@Flo Vielen Dank
Der zweite Tag bricht an: wechselnd bewölkt, windig, aber trocken.
Also aufstehen, Reifenwärmer an, frühstücken gehen bei den Rusers (=Veranstalter). Es kommen noch neue Leute an.
Als wir zu unserem Zelt zurück kommen, steht ein abgewrackter dänischer Kombi mit ausgelutschtem Anhänger quer vor unserem Zelt.
Der Vorderradhalter aus Dachlatten zusammengezimmert. Dahinter eine bildhübsch für den Rundkurs zurecht gemachte Panigale
, den Strom für seine Reifenwärmer von unseren Kabeltrommeln abgezweigt. Fahrer Fehlanzeige.
Der erste Gedanke, der hochploppt: der hätte ja gerne mal fragen können, bevor der sich so breit macht. Der zweite Gedanke: Sei mal nicht so spiessig, wir sind ja zu Besuch in seinem Land und der Strom kostet uns nichts.
Ne Viertelstunde später kommt ein tiefenentspannter Däne um die Ecke: "Jungs ich hab mich mal bei eurem Strom mit rangehängt, ich hoffe es ist okay."
Ich bin froh, daß ich zwischen Gedanke eins und zwei den Mund nicht geöffnet habe.
Der Kerl stellt sich als sehr netter Privatier heraus, muss irgendwie um die 60 (bei Ihm schwer zu schätzen)sein. Schwimmt in der schwarzen Gruppe total unaufgeregt und uneitel auf sehr hohem Niveau mit und lässt uns in den Pausen an den Anekdoten seiner längeren Lebenserfahrung teilhaben. Das lässt zumindest für die nächsten 10, 15 Jahre hoffen.
Der erste Turn rückt näher und die Positionen hinter dem Instruktor werden verteilt. Ausser an mich. Kommentar vom Inst.: "Ich will an der Haltung und Blickführung bei den Anderen arbeiten. Das ist bei Dir okay, also fahr frei oder häng dich hinten ran". Also häng ich mich erstmal ran um wieder in Schwung zu kommen.
Dabei kann ich endlich mal austesten, ob meine Umbauten denn auch Früchte getragen haben und bin freudig überrascht, dass ich mit der Knubbel ohne Probleme an der SM990=125PS trotz energischer Gasgriffbetätigung des Fahrers bis Ende 4.Gang dranbleiben kann, erst danach zieht er gaaaanz langsam davon.
Das gleiche bei der GSXR600. Auch an der Superduke 1290 kann ich dranbleiben, aber ich glaube da wurde der Gasgriff schüchterner benutzt. Auf jeden Fall würde ich sagen, der Nockenwellenumbau in Verbindung mit dem geänderten Kettensatz macht sich bezahlt.
Auch meine Eigenbau-Rearsets sind ein Grund zur Freude, zumindest solange man auf dem Mopped sitzt und sie benutzt= nicht sehen kann.
Dass die Sitzposition wider Erwarten bequem ist, hatte ich ja schon erwähnt. Durch die Füsse höher und sehr weit hinten geht das mit dem Hanging-Off noch besser als vorher. Auch meine Probleme mit der Schräglagenfreiheit scheinen der Vergangenheit anzugehören, bisher habe ich nur ganz geringe Abnutzung an den neuen Stiefelschleifern und keinen weiteren Abrieb an den Fussrasten.
Im zweiten und dritten Turn rolle ich mit den anderen auf die Strecke und fahre 2 Einführungsrunden hinterher. Da ich jetzt ja Freifahrer
geworden bin, mache ich kurz den Umweg durch die Boxengasse und suche mir andere Spielkameraden. Alles in allem sehr Spaß optimiert.
Vor dem vierten Turn gibt es im Fahrerlager kurz drei Regentropfen pro m², also nichts wildes. Am Vorstart werden wir aber vom Veranstalter gewarnt, die reinkommende Gruppe hat gemeldet, dass der hintere Streckenteil komplett nass ist, an der Boxenausfahrt und allen von dort einsehbaren Streckenabschnitten ist es knochentrocken. Unser Instruktor (auch auf Slicks unterwegs) sagt, dass er auf die Strecke rausfährt, sich das Ganze ansieht, wir im nassen Bereich extrem vorsichtig sein sollen und wenn er wieder in die Boxengasse einbiegt, alle mit rausfahren sollten.
Also alle hinterher, tatsächlich der Teil nach der Gegengeraden bestehend aus der langgezogenen schnellen Links, dem scharfem Linksknick und die zügige Rechts in Richtung Start-/Ziel-Gerade sind nass. Der Rest ist knochentrocken, als wäre der hintere Bereich mit einem Wasserwagen genässt worden. Unser Instruktor fährt die Runde gar nicht zu Ende, sondern verlässt die Strecke.
Die Slickfahrer schlauerweise hinterher.
Ich sehe nur die schönen trockenen Kurvenkombinationen und eine nahezu freie Strecke vor mir. Ich kann der Versuchung einfach nicht widerstehen.
Also bleibe ich draussen, ich habe ja schliesslich Profil im meinen Racetecs. Und jeden Tag muss irgendwo ein neuer Regengott geboren werden
. 2 oder 3 andere bleiben ebenfalls draussen, aber die fahren normale Strassenreifen.
Ich gase im trockenem Teil zünftig an und eiere vorsichtig durch den nassen Bereich. Die erste Runde bringt so Spass.
Die zweite auch, jetzt geringfügig schneller.
Die dritte Runde bringt Spass, das Tempo im Nassen bleibt wie vorher. In der vierten Runde komme ich im nassen Bereich dann noch durch die normalerweise schnelle Links und den scharfen Linksknick. In der Rechtskurve kurz nach dem Scheitelpunkt, ich kann das Trockene schon sehen, passiert dann das, was passieren musste.
Die ehemals vorgewärmten Reifen wurden von mir erfolgreich runtergekühlt und es macht ansatzlos sssit. Die Kiste rutscht über beide Reifen weg und ich liege auf der Strecke. Der erste Gedanke, noch im Rutschen: "Du Idiot, dein armes Mopped."
Der zweite Gedanke: "Scheisse ist die Airbag-Weste eng, wenn sie aufgeblasen ist." Also schnell aufstehen und die Verschlüsse lösen und kurzer Körpercheck, keine Beeinträchtigungen zu spüren.
Mopped aufheben, das ist glücklicherweise nicht in die Botanik gerutscht, sondern kurz vor der Asphaltkante liegen geblieben. Ein kurzer Blick auf Mopped, keine gravierenden Schäden, Anlasser gedrückt und beim zweiten Versuch springt sie an. Der Streckenposten kommt vorbei, fragt mich ob alles okay ist und lässt mich dann runterfahren.
Die Bestandsaufnahme dann im nächsten Beitrag