Aprilia Tuono 1100 Factory
Verfasst: 04.09.2017 17:25
Hello again,
ich habe am Wochenende eine Probefahrt mit einer Aprilia Tuono 1100 Factory unternommen und möchte euch meine Eindrücke nicht vorenthalten:
Es war ein schöner Sommertag, leicht über 20°C in Neuss, wo ich mich beim örtlichen Händler zur Probefahrt angemeldet hatte. Nach der üblichen Anmeldung ging es auch direkt los: Kurze Einweisung, auf dem Dashboard eine Vielzahl von Infos wie heute bei den Big Bikes üblich. Leider ist bei der aktuellen Generation nun auch der analoge Drehzahlmesser als letztes Überbleibsel aus traditionellen Cockpits verschwunden und wurde durch ein breites Dashboard ersetzt, das nun alle Daten abbildet. Bin ich zwar kein Fan von, aber nunja...
Während ich Helm und Handschuhe von meiner SV holte ließ der Instruktor schon mal die Maschine warm laufen: Nach kurzem Drehen des Anlassers meldete sich der V4 mit seinem charakteristischen Bollern. Leider nun deutlich leiser als noch bei den Euro3-Vorgängern.
Auch der Serien-Auspufftopf mit integrierter Klappe ist nun noch voluminöser geworden. Schön ist anders, aber meist bleiben die Dinger ja eh nicht lange an der Maschine dran.
Egal, rauf aufs Bike, die Sitzposition erstaunlicherweise recht aufrecht im Vergleich zu meiner Knubbel mit Streetbar-Lenker, auch die Sitzposition ist nicht so stark auf Attacke ausgerichtet. Das Anfahren ungewohnt aufgrund des anderen Druckpunkts der Kupplung: Erst kurz vor Freigabe des Hebels setzt der Schleifpunkt ein. Ohne zusätzliches Gas setzte sich die Maschine in Bewegung, in der 30er-Zone fährt die Maschine mit dumpfem Bollern ganz ohne Zicken im 2. Gang, kein nervöses Zupfen an der Kette und auch die Lautstärke ist relativ nachbarfreundlich.
Eine Straße weiter konnte ich dann schon nicht anders: Zumindest mal ein paar kurze Gasstöße, um das Gebrüll zu wecken und siehe da: Sie kann immer noch aus voller Kehle brüllen.
Das Wohngebiet lag hinter mir und ich ordnete mich auf eine Umgehungsstraße ein. Ein gutes Stück ausgebaute gerade Landstraße lag vor mir und nachdem ich eingebogen war wurde es Zeit den Sturm zu entfesseln: Im 2. Gang das Gas aufgezogen und zu meiner Überraschung gab sich der mächtige V4 zuerst recht manierlich, als er aus dem Drehzahlkeller bei etwa 3.000 U/min. startete, drehte wie eine Turbine hoch. Doch dabei blieb es nicht lange, bei ungefähr 4.500 U/min. warf der Motor seine Kultiviertheit über Bord und gab Schub wie ein startender Düsenjäger: Unglaublich, phänomenal, phantastisch! Der Motor brüllte wütend während ich mich gut festhalten musste. Per Schaltautomat zügig zwei Gänge hochgesteppt und dann das Gas auch schon wieder zugemacht, viel zu schnell ist man natürlich jenseits von Gut und Böse auf öffentlichen Straßen. Mit einem debilen Grinsen im Gesicht steuerte ich auf eine langgezogene Kurve zu und natürlich gab es dafür nur eine Lösung: Nochmal etwas Gas anlegen und in einem langen Bogen durch, eine Fahrt so sicher wie auf Schienen. Schnell mutiert man auf diesem Geschoss zum Raser, also lieber schnell auf die Bahn damit: Nach einer lautstarken Slalomfahrt durch den mehrspurigen Stadtverkehr in Neuss steuerte ich die nächste Auffahrt an. Nie empfand ich einen Beschleunigungsstreifen als so kurz, nur nach Gefühl fahrend beginnt man auf dem Streifen mit der Beschleunigung und endet Sekunden später auf der linken Spur mit 194 km/h auf der Uhr.
Doch nicht nur die Leistung ist beeindruckend, sondern natürlich auch das exzellente Öhlins-Fahrwerk, bei dem kein Wunsch offen bleiben dürfte: Fugen, Bodenwellen oder Schlaglöcher werden einfach weggebügelt, auch bei 170 auf der Bahn in Schräglage über diese Schikanen drüber zu bügeln entlockt der Maschine nicht mal ein Zucken, völlig unbeeindruckt zieht sie rasiermesserscharf den Kurs, den der Fahrer ihr vorgibt. Nach 1 Stunde war die Herrlichkeit vorbei, daher mein Fazit:
Ich habe die Probefahrt vor allem gemacht um sie nach 2x Intermot-Parcour auch mal live auf der Straße erleben zu können und ob sie sich als genauso überpotenziert unfahrbar für normale Straßen herausstellt wie die R1. Doch dem ist meiner Meinung nach eher nicht so. Ja, die Tuono kann vor Kraft kaum laufen, aber sie hat Manieren und lässt sich auch bei langsamem Tempo ordentlich bewegen. Dazu ist sie mindestens genauso wendig wie meine Knubbel und der Motorsound ist eine Kategorie für sich. Er lässt einen auch einfach mal entspannt zuhören, während man in zivilisierter Manier durch die Stadt fährt. Abgesehen von der Form, die ich rattenscharf finde (vor allem das Heck), kann ich mir die Maschine auch als ideales Kurvensuchgerät auf meinen Hausstrecken in der Eifel vorstellen, Kurven räubern macht einfach nur sau viel Spaß mit diesem Spitzenfahrwerk, den knallharten Bremsen und dann noch der Sound und die Gewissheit, dass im Zweifel stets genug Leistung parat steht für spontane Überholmanöver. Trotzdem ist sie nicht so weichgespült wie andere Vertreter ihrer Art und alles andere als gewöhnlich. Eben eine echte Italienerin: Schön, schnell und gefährlich.
ich habe am Wochenende eine Probefahrt mit einer Aprilia Tuono 1100 Factory unternommen und möchte euch meine Eindrücke nicht vorenthalten:
Es war ein schöner Sommertag, leicht über 20°C in Neuss, wo ich mich beim örtlichen Händler zur Probefahrt angemeldet hatte. Nach der üblichen Anmeldung ging es auch direkt los: Kurze Einweisung, auf dem Dashboard eine Vielzahl von Infos wie heute bei den Big Bikes üblich. Leider ist bei der aktuellen Generation nun auch der analoge Drehzahlmesser als letztes Überbleibsel aus traditionellen Cockpits verschwunden und wurde durch ein breites Dashboard ersetzt, das nun alle Daten abbildet. Bin ich zwar kein Fan von, aber nunja...
Während ich Helm und Handschuhe von meiner SV holte ließ der Instruktor schon mal die Maschine warm laufen: Nach kurzem Drehen des Anlassers meldete sich der V4 mit seinem charakteristischen Bollern. Leider nun deutlich leiser als noch bei den Euro3-Vorgängern.


