - Banyuls sur Mer - Llanca - Figueres - Olot - Ripoll - Ribes de Freser - Collada de Toses (1800m) - Bourg Madame - Mont Louis - Olette - Prades.


Aufgrund der aktuellen Wettermeldungen hatten wir uns dazu entschlossen in Richtung Küste zu fahren. Bei leichtem Regen losgefahren waren wir so optimistisch, daß wir anfangs darauf verzichteten die Regenklamotten anzuziehen. Nach wenigen Kilometern schien sich das auch zu bewahrheiten... leider nur für kurze Zeit. Trocken, Regen, Trocken, Regen abwechselnd bis Banyuls sur Mer lies uns nicht gerade freudestrahlend unseren ersten kurzen Kaffestop am Strand des kleinen Städtchens absolvieren. Wenigstens war es wärend der Flüssigkeitszunahme trocken. Kurz bevor wir weiterfahren wollten änderte Petrus aber wieder seine Meinung so daß wir uns diesmal dazu entschieden, sofort die Gummipelle uberzuziehen. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, da die nächsten 34km in Richtung Llanca nicht gerade von Trockenheit begleitet wurden.
In Llanca angekommen, entschieden wir uns, zur weiteren Tagesplanung wieder mal ein Päuschen mit Kaffee und Kaltgetränken im "Raco del Port" zu machen.
Da die Bedienung dort, offensichtlich ein österreichischer Landsmann, auch keine prophetischen Weisheiten bzgl. des Wetters abzugeben vermochte, hielten wir uns einfach weitestgehend an die ADAC Tourempfehlung in dieser Region, was die Fortsetzung unserer Tour in Richtung Cadaques, Roses, Figueres, usw. bedeutete. Da das eine Reststrecke von gut 240km bedeutete, entschied sich Uli, mit seinem 81er Eisenhaufen, den Weg bis Cadaques fortzusetzen und von da aber den gleichen Weg an der Küste wieder zurück zu fahren. Somit fuhren wir zu dritt weiter. Bis Roses waren die Straßen, bis auf die Wetterbedingungen (obwohl es mittlerweile auch mal aufgehört hatte zu regnen), soweit in Ordnung und trotzalledem schön zu fahren.
Um jetzt in Richtung Olot zu kommen, blieben wir erstmal auf der autobahnähnlichen Bundesstraße. Leider begingen wir den Fehler, mitten durch Figueres zu fahren. Dutzende schmaler Einbahnstraßen, ausweglose Häuserblocks, hinter jeder Ecke hatte ich brennende Ölfässer und ausgebrannte Autowracks erwartet. Glücklicherweise erlangte Jochen doch irgendwann seine Orientierung wieder und führte uns nach verwirrendem Rumgegurke in Figueres' Innenstadt in Richtung Olot wieder aus dieser Situation heraus.
Auf breiten Straßen, durch bewaldete Gegenden, ging es dann bis Olot. Von dort über den Col de Coubet (1010m) und Sant Joan erreichten wir bald Ripoll. Richtung Ribes de Freser und erneut über den Collada de Toses (1800m), also unsere Superstrecke von Tag 3, wurden wir leider wieder von Regen und nassen Strassen begleitet. Als kleine aber nicht unbedeutende Tatsache kam noch hinzu, daß mir wohl irgendwo beim Aufsteigen auf den Bock, die Regenhose im Schritt auf gut 20cm Länge gerissen war. Den Rest brauche ich glaub ich nicht weiter zu beschreiben... :?
Es war aber, je höher wir kamen, trotz der Nässe, immer noch spaßig diese fantastische Strecke zu befahren. Lediglich etwas langsamer als das erste mal, ist die Streckenführung sowie auch die landschaftlichen Qualitäten dieser Gegend wirklich erste Sahne. Kurz bevor wir die höchste Stelle des Passes erreichten, fuhren wir durch eine Ansammlung tiefhängender Wolken, so daß wir nach einigen weiteren Höhenmetern auf die Wolken herabschauen konnten... beeindruckend. Ab hier verschwand dann auch der Regen für den Rest der schönen Strecke bis kurz vor Bourg Madame.
Wieder mal durch unseren KTM Fahrer zum nächsten Tankstopp gezwungen, wurde dann das nächstliegende Treibstofflager angefahren. Leider war hier die Abgabe der begehrten Flüssigkeit aktuell nicht möglich, da die Tanks justemente aufgefüllt wurden... Pech gehabt. Pünktlich beim Eintreffen an der nutzlosen Zapfe, öffneten sich auch wieder die Schleusen, also... Pelle wieder an und weiter, die nächste Tanke suchen. Nach der Befüllung der Benzinbehälter taten wir es den Zweirädern gleich und genehmigten uns den letzten Kaffee auf diesem Trip und machten uns auf den Weg nach Hause. Wie bereits vor zwei Tagen durch Saillagouse, Mont Louis und Olette ging es dann durch einige lästige Baustellen, richtung Heimat.
Heute hatten wir die längste aber zugleich auch nasseste Etappe unserer Tour hinter uns gebracht.


