SV 1000 S "reanimieren"


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MichaG
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SV 1000 S "reanimieren"

#1

Beitrag von MichaG » 06.04.2021 14:03

Hallo zusammen,
schon seit einiger Zeit möchte ich euch hier mein Projekt „SV 1000 S für Renntrainings“ vorstellen.
Angefangen hat es damit, dass meine BMW R 1100 GS zwar auch auf der Rennstrecke Spaß macht (das macht es wahrscheinlich mit jedem Moped), aber letztendlich wollte ich dann doch etwas Geeigneteres.
Die Wahl fiel auf die SV 1000, weil die SV 650 ja schon ein schönes Motorrad für die Strecke ist, ich aber etwas mehr Power haben wollte. Na gut ich hätte auch abnehmen können, aber das ist ein anderes Thema.
Also umschauen ob es nicht etwas Preisgünstiges gibt, was man sich ein bisschen umbauen kann. Zu viel Aufwand wollte ich eigentlich gar nicht betreiben, weil ich doch seit einigen Jahren/Jahrzehnten aus dem Schrauben raus war.
In Köln wurde ich dann fündig. Für gut 1000 € gab es die Suzuki, der Motor lief sehr holprig und ging im Standgas aus. Also erst mal in die Thematik reinfinden.
Zunächst wollte ich mir die Mechanik anschauen, da ich in diesem Bereich von früher (im Gegensatz zu Elektrik und Einspritzanlagen) etwas mehr Durchblick habe. Also erst mal die Ventile einstellen, was auch nötig war und gut geklappt hat, leider aber zu keiner Verbesserung führte.
Im Forum habe ich dann auch Tipps zumeist über Fehlluft oder TPS bekommen. An dieser Stelle vielen Dank für die vielen hilfreichen Tipps aus euren Reihen.
Um meine Prüfung des Motors zu beenden wollte ich aber noch prüfen wie es um die Kompression steht. Na ja die war nicht so toll, aber gleichmäßig. Durch Nachfragen und Recherchen kam ich dann (dummerweise) auf die Idee einen Druckverlusttest durchzuführen, weil dieser aussagekräftiger über den Zustand von Kolben und Zylinder ist. Die Werte waren auch prima, das Problem lag also nicht in diesem Bereich.
Durch „geschicktes Blockieren“ des Motors an der Rotorschraube, hatte ich diese jedoch wahrscheinlich angelöst, was zur Folge hatte, dass ich zwar eine Probefahrt von 60 oder 70 Km noch machen konnte, aber danach sprang der Motor nur noch einmal an und die Krümmer fingen nach kürzester Zeit heftig an zu glühen. Also Motor aus und erst noch mal nachdenken/umhören usw.
Ich muss dazu sagen, dass die Probefahrt nur ging, weil ich das Standgas auf etwa 2500 U/min hochgedreht hatte, damit nicht ständig der Motor ausgeht. Beim Gas aufziehen brach die Leistung insbesondere in höheren Gängen häufig ein, was ich von früher bei Fehlluft auch noch kannte.
Die Fehlluftsuche musste also erst mal dem Problem weichen, dass der Motor nicht mehr anspringen wollte. Nach einigem Überlegen und weiteren Versuchen den Fehler zu finden (Zündspule und Kerzenstecker messen, Kerze wechseln, Benzinpumpe ausbauen und reinigen) habe ich mir dann das OBD-Tool zum Auslesen zugelegt, da bei der Überbrückung des Diagnosesteckers kein Fehler angezeigt wurde und die Ohm-Messung des TPS bei zwei verschiedenen Sensoren doch unterschiedlich war (inzwischen hatte ich eine zweite gebrauchte Einspritzanlage gekauft, die angeblich gelaufen ist). Mit dem Tool konnte man dann sehr schön sehen, dass der TPS sehr gleichmäßig arbeitete.
Als nächsten Versuch habe ich dann den mit ausgebautem Luftfilterkasten einen Starthilfeversuch unternommen, indem ich Bremsenreiniger in den Ansaugtrakt gesprüht habe, um die Zündwilligkeit zu erhöhen, Dies hatte jedoch zur Folge, dass schöne kleine Feuerwerke aus dem Ansaugtrakt schlugen.
Glühende Krümmer, Flammen aus dem Ansaugtrakt… da zündete offensichtlich etwas an einer ziemlich falschen Stelle, bzw. bei geöffneten Ventilen. Ich erinnerte mich wieder an die Druckverlustmessung und die Rotorschraube und langsam dämmerte es.
Und in der Tat der Lima-Rotor hatte sich gelöst schön den Keil abgeschert und ordentlich die Kurbelwelle bearbeitet. Worst Case!

