SV650S "TrekkTest"
Verfasst: 16.09.2009 13:56
Moin Liebe SVRider, heute möchte ich mal „kurz“ einen Bericht über meine kleine Norwegentour abgeben. Wem der folgende Text zu lang ist, kann mich auch ganz einfach fragen, wenn ihr was Bestimmtes wissen wollt.
1. Tag (703km)
Es ging am 4. August kurz vor halb 10 in Mirow (Mecklenburg) los. Zu allererst hieß es in das begehrte Revier zu gelangen und das so schnell wie möglich, denn ein Treffen mit meinen Eltern in der Nähe von Trondheim war geplant. Diese sind wenige Tage zuvor mit dem Wohnmobil schon vorgefahren. Um die Distanz zügig zu überwinden fuhr ich von Mirow über die B198 und A19 nach Rostock Überseehafen, um dort zu tanken und mit der Fähre nach Gedser (DK) zu fahren. Das tanken fiel aus, da ich mich in der Zeit verkalkuliert hatte. Laut Aussage meines Vaters brauchten sie von Mirow bis zum Fährterminal nur 1:15h (inklusive Tanken). Trotz 150-160km/h Reisegeschwindigkeit auf der Bahn war ich 10:40Uhr am Terminal (ohne Tanken). Die Fähre fuhr pünktlich um 11Uhr ab. Nach dem obligatorischen „an-Deck-stehen-bis-der-Hafen-nicht-mehr-zu-sehen-ist“ ging ich unter Deck, um mein Visier zu reinigen und mich ein wenig für die noch kommenden Kilometer auszuruhen.
Als ich durch die Messe ging, bemerkte ich, wie ich von vielen Leuten angestarrt wurde. Ich dachte: „Okay, Du bist der einzige Biker an Bord – aber das kann doch nicht so besonders sein.“ Auf der Herrentoilette angekommen, wurde mir beim Blick in den Spiegel bewusst, warum ich so besondere Aufmerksamkeit auf mich zog: Welcher Biker hat schon einen fast perfekt gestylten Irokesen? Der Wind (obwohl ich auf der Lee-Seite stand) hatte meine Haare zu eben dieser Frisur geformt.
Nach der Ankunft in Gedser musste ich mich leider hinter einer langen Schlange an PKWs und LKWs einreihen. Demnach ging es im Gänsemarsch über die ersten Kilometer in Dänemark. An sportliche Überholmanöver ist ja aufgrund der strengen Strafen in Skandinavien nicht zu denken. Also hieß es abwarten, bis die Autobahn kommt, um wenigstens mal die 6 auf dem Drehzahlmesser zu erreichen. An der Fähre in Helsingör angekommen erblickte ich einen dänischen SVRider. Eine 650S Kante stand direkt am Fährterminal und wurde mal kurz in Augenschein genommen.
In Schweden ging es dann ab Helsingborg auf der E6 Richtung Norden über Göteborg weiter Udevalla. Kurz hinter Munkedal bog ich auf die „165“ Richtung Halden ab und konnte gegen halb 9 auf einem Campingplatz nahe der Grenze zu Norwegen einchecken. Das Zelt wurde errichtet und schon bald schlief ich erschöpft im Schlafsack.
Das Wetter war mir den ganzen Tag wohlgesonnen. Meistens schien die Sonne und die zwei kurzen Schauer in Dänemark trockneten auch schnell ab.
2. Tag (685km)
Mein Wecker klingelte um 7Uhr und die Morgenroutine begann: Duschen, Zähneputzen, Frühstück, Sachen packen.
Apropos Sachen packen. Gepäcktechnisch war ich mit dem „Racepack“ der Bags Connection, zwei Q-Bags von Polo als Tankrucksäcke und meinem Deuter Bike Plus ausgestattet. Die wichtigsten Dokumente und mein Geld hatte ich in einer Hüfttasche; gesponsort von der Mecklenburgischen Versicherung. Mein Zelt war vor wenigen Wochen bei Louis im Angebot: Ein Nordkap Zweipersonenzelt mit sehr geringen Packmaßen. Dazu ein BW-Schlafsack und die dazugehörige „Isomatte“. Zur Sicherheit einen Klappspaten, eine Hocker, den Klappgrill von Polo, eine Regenkombi, Wechselklamotten für 5 Tage, Grillanzünder, Taschenlampe, Wurstkonserven, Waschzeug, Besteck, zwei Trinkflaschen, Karten, ein zweites Paar Handschuhe, Visierreiniger, Klopapier und eine große Dose Kettenspray. Und dann noch etwas Kleinzeug…
Abfahrt war nach langem Rumgetrödel wieder gegen halb 10. Es ging auf der 22 weiter Richtung Halden und nach Lilleström, von wo aus wieder auf die E6 Richtung Norden ging. Durch das Verlassen der E6 in Schweden habe ich mir der Stadtverkehr in Oslo und die Mautstationen gespart – außerdem gab es auf der 22 schon einige bikerfreundliche Abschnitte . Wieder auf der E6 wurde ich von Baustellen nicht gerade geschont – dafür kann man vielleicht nächstes Jahr dort ungestört langcruisen. In Hamar konnte ich die einzige Polizeikontrolle der Woche beobachten – Lasermessung – es wurde sogar einer rausgezogen.
Lillehammer – Stadt der olympischen Winterspiele von 1994 – war ein schönes Fotomotiv für mich und mein Möpp. Beim Fotografieren wurde ich gleich auf Norwegisch gefragt, ob man mir helfen könne. Da zum Glück etwas Norwegisch kann, konnte ich adäquat mit „Ja“ antworten. In dem anschließenden Gespräch bemerkte der norwegische Deutschlehrer, dass ich ein deutsches Kennzeichen habe und fing an mit mir auf Deutsch zu quatschen. Unter anderem kam die Bemerkung: „Ich dachte alle deutschen fahren BMW.“ Das konnte ich dann richtigstellen
Nach ein paar netten Worten auf Deutsch und Norwegisch fuhr ich weiter und mein Tacho erreichte die 10000km Marke.
Einen Tankstopp und 150km später in Dombas rief ich meine Eltern an, um mal durchzuhorchen, wo sie sich denn befinden. Die Antwort überraschte mich – sie waren bereits auf einem Campingplatz nahe Trondheim. Nach eigenen Angaben 3 ½ Stunden von Dombas reine Fahrzeit. Da es noch nicht mal 18 Uhr war, fasste ich den Entschluss noch bis dort zu fahren. Einmal musste ich zwischendurch noch tanken und dann war ich nach 2 ½ Stunden und ca. 200km auf dem Trasavika Campingplatz angekommen. Bei Berkak bog ich dazu von der E6 ab, um mich nicht durch den Großstadtverkehr von Trondheim wurschteln zu müssen und wurde mit einer schönen und relativ gut ausgebauten Nebenstrecke belohnt.