Egal, rauf aufs Bike, die Sitzposition erstaunlicherweise recht aufrecht im Vergleich zu meiner Knubbel mit Streetbar-Lenker, auch die Sitzposition ist nicht so stark auf Attacke ausgerichtet. Das Anfahren ungewohnt aufgrund des anderen Druckpunkts der Kupplung: Erst kurz vor Freigabe des Hebels setzt der Schleifpunkt ein. Ohne zusätzliches Gas setzte sich die Maschine in Bewegung, in der 30er-Zone fährt die Maschine mit dumpfem Bollern ganz ohne Zicken im 2. Gang, kein nervöses Zupfen an der Kette und auch die Lautstärke ist relativ nachbarfreundlich.

Eine Straße weiter konnte ich dann schon nicht anders: Zumindest mal ein paar kurze Gasstöße, um das Gebrüll zu wecken und siehe da: Sie kann immer noch aus voller Kehle brüllen.


Ich habe die Probefahrt vor allem gemacht um sie nach 2x Intermot-Parcour auch mal live auf der Straße erleben zu können und ob sie sich als genauso überpotenziert unfahrbar für normale Straßen herausstellt wie die R1. Doch dem ist meiner Meinung nach eher nicht so. Ja, die Tuono kann vor Kraft kaum laufen, aber sie hat Manieren und lässt sich auch bei langsamem Tempo ordentlich bewegen. Dazu ist sie mindestens genauso wendig wie meine Knubbel und der Motorsound ist eine Kategorie für sich. Er lässt einen auch einfach mal entspannt zuhören, während man in zivilisierter Manier durch die Stadt fährt. Abgesehen von der Form, die ich rattenscharf finde (vor allem das Heck), kann ich mir die Maschine auch als ideales Kurvensuchgerät auf meinen Hausstrecken in der Eifel vorstellen, Kurven räubern macht einfach nur sau viel Spaß mit diesem Spitzenfahrwerk, den knallharten Bremsen und dann noch der Sound und die Gewissheit, dass im Zweifel stets genug Leistung parat steht für spontane Überholmanöver. Trotzdem ist sie nicht so weichgespült wie andere Vertreter ihrer Art und alles andere als gewöhnlich. Eben eine echte Italienerin: Schön, schnell und gefährlich.
