Anneau du Rhin (19., 20.5.04): Training und Gelerntes

[Michael]

Am meisten tut mir jetzt weh, dass es meine schöne R6 voll erwischt hat.
Auf dem ersten Bild hat sie noch dieses Leuchten in den Augen, sieht richtig stark aus.
Sie fuhr so schön mit dem neuen Motor und dem neuen Fahrwerk. Und jetzt? Die Arme...

Blöde Kurve mit dem wenigen Grip. Mann, wenn ich das vorher gewusst hätte...

[Michael]

Bis vor dem Sturz dachte ich auch, dass ein bisschen Gas auch in schnellen Kurven (5. oder 6. Gang) reicht. Ich bin darin jetzt nicht ganz sicher. Aber jedenfalls: 60% Gewicht hinten, 40% vorne ist optimal für den Grip. Im hohen Gang braucht man dafür mehr Gas als im niedrigen.

Das mit dem 40/60 verstehe ich nicht wirklich, wo steht das? Du weißt ja, daß ich weniger Fachbücher lese, Bildung durch SVrider-Forum Ich meine das hieße ja bei einem Tourenmoped, das von Haus aus schon 40/60 hat, man rollt am besten mit Kupplung durch die Kurve...

Das mit der 40/60-Gewichtsverteilung steht in Twist of the Wrist II von Keith Code (Kapitel 2). Diese Verteilung ist bei ihm das Basisziel des Gasgebens. Damit hängt eng die Gasregel #1 zusammen:

Once the throttle is cracked on, it is rolled on evenly, smoothly, and constantly throughout the remainder of the turn.

Meine Übersetzung: Sobald man das Gas angeknackst hat, wird es gleichmäßig, sanft und konstant weiter aufgedreht während des ganzen Rests der Kurve.*

Ob ein Tourenmopped im Leerlauf 40/60-Gewichtsverteilung hat, weiß ich nicht. Bezweifel ich eher. Keith Code schreibt, dass die meisten Motorräder bei konstanter Geschwindigkeit eine 50/50-Verteilung plus oder minus 5% haben. Ist aber vielleicht auch nicht ganz so wichtig. Was Keith Code mit der 40/60-Regel IMO hauptsächlich rüberbringen möchte, ist, dass etwas Gas in den meisten Kurven Vorteile bringt (mehr Grip, mehr Stabilität u. a.). Beim Einlenken sollte man aber noch kein Gas geben (Gabel kommt aus der Federung, würde also das Einlenken durch den "Chopper-Effekt" erschweren).


* Und ich weiß, wer dagegen verstoßen hat. Da haben aber auch schon schnellere gegen verstoßen.

[Michael]

Zwei weitere Punkte:

(7) Auf den beiden Bildern fiel mir schon länger auf, dass das Motorrad ziemlich weit eingefedert ist. Besonders gut sieht man das hinten. Im Stand und auf dem Bild (noch mit Original-Fahrwerk) ist die Schwinge viel weiter ausgefedert. Kurz vor dem Sturz wurde der R6 ein Öhlins-Feberbein und ein Öhlins-Gabelumbau eingebaut (für mein Gewicht). Leider waren die Angaben zur Grundeinstellung von Öhlins sehr dürftig/unvollständig.

Zum einen liegt das weite Einfedern wohl an der hohen Schräglage, oder? Vielleicht war das Fahrwerk aber auch zu weich eingestellt? Allerdings nachdem die Aufnahmen gemacht wurden, also noch vor dem Sturz, haben wir das Fahrwerk härter eingestellt. Ich habe nämlich mit Hilfe von angebrachten Kabelbindern gesehen, dass die Gabel sehr weit eintaucht (zumindest bei den Maxima).

(8 ) Mein Yamaha-Händler - ein alter Rennstrecken-Hase, der in Oschersleben immer noch 1:38 mit der R6 fährt - sagte mir folgendes: Das Motorrad ist nicht direkt deswegen weggerutscht, weil ich Gas wegnahm, sondern wegen folgendem:
(a) Gaswegnehmen in der Kurve hat einen ähnlichen Effekt wie Bremsen in der Kurve: Größerer Bogen/Aufstellmoment
(b) Um das auszugleichen lenkt man dann - evtl. unbewusst - noch stärker ein. Dadurch fährt man noch näher an der Reifenkante oder darüber, und das Rad kann wegrutschen.

Vielleicht, sagte er, war ich aber auch einfach zu schnell und schräg.

[Sledge]

(a) Gaswegnehmen in der Kurve hat einen ähnlichen Effekt wie Bremsen in der Kurve: Größerer Bogen/Aufstellmoment
...
Vielleicht, sagte er, war ich aber auch einfach zu schnell und schräg.

Da fällt mir der gute alte Kammsche Kreis ein....

Vielleicht warst du bildlich gesehen schon links oder rechts am Ende des Kreises mit deiner Schräglage. Durch das Gas wegnehmen (gleichzusetzen mit Bremsen) hast du noch ne Schippe Kohlen draufgelegt und warst ausm Kreis raus
Demzufolge würde zu schräg und zu schnell schon ganz gut passen