Trotz des Serienauspuffs wurde ich von meiner Mutter schon an der Rezeption des Campingplatzes in Empfang genommen – lag wohl an der kurvenreichen Küstenstraße. Auch hier habe ich dann nach der Pflege für das Möpp mein Zelt aufgeschlagen und was gegessen. Bei einem Bier und einem Kräuter wurde dann die Planung für den nächsten Tag gemacht.
Wie auch am Vortag spielte das Wetter wunderbar mit. Zwischendurch waren zwar dunkle Wolken aufgezogen, aber ich blieb vom Regen verschont. Besonders schön waren die Fahrt durch den Morgennebel in Südnorwegen und die Strecke über das Dovre-Fjell bei schon tiefer stehender Sonne.
3. Tag (0km)
Dieser Tag war der geplante Off-Tag. Beim Angeln habe ich mich von den Strapazen der letzten zwei Tage erholt und mir bei herrlichstem Wetter einen Sonnenbrand abgeholt. Zudem wurde ich meinem Ruf als „Lumpensammler“ wieder gerecht, da ich als einziger im Boot und für diese Region schon fast untypisch einen Lumb fing (ist wirklich ein Fisch, hört sich nur komisch an).
Abends kam dann noch ein Dreier-Trupp von Bikern, die ich neben meinem Möpp stehend gegrüßt habe. Daraufhin blieb einer von ihnen stehen und erkundigte sich, wo wir denn genau aus unserem Heimatkreis herkommen. Wir waren natürlich etwas perplex, da MST nun nicht unbedingt zu den weitbekannten oder selbsterklärenden Kennzeichen gehört. Es stellte sich dann heraus, dass sie aus Grünow kamen, wir also nur ca. 30km auseinander wohnen. Ist doch mal wieder typisch – man fährt 1400km von zu Hause weg und trifft Leute von zu Hause.
4. Tag (397km)
An diesem Tag klingelte der Wecker wieder um 7, da meine Eltern nun weiter nach Norden fahren wollten und ich wieder den Heimweg antreten wollte. So wurde nochmal zusammen gefrühstückt und das Zelt gemeinsam abgebaut. Die Grünower fuhren ´ne gute halbe Stunde vor mir los.
Nach der Abfahrt ging es zuerst nach Orkanger, um Sprit für die Tagestour zu fassen. An der Tankstelle traf ich wieder auf unseren die Drei vom Campingplatz. Nach einem kurzen Austausch über die weitere Routenplanung, beschlossen wir die nächsten Stunden zusammen zu fahren. Unser Weg führte uns über die 65 nach Skei und von dort aus zur Fähre von Halsa nach Kanestraum. Dort erfolgte dann eine Kaffee- und Eispause. Jacke aus, Stiefel aus, Hose auf und dann ein Softeis in der Sonne schleckern. Falls es jemanden von Euch mal nach Skandinavien verschlägt, dann sollte er in seinem Urlaub sich unbedingt ein Softeis gönnen. Bisher hat es mir dort immer besser geschmeckt als hier. Ich glaube es liegt daran, dass es dort viel sahniger ist als hierzulande.
Von hier an fuhren wir wieder getrennte Wege, da ich nicht den Bogen über Kristiansund und den Atlanterhavsvegen machen wollte. Ich folgte der E39 nach Molde und fuhr von dort mit der 660 um den Fjord herum nach Afarnes, um eine Fähre zum umfahren. Zeitlich und finanziell zwar Idiotie, aber auf der Fähre gibt’s halt keine Kurven. Der Weg führte mich weiter in Richtung des ersten Highlights meiner Tour: Die Trollstigen. Von Soggebrua waren es nur noch wenige Kilometer. Den letzten Campingplatz vor besagter und berühmter Serpentinenstrecke hatte ich als Nachtquartier auserkoren und konnte es natürlich nicht lassen am Abend noch einmal hinauf zu fahren – mir troff der Geifer vom Kinn. 12 Prozent Steigung und etwa 400 Höhenmeter machen mit den 11 Kehren viel viel Spaß. Dazu dieses Video (nicht von mir)
Am Abend kämpfte ich auf dem Campingplatz mit der Holzkohle. Der Campingplatzbot freundlicherweise einen Grillplatz an, der sogar mit Holzkohle ausgestattet war. Das Problem war nur, dass die Kohle sicher schon mehrere Tage dort lag und alles andere als trocken war – obwohl ich auch diesen Tag wieder vom Regen verschont blieb. So musste ich fast eine halbe Flasche Grillanzünder und viel Geduld aufbringen, damit ich doch was Warmes zu Essen bekomme. Doch schließlich triumphierte der Abiturient über die nasse norwegische Kohle.
5. Tag (462km)
Der Tag begann wirklich verheißungsvoll mit einem fast maßlosen Frühstück im campingplatzeigenen Restaurant. Von Eierkuchen (woanners Pfannkuchen genannt) über Müsli, Frühstückseier und Käseplatte bis hin zum Kaviar hat es hier an nichts gefehlt. Sogar Gesprächspartner aus der Nähe von Cottbus hatte ich – man ist selbst dort nicht allein. Für die nun anstehenden Tagesaufgaben war ich ausreichend gestärkt und auch die Sonne lockte schon über die mich umgebenden Kämme.
