Anneau du Rhin (19., 20.5.04): Training und Gelerntes


Renn- und/oder Sicherheitstraining - oder wie verbessere ich mein Fahrkönnen.
Michael


Anneau du Rhin (19., 20.5.04): Training und Gelerntes

#1

Beitrag von Michael » 25.05.2004 19:56

Meine Absicht mit diesem Beitrag ist Erfahrungen weiter zu geben, für die ich vieeel Lehrgeld bezahlen musste. Gefährlich war es auch. Also denn:

Das Training fing für mich spitze an. Mehrere super Leute kennengelernt. Motorradfahrer und Rennfahrer sind schon besondere Menschen. Die super Hilfsbereitschaft wurde mir am nächsten Tag eindrucksvoll bestätigt. Am zweiten Tag fuhr in der schnellsten Gruppe anscheinend nur einer schneller als ich. Er trainierte viel mit Toni Mang. Es ging alles sehr leicht für mich, ich wurde wohl etwas zu sorglos.

Dann der dritte Turn, zweite Runde. In den langsameren Kurven habe ich mich schon an reichlich Schräglage gewagt. Eigentlich kam es mir kaum noch vor wie ein Wagnis, die Reifen hafteten und ich war ganz locker.

Die vorletzte Kurve, sie ist die schnellste des Kurses. Die Schnellsten fahren da mit - ich schätze - 200 und schleifendem Knie durch. In der zweiten Runde wollte ich noch nicht ganz so schnell, aber 190 können es schon gewesen sein.

Eine kleine Konzentrationsschwäche - mir war die Linie nicht ganz gegenwärtig. Ich nahm etwas Gas weg. Dann nahm die Sache ihren Lauf...

Das Vorderrad rutsche weg. Ich fiel nicht tief, weil ich schon hohe Schräglage hatte. Erst rutschte ich, dann überschlug ich mich oft. Ich spürte mehrere dumpfe Schläge gegen Kopf und Rücken. Man sagte mir, das Motorrad flog zwei Meter in die Luft. Das Ganze soll verdammt spektakulär ausgesehen haben. Ich war bedient. :) mist

Die Sanitäter und der Arzt untersuchten mich lange. Zum Glück konnten sie keine ernsthafte Verletzung feststellen. Aber meine R6, wie die aussah! :cry:


Was ich daraus fürs Fahren gelernt habe:

(1) In schnellen (z. B. 190 km/h) Kurven, durch die man mit hoher Schräglage fährt (Knie schleift oder kurz davor), muss man das Gas ziemlich weit aufgedreht haben. Nur dann ist der Grip optimal. Man hat da ja einen hohen Gang (5. oder 6.) drin, d. h. das Drehmoment am Hinterrad ist ziemlich gering. Damit der Grip optimal ist, muss ja durch die dynamische Radlastverteilung ca. 60% des Gewichts auf dem Hinterrad sein. Der schnellste Fahrer bei dem Training (der Sportsfreund von Toni Mang) sagte mir:
- Er fährt im 5. Gang mit 3/4 Vollgas durch die schnellste Kurve von Anneau du Rhin (mit der neuen 1000er Kawasaki Ninja)
- Er lenkt da sehr spät ein, wo er schon fast meint, im Kiesbett zu sein. Dann lenkt er aber schnell ein. Im Endeffekt reduziert das bei gleicher Geschwindigkeit die Schräglage.


Ich wusste ja, dass man in hoher Schräglage auf keinen Fall bremsen sollte und das etwas Gas gut ist. Aber das es bei hoher Geschwindigkeit und Schräglage so viel Gas sein muss, wusste ich noch nicht. Lieber etwas langsamer in die Kurve reinfahren, aber dann in der Kurve das Gas ziemlich weit aufgedreht haben.

