Gebrauchtkauf Tipps


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Darkesel


Gebrauchtkauf Tipps

#1

Beitrag von Darkesel » 22.12.2005 0:01

Gut, also hallo erstmal...

Ich hab mich in letzter Zeit mal nach Motorrädern umgeschaut und werde mir höchstwahrscheinlich eine SV 650 Bj. 2001 kaufen, ich wollte mir die kleine demnächst mal beim Händler anschauen. Deshalb bitte ich um ein Paar Tipps von euch:

Worauf soll ich achten?
Was hat die SV für schwächen?
Ab wieviel KM Laufleistung sollte ich lieber die Finger weglassen?
etc.

Danke im Voraus

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solidux
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#2

Beitrag von solidux » 22.12.2005 13:17

kommt in letzter Zeit sooooo oft,
da man bei einer SV aber nicht viel falsch machen kann , gibts keine
allgemeingültige FAQ oder Biblel dazu.

viewtopic.php?t=26556&highlight=gebrauchtkauf

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solidux
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#3

Beitrag von solidux » 22.12.2005 13:24

Spezifische Probleme mit der SV gibt es eigentlich nicht(nur Kleinigkeiten),aber hier mal ein paar allgemeine Tipps:


Der Allgemeinzustand eines Motorrads läßt einen ersten, groben Rückschluß auf den Zustand der Maschine zu. Lockere Speichen, korrodierte Batterieanschlüsse, schwergängige Bowdenzüge oder ein offensichtlich schon lange nicht mehr geputztes Motorrad, erwecken nicht gerade Vertrauen und sollten vorsichtig stimmen. Teste auch die Funktion aller Schlösser und die Elektrik. Wer als Verkäufer schon nicht auf solche Dinge achtet, zumal er doch einen möglichst guten Eindruck mit seinem Bike machen will, dem ist pflegetechnisch nicht viel zuzutrauen.
Sind an der Maschine irgendwelche Anbauteile sichtlich neu (Blinker, Sturzbügel, Spiegel, Seitenverkleidung)? Dies könnte von einem Sturz herrühren. Sturzspuren finden sich zudem gewöhnlich an den Fußrasten, Lenkerenden sowie am Auspuff.
Laß Dich auch nicht von Sprüchen wie “Frauenfahrzeug” (die heizen genau so), “Scheckheftgepflegt” (die Werkstätten pflegen manchmal auch nur das Scheckheft) oder “Schönwettermaschine” einlullen. Holzauge sein wachsam...

Dichtungen
Zylinderkopf- und -fuß auf Ölverlust überprüfen. Hierzu den Motor an den Dichtstellen mit einem saugfähigen Tuch gründlich abwischen und mit dem Erscheinungsbild nach der Probefahrt (siehe 14) vergleichen. Bei älteren, luftgekühlten Enduros ist ein gewisses Ausschwitzen “normal”. Bei wassergekühlten Motorrädern darf auf keinen Fall etwas am Motor austreten. Ein neuralgischer Punkt ist die Dichtung an der Antriebswelle (sprich hinter dem Ritzel). Ölaustritt an dieser Stelle kann auf ein defektes Lager hindeuten.
Bei Kardanantrieb kann der Simmerring undicht sein. Auch die Simmeringe der Gabelholme sowie das/die Federbein/e können Öl verlieren. Gabelsimmerringe mit einem Messer o. ä. leicht anheben und kontrollieren, ob Öl zu sehen ist. Oftmals sieht es unter den Simmerringen ziemlich verrostet aus, was aber keinen Einfluß auf deren Funktion hat.
Ölablaßschraube auf Ölverlust kontrollieren. Ist diese zu fest angezogen (Dichtung quillt nach Außen), sodaß das Gewinde aus der Wanne kommt, hilft meist nur ein neuer Gewindeeinsatz.
Teuer kann eine neue Zylinderfuß- sowie Kopfdichtung werden. Die notwendige Arbeitszeit beim Auswechseln ist sehr hoch.
Sind die Motorseitendeckel undicht, kommt das in der Regle nicht teuer (50DM).
Die Auspuffanlage sollte natürlich auch noch auf Dichtigkeit geprüft werden - Krümmer, Sammelrohr, Endtopf). Weist der Endtopf ringförmige Beulen auf, so ist er hinüber.

Kühler / Schläuche
Überprüfe auch den Kühler und die Anschlussschläuche auf Risse

Fahrwerk

Stimmt die im Rahmen eingestanzte Nummer mit der in den Fahrzeugpapieren vermerkten Zahlenkolonne überein?