Es folgen ein paar Fotos wie mein Lieblingsschrauber das wieder hingekriegt hat:
KW 1.jpg
KW 1.jpg (58.57 KiB) 1553 mal betrachtet
KW 2.jpg
KW 2.jpg (41.36 KiB) 1553 mal betrachtet
KW 3.jpg
KW 4.jpg
So, wie man sieht hat der gute mit Unterstützung seines Schweißers die Nut wieder aufgebaut. Mit Kupfer verbindet sich dieses Schweißen nicht. Dann noch sorgfältig und vorsichtig abschleifen. Für den (neuen) Rotor einen Adapter gebaut und diesen "Einschleifen" eine ganze Zeit wohl auch von Hand! Hat er super hingekriegt und hält auch seitdem.
Großes Kompliment an den Mann!

Also, dass (selbstgeschaffene) Problem war gelöst. Ich bezeichne das gerne als "Lehrgeld", muss man ab und zu abdrücken, ist am Ende aber (meistens) günstiger als alles machen lassen. Ausserdem will man ja auch selbst was hinkriegen.
Ab diesem zeitpunkt ging es jedenfalls bergauf.
Beim Ausbau des Drosselklappengehäuses ist mir ein schwarzer "Nippel" aufgefallen, der die Unterdrucköffnungen verschliesst. Dieser Nippel war defekt, was man leider im eingebauten Zustand nicht sehen konnte... Neuer drauf und endlich die aufgelaufenen Fehler löschen.
Der ersten Ausfahrt stand (nach coronamäßiger Anmeldung beim Straßenverkehrsamt, das war in der ersten Welle) nichts mehr im Wege.
HALLÖCHEN was für ein Feuerzeug.
Ich bin auch schon mehrfach bei Renntrainings gewesen und es hat einen Heidenspass gemacht.

Über weitere "Spielchen" mit der Gabel den Bremsen und der Kupplung werde ich noch berichten...
Dateianhänge
BMW.jpg
Die BMW hat aber auch Spaß gemacht
BMW.jpg (54.55 KiB) 1541 mal betrachtet
Rennstrecke3.jpg
Rennstrecke3.jpg (80.35 KiB) 1541 mal betrachtet
Rennstrecke2.jpg
Rennstrecke2.jpg (87.49 KiB) 1541 mal betrachtet
Rennstrecke.JPG
Rennstrecke.JPG (44.41 KiB) 1541 mal betrachtet
Zuletzt geändert von MichaG am 07.04.2021 14:27, insgesamt 4-mal geändert.
Gruß Micha

Gelöschter Benutzer 26668


Re: SV 1000 S "reanimieren"

#2

Beitrag von Gelöschter Benutzer 26668 » 06.04.2021 15:53

Hallo Micha,

gut zu lesen, aber keine schöne Geschichte :( .
Du kannst auch Bilder dirket im Beitrag anzeigen lassen.
Clicke auf "Vollständiger Editor & Vorschau", dann "Dateianhänge", nun kannst du Bilder in den beitrag hochladen.

Hoffe es klappt ;) bier

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Re: SV 1000 S "reanimieren"

#3

Beitrag von SVMiNi » 07.04.2021 12:08

Das klingt alles recht unschön :oops:
Das mit dem Rotor ist ja echt verrückt. Meiner saß so fest, das ich beim ersten Versuch ihn abzubekommen das Gewinde der Abdrückschraube ruiniert habe...
Bist du sicher, das du nach dem Einstellen der Ventile die Nockenwellen wieder in der korrekten Position aufgesetzt hast? Das Zahnrad an der Nockenwelle ist mit einer Feder vorgespannt und damit leicht verdreht, wenn die Welle ausgebaut ist. Erst durch das Anziehen der Lagerschalen wird das Zahnrad gespannt und die richtige Position wird erreicht.
Ich bin gespannt wie es weitergeht und was des Rätsels Lösung ist.
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Re: SV 1000 S "reanimieren"

#4

Beitrag von MichaG » 07.04.2021 13:37

Super, vielen Dank, das mit den Fotos hat schon mal geklappt :lol:

SVMini, ich verstehe was du meinst, ist in der Tat ein bisschen tricky, habe ich aber drauf geachtet... ;) bier
Gruß Micha

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Re: SV 1000 S "reanimieren"

#5

Beitrag von Black Jack » 07.04.2021 18:14

Hallo Micha, ist ja ne tolle Story, kommt mir so vertraut vor... :mrgreen:
Gruß Jürgen

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Re: SV 1000 S "reanimieren"

#6

Beitrag von SVMiNi » 07.04.2021 21:38

Das liest sich ja schon mal besser als der originale Beitrag ! ;) bier

Gruß Micha
Das wichtigste an einem Knackarsch ist das "N" !

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Re: SV 1000 S "reanimieren"

#7

Beitrag von MichaG » 08.04.2021 10:22

Ja, hallo Jürgen, du warst ja "hautnah" dabei. Dank dir noch mal für die vielen Tipps!

Hi Micha, da hast du recht! Ne Story ohne "Happy End" wäre ja auch doof.... Ist natürlich immer noch was zu tun und ich werde wie gesagt noch einmal weiter berichten

;) bier
Gruß Micha

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