(2) Ende der zweiten Runde sind die Reifen noch nicht warm genug. In den langsamen Kurven konnte ich schon Knie schleifen. Aber in der sehr schnellen Kurve ist das Vorderrad sehr plötzlich weggerutscht. Keine Chance zum Reagieren gehabt. Herbert Speer, der Veranstalter des Trainings und selber häufiger Rennstrecken-Fahrer, sagte mir: Die ersten zwei Runden muss man noch mit geringer Schräglage fahren. Auch in der dritten sollte man noch vorsichtig sein. (Mein Unfall passierte ja Ende der zweiten Runde, höchstens Ende der dritten, ich weiß es nicht mehr ganz genau). Er rechnete kurz vor, dass sich Reifenwärmer schnell lohnen. Ich werde mir bald welche kaufen.

(3) In Hochgeschwindigkeitskurven ist Schluss mit lustig. Man darf sich da nicht die geringste Konzentrationsschwäche erlauben, wenn man schnell fährt. Der Sturz mit 190 war nämlich gar nicht mehr witzig. Viele haben danach heftige Brüche, manchmal auch Schlimmeres. Mein Schutzengel muss in dem Moment hellwach gewesen sein. Viele haben sich gewundert, dass mir nichts Ernsthaftes passiert ist. In den 80 km/h Kurven auf der Rennstrecke sind Stürze ziemlich harmlos. Wenn man da einen Fehler macht, geht's meistens nur ins Geld. Aber bei 190... man muss wohl nicht viel mehr dazu sagen. In Zukunft werde ich mich noch mehr vor und in den schnellen Kurven konzentrieren.

(4) Ich denke darüber nach, ob ich in schnellen Kurven überhaupt noch am Limit fahren sollte. Verdammt gefährlich. Ich denke auch nach, ob ich überhaupt nochmal auf Zeit oder im Wettkampf fahren soll. Wozu? Ich hätte bei dem Sturz sterben können, ist es das wert? Ich muss nicht mein Geld damit verdienen, es geht doch eigentlich nur um den Spaß. Und der ist bei mir in den langsamen Kurven sowieso größer als in den schnellen.

(5) Referenzpunkte: Sonst habe ich sie immer sehr ausgiebig benutzt, war fast abhängig davon. Diesmal ging es gut mit wenig Referenzpunkten. Aber in der schnellen Kurve hätte ich sie stärker benutzen sollen. Dann wäre mir der Fehler da wohl nicht passiert.

(6) Wenn die Reifen soviel Grip haben, dass man in langsamen Kurven problemlos Knie schleifen kann, heißt das nicht, dass der Grip auch zum Knieschleifen in schnellen Kurven reicht. Obwohl die Fliehkraft ja bei gleicher Schräglage gleich sein sollte. Hängt vielleicht damit zusammen, dass das Fahrwerk bei hoher Geschwindigkeit ggf. Unebenheiten schlechter ausgleicht.


Hier zur Abwechslung auch noch was, das ich richtig gemacht habe (ich war ja wohl nicht ohne Grund der zweitschnellste in der schnellsten Gruppe): Möglichst früh nach dem Bremsen vor/in einer Kurve sollte man sanft wieder Gas geben. Das habe ich sehr gut hinbekommen, wodurch ich schnell und logischerweise sehr schräg durch die Kurven fahren konnte. Auch die Kurvenausgangsgeschwindigkeit ist dadurch hoch. Das mit dem frühen Gas geben werde ich beibehalten. Bei hoher Schräglage im niedrigen Gang darf man natürlich nicht viel Gas geben, aber im hohen Gang sollte man ziemlich viel Gas geben.


Zum Schluss auch noch was Gutes: Mein Händler hatte Mitleid mit mir und hat mir einen Spitzen-Super-Wahnsinns-Schleuder-Preis für eine nagelneue R6 gemacht. :D

Mich würde besonders Feedback zu (1) interessieren. Wie sehen andere das? Die Leute, mit denen ich bis jetzt darüber gesprochen habe, sehen es ungefähr so wie von mir zusammengefasst.