Bei seichtem Verkehr konnte ich dann zum zweiten Mal die Trollstigen angehen – der Fahrspaß wurde nur kurz durch einen FJR1300er-Trupp getrübt, die in sehr, naja, „touristischer“ Geschwindigkeit unterwegs waren. Die 63 führte mich direkt nach Linge, von wo aus ich die Fähre nach Eidsdal nahm, um weiter zum Geirangerfjord und gleichnamigen Ort zu gelangen – der nächste Höhepunkt Fjordnorwegens. Der Ornevegen führt in 11 Kehren von über 600m Höhe auf Meeresniveau hinunter, auch hier sind wieder schöne Fotos entstanden. Unten im Ort angekommen geht es auch gleich wieder auf der anderen Seite hoch. Da führt eine kleine gewundene Straße durch den Ort, der einfach den Berg hochgewachsen zu sein scheint. Da ich einfach nicht genug von Bergstraßen haben konnte, bin ich von Langvatn nach Grotli gefahren, um dann die alte Fahrt über das Strynefjell zu nehmen, was sich als Flop herausstellte. Ich war fast 30km auf einer Schotterstrecke unterwegs und als ich dann an einem Aussichtspunkt Pause machte, habe ich durch Unachtsamkeit auch noch das Möpped beim ausparken in den Schotter gelegt – grrrr. Aber auch hier war ich als Deutscher nicht allein. Ein Heidelberger parkte genau neben mir und seine drei Söhne halfen mir flux beim aufheben, so musste ich nicht mal das Gepäck abrödeln. Es hat eben ab und zu auch mal was Gutes. An sich ist dabei nicht viel passiert. Die VVK ist durch den Schotter natürlich reif für den Lacker, aber ansonsten sind nur leichte Spuren an Blinker, Spiegel und Lenkerende. Dank meiner Gepäcktasche hat vom Heck nichts den Boden berührt. Die Kratzer im Plastik von Spiegel und Blinker sind zwar nicht schön, aber entstellen das Möpp nicht auf Dauer. Mein Glück war, dass ich für die Auslandtour extra noch die Busblinker vorne angebaut hatte, da die Verkleidungsblinker nicht so gut zu sehen sind. Die Busblinker schafften den nötigen Puffer, damit die Kanzel keinen Bodenkontakt bekam.
Der weitere Streckenverlauf auf der 15 nach Stryne und auf der 60 nach Utvik wurde durch einen sich bewölkenden Himmel und meine Laune nach dem ersten Umfaller meiner Süßen getrübt. In Utvik begann es dann zu regnen. Bei einem kurzen Stopp an der Tankstelle überlegte ich, ob es sich lohne die Regenkombi überzustreifen und befragte dazu einen Trupp norwegischer Biker, die gerade Pause machten. Da sie in der gleichen Richtung unterwegs waren wie ich, konnten auch sie keine Aussage über das Wetter auf der anderen Seite des Bergs machen. Nach einer etwas holprigen Verständigung auf Norwegisch beschlossen wir zusammen zu fahren und einfach zu gucken, wie denn das Wetter wird. Die Gruppe war bunt gemischt, eine BMW, eine Ducati, eine Moto Guzzi, eine Transalp und eine Blade mit LeoVince ohne Eater, sowas interessiert in Norwegen anscheinend auch keinen. Die nächsten Kilometer vergingen wie im Flug, was nicht zuletzt an der Geschwindigkeit lag, die die Norweger vorlegten. In Anbetracht der maximal erlaubten 80km/h dachte ich es wäre kein Problem auch mit der kleinen Maschine hinterherzufahren. Da die Biker aber trotz des gehobenen Alters nichts von ihrer jugendlichen Sportlichkeit eingebüßt hatten, ging es mit etwa 110-120km/h Reisegeschwindigkeit über die Berg- und Küstenstraßen. Da musste man schon etwas mehr Gas geben, als ich das von den letzten Tage gewöhnt war. Trotz barschem Beschleunigen aus Kehren auf nassem Asphalt kam der PiRo2 nicht an seine Grenze. Nur auf nassem Stahl fing er mal kurz an zu schwänzeln, aber das geht sicher jedem Reifen in der Situation so. So sind wir dann im Eiltempo über Byrkjelo, Skei und Fjaerland nach Sogndal. Dort beschlossen die Norweger in ein Restaurant einzukehren und ich zog mir die Regenpellerine über, da meine Lederkombi grade wieder abgetrocknet war, es aber wieder nach Regen aussah. Auf meiner Weiterfahrt auf der 55 Richtung Lom blieb es zunächst trocken, sodass ich fast dachte ich hätte mich zu falschen Zeit angepellt, doch pünktlich zur Auffahrt auf das Sognefjell setzte der Regen wieder ein. Auf der Suche nach einem Campingplatz legte ich noch viele Kilometer in der Einsamkeit der Hochebene zurück ehe ich nach Lom kam, wo ich dann einen Platz fand.
6. Tag (520km)
Nach einer verregneten Nacht und einem flüchtigen Frühstück ging es weiter auf der 51 Richtung Süden unter anderem an Beitostölen vorbei – auch durch Wintersport bekannt. Von Gol aus führte die 7 dann Richtung Bergen über die Hardangervidda. An einer Tankstelle lernte ich ein Pärchen aus Bergen kennen, die gerade aus Oslo kamen und mit denen ich dann Mittag aß. Kommt man dann von der Hardangervidda zum Fjord liegt dort am Ende des Fjordes ein kleines Städtchen namens Eidfjord. Sehr idyllisch und ruhig gelegen. Da das Wetter diesen Tag wieder hervorragend war, konnte ich mich auch wieder an dem Anblick von springenden Fischen oder auftauchenden Tümmlern im Fjord erfreuen. Entlang der 13, einer selbst für norwegische Verhältnisse schmalen Küstenstraße, waren überall Obstplantagen gestreut. An den Rastplätzen standen Tische voll mit Äpfeln, Kirschen und Pflaumen und einer kleinen Kasse des Vertrauens. Trotz dem schönen Wetter war beim Fahren erhöhte Vorsicht geboten, da die schmale Straße in beiden Richtungen auch von großen LKW befahren wurde und so hinter jeder Kurve eine böse Überraschung lauern konnte. Die Leitplanke, wenn man sie denn so nennen darf, war nur ein besserer Bordstein. Ganz ehrlich, da habe ich in Spanien höhere Bordsteine gesehen. Das Auto mag vielleicht von so etwas entscheidend gebremst werden, aber als Biker kippt man über so etwas im Zweifelsfall einfach drüber – und damit dann auch gute 20-30m den Abhang runter in den Fjord. Hat schon mal jemand versucht mit Lederkombi, Helm und Rucksack zu schwimmen?
Hinter Odda ging es weiter auf der 13 am Latefossen vorbei, einen Wasserfall, den ich noch aus Urlauben von vor 10 Jahren kannte. Der wichtigste Abfluss der Hardangervidda auf der Westseite.
In Röldal an der E134 nahm ich mir für eine Nacht eine Hütte, damit ich mal in Ruhe meine Sachen trocknen konnte und am nächsten Morgen mit schon fertiggepacktem Mopped aufbrechen kann. In der Nachbarhütte waren zwei Bayern aus Tölz mit ihren 1150er-GS-Pärchen eingezogen, die schon über 9000km hinter sich hatten. Mit Neugier wurde der „Winzling von Krad“ beäugt und auch ein bisschen gestaunt, was da alles aus den Taschen zu Tage gefördert wurde. Als ich fertig war alles zum Trocknen aufzuhängen, kam die Frage: „Aber Du bist Dir sicher, dass Du da alles wieder na b’kommst?“ Naja, bisher hat’s immer gepasst.
