Öl ist nicht gleich Öl! Meine Recherche im Internet mal testweise dazu hat ergeben, dass viele darüber diskutieren, jedoch wenige wirklich wissen wie das alles zusammenspielt. Nicht umsonst bieten die Ölhersteller für Werkstätten Weiterbildungen über ihre Öle an.
Zur Sache:
Ein Motorrad-Öl unterscheidet sich prinzipiell nicht von einem Öl für Automobile. Allerdings sind bei vielen Motorrädern die Getriebe so in die Motoren integriert, dass es nur einen Ölkreislauf gibt. Daraus ergibt sich eine besonders hohe Anforderung an die Scherstabilität des verwendeten Motoröls, da die Schmierung der Getriebezahnräder und -wellen eine grundsätzlich andere Anforderung an das Öl stellt, als die Schmierung z. B. der Kurbelwelle im Motor. Während sich an den beweglichen und rotierenden Motorteilen ein haftender Schmierfilm aufbauen kann wird dieser von den aufeinander mahlenden Zahnrädern im Getriebe förmlich zerquetscht und aus den Zahnflanken herausgedrückt. Dieser extremen Druckbelastung wird mit Hochdruck-Additiven begegnet, die im Motoröl für Autos nicht oder nur in geringen Mengen enthalten sind.
Dazu kommt, dass viele Motorräder über Nasskupplungen verfügen, die Kupplung also im Ölbad des Motoröls läuft. Solche Ölbadkupplungen vertragen keine Additive zur Reibwertminderung, die in vielen modernen PKW- und Leichtlaufölen enthalten sind. Während beim alltäglich benutzten Auto die Kraftstoffeinsparung im Vordergrund steht ist es beim Motorrad doch eher wichtig, ein Motoröl einzusetzen, das hohen Drehzahlen und hohen Temperaturen gewachsen ist. Zumal die verwendeten Ölmengen im Motorradmotor vergleichsweise gering sind und die Temperaturspitzen im Betrieb schon deshalb höher liegen, als beim Auto. Aus diesen Gründen darf in Motorrädern mit Ölbadkupplung und/oder integriertem Schaltgetriebe ausschließlich Motoröl eingesetzt werden, das vom Hersteller eindeutig als dafür geeignet eingestuft wird.
Fließverhalten = Viskosität:
Standardisiert wird das durch Society of Automotive Engineers - kurz SAE (amerikanisches Standardisierungsinstitut der Verkehrstechnologie).
Alle Öle haben die Eigenschaft, im kaltem Zustand dickflüssiger zu sein als im heißen Zustand. So ist ein Öl mit der Viskosität SAE10 bei einer Temperatur von 0°C etwa 12 mal dickflüssiger als Wasser und bei 100°C nur noch etwa 1,1 mal dicker als Wasser.Ein Öl mit der Viskosität SAE 50 dagegen ist bei 0°C etwa 400 mal so dickflüssig wie Wasser .bei 100°C aber immer noch 1,5 mal so dick wie Wasser. Dieses Öl baut also, wenn der Motor heiss ist, einen tragfähigeren Schmierfilm auf, als das bei dem Öl SAE 10 der Fall ist.
Dafür hat es bei einem Kaltstart natürlich Nachteile.
Ein MEHRBEREICHSÖL mit der Bezeichnung SAE 10W50 verhält sich also im kalten Zustand wie ein Einbereichsöl SAE 10 und im heißen Zustand bleibt das Öl aber so tragfähig wie ein Öl mit der Viskosität SAE 50.
Die Viskosität ist sehr wichtig sagt aber nichts über Qualität des Öls aus.
Qualität:
Da es in den 50er Jahren Ärger mit den Ölqualitäten gab, bildete sich eine unabhängige Prüfstelle API(Amerikanische Petroleum Institut) und entwickelte einen Test. Die Testergebnisse lassen sich auf jeder Ölflasche nachlesen .
z.B API HD SF/CE (hier stehen die entscheidenden Dinge)
HD (Heavy Duty) bedeutet das Öl enthält teure Additive (Zusätze) - mit anderen Worten, das Öl ist legiert
z.B. Mittel gegen Schaumbildung-Alterung-Verharzung
Dispersants verhindern Zusammenballung von Schmutzpartikeln und damit die Schlammbildung
Detergents zur Neutralisierung von Säurereste und Verbrennungsrückständen, die in der Lage sind Schmutzteile im Öl in der Schwebe zu halten und beim Ölwechsel mit heraus zu spülen
Extrem Pressure (EP) bzw. Anti Wear (AW) - Additive verhindern durch chemische reaktionen Metall/Metall-Kontakte z.B. an den Nockenwellen, Kolbenringen oder Zahnflanken am Getriebe
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Additive - mit mehr oder weniger Sinn für das motorrad
SF - Das "S" bedeutet geeignet für Ottomotoren und der Zweite Buchstabe, in diesem Fall ein "F" zeigt die Güte des Öls an. Also je weiter der Buchstabe vom "A" entfernt ist desto hochwertiger ist das ÖL. (SL ist das Beste was was ich je gesehen habe.)
CE - Das "C " bedeutet geeignet für Dieselmotoren.
Es ist also wahrlich ein komplexes Thema. Ich hoffe, dass ich damit ein wenig mehr Klarheit bringen konnte - auch wenn es reichlich Text ist
