Kawasaki W800 Fahrbericht
Verfasst: 06.07.2011 19:26
Also denn: Ich bin mit der SV zum Kawahändler hingefahren und wollte die W zur Probe fahren, weil ich immer noch keine W650 habe. Aber ist ja fast das gleiche Mopped. Unterwegs zum Händler habe ich es vermieden, groß zu beschleunigen, um mir den Eindruck der W nicht zu verfälschen. Zur W rüber gegangen, erstmal angeguckt. Zum ersten Mal seit 3 Monaten ein grinsen vom linken bis zum rechten Ohr, Kribbeln im Bauch wie beim ersten Date, und dann diese Vorfreude... draufgesetzt, Motor gestartet... gestartet? Kann nicht sein. Ich gebe kurz einen kräftigen Gasstoß (ui ui ui ui ui, da darf man aber auch keine Frau draufsetzen...) und tatsächlich tut sich was auf dem Drehzahlmesser. Aus den schon rostenden Endrohren kommt der Sound eines 125er Viertakt Rollers, nur wie durch einen Ohrstöpsel. Dagegen war die Triumph betörend laut. Klonk, erster Gang rein und losgefahren. Alter Falter, wer hat denn da die Fußrasten positioniert?? Das geht ja gar nicht, die müssen nach hinten! Die W rangiert sich leicht wie ein Kinderfahrrad und fühlt sich mindestens einen Zentner leichter als meine SV an (auf dem Papier ist es genau andersrum). Grobmotorisch am Quirl gedreht und von unten raus wirklich ordentlich beschleunigt! Hossa, die geht für 48 PS aber ganz schön ab, das hätte ich nicht erwartet. Für mich absolut zufriedenstellend, mehr brauche ich nicht. Die erste Ampel kommt und ich schaffe es so gerade eben noch, stehen zu bleiben. Bremsen wie 1918. Ich fühle mich von allen Seiten beobachtet, egal ob jung oder alt. Ein älteres Ehepaar bleibt stehen und guckt mich erfreut mit großen Augen an. Ich stelle mich schon auf Anfragen nach dem Alter des Moppeds ein, als die Ampel auf grün schlägt. Anmutig fahre ich langsam an und schalte sofort in den zweiten, um aus niedrigen Drehzahlen hochzuprötteln. Woah, man erkennt absolut nichts mehr in den Spiegeln, mein ganzer Körper wird von feinen aber kräftigen Vibrationen elektrisiert. Was für ein Gefühl!! Und wie beständig aber anmutig die Fuhre in Fahrt kommt! Wenn da jetzt noch ein deftiges bollern aus dem Endtopf gepröttelt wäre, dann hätte ich mir eine Freudenträne nicht verkneifen können. Glück gehabt
Es folgt eine längere Gerade mit Bodenwellen auf einer Straße zweiter Qualität. Die W schwingt sich sanft und komfortabel darüber, wie auf einem Wasserbett. Ich bekomme den Mund gar nicht mehr zu, also schnell das Messer zwischen die Zähne und die enge Kurve angepeilt. Mit leichtem Stützgas fahrend den Hintern ein wenig Richtung Kurveninnenseite geschoben, Knie nach schräg vorne ausgeklappt und so homogen und stabil wie noch nie durch die Kurve gefahren. Sänftengleich, aber trotzdem straff genug. Und hui, ich habe noch immer Blut in Beinen und Füßen?! Man, auf der W sitzt man unglaublich gemütlich, die Fußrasten sind genau richtig angebracht. Einen Tick nach hinten, ganz eventuell... ne, habe mich schon dran gewöhnt. Der Flachlenker hat genau die richtige Breite, aber ich würde gerne vorderradorientierter sitzen. Könnte also etwas tiefer sein und mehr Richtung Lampe gehen, ein Streetbar oder M-Lenker wäre wohl genau das Richtige. Es folgen noch einige Kurven, der Lenker kann doch draufbleiben, ich bin zum ersten Mal so richtig entspannt beim motorradeln. Und an die Bremse gewöhnt man sich auch, nichts für die Nordschleife, aber wenn man wie der berühmte Maurermeister reinlangt, ist die Bremse auch nicht viel schlechter, als die der SV. Anschließend nach einer Stunde wieder zurück zum Händler, überglücklich und entspannt wie nach einer Massage. Anschließend gehts mit der SV auf den Heimweg: Alter Falter, wer hat denn da die Fußrasten positioniert?? Das geht ja gar nicht, die müssen nach vorne und vorallem TIEFER. Da kriegt man ja kaum die Füße hoch. Nach dem losfahren geht die SV nach vorne wie eine Rakete und in Verbindung mit der Sitzposition fühle ich mich wie Valentino Rossi. Ich spiele unterwegs am Gas und beschleunige immer wieder durch. Junge, die hat Power ohne Ende, zack in die Kurve gelegt, und wie immer semi-homogen durch die Kurve geeiert. Ich bin flott unterwegs und regelrecht konzentriert. Spaß macht es definitiv, aber die Entspannung ist dahin. In Gedanken bin ich noch bei dem 800ccm Wasserbett. Das größte Problem an der W ist ganz klar die Ansicht von schräg vorne. Sie guckt wie der kleine Hundewelpe von nebenan, den man einfach nur knuddeln und füttern möchte. Ich bin wohl verliebt.
Gruß, Frank
Gruß, Frank