Das Problem mit der Nässe war ja nicht, dass die Tasche nicht dicht wäre, sondern wenn man das nasse Zelt zu seinen Sachen packt, verteilt sich trotz extra Folientüte fürs Zelt die Feuchtigkeit überall ein wenig. Die Tasche war bisher immer komplett dicht – durch die Außenhülle ist noch nichts durchgekommen. Von Hause aus ist dann noch eine wasserdichte Innentasche mitgeliefert, das gibt dann den doppelten Schutz. Und Schisser, wie ich bin, hatte ich alles Sachen nochmal in eine Tüte gepackt: Socken in eine Tüte, T-Shirts in eine andere Tüte, Schmutzwäsche ganz nach unten zum Klappspaten…
7. Tag (754km)
Mein letzter Tag in Norwegen war gekommen. Schon um 8Uhr verließ ich die Hütte, um nach Kristiansand aufzubrechen. Gleich nach der Abfahrt ging es über das Haukelifjell, welches noch im Morgennebel und der nächtlichen Kühle lag. Von Haukeligrend aus folgte ich dann der 9, welche nun nicht zu den Strecken gehört, die man unbedingt gefahren sein muss. Es war eher eine Strecke um Kilometer zu gewinnen, da ich ja um 16Uhr die Fähre nach Hirtshals nehmen wollte. In Norwegen ist es immer schwierig einzuschätzen, wie lange man für eine bestimmte Strecke braucht, mal sind kleine Straße bestens ausgebaut, ein anderes Mal kann man auf Hauptverkehrsstraßen nicht mehr als 60km/h fahren. Daher das großzügig eingeteilte Polster.
Um 13 Uhr war ich dann am Fährterminal und konnte etwa eine halbe Stunde später im Regen einchecken. In der Wartespur angekommen, lockerte sich dann langsam der Himmel auf. Da ich zum Übernachten es noch bis Kiel schaffen wollte und keine Karte von Dänemark hatte, fragte ich beim in der Nachbarspur stehenden Dortmunder, ob er denn eine Karte oder Atlas habe, wo Dänemark mit bei ist. Hatte er aber nicht, nur sein Navi, also blieb nur seine Schätzung von 400km bis Flensburg, was sich später auch in etwa bestätigte. Da er und sein Sohn auch Mopedfahrer sind (Triumph Tiger und ER6n) konnte man sich wunderbar noch 1 ½ Stunden über dies und das unterhalten. Hinter mir in der Wartespur kamen dann noch zwei junge Kerls aus Bayern mit einer 59er NSU und einer jüngeren BMW. Die NSU sei 6000km problemlos gelaufen konnte ich mir berichten lassen.
Auf der Fähre nahm ich dann einen reichhaltigen Snack zu mir und ruhte für den zweiten Teil der Tagesetappe.
In Dänemark angekommen hieß es dann sich schnellstmöglich von der Fähre zu schummeln, damit man nicht die LKW vor sich hat. Bald ging es auf die Autobahn und die Monotonie begann wieder einmal von vorn. Diesmal kam zur Abwechslung noch Regen und Dunkelheit dazu. In Kombination mit der Leichenschar von Insekten auf dem Visier wurde die Fahrt regelrecht zum Abenteuer: Zuerst kann man schlecht gucken, weil man so viel Dreck auf dem Visier hat, dann komm Regen und wäscht den Dreck runter – gut. Durch den Regen reflektieren sich aber alle Lichter, die im Dunkeln da leuchten, in den Tropfen, die da auf dem Visier sind. Da weiß man nicht, was man sich mehr wünschen soll. Zwischenzeitlich war waren dann nur noch 80km/h drin, wenn man selbst die Fahrbahnmarkierung nur noch mit Mühe erkennt. Wenn ich am Autobahnkreuz nicht wusste, wo ich lang muss, bin ich einfach den anderen Deutschen hinterhergefahren. Selbst beim Tanken, um halb 10 an einer kleinen Tankstelle in einem kleinen Ort abseits der Autobahn, traf ich einen T4-Fahrer aus Rendsburg!
Gegen 12 war ich dann in Flensburg und um halb 1 in Kiel bei einer Schulfreundin, wo ich übernachtet habe.
8. Tag (282km)
An diesem Tag hieß es zum ersten mal wieder ausschlafen – bis um 10. Nach einem netten Frühstück ging es dann im 11 los.
Teilweise über Autobahnen, aber großenteils über Bundesstraßen, ging es dann ganz unspektakulär an Lübeck und Schwerin vorbei in die Heimat.
Dort konnte ich dann ganz in Ruhe alles abrödeln, auspacken und nicht zuletzt das Möpp pflegen und putzen.
Fazit
Meine erste große Tour mit meiner Kleinen war für mich ein schönes Erlebnis. Ich lernte schöne Strecken aus der Sicht des Motorradfahrers kennen (viele der Strecken kannte ich ja schon von den Urlauben im Wohnmobil) und zudem auch hier und da nette Leute – mal auf dem Campingplatz, mal an der Tankstelle oder Fähre.
Wichtig auch als Erkenntnis, die mir auch schon von früher bekannt war, ist, dass in Skandinavien die Verkehrsteilnehmer mehr ihrer Eigenverantwortlichkeit überlassen werden, so steht in Schweden nicht unbedingt vor jeder Autobahnabfahrt/-kreuz ein Schild, dass man nicht gerade mit 110km/h in die Kurve gehen sollte – die war schon mit 80km/h sportlich. Auch so etwaige Straßenschäden werden in Norwegen nur selten angekündigt. So kam es zweimal dazu, dass meine Gabel durchgeschlagen ist. So ist das, wenn man mit 80-90km/h unbedarft um die Kurve fährt und da dann so eine fiese Welle lauert. Das Fahrwerk hat es mit einem gutmütigen kurzen Aufrichten quittiert und dann konnte ich die Fahrt fortsetzen. In Deutschland stünde da sicher ein Warnschild und die Geschwindigkeit wäre mindestens auf 50 begrenzt worden – aber mal ehrlich Norwegen hat bestimmt mehr Schlaglöcher als Einwohner, da ist die Sache mit den Schildern schon eine Kostenfrage.