Lenkkopflager / Gabel
Zu dessen Kontrolle muß das Vorderrad frei sein (Motorrad auf Seitenständer kippen oder auf Hauptständer bocken). Gabelholme unten anpacken und nach vorne und hinten bewegen. Ruckelt etwas, dann ist entweder das Lenkkopflager zu locker angezogen oder defekt. Das Lockern des Lagers kann auch ein einfacher Trick sein, um ein in der Mittelstellung defektes Lager zu vertuschen. Merkst Du also ein Spiel beim Testen, dann laß den Verkäufer das Lager korrekt anziehen. Nun dreht man die Gabel vorsichtig bis zu beiden Anschlägen und prüft, ob Einraststellungen zu fühlen sind (stark deformierte Lenkanschläge deuten auf schwere Stürze oder Unfälle hin). Spürt man bei den beiden Tests Spiel, so ist das Lenkkopflager defekt oder locker. Im Idealfall hat die Lenkung kein Spiel und fällt von alleine auf die Lenkanschläge, wenn man sie aus der Mitte bringt. Es kann aber auch sein, daß einfach zuviele Kabel den Lenker daran hindern, bis ganz auf die Anschläge zurückzufallen. Das kannst Du aber einfach durch Hinschauen überprüfen. Kabelwust kennt ja sicherlich jeder.
Nun das Motorrad vom Hauptständer nehmen, die Vorderbremse ziehen und mit Schwung mehrmals in die Gabel eintauchen. Ist ein Knackgeräusch hörbar, so hat das Lenkkopflager im Lenkkopf selbst Spiel oder die Gabel ist verschlissen. Ein defekter Lenkkopf bedeutet meist Rahmentausch.
Die Standrohre auf Steinschlag prüfen. Bei Steinschlag sind meist auch die Simmerringe in Mitleidenschaft gezogen. Bei Verdacht auf Gabelbeschädigungen, diese auf Verzug prüfen. Hierzu legt man ein ebenes Profil (z. B. Alu-U-Profil) über die Standrohre. liegt das Profil an allen Stellen auf, so ist die Gabel okay. Klappert das Profil nur leicht, so kann die Gabel nur verspannt eingebaut sein. Klappert es stark, so ist die Gabel verzogen.

Schwinge
Schwinge bei frei hängendem Hinterrad nach rechts und links drücken. Gibt es hier Spiel, sind die Schwingenlager defekt. Schwinge nach oben drücken: Gibt es hier Spiel, gibt es mehrere Fehlerquellen, z. B. die Lager der Umlenk-Hebelei oder die Aufnahmepunkte des Federbeins.

Rädere
Die Räder sollten in beiden Richtungen frei und ohne Schleifgeräusche laufen. Teste die Radlager, indem Du das Motorrad aufbockst, die Reifen nacheinander mit beiden Händen festhälst und versucht, ihn ohne große Gewalt zu kippen (es sollte kein Spiel merkbar sein). Nicht versuchen, das Rad abzureißen, sondern gefühlvoll testen, sonst spürst Du eventuell nix. Die Felgen kann man auch überprüfen, indem man bei aufgebocktem Gerät zwischen Gabel bzw. Schwinge und Felge einen Kugelschreiber oder ähnliches anhält und das Rad dreht. So entdeckt man Felgenschläge. Yamaha gibt z. B. bei der XT600 1 mm an. Dies ist viel! Die Speichen mit einem Schraubenzieher abklopfen. Ein heller Klang ohne Scheppern ist hier gefragt. Räder bei aufgebocktem Motorrad auch nach rechts und links verwinden. So kann man Spiel der Radlager erkennen.
Noch ein Punkt: Sind die Reifen noch in Ordnung? Bei Reifen ist eine gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1.6 mm vorgeschrieben. Sind die Reifen alt und brüchig? Dürfen die Reifen auf dieses Motorrad überhaupt aufgezogen werden (im Fahrzeugschein/-brief überprüfen).
10)
Motor
Springt er sofort an? Kontrolliere, ob er vorher eventuell schon gelaufen ist. Im warmen Zustand springt selbst die älteste Gurke einigermaßen an.
Auf die Geräusche des Motors im kalten und im warmen Zustand achten! Sind irgendwelche Klapper- oder Rasselgeräusche zu hören? Ein hohes, leises Tickern könnte auf ein zu großes Ventilspiel hindeuten (eventuell auch Steuerkette oder Kettenspanner). Solche Geräusche müssen verschwinden, sobald die Leerlaufdrehzahl leicht angehoben wird, sonst lieber Finger von der Kiste lassen.
Stimmt die im Motorblock eingestanzte Nummer mit der in den Papieren überein?