Tag 6 - Montag 07.06.10 - 248km
Prades - Olette - Mont Louis - Bourg Madame - Ur - Carol - Col de Puymorens (1920) - Port d'Envalira (2408) - Canillo - Andorra la Vella - La Farga de Moles - Puigcerda - Saillagouse - Mont Louis - Olette - Prades


Wenn man schon mal hier in der Gegend ist, darf ein Besuch in Andorra natürlich nicht fehlen. Mit der Aussicht auf günstige Duft-, Rauch- und Trinkwaren und herrlicher Aussicht vom Col de Puymorens (1920m) und Port d'Envalira (2408m) machten wir uns also auf den Weg in Richtung des kleinen Staates zwischen Frankreich und Spanien. Die Strecke bis Bourg Madame war uns ja nun hinreichend bekannt. Im Vergleich zum Wochenende war jetzt allerdings wesentlich weniger Verkehr und somit auch keine Staus.
Diesmal hatte unser KTM Fahrer Oste auch vorher getankt so daß er tatsächlich weiter kam als nur bis Mont Louis ;-)
Nach ruhiger Fahrt in Richtung Grenze trafen wir tatsächlich auf dem Col de Puymorens die Jungs und Mädels aus Frankfurt, die in der gleichen Unterkunft wie wir ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Nach ein paar Minuten Pause bei Gesprächen über Schräglage, Angasen und Streckenauswahl, machten wir uns gemeinsam mit insgesamt 14 Motorrädern auf den Weg, Andorra zu erobern.
Nachdem wir die Grenze passiert hatten, erwartete uns eine schöne idyllische Landschaft mit gut ausgebauten Strassen. Vereinzelt fuhren wir durch kleine Ansammlungen von Häusern, Shops und Supermärkten in denen man jene oben genannte Waren erstehen konnte. Während die Truppe aus Frankfurt frühzeitig die Einkaufstour begann, hatten wir uns vorgenommen die Hauptstadt zu plündern, was sich im Nachhinein als Fehlentscheidung herausstellte. Nach einigen Kilometern dort angekommen, erwartete uns neben diversen Baustellen eine hohe Verkehrsdichte in einer Innenstadt ohne jegliches Flair. Unsere Mopeds irgendwo auf einen gepflasterten Bereich gestellt, erlebten wir lediglich einen Parfümladen neben dem nächsten Parfümladen, Uhren, Schmuck, Elektronikartikel etc. etc. und alles nicht wirklich günstig. Nur wenige bestimmte Parfüms und natürlich Zigaretten und Alkohol war preiswerter, klar aber alles andere wie z.B. Kameras, Handys, etc. war, was wir so gesehen haben war nicht wirklich erwerbenswert. Das Parfüm was ich suchte kannten die Verkäuferinnen noch nicht einmal, schwaches Bild. Ich kann nur jedem empfehlen, der Andorra zum Einkaufen besucht, bereits kurz nach der Grenze das Ganze zu erledigen und lieber noch einige schöne Kurven mitzunehmen als in die Hauptstadt Andorra de Velle zu fahren. Es lohnt sich nicht.
Nach der kleinen Shoppingtour und einem seltsam zubereiteten halben Hahn für unseren Uli, in einem Dachterassenrestaurant eines Kaufhauses, verliessen wir den Zwergstaat in Richtung Spanien. Die dann folgende Strecke mit breiter gut ausgebauter Strasse und schöner Streckenführung entschädigte für die enttäuschende Städtetour. Herrliche weit gezogene Kurven und wie gewohnt recht wenig Verkehr machten die Strecke von La Farga de Moles über Serrat de la Capella bis zu einem kleinen Café kurz vor El Pont de Bar zu einem Genuss. Auch die Strecke bis Bourg Madame und auch weiter durch Saillagouse sowie das bereits bekannte Mont Louis bis hin nach Prades war wieder schön zu fahren. Alles in allem doch eine schöne Tour über hohe Pässe und schöne Strassen mit schönen Landschaften und auch einer kleinen Flasche Parfüm im Gepäck.