Alles in Allem war es sicher auch nicht mein letzter Motorrad-Trip in das Land der Trolle!
Die passenden Bilder gibts hier: Link entfernt, da abgelaufen. Bilder gern auf Anfrage per E-mail.
1. Tag (703km)
Es ging am 4. August kurz vor halb 10 in Mirow (Mecklenburg) los. Zu allererst hieß es in das begehrte Revier zu gelangen und das so schnell wie möglich, denn ein Treffen mit meinen Eltern in der Nähe von Trondheim war geplant. Diese sind wenige Tage zuvor mit dem Wohnmobil schon vorgefahren. Um die Distanz zügig zu überwinden fuhr ich von Mirow über die B198 und A19 nach Rostock Überseehafen, um dort zu tanken und mit der Fähre nach Gedser (DK) zu fahren. Das tanken fiel aus, da ich mich in der Zeit verkalkuliert hatte. Laut Aussage meines Vaters brauchten sie von Mirow bis zum Fährterminal nur 1:15h (inklusive Tanken). Trotz 150-160km/h Reisegeschwindigkeit auf der Bahn war ich 10:40Uhr am Terminal (ohne Tanken). Die Fähre fuhr pünktlich um 11Uhr ab. Nach dem obligatorischen „an-Deck-stehen-bis-der-Hafen-nicht-mehr-zu-sehen-ist“ ging ich unter Deck, um mein Visier zu reinigen und mich ein wenig für die noch kommenden Kilometer auszuruhen.
Als ich durch die Messe ging, bemerkte ich, wie ich von vielen Leuten angestarrt wurde. Ich dachte: „Okay, Du bist der einzige Biker an Bord – aber das kann doch nicht so besonders sein.“ Auf der Herrentoilette angekommen, wurde mir beim Blick in den Spiegel bewusst, warum ich so besondere Aufmerksamkeit auf mich zog: Welcher Biker hat schon einen fast perfekt gestylten Irokesen? Der Wind (obwohl ich auf der Lee-Seite stand) hatte meine Haare zu eben dieser Frisur geformt.
Nach der Ankunft in Gedser musste ich mich leider hinter einer langen Schlange an PKWs und LKWs einreihen. Demnach ging es im Gänsemarsch über die ersten Kilometer in Dänemark. An sportliche Überholmanöver ist ja aufgrund der strengen Strafen in Skandinavien nicht zu denken. Also hieß es abwarten, bis die Autobahn kommt, um wenigstens mal die 6 auf dem Drehzahlmesser zu erreichen. An der Fähre in Helsingör angekommen erblickte ich einen dänischen SVRider. Eine 650S Kante stand direkt am Fährterminal und wurde mal kurz in Augenschein genommen.
In Schweden ging es dann ab Helsingborg auf der E6 Richtung Norden über Göteborg weiter Udevalla. Kurz hinter Munkedal bog ich auf die „165“ Richtung Halden ab und konnte gegen halb 9 auf einem Campingplatz nahe der Grenze zu Norwegen einchecken. Das Zelt wurde errichtet und schon bald schlief ich erschöpft im Schlafsack.
Das Wetter war mir den ganzen Tag wohlgesonnen. Meistens schien die Sonne und die zwei kurzen Schauer in Dänemark trockneten auch schnell ab.
2. Tag (685km)
Mein Wecker klingelte um 7Uhr und die Morgenroutine begann: Duschen, Zähneputzen, Frühstück, Sachen packen.
Apropos Sachen packen. Gepäcktechnisch war ich mit dem „Racepack“ der Bags Connection, zwei Q-Bags von Polo als Tankrucksäcke und meinem Deuter Bike Plus ausgestattet. Die wichtigsten Dokumente und mein Geld hatte ich in einer Hüfttasche; gesponsort von der Mecklenburgischen Versicherung. Mein Zelt war vor wenigen Wochen bei Louis im Angebot: Ein Nordkap Zweipersonenzelt mit sehr geringen Packmaßen. Dazu ein BW-Schlafsack und die dazugehörige „Isomatte“. Zur Sicherheit einen Klappspaten, eine Hocker, den Klappgrill von Polo, eine Regenkombi, Wechselklamotten für 5 Tage, Grillanzünder, Taschenlampe, Wurstkonserven, Waschzeug, Besteck, zwei Trinkflaschen, Karten, ein zweites Paar Handschuhe, Visierreiniger, Klopapier und eine große Dose Kettenspray. Und dann noch etwas Kleinzeug…
Abfahrt war nach langem Rumgetrödel wieder gegen halb 10. Es ging auf der 22 weiter Richtung Halden und nach Lilleström, von wo aus wieder auf die E6 Richtung Norden ging. Durch das Verlassen der E6 in Schweden habe ich mir der Stadtverkehr in Oslo und die Mautstationen gespart – außerdem gab es auf der 22 schon einige bikerfreundliche Abschnitte . Wieder auf der E6 wurde ich von Baustellen nicht gerade geschont – dafür kann man vielleicht nächstes Jahr dort ungestört langcruisen. In Hamar konnte ich die einzige Polizeikontrolle der Woche beobachten – Lasermessung – es wurde sogar einer rausgezogen.
Lillehammer – Stadt der olympischen Winterspiele von 1994 – war ein schönes Fotomotiv für mich und mein Möpp. Beim Fotografieren wurde ich gleich auf Norwegisch gefragt, ob man mir helfen könne. Da zum Glück etwas Norwegisch kann, konnte ich adäquat mit „Ja“ antworten. In dem anschließenden Gespräch bemerkte der norwegische Deutschlehrer, dass ich ein deutsches Kennzeichen habe und fing an mit mir auf Deutsch zu quatschen. Unter anderem kam die Bemerkung: „Ich dachte alle deutschen fahren BMW.“ Das konnte ich dann richtigstellen

Einen Tankstopp und 150km später in Dombas rief ich meine Eltern an, um mal durchzuhorchen, wo sie sich denn befinden. Die Antwort überraschte mich – sie waren bereits auf einem Campingplatz nahe Trondheim. Nach eigenen Angaben 3 ½ Stunden von Dombas reine Fahrzeit. Da es noch nicht mal 18 Uhr war, fasste ich den Entschluss noch bis dort zu fahren. Einmal musste ich zwischendurch noch tanken und dann war ich nach 2 ½ Stunden und ca. 200km auf dem Trasavika Campingplatz angekommen. Bei Berkak bog ich dazu von der E6 ab, um mich nicht durch den Großstadtverkehr von Trondheim wurschteln zu müssen und wurde mit einer schönen und relativ gut ausgebauten Nebenstrecke belohnt.