P.S.: Bilderken reiche ich nach, sobald sie bei Sportfoto Trescher im Internet stehen.
Zuletzt geändert von Michael am 26.05.2004 23:45, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Screw
SV-Rider
Beiträge: 3667
Registriert: 16.10.2002 23:23
Wohnort: Braunschweig
Kontaktdaten:

SVrider:

#2

Beitrag von Screw » 25.05.2004 22:40

Michel, zum Glück ist dir nicht wirklich viel passiert! Das wirst du bestimmt häufig gehört haben und noch hören.

Da ich gestern mein aller erstes Renntraining in der "Krabbelgruppe" heil überstanden habe und in den letzten Sessions einige sogar 3 mal überrundet habe, war dein Kommentar im anderen Thread ersteinmal ein Schock. Aber ich bin wirklich froh, dass du dass so wegsteckst und auch schon wieder ein neues Mopi hast. Ich habe schon viele von deinen Berichten hier im Forum gelesen und freue mich auf weitere. Hoffentlich mit besserem Ende! ;-)

Viel Spass weiterhin auf der Rennstrecke und ich wuensche dir, dass du aus dem Abflug soviel lernst, dass es nicht wieder so extrem wird, mit der Abfluggeschwindigkeit! Am besten bleiben wir alle maximal bei den kleinen Kiesbettausritten! ;-)
Lieben Gruß

Carsten

DMA


#3

Beitrag von DMA » 25.05.2004 23:13

(1) In schnellen (z. B. 190 km/h) Kurven, durch die man mit hoher Schräglage fährt (Knie schleift oder kurz davor), muss man das Gas ziemlich weit aufgedreht haben. Nur dann ist der Grip optimal. Man hat da ja einen hohen Gang (5. oder 6.) drin, d. h. das Drehmoment am Hinterrad ist ziemlich gering. Damit der Grip optimal ist, muss ja durch die dynamische Radlastverteilung ca. 60% des Gewichts auf dem Hinterrad sein. Der schnellste Fahrer bei dem Training (der Sportsfreund von Toni Mang) sagte mir:
- Er fährt im 5. Gang mit 3/4 Vollgas durch die schnellste Kurve von Anneau du Rhin (mit der neuen 1000er Kawasaki Ninja)
- Er lenkt da sehr spät ein, wo er schon fast meint, im Kiesbett zu sein. Dann lenkt er aber schnell ein. Im Endeffekt reduziert das bei gleicher Geschwindigkeit die Schräglage.

Ich wusste ja, dass man in hoher Schräglage auf keinen Fall bremsen sollte und das etwas Gas gut ist. Aber das es bei hoher Geschwindigkeit und Schräglage so viel Gas sein muss, wusste ich noch nicht. Lieber etwas langsamer in die Kurve reinfahren, aber dann in der Kurve das Gas ziemlich weit aufgedreht haben.

Ja dann versuche ich es mal:

Erst mal gut das dir nicht mehr passiert ist, ich war selber einen Monat zuvor auf der selben Rennstrecke in ADR mit Speer Raicing, wirst du wohl kennen nehm ich mal an. Ich bin in der schnellsten Instruktorgruppe mitgefahren, wir waren 5 Maschinen, drei DUCs und zwei Hayabusas, eben mein Kumpel und ich. Meinen Mitstreiter hat es dabei in der sehr schnellen Doppelkombination ganz hinten sehr heftig bei ca. 180 zerlegt, die Maschine flog nach Zeugenaussagen ca. 3 Meter steil nach oben, er selber hat 5 komplett gebrochene Rippen, zwei angebrochene Halswirbel, eine eingerissene Lunge, ein gebrochenes Schlüsselbein und ein kaputtes Knie...aber er ist schon wieder zuhause.

Nun zu meinen Erfahrungen zu deinem Punkt 1.

Da ich eine Hayabusa fahre, entfällt bei mir der 4-6 Gang in ADR. Ich fahre die gesamte Strecke im 1-3. Dabei habe ich in der sehr schnellen Kurve kurz vor der Zielgeraden ca. 230 drauf, auch mit schleifendem Knie, und wie du ganz richtig beschreibst mit sehr hoher Drehzahl...etwa so 9-11000 würd ich sagen, habe aber nicht genau drauf geantwortet, ich weiß nur ganz genau das ich vor der sehr scharfen rechts die dann kommt zwei Gänge runter muß, sonst krachts!