Tag 7 - Dienstag 08.06.10 - 10km
Prades - Villenfranche de Conflent - Prades


Heute haben wir spontan entschieden einen weiteren ruhigen Tag einzulegen aber einen mit jeder Menge "Kultur" ;-) . Nach einem kurzen Gespräch mit Olli, machten wir uns auf den Weg zur "Grottes Canalettes", einer Tropfsteinhöhle etwa 5km südwestlich von Prades. Beeindruckende Szenarien spielen sich innerhalb dieser Grotte ab. Bildschöne Skulpturen, geformt durch gewaltige und wunderschöne Ablagerungen prägen das Bild in dieser Höhle. In Szene gesetzt durch spezielle Lichteffekte und untermalt mit passender Musik fand man sich in einer berauschenden Atmosphäre wieder. Mein Fazit, absolut empfehlenswert. Anschliessend besuchten wir noch das Villenfranche de Conflent, eine in einem schlossähnlichen Gebäude liegenden Passage mit vielen kleinen Lädchen voller Kram und Nippes. Der Besuch in einem Restaurant lohnte sich nicht wirklich, stellte sich das Essen als ähnliche Enttäuschung heraus wie einige Tage zuvor schon in Prades. Also ich kann mich dort wirklich nicht mit der französischen Küche anfreunden, was aber nichts heissen will. Ich bin da sicherlich kein Maßstab ;-)
Den Rest des Tages verbrachten wir dann in der Unterkunft, auch mal ganz schön.


Tag 8 - Mittwoch 09.06.10 - 0km
Prades


Mit der festen Absicht am letzten kompletten Tag noch einige Kilometer abzureissen, hat uns leider erneut das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Von den statistisch gesehen, 2 Regentagen im Juni, haben wir 3 erwischt, toll!
In schlechtesten Bedingungen und ohne Besserung in Sicht, war niemand auch nur annähernd motiviert, das Zweirad zu bewegen. Also, aus der Not eine Tugend gemacht, nen funktionierenden DVD Player von Rogér besorgt und 3 Filme geschaut, auch ok ;-)
Na ja Schade war es trotzdem da wir ja nun eigentlich zum Mopedfahren hier waren.


Tag 9 - Donnerstag 10.06.10 - 132km
Prades - Canet en Roussillion - Narbonne


Am Abreisetag war das Wetter natürlich wieder schön... na ja, besser als nass am Zug anzukommen. Mit einem kleinen Umweg über Canet wo Uli vor gefühlten hunderten von Jahren mal für 3 Monate gearbeitet hat und einem kurzen Stop zum Tanken sowie auf ein kleines Heißgetränk in einem Café in Leucate, sind wir dann so gegen 13.15Uhr an der Verladestation in Narbonne angekommen. Die Abfertigung ging ruck zuck aber die eigentliche Verladung begann dann doch erst wie angegeben gegen 14.00Uhr. Nachdem die Böcke dann aufgespannt waren, ging es dann mit dem ganzen Gerödel zum Bustransfer. Nach gut 20min kam dann ein Bus, welcher genauso eng wie bei der bei der Ankunft, der uns zum Bahnhof brachte. Gut das der Transfer nur ca. 5min dauerte. Aber was jetzt?? Noch gut 2 Stunden bis der Zug fährt. Also, Restaurant in der Nähe des Bahnhofes gesucht und Pizza und Bier bestellt. War ganz ok. Dann um kurz vor 17.00Uhr noch ein paar Getränke gekauft und ab in den Zug. Den Rest brauche ich hier nicht zu erwähnen, war halt wieder ne Zugfahrt ...


Tag 10 - Freitagh 11.06.10 - 93km
Düsseldorf - Menden


Mit etwa 75min Verspätung kamen wir am anderen morgen schliesslich in Düsseldorf an. Bei strahlendem Sonnenschein ab nach Hause. Kurz vor einem dicken Stau auf der A1 schnell abgebogen und letztendlich über Ergste in Richtung Heimat. Ist ja nun doch wieder schön zu Hause zu sein...