Trotz des Serienauspuffs wurde ich von meiner Mutter schon an der Rezeption des Campingplatzes in Empfang genommen – lag wohl an der kurvenreichen Küstenstraße. Auch hier habe ich dann nach der Pflege für das Möpp mein Zelt aufgeschlagen und was gegessen. Bei einem Bier und einem Kräuter wurde dann die Planung für den nächsten Tag gemacht.
Wie auch am Vortag spielte das Wetter wunderbar mit. Zwischendurch waren zwar dunkle Wolken aufgezogen, aber ich blieb vom Regen verschont. Besonders schön waren die Fahrt durch den Morgennebel in Südnorwegen und die Strecke über das Dovre-Fjell bei schon tiefer stehender Sonne.
3. Tag (0km)
Dieser Tag war der geplante Off-Tag. Beim Angeln habe ich mich von den Strapazen der letzten zwei Tage erholt und mir bei herrlichstem Wetter einen Sonnenbrand abgeholt. Zudem wurde ich meinem Ruf als „Lumpensammler“ wieder gerecht, da ich als einziger im Boot und für diese Region schon fast untypisch einen Lumb fing (ist wirklich ein Fisch, hört sich nur komisch an).
Abends kam dann noch ein Dreier-Trupp von Bikern, die ich neben meinem Möpp stehend gegrüßt habe. Daraufhin blieb einer von ihnen stehen und erkundigte sich, wo wir denn genau aus unserem Heimatkreis herkommen. Wir waren natürlich etwas perplex, da MST nun nicht unbedingt zu den weitbekannten oder selbsterklärenden Kennzeichen gehört. Es stellte sich dann heraus, dass sie aus Grünow kamen, wir also nur ca. 30km auseinander wohnen. Ist doch mal wieder typisch – man fährt 1400km von zu Hause weg und trifft Leute von zu Hause.
4. Tag (397km)
An diesem Tag klingelte der Wecker wieder um 7, da meine Eltern nun weiter nach Norden fahren wollten und ich wieder den Heimweg antreten wollte. So wurde nochmal zusammen gefrühstückt und das Zelt gemeinsam abgebaut. Die Grünower fuhren ´ne gute halbe Stunde vor mir los.
Nach der Abfahrt ging es zuerst nach Orkanger, um Sprit für die Tagestour zu fassen. An der Tankstelle traf ich wieder auf unseren die Drei vom Campingplatz. Nach einem kurzen Austausch über die weitere Routenplanung, beschlossen wir die nächsten Stunden zusammen zu fahren. Unser Weg führte uns über die 65 nach Skei und von dort aus zur Fähre von Halsa nach Kanestraum. Dort erfolgte dann eine Kaffee- und Eispause. Jacke aus, Stiefel aus, Hose auf und dann ein Softeis in der Sonne schleckern. Falls es jemanden von Euch mal nach Skandinavien verschlägt, dann sollte er in seinem Urlaub sich unbedingt ein Softeis gönnen. Bisher hat es mir dort immer besser geschmeckt als hier. Ich glaube es liegt daran, dass es dort viel sahniger ist als hierzulande.
Von hier an fuhren wir wieder getrennte Wege, da ich nicht den Bogen über Kristiansund und den Atlanterhavsvegen machen wollte. Ich folgte der E39 nach Molde und fuhr von dort mit der 660 um den Fjord herum nach Afarnes, um eine Fähre zum umfahren. Zeitlich und finanziell zwar Idiotie, aber auf der Fähre gibt’s halt keine Kurven. Der Weg führte mich weiter in Richtung des ersten Highlights meiner Tour: Die Trollstigen. Von Soggebrua waren es nur noch wenige Kilometer. Den letzten Campingplatz vor besagter und berühmter Serpentinenstrecke hatte ich als Nachtquartier auserkoren und konnte es natürlich nicht lassen am Abend noch einmal hinauf zu fahren – mir troff der Geifer vom Kinn. 12 Prozent Steigung und etwa 400 Höhenmeter machen mit den 11 Kehren viel viel Spaß. Dazu dieses Video (nicht von mir)
Am Abend kämpfte ich auf dem Campingplatz mit der Holzkohle. Der Campingplatzbot freundlicherweise einen Grillplatz an, der sogar mit Holzkohle ausgestattet war. Das Problem war nur, dass die Kohle sicher schon mehrere Tage dort lag und alles andere als trocken war – obwohl ich auch diesen Tag wieder vom Regen verschont blieb. So musste ich fast eine halbe Flasche Grillanzünder und viel Geduld aufbringen, damit ich doch was Warmes zu Essen bekomme. Doch schließlich triumphierte der Abiturient über die nasse norwegische Kohle.
5. Tag (462km)
Der Tag begann wirklich verheißungsvoll mit einem fast maßlosen Frühstück im campingplatzeigenen Restaurant. Von Eierkuchen (woanners Pfannkuchen genannt) über Müsli, Frühstückseier und Käseplatte bis hin zum Kaviar hat es hier an nichts gefehlt. Sogar Gesprächspartner aus der Nähe von Cottbus hatte ich – man ist selbst dort nicht allein. Für die nun anstehenden Tagesaufgaben war ich ausreichend gestärkt und auch die Sonne lockte schon über die mich umgebenden Kämme.