Auch bei sehr hoher Schräglage kann man noch unbedenklich bremsen, du darfst nur nciht zu machen, dann geht das Rad vorne natürlich weg, aber wenn man merkt das man doch ein wenig zu schnell ist, kann man auch in einer Kurve mit schleifender Verkleidung (ist bei der Haya leider auch möglich), noch mit der Vorderradbremse hantieren, geht zu 100% !

Ich schätze das deine Bremsung ein "Panikbremsung" war, genau in der Kurve sind an dem Tag wo ich dort war 4 Leute heftig abgegangen....man war das was los.

Erstaunlicherweise sind die Unfälle ausser bei meinem Kumpel nur in der Gruppe 1 und 2 gewesen, denn die sind alle ohne Instruktor gefahren weil sie wohl der Meinung waren die Strecke perfekt zu kennen oder weil sie 30 € sparen wollten.

Ich empfehle Jedem, so ein Renntraining mit zu machen, man lernt seine Grenzen kennen und vor allen dingen die der Maschine. Aber nur mit "Instruktor", sonst machts ehrlich für einen Anfänger keinen Sinn.

Olli


Bild

Kara


#4

Beitrag von Kara » 26.05.2004 1:03

SV Michel, ich bin froh, daß Du ohne heftigen körperlichen Schaden den Sturz überwunden hast - wobei ich mir denken kann, daß Du Prellungen hast, die nicht ohne sind (hatte ich schon bei einem Lowsider so zwischen 80 - 100). Also erstmal drück' ich Dir die Daumen, daß die Schmerzen nicht allzu lang anhalten.

Super das Angebot von Deinem Händler - gibt's denn ne niegel-nagel-neue R6?

Zu Deiner Analyse - speziell zu Punkt 1 - ist mir was unklar:
Wenn Du in Schräglage bei 190 vom Gas gegangen bist, hattest Du eine dynamische Radlastverschiebung nach vorne. Will heißen, Du hast plötzlich mehr Druck/Grip auf dem Vorderrad gehabt. Daraus resultierend weniger Grip am Hinterrad. Also hätte Dir doch eher das Hinterrad wegrutschen müssen.

Tschüß, kara

tpl
SV-Rider
Beiträge: 289
Registriert: 07.05.2002 9:07
Wohnort: 50 Erftstadt

SVrider:

#5

Beitrag von tpl » 26.05.2004 6:54

Tja, Glückwunsch zu deinem heil überstandenen Crash und Beileid zu deiner zerlegten R6.
Was lerne ich für mich daraus, wenn man am Limit fährt darf man keine Fehler machen, bzw wer nicht am Limit fährt(oder kann) darf sich noch Fehler erlauben.
Ich wünsch dir mit deinr neuen R6 sturzfreie 100000km auf der Rennstrecke.
Gruß Thomas

Benutzeravatar
Schakal
SV-Rider
Beiträge: 1159
Registriert: 22.04.2002 14:04
Wohnort: Deutschlands Mitte

SVrider:

#6

Beitrag von Schakal » 26.05.2004 8:16

Mensch Michel, du musst ja wahnsinniges Glück gehabt haben oder wie du selbst schon gesagt hast, einen guten Schutzengel, der sofort zur Stelle war.
Ich wünsche dir gute Besserung und eine sturzfreie Fahrt mit deiner neuen R6.