Fazit:
Es macht schon riesig Spaß in der Region Languedoc und Umgebung, insbesondere in Richtung Spanien, mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Für einige Strecken benötigt man zwar Mopeds die nicht besonders empfindlich auf Unebenheiten reagieren aber man kann ja letztendlich selbst entscheiden wo man lang fährt.
Die Unterkunft http://www.villa-du-parc.com ist aus meiner Sicht uneingeschränkt zu empfehlen und durch die deutschen Besitzer fällt auch demjenigen der der französischen Sprache nicht mächtig ist (so wie wir) die Kommunikation entsprechend leicht. Falls notwendig sprechen Olli und Mireike aber auch französisch oder englisch und wie Mireike mir gestand, auch in Grundzügen spanisch.

Ach ja, was ich noch anmerken wollte, falls es interessiert. Diese Tour habe ich mit meiner neuen Motorradjeans absolviert. Es handelt sich hier um eine Jeans mit Protektoren und Aramidfasern. Ich meine... einfach Klasse. Sehr bequem zu tragen, angenehm bei hohen Temperaturen und auch warm genug bei tieferen Temperaturen, z.B. auf Pässen. Dazu durch die Protektoren und Aramidfasern auch ein ordentliches Maß an Sicherheit. Absolut empfehlenswert und das für nur 90€.
Darüberhinaus die zweite Tour mit dem Pirelli Diablo Rosso. Auch hier bleibt zu sagen - super. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl der Unsicherheit, auch auf der regennassen "Weltmeisterstrecke". Gut ich gehe sicher nicht an die Schräglagengrenze aber es gibt auch einige Reifen die vorher schon rutschen. Auf jeden Fall für einen Tourenreifen Extraklasse!

Bis zum nächsten Jahr...
Jörsch
Zuletzt geändert von Ringlord am 30.05.2012 9:45, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Süd Frankreich - Languedoc - Prades

#2

Beitrag von grosSVater » 19.06.2010 9:39

So, gelesen und begeistert :top:.

Wann ist mit Deinem ersten Buch zu rechnen :?: :mrgreen:
Gruß
Michael
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Re: Süd Frankreich - Languedoc - Prades

#3

Beitrag von Teo » 19.06.2010 12:30

Endlich mal Zeit gefunden, deinen ausführlichen Bericht zu lesen! :schwitz:

Was soll ich sagen? Ich bin quasi mit dabei gewesen! :mrgreen: Sehr geil, emotional und mit schönen Bildern beschrieben! Das würde - wie Oppa schon sagte - auch als Buch funktionieren. Es macht einfach Spaß, von Menschen zu lesen, denen der kreative Umgang mit unserer Sprache so leicht fällt. Wirklich klasse, Jörsch!!! :top:

Diesen Teil Europas habe ich auch schon seit einigen Jahren "auf dem Zettel" - er ist mir wieder ein bisschen näher gerückt! :wink:
Bin dann mal wieder da! :-)

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Re: Süd Frankreich - Languedoc - Prades

#4

Beitrag von heikchen007 » 19.06.2010 23:04

So, bin heute auch endlich dazu gekommen, den Bericht zu lesen. War wieder ein absolutes Vergnügen. Wie Teo schon schrub, man fährt regelrecht mit dir mit. Vielen Dank für Arbeit, die du dir mit dem Aufschreiben deiner Touren machst. Es gibt auf jeden Fall dankbare Leser wie mich. :top: :ACK:
Ich lehne es ab, eine Schlacht des Geistes mit einem unbewaffneten Gegner zu führen

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Re: Süd Frankreich - Languedoc - Prades

#5

Beitrag von Ringlord » 20.06.2010 22:20

Danke Danke, freut mich das es euch gefällt.

@teo: trotzdem keine Chance gegen deine Lyrialität :mrgreen: Wenn du mal richtig in Form bist kommt da keiner mehr mit :top: :top:
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Re: Süd Frankreich - Languedoc - Prades

#6

Beitrag von Black Jack » 22.07.2010 0:27

Eine schöne Tour, super beschrieben.
Ich hab mich richtig festgelesen, wie Teo schon geschrieben hat, ich war richtig "dabei".
Danke für die Mühen alles aufzuschreiben, ich glaub das könnte ich nicht...
Gruß Jürgen

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