Bei seichtem Verkehr konnte ich dann zum zweiten Mal die Trollstigen angehen – der Fahrspaß wurde nur kurz durch einen FJR1300er-Trupp getrübt, die in sehr, naja, „touristischer“ Geschwindigkeit unterwegs waren. Die 63 führte mich direkt nach Linge, von wo aus ich die Fähre nach Eidsdal nahm, um weiter zum Geirangerfjord und gleichnamigen Ort zu gelangen – der nächste Höhepunkt Fjordnorwegens. Der Ornevegen führt in 11 Kehren von über 600m Höhe auf Meeresniveau hinunter, auch hier sind wieder schöne Fotos entstanden. Unten im Ort angekommen geht es auch gleich wieder auf der anderen Seite hoch. Da führt eine kleine gewundene Straße durch den Ort, der einfach den Berg hochgewachsen zu sein scheint. Da ich einfach nicht genug von Bergstraßen haben konnte, bin ich von Langvatn nach Grotli gefahren, um dann die alte Fahrt über das Strynefjell zu nehmen, was sich als Flop herausstellte. Ich war fast 30km auf einer Schotterstrecke unterwegs und als ich dann an einem Aussichtspunkt Pause machte, habe ich durch Unachtsamkeit auch noch das Möpped beim ausparken in den Schotter gelegt – grrrr. Aber auch hier war ich als Deutscher nicht allein. Ein Heidelberger parkte genau neben mir und seine drei Söhne halfen mir flux beim aufheben, so musste ich nicht mal das Gepäck abrödeln. Es hat eben ab und zu auch mal was Gutes. An sich ist dabei nicht viel passiert. Die VVK ist durch den Schotter natürlich reif für den Lacker, aber ansonsten sind nur leichte Spuren an Blinker, Spiegel und Lenkerende. Dank meiner Gepäcktasche hat vom Heck nichts den Boden berührt. Die Kratzer im Plastik von Spiegel und Blinker sind zwar nicht schön, aber entstellen das Möpp nicht auf Dauer. Mein Glück war, dass ich für die Auslandtour extra noch die Busblinker vorne angebaut hatte, da die Verkleidungsblinker nicht so gut zu sehen sind. Die Busblinker schafften den nötigen Puffer, damit die Kanzel keinen Bodenkontakt bekam.
Der weitere Streckenverlauf auf der 15 nach Stryne und auf der 60 nach Utvik wurde durch einen sich bewölkenden Himmel und meine Laune nach dem ersten Umfaller meiner Süßen getrübt. In Utvik begann es dann zu regnen. Bei einem kurzen Stopp an der Tankstelle überlegte ich, ob es sich lohne die Regenkombi überzustreifen und befragte dazu einen Trupp norwegischer Biker, die gerade Pause machten. Da sie in der gleichen Richtung unterwegs waren wie ich, konnten auch sie keine Aussage über das Wetter auf der anderen Seite des Bergs machen. Nach einer etwas holprigen Verständigung auf Norwegisch beschlossen wir zusammen zu fahren und einfach zu gucken, wie denn das Wetter wird. Die Gruppe war bunt gemischt, eine BMW, eine Ducati, eine Moto Guzzi, eine Transalp und eine Blade mit LeoVince ohne Eater, sowas interessiert in Norwegen anscheinend auch keinen. Die nächsten Kilometer vergingen wie im Flug, was nicht zuletzt an der Geschwindigkeit lag, die die Norweger vorlegten. In Anbetracht der maximal erlaubten 80km/h dachte ich es wäre kein Problem auch mit der kleinen Maschine hinterherzufahren. Da die Biker aber trotz des gehobenen Alters nichts von ihrer jugendlichen Sportlichkeit eingebüßt hatten, ging es mit etwa 110-120km/h Reisegeschwindigkeit über die Berg- und Küstenstraßen. Da musste man schon etwas mehr Gas geben, als ich das von den letzten Tage gewöhnt war. Trotz barschem Beschleunigen aus Kehren auf nassem Asphalt kam der PiRo2 nicht an seine Grenze. Nur auf nassem Stahl fing er mal kurz an zu schwänzeln, aber das geht sicher jedem Reifen in der Situation so. So sind wir dann im Eiltempo über Byrkjelo, Skei und Fjaerland nach Sogndal. Dort beschlossen die Norweger in ein Restaurant einzukehren und ich zog mir die Regenpellerine über, da meine Lederkombi grade wieder abgetrocknet war, es aber wieder nach Regen aussah. Auf meiner Weiterfahrt auf der 55 Richtung Lom blieb es zunächst trocken, sodass ich fast dachte ich hätte mich zu falschen Zeit angepellt, doch pünktlich zur Auffahrt auf das Sognefjell setzte der Regen wieder ein. Auf der Suche nach einem Campingplatz legte ich noch viele Kilometer in der Einsamkeit der Hochebene zurück ehe ich nach Lom kam, wo ich dann einen Platz fand.
6. Tag (520km)
Nach einer verregneten Nacht und einem flüchtigen Frühstück ging es weiter auf der 51 Richtung Süden unter anderem an Beitostölen vorbei – auch durch Wintersport bekannt. Von Gol aus führte die 7 dann Richtung Bergen über die Hardangervidda. An einer Tankstelle lernte ich ein Pärchen aus Bergen kennen, die gerade aus Oslo kamen und mit denen ich dann Mittag aß. Kommt man dann von der Hardangervidda zum Fjord liegt dort am Ende des Fjordes ein kleines Städtchen namens Eidfjord. Sehr idyllisch und ruhig gelegen. Da das Wetter diesen Tag wieder hervorragend war, konnte ich mich auch wieder an dem Anblick von springenden Fischen oder auftauchenden Tümmlern im Fjord erfreuen. Entlang der 13, einer selbst für norwegische Verhältnisse schmalen Küstenstraße, waren überall Obstplantagen gestreut. An den Rastplätzen standen Tische voll mit Äpfeln, Kirschen und Pflaumen und einer kleinen Kasse des Vertrauens. Trotz dem schönen Wetter war beim Fahren erhöhte Vorsicht geboten, da die schmale Straße in beiden Richtungen auch von großen LKW befahren wurde und so hinter jeder Kurve eine böse Überraschung lauern konnte. Die Leitplanke, wenn man sie denn so nennen darf, war nur ein besserer Bordstein. Ganz ehrlich, da habe ich in Spanien höhere Bordsteine gesehen. Das Auto mag vielleicht von so etwas entscheidend gebremst werden, aber als Biker kippt man über so etwas im Zweifelsfall einfach drüber – und damit dann auch gute 20-30m den Abhang runter in den Fjord. Hat schon mal jemand versucht mit Lederkombi, Helm und Rucksack zu schwimmen?
Hinter Odda ging es weiter auf der 13 am Latefossen vorbei, einen Wasserfall, den ich noch aus Urlauben von vor 10 Jahren kannte. Der wichtigste Abfluss der Hardangervidda auf der Westseite.
In Röldal an der E134 nahm ich mir für eine Nacht eine Hütte, damit ich mal in Ruhe meine Sachen trocknen konnte und am nächsten Morgen mit schon fertiggepacktem Mopped aufbrechen kann. In der Nachbarhütte waren zwei Bayern aus Tölz mit ihren 1150er-GS-Pärchen eingezogen, die schon über 9000km hinter sich hatten. Mit Neugier wurde der „Winzling von Krad“ beäugt und auch ein bisschen gestaunt, was da alles aus den Taschen zu Tage gefördert wurde. Als ich fertig war alles zum Trocknen aufzuhängen, kam die Frage: „Aber Du bist Dir sicher, dass Du da alles wieder na b’kommst?“ Naja, bisher hat’s immer gepasst.