Ich darf doch mal:
Kara hat geschrieben:Wenn Du in Schräglage bei 190 vom Gas gegangen bist, hattest Du eine dynamische Radlastverschiebung nach vorne. Will heißen, Du hast plötzlich mehr Druck/Grip auf dem Vorderrad gehabt.
Mehr Grip würde ich nicht sagen, aber ansonsten ist die Aussage so weit korrekt.
Daraus resultierend weniger Grip am Hinterrad. Also hätte Dir doch eher das Hinterrad wegrutschen müssen.
Der erste Satz ist auch noch richtig, nur die Schlussfolgerung ist falsch.
Es ist eine enorme Kraft, die urplötzlich auf das Vorderrad wirkt. Und diese Kraft ist so groß, dass die Haftung des Reifens einfach nicht mehr ausreicht, um sie auf die Straße zu bringen, d.h., die Haftungsgrenze ist einfach überschritten und der Reifen rutscht weg. Das ist in etwa mit einer Schreckbremsung zu vergleichen. Das kann man auch üben, indem man mal auf einem geeigneten Gelände so stark die Vorderbremse zieht, dass das Rad kurz blockiert. (Aber bitte nur so kurz wie möglich am Bremshebel ziehen und ihn sofort wieder gehen lassen, sonst liegt man ganz schnell.)

SanDee


#7

Beitrag von SanDee » 26.05.2004 9:44

Hi Michel!

Freut mich wirklich zu hören, daß es ja dennoch so gut ausgegangen ist. Auch wenn es nicht angenehm ist, höre ich meist lieber von Leuten, die mit 200 auf der Rennstrecke abgestiegen sind, als von Leuten, die auf der Landstraße mit 50 die Leitplanke "geküßt" haben. Auch wenn Deine R6 kaputt ist, Dir ist zumindest nichts passiert!

Nachdem ich so viel über den "Micky-Maus-Kurs" Anneau du Rinh gehört hatte, habe ich mich doch über einige Stellen gewundert, als ich sie dann gefahren bin. In "Deiner" Kurve ist bei uns auch einer abgestiegen, noch gefährlicher finde ich persönlich aber das "Geschlängels" vor dem U-Turn auf der entgegengesetzten Seite. Als ich "Deine" Kurve das erste Mal auf dem Knie gefahren bin, habe ich mich ganz ehrlich gesagt auch etwas über meinen eigenen Mut erschrocken..... Insgesammt finde ich AdR zum warmfahren sehr schön, aber ich weiß nicht, ob es wirklich so geeignet ist, um mit der Moped auf Zeitenjagt zu gehen. Durch die Auktionärsfahrten jeden Abend entspricht das Gripniveau doch nicht ganz dem, was man auf anderen Strecken gewohnt ist.

Aber nun der Kommentar zu 1) (Du willst es ja nicht anders ;))
SV Michel hat geschrieben:(1) In schnellen (z. B. 190 km/h) Kurven, durch die man mit hoher Schräglage fährt (Knie schleift oder kurz davor), muss man das Gas ziemlich weit aufgedreht haben. Nur dann ist der Grip optimal.
Warum? Du mußt das Motorrad auf "Zug" halten, aber wie viel ist doch eigentlich egal, solange es gleich bleibt, oder stärker wird. Durch den "Wheelspin" beschreibt Dein Hinterrad ja immer einen größeren Radius wie Dein Vorderrad, das stabilisiert natürlich auch. Was sagte der Supermoto-Trainer: "wenn du zu schnell bist, gib noch mehr Gas" Ist natürlich extrem, aber zumindest beim Supermoto funktioniert es gut.
Gas wegnehmen ist ganz schlecht, bringt Unruhe ins Fahrwerk und kommt fast einer Bremsung gleich. Aber sogar wenn Du die Kupplung ziehst, fehlt Dir der Schlupf am Hinterrad, und das Hinterrad beschreibt einen kleineren Radius. Das hat natürlich auch auswirkungen aufs Vorderrad.
SV Michel hat geschrieben:- Er lenkt da sehr spät ein, wo er schon fast meint, im Kiesbett zu sein. Dann lenkt er aber schnell ein. Im Endeffekt reduziert das bei gleicher Geschwindigkeit die Schräglage.
Ich denke aber dieser "eckige Fahrstil" ist in erster Linie für 1000er gut. Weder die R6 und erst recht nicht die SV hat so viel Kraft... Klar wollen auch wir früh ans Gas, aber der runde Fahrstil kommt der mangelnden Motorleistung etwas entgegen.