11)
Bremsen
Trommelbremsen haben bei gezogener Bremse eine Verschleißanzeige. Diese sollte deutlich vor der Verschleißgrenze sein. Eine verschlissene Trommel kommt sehr teuer, da die komplette Narbe (bei Speichrädern) bzw. Felge, erneuert werden muß.
Zum Bremsentest, einfach bei der Probefahrt die Bremsen einzeln bis zum Stillstand behutsam ziehen. Bei 20-30km/h merkt man am ehesten verzogene Scheiben bzw. Trommeln durch Ruckeln an den Rädern bzw. der ganzen Maschine. Bei Scheibenbremsen sollten auch keine Kanten an den Scheibenrändern zu spüren sein, da sonst die Scheibe stark verschliessen ist und erneuert werden muß. Beides kommt sehr teuer (400-800DM).
Die Bremsen sollten zudem noch ausreichend dicke Beläge haben (mindestens 4 mm). Die Bremsscheiben dürfen keine Risse haben, dürfen nicht verwunden sein oder gar tiefe Rillen haben (es darf kein Öl auf den Bremsscheiben sein!).



12)
Kette / Kardan
Kann die Kette per Hand mehr als die dreiviertel Höhe über die Zähne des Kettenblatts gezogen werden, so ist sie entweder schlecht gespannt (siehe, ob noch Markierungen zum Kettenspannen übrig sind) oder verschlissen. Achte auch auf die From der Zähne von Ritzel und Kettenblatt. Ähneln diese mehr einem krummen Haifischzahn als einem Kettenzahn, so muß unbedingt ein neuer Kettensatz montiert werden.
Der Kardanantrieb geht eigentlich, bei humaner Fahrweise, fast nie kaputt. Falls doch, kann man dies durch mahlende Geräusche beim Fahren bemerken. Ein neuer Kardan kostet minimum 1000DM plus Arbeitszeit.



13)
Elektrik
Funktionieren alle elektrische Bauteile am Motorrad (Blinker etc.)?
Sind etwaige Umbauten in den Fahrzeugpapieren eingetragen?
Den typischen TÜV-Test nicht vergessen. Motorrad anlassen und dann den Seitenständer ausklappen. Geht die Kiste beim Versuch loszufahren aus, ist alles paletti.



14)
Probefahrt
Last but not least, steht am Ende jeder guten Motorraduntersuchung, die obligatorische Probefahrt. Aus eigener Erfahrung kann ich jeden nur dringend davon abraten, ein Motorrad ohne vorherige Probefahrt zu kaufen. Selbst wenn das Objekt der Begierde noch so toll in irgendwelchen Tests abgeschnitten hat und jetzt vor Euch steht.
Bei der Probefahrt sollten folgende Punkte nochmals in der Praxis überprüft werde:
> Wie klingt der Motor vor und nach der Probefahrt (Scheppern, Rasseln,...)?
Bei Motorrädern mit Kardan ist übrigens ein leichtes Heulen ganz normal.
> Wird die Kupplung bem stop-and-go Betrieb in der Stadt weich (unsauberes
einkuppeln oder gar Rupfen)?
> Rutscht die Kupplung bei Vollgas-Autobahnfahrten durch?
> Funktionieren die Bremsen ordentlich?
> Zieht das Motorrad beim Geradeauslauf auf eine Seite?
Kann an ungleichmäßiger Beladung des Bikes oder am Lenkkopflager
(schlimmstenfalls auch an einem verzogenen Rahmen) liegen.
> Liegt mir die Kiste eigentlich prinzipiell oder paßt das Motorrad nicht zu mir?

Die Probefahrt sollte letztendlich entscheiden, ob Du das Motorrad kaufst ober nicht. Alle objektiven Kriterien werden jetzt subjektiv erlebt. Und darum geht es doch beim Motorradfahren - es soll ein schönes Erlebnis sein!!!

Mein Tip: Alle Dichtungsebenen (z. B. Zylinderkopfdichtung) vor der Fahrt mit einem saugfähigen Tuch sauber abwischen. Diese Stellen nach der Fahrt auf Ölverluste prüfen.
[/list]

ZurigoRider


#4

Beitrag von ZurigoRider » 22.12.2005 14:44

Das ist mal eine gute und ausführliche Liste.
Super vielen Dank!

Elin


#5

Beitrag von Elin » 22.12.2005 17:54

Genauer genommen:
Die Liste wäre was für unsere Knowledge-Base!
Mag das der Autor (ich weiß nicht mehr wer das war, obwohl ich mich erinnere, in den letzten Wochen diesen Sermon gelesen zu haben) nicht reinstellen? Geht sicher schnell und wäre eine echte Bereicherung!

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