So, ich hab's heute getan, ich bin die
Brutale 800 zur Probe gefahren
Nachdem es letztes Jahr aus tausend Gründen nicht geklappt hat, die Brutale 675 zu fahren, war ich heute Vormittag erfolgreicher.
Ich hatte beruflich in Verden zu tun und war schnell mit meinen Termin fertig. Da ich mit dem Mopped unterwegs
war, habe ich noch eine kleine Runde gedreht und da kam es so über mich, dass ich das dringende Bedürfnis verspürt habe mal beim MNV-Agusta-Händler meines Vertrauens vorbei zu schauen.
Gesagt getan.
Dort habe ich mich erst mal mit einen Hyosung 650 Besitzer nett unterhalten, dem gerade der Motor verreckt war
(KW-Lager). Den hatte er im Kofferraum zu liegen und wollte in der Werkstatt einen Lima-Abzieher erbetteln.
Und die ganze Zeit hatte ich schon ein Auge auf die Brutale 800, die mich aus dem Fahrzeugpark der Vorführer
anlächelte:
"Komm Stoni, reite mich".Also sagte ich zu mir: "Stoni, machettt!!" (Ich duz mich ja).
Rein in den Laden, Shake Hands mit Bernd (dem Besitzer), ob ich mal fahren darf, klar warum nicht, mach das am
Tresen klar! Papiere unterschrieben (böse 1000€ Selbstbeteiligung), Schlüssel empfangen (Wenn Du tanken musst, bring die Quittung mit, kriegst das Geld zurück) und ab zur Brutale.
Gleich beim Herausschieben aus der Phalanx der Vorführer merke ich, das ich aber mal eine leichte Maschine. Erst mal raufsetzen und schauen ob alles passt: Sitzposition ist gut für meine Größe (175), alles passt, Gasgriff rechts,
Kupplung links und der Lenker vorn, was will man mehr.
Erster Eindruck: Man sitzt direkt über der Vorderachse und das Mopped ist gefühlt nur einen Meter lang, aber man
sitzt mitten drin und nicht ober drauf.
Zündschlüssel gedreht und das Mäusekino geht an und zeigt tausend Sachen, die ich gar nicht recht verstehe, dann
kommt ein OK, dass heißt wohl das ich jetzt loslegen kann. Anlasser gedrückt, brummbrumm, aus, hmmm nochmal
versucht, aha jetzt will die Diva. Schön heiser röchelt der Dreizylinder vor sich hin.
Dann aber die erste, fast böse Überraschung: schwungvoll will ich durchs Hoftor fahren, muss aber festzustellen, da komm ich ohne Rangierarbeit gar nicht rum -- der Lenkeinschlag ist sehr dürftig ausgefallen, nix für den
Geschicklichkeit-Parcours. Aber dann schaffe ich es doch auf die Straße.
Die Kupplung geht sehr schön butterweich und gut zu dosieren.
Am Ortsende drehe ich mal vorsichtig am Gas und böse röchelnd zieht die MV mir die Arme lang. Mal hochschalten,
zack ist der nächste Gang drin und gleich der nächste und wieder der nächste -- Teufel was ist den das? Hab doch
gar nicht gekuppelt. Ein Blick auf das Mäusekino verrät: "Quickshift ON" -- arhar, die Brutale hat einen
Quickshifter und da schaltet man unter Last ohne zu kuppeln einfach so die Gänge durch, geile Sache fürs
sportliche fahren, aber auch mal Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, kaum kommt man an den Schalthebel, ist auch schon ein Gang drin. Zum Ende meines Törns habe ich mich dann damit angefreundet und dann ist das gar nicht mal so schlecht.
Also erst mal an die Tanke, Fass gefüllt und ab auf die Runden rund um Syke.
Die MV fährt sich wie ein MTX-Bike. Total handlich und leichtfüßig. Das Fahrwerk ist über jeden Zweifel erhaben,
zumindest auf der Landstraße (BAB bin ich nicht gefahren). Sportlich straff, aber nicht zu hart und super
handlich. Man sitzt sehr schön im Motorrad, nicht so oben drauf, wie es mir auf der SF 848 oder SuperDuke
vorkommt.
Der Tank ist im Kniebereich schön schlank gehalten, man hat sehr guten Knieschluss. Die Fußrasten sind
moderat hoch (ähnlich meiner Knubbel S), nicht unbequem aber sportlich orientiert. Der konifizierte Lenker liegt
gut in der Hand und gibt ein gutes Lenkgefühl. Der Sitz ist leicht nach vorn geneigt, aber nicht so, dass man auf
den Tank rutscht. Das passt alles ergonomisch sehr gut. Das macht richtig Spaß.
Kurven will sie haben die Diva, und dazwischen mal ein paar Geraden, um so richtig aufzudrehen.
Ja aufdrehen, der Tripistoni geht wie das heiße Messer durch die Butter, der will Drehzahlen haben, das macht ihm
richtig Freude. Das Ansauggeräusch ist (gefühlt) wie bei einem Ferrari 12-Zylinder, einfach nur geil, vom Auspuff
hört man da als Fahrer eher nichts, der ist mehr fürs Auge als fürs Ohr.
Geschmeidig läuft der Motor über das ganze Drehzahlband, unter 3000 eher unwillig, danach geht's und ab 6000 ist die Maschine in ihrem Element, da gibt es kein Halten und es macht irre Spaß, wo das Ende ist habe ich nicht herausgefunden, jedenfalls noch lange nicht bei 11000, mehr habe ich nicht drehen wollen.
Was aber ein bisschen komisch ist, das ist das Gefühl, dass das Drive-by-wire vermittelt. Beim Beschleunigen ist das alles ok, aber bei der normalen Fahrt, sind da immer wieder so kleine lags, also es ist irgendwie nicht so direkt die Umsetzung von Drehgriff zur Motorsteuerung.
Das ist nicht tragisch und auch nicht gefährlich, aber zumindest gewöhnungsbedürftig. Es ist vom Gefühl ein wenig so, als hätte man eine Feder im Gaszug.
Ich war etwa eine Stunde unterwegs, es war wie der Ritt auf der Kanonenkugel, einfach nur toll. Jeder km machte
mehr Spaß und am Ende der Tour hat auch nicht geschmerzt (Po, Hände, Nacken, Knie, alles OK). Die MV ist eine
Kurvensuchgerät aller erster Güte, ein Spaßmobil, ohne viel Nutzwert -- und das ist auch gut so.
Eine kleine böse Maschine, die, wenn Du nicht aufpasst, ständig nach deinem Führerschein trachtet.
Ach ja, bremsen kann man auch!
Die Bremsen sind sehr gut dosierbar, sportlich im Zugriff aber nicht zu extrem, -- genau richtig für die Landstraße.
Irgendwann hab mir dann gedacht, ich will mal nicht der guten Willen von Händler überstrapazieren und habe sie
wieder in der Parc-Fermee gebracht, ach ja, fast wieder vors Tor gefahren -- der Lenkeinschlag.
Ja, das war eine äußerst glückhafte Fahrt, und dann bin ich wieder auf meinen gute alte SV gestiegen und bin,
zumindest für die nächsten 10 Km etwas nachdenklich geworden,
Aber keine Angst, bestellt habe ich (noch) nichts.

- So eine bin ich heute gefahren, sehr schick