Armin hat geschrieben:Woher weisst du was der richtige Bremspunkt ist?
Durch wiederholtes Ausprobieren. Ich fange mit ziemlich frühen Bremspunkten an, und merke sie mir. Dann verschiebe ich die Bremspunkte vorsichtig weiter nach hinten. Ich merke mir dabei immer, wie der Bremspunkt funktioniert hat, insbesondere wieviel Spielraum ich noch hatte. Nach ein paar Turns weiß ich dann ziemlich gut, wann ich spätestens bremsen sollte. Es kommt dann auch nur noch selten vor, dass einer noch später bremst. Und wenn doch, dann ging es für denjeniegen schon ein paar mal nicht gut aus (ohne mein Dazutun).
Armin hat geschrieben:Niemand sprach von Panik
Armin hat geschrieben:Ich hab eine Zeitlang immer bis 3 gezählt wenn das Hirn nach der Bremse geschrien hat;-)
Für mich klang das sehr nach Panik. Man kann es auch Auslöser für Überlebensreaktionen (survival reactions) nennen so wie Keith Code. Sowas führt bei vielen Menschen zu Verkrampfung oder anderen Nachteilen. Kann man sehr schön in Band 2 von Keith Code nachlesen.
Armin hat geschrieben:Wenn du das für Blödsinn hälst wieso wirfst du das Buch nicht gleich weg?
Ich halte seine Darstellung der Einlenkpunkte nicht für Blödsinn, nur für etwas übertrieben. Ich werfe die Bücher nicht weg, weil da sehr viele spitzenmäßige Fahrtechniken für die Rennstrecke drin stehen. Sie gehören in den engsten Kreis meiner Lieblingsbücher. (Im englischsprachigen Original. Vorher hatte ich mal die Übersetzungen ausgeliehen, die fand ich nicht besonders gut.)
Armin hat geschrieben:Es ist nicht immer leicht. Aber auf der Bremse kannst du Rennen gewinnen oder verlieren. Du musst wissen wo du einlenkst, das ist das um und auf der ganzen Linie. Je schneller du im Kurvenscheitel bist desto schneller bist du am Kurvenausgang. Wenn du zum gleichen Zeitpunkt mit 10-15 kmh mehr zu beschleunigen beginnst kannst du dir selbst ausmalen was das für die Gerade bedeutet.
Dem stimme ich so ziemlich zu. Aber bei den meisten Kurven ist die Geschwindigkeit am Ausgang wichtiger als die am Eingang. Besonders wenn danach eine lange Gerade kommt. Das Problem beim Spätbremsen ist, dass es oft auf Kosten von v_Ausgang geht.
Armin hat geschrieben:Wenn man
- die Kurve richtig anfährt, ich meine nicht zu weit links oder rechts
Könnte man eventuel sagen, dass damit der Einlenkpunkt beschrieben ist?;-)
Aber nur die eine Koordinate davon. Fehlt noch die zweite...
Armin hat geschrieben:Hat deine Mühle keinen Drehzahlmesser?
Doch. Aber wenn ich ihn vor der Kurve als Tacho benutzen wollte, könnte ich gleich auf den Tacho kucken. Kurz vor und beim Einlenken ist der Blick in die Kurve für mich sehr wichtig. Ich habe dann keine Zeit auf die Instrumente zu kucken. Dieser Blick in (oder manchmal sogar hinter) die Kurve hilft mir, den richtigen Einlenkpunkt zu finden. Im Gegensatz z. B. zum Bremspunkt weiß ich nämlich oft nicht, wo er ist, sondern muss ihn jedesmal neu finden. Mit der oben beschriebenen Methode treffe ich ihn aber meistens zu meiner Zufriedenheit.
Armin hat geschrieben:Vergiss das ewige "weit vorausschauen".
Auf keinen Fall! Neben der Lockerheit ist das für mich das Allerwichtigste beim Motorradfahren. Diese Empfehlung von Dir finde ich noch schlimmer als das bis 3 Zählen
Armin hat geschrieben:Was machst du wenn du den Blick 300 meter vor dem Bike hat und in dem Moment bremst sich einer von der Seite rein.
Vielleicht ihn in der Kurve oder beim Rausbeschleunigen überholen. Aber 300 m ist eh ziemlich hoch gegriffen. Ich glaube nicht, dass ich vor einer Kurve oft soweit vorausschaue.
Armin hat geschrieben:Du definierst deine Vorsätze(schnell und spät einlenken) obwohl das Einlenken für dich nicht massgeblich ist. Hört sich für mich widersprüchlich an.
Großes Missverständnis! Ich halte das Einlenken für sehr, sehr wichtig. Deswegen versuche ich im Moment des Einlenkes die volle Konzentration dafür frei zu haben. Aber ich habe halt gemerkt, dass bei mir obige Einlenkmethode oft besser funktioniert, als eine markante Stelle als Einlenkpunkt benutzen zu wollen. Oft ist da, wo man Einlenken muss, ja auch gar keine markante Stelle. Es gibt aber auch Kurven, wo ich einen definierten Einlenkpunkt habe. In Oschersleben fallen mir dazu sofort 2 Kurven ein, vielleicht sind es mehr.
Armin hat geschrieben:Du musst lernen, deine Aufmerksamkeit auf das wesentliche zu beschränken.
Ganz genau das ist eines meiner wichtigsten Ziele.
Armin hat geschrieben:Du nimmst das Motorengeräusch als Indikator für den richtigen Speed. Hör auf damit. Das ist keine wirkliche Messung.
Aber der Schrei Deines Gehirns + dann bis drei zählen ist ein präzises Messinstrument, was?
Armin hat geschrieben:Schau auf den Drehzahlmesser. Das kostet nicht wirklich Aufmerksamkeit und du weisst, dass du richtig dran bist. Die Werte dazu erfährst du dir im Training.
Ich weiß nicht, vielleicht funktioniert es ja bei Dir. Bei mir funktioniert mein Vorgehen jedenfalls besser. Trotzdem kann ich Deins ja nochmal probieren (habe ich aber schonmal probiert).
Armin hat geschrieben:Vergiss das weite Vorausschauen. Was juckts dich wenn 200 Meter vor dir 2 andere fighten.
Auf sowas achte ich nicht. Ich schaue hauptsächlich auf den Streckenverlauf.
Armin hat geschrieben:Die Streckenführung musst du im Schlaf kennen, da brauchst nicht vorausschauen, ebenso die Bremspunkte und Einlenkpunkte.
Klar muss ich die Streckenführung im Schlaf kennen. Trotzdem ist das weite Vorausschauen extrem wichtig. Hast Du schonmal einen Onboard-Film gesehen, der Rossi von vorne zeigt? Der kuckt auch sehr weit voraus, noch weiter als ich. Aber ist mir eigentlich ziemlich egal, wohin der kuckt. Ich merke, dass für mich das weite Vorausschauen sehr wichtig ist.
Einige Dinge sehen wir ziemlich gleich. Ich glaube, das mit dem Einlenken sehen wir gar nicht so verschieden. Das mit dem bis 3 Zählen ist nicht mein Ding. Ich versuche lieber, mir beim Fahren möglichst viel Ruhe zu bewahren. Lies dazu vielleicht auch mal,
warum Rossi der "Doctor" genannt wird. Und dass Du das weite Vorausschauen nicht für extrem wichtig hälst, kann ich kaum fassen. Hammer.
Aber auf jeden Fall wünsche ich Dir immer gute Fahrt und viel Spaß!