Das Problem mit der Nässe war ja nicht, dass die Tasche nicht dicht wäre, sondern wenn man das nasse Zelt zu seinen Sachen packt, verteilt sich trotz extra Folientüte fürs Zelt die Feuchtigkeit überall ein wenig. Die Tasche war bisher immer komplett dicht – durch die Außenhülle ist noch nichts durchgekommen. Von Hause aus ist dann noch eine wasserdichte Innentasche mitgeliefert, das gibt dann den doppelten Schutz. Und Schisser, wie ich bin, hatte ich alles Sachen nochmal in eine Tüte gepackt: Socken in eine Tüte, T-Shirts in eine andere Tüte, Schmutzwäsche ganz nach unten zum Klappspaten…
7. Tag (754km)
Mein letzter Tag in Norwegen war gekommen. Schon um 8Uhr verließ ich die Hütte, um nach Kristiansand aufzubrechen. Gleich nach der Abfahrt ging es über das Haukelifjell, welches noch im Morgennebel und der nächtlichen Kühle lag. Von Haukeligrend aus folgte ich dann der 9, welche nun nicht zu den Strecken gehört, die man unbedingt gefahren sein muss. Es war eher eine Strecke um Kilometer zu gewinnen, da ich ja um 16Uhr die Fähre nach Hirtshals nehmen wollte. In Norwegen ist es immer schwierig einzuschätzen, wie lange man für eine bestimmte Strecke braucht, mal sind kleine Straße bestens ausgebaut, ein anderes Mal kann man auf Hauptverkehrsstraßen nicht mehr als 60km/h fahren. Daher das großzügig eingeteilte Polster.
Um 13 Uhr war ich dann am Fährterminal und konnte etwa eine halbe Stunde später im Regen einchecken. In der Wartespur angekommen, lockerte sich dann langsam der Himmel auf. Da ich zum Übernachten es noch bis Kiel schaffen wollte und keine Karte von Dänemark hatte, fragte ich beim in der Nachbarspur stehenden Dortmunder, ob er denn eine Karte oder Atlas habe, wo Dänemark mit bei ist. Hatte er aber nicht, nur sein Navi, also blieb nur seine Schätzung von 400km bis Flensburg, was sich später auch in etwa bestätigte. Da er und sein Sohn auch Mopedfahrer sind (Triumph Tiger und ER6n) konnte man sich wunderbar noch 1 ½ Stunden über dies und das unterhalten. Hinter mir in der Wartespur kamen dann noch zwei junge Kerls aus Bayern mit einer 59er NSU und einer jüngeren BMW. Die NSU sei 6000km problemlos gelaufen konnte ich mir berichten lassen.
Auf der Fähre nahm ich dann einen reichhaltigen Snack zu mir und ruhte für den zweiten Teil der Tagesetappe.
In Dänemark angekommen hieß es dann sich schnellstmöglich von der Fähre zu schummeln, damit man nicht die LKW vor sich hat. Bald ging es auf die Autobahn und die Monotonie begann wieder einmal von vorn. Diesmal kam zur Abwechslung noch Regen und Dunkelheit dazu. In Kombination mit der Leichenschar von Insekten auf dem Visier wurde die Fahrt regelrecht zum Abenteuer: Zuerst kann man schlecht gucken, weil man so viel Dreck auf dem Visier hat, dann komm Regen und wäscht den Dreck runter – gut. Durch den Regen reflektieren sich aber alle Lichter, die im Dunkeln da leuchten, in den Tropfen, die da auf dem Visier sind. Da weiß man nicht, was man sich mehr wünschen soll. Zwischenzeitlich war waren dann nur noch 80km/h drin, wenn man selbst die Fahrbahnmarkierung nur noch mit Mühe erkennt. Wenn ich am Autobahnkreuz nicht wusste, wo ich lang muss, bin ich einfach den anderen Deutschen hinterhergefahren. Selbst beim Tanken, um halb 10 an einer kleinen Tankstelle in einem kleinen Ort abseits der Autobahn, traf ich einen T4-Fahrer aus Rendsburg!
Gegen 12 war ich dann in Flensburg und um halb 1 in Kiel bei einer Schulfreundin, wo ich übernachtet habe.
8. Tag (282km)
An diesem Tag hieß es zum ersten mal wieder ausschlafen – bis um 10. Nach einem netten Frühstück ging es dann im 11 los.
Teilweise über Autobahnen, aber großenteils über Bundesstraßen, ging es dann ganz unspektakulär an Lübeck und Schwerin vorbei in die Heimat.
Dort konnte ich dann ganz in Ruhe alles abrödeln, auspacken und nicht zuletzt das Möpp pflegen und putzen.
Fazit
Meine erste große Tour mit meiner Kleinen war für mich ein schönes Erlebnis. Ich lernte schöne Strecken aus der Sicht des Motorradfahrers kennen (viele der Strecken kannte ich ja schon von den Urlauben im Wohnmobil) und zudem auch hier und da nette Leute – mal auf dem Campingplatz, mal an der Tankstelle oder Fähre.
Wichtig auch als Erkenntnis, die mir auch schon von früher bekannt war, ist, dass in Skandinavien die Verkehrsteilnehmer mehr ihrer Eigenverantwortlichkeit überlassen werden, so steht in Schweden nicht unbedingt vor jeder Autobahnabfahrt/-kreuz ein Schild, dass man nicht gerade mit 110km/h in die Kurve gehen sollte – die war schon mit 80km/h sportlich. Auch so etwaige Straßenschäden werden in Norwegen nur selten angekündigt. So kam es zweimal dazu, dass meine Gabel durchgeschlagen ist. So ist das, wenn man mit 80-90km/h unbedarft um die Kurve fährt und da dann so eine fiese Welle lauert. Das Fahrwerk hat es mit einem gutmütigen kurzen Aufrichten quittiert und dann konnte ich die Fahrt fortsetzen. In Deutschland stünde da sicher ein Warnschild und die Geschwindigkeit wäre mindestens auf 50 begrenzt worden – aber mal ehrlich Norwegen hat bestimmt mehr Schlaglöcher als Einwohner, da ist die Sache mit den Schildern schon eine Kostenfrage.
Alles in Allem war es sicher auch nicht mein letzter Motorrad-Trip in das Land der Trolle!
Die passenden Bilder gibts hier: Link entfernt, da abgelaufen. Bilder gern auf Anfrage per E-mail.