Aber noch was zu Hochgeschwindigkeitskurven:
Ich habe so was zuerst am Nürburgring kennengelernt. Der Knick im Hatzenbach vor der Schikane ist die schnellste Stelle am NBR, mit der SV fährst Du so ca. 210-220, mit anderen Mopeds natürlich noch schneller. Früher hätte ich mir auch nicht träumen lassen, daß ich an so einer Stelle mal voll 'reinhalten würde. Beim Seriensportlauf ist mir an der Stelle in der Dauerprüfung durch eine etwas verkorkste Linie sogar das Hinterad gerutscht. Eine befreundete R6-Fahrerin war richtig erschrocken. Es ist schon etwas grenzwertig, aber wenn man sich nicht erschreckt, dann geht so was meist gut.
Wenn ich auf der Strecke bin, dann mache ich mit nur wenig Gedanken, über die Gefahr, auf der Landstraße sieht das schon andes aus! Bei mit kommt da viel vom Bauch. Wenn ich mich beim Fahren gut fühle, dann fahre ich auch schnell. So mache ich auch keine Unterschiede zwischen langsamen und schnellen Kurven.
Eine Kurve, bei der ich mich eine ganze Weile nicht gut gefühlt habe, war die Tripple in OSL. Da hatte ich keine richtigen Anhaltspunkte. Man muß ja fast blind in die Kurve 'reinfahren... Naja, jetzt gehts auch da, und das Bauchgefühl ist wieder gut ;)

Michael


#8

Beitrag von Michael » 26.05.2004 10:24

8O Schon so viele Antworten? Danke für die Anteilnahme und die guten Wünsche! :)

> Bremsen in schnellen Kurven bei hoher Schräglage
Puuh, also ich habe da nicht gebremst. Ich bin mir sehr sicher. Erst recht keine Panikbremsung. Nur Gas weggenommen. Ein bisschen Gas habe ich sogar noch stehen lassen. Dass ich dabei gestürzt bin, hat mich sehr überrascht. Aber wie gesagt: Die Reifen waren sehr wahrscheinlich noch nicht warm genug.

DMA, hast Du selber denn mal mit schleifendem Knie in der schnellen, vorletzten Kurve in AdR gebremst? Oder nur in anderen Kurven? In den langsameren Kurven davor hatte ich ja auch keine Probleme mit dem Grip. Nur in der vorletzten. Wenn es in der vorletzten war: Mit welchem Reifen und in welcher Runde?

Sorry, aber ich habe sehr große Schwierigkeiten zu glauben, dass man in der Kurve mit Knie am Boden bremsen kann. Du würdest doch bestimmt auch sagen, dass bremsen bei hoher Schräglage sehr gefährlich ist? Ich bremse bei hoher Schräglage (Knie am Boden) nie, ich habe da sogar immer etwas Gas offen. Wie groß bist Du? Vielleicht ist das Knie bei Dir eher am Boden. Ich bin nur 1,73 m.

> wegrutschendes Vorder- oder Hinterrad
Ich denke, was Schakal geschrieben hat, geht schwer in die richtige Richtung.

Man sieht ja manchmal Fotos, wo einer mit etwas Schräglage und Vorderrad in der Luft aus einer Kurve beschleunigt (z. B. in Twist of the Wrist II, Kapitel 13). Da ist gar kein Gewicht auf dem Vorderrad, trotzdem rutscht es nicht weg. Es würde eher das Hinterrad wegrutschen, wenn er noch mehr Gas gibt, weil dessen maximale Reibungskraft überschritten wird.

Kara, haben wir Dich jetzt völlig verwirrt oder wird's klarer?
Kara hat geschrieben:Super das Angebot von Deinem Händler - gibt's denn ne niegel-nagel-neue R6?
Das sehe ich auch so, ja ist ganz neu. Ich werde mich auch gleich mal bei ihm bedanken. Und ich will ihn auch mal fragen, wie er solche Kurven fährt. Der ist nämlich immer noch verdammt schnell (Oschersleben in 1:38 mit der R6), obwohl er nicht mehr viel trainiert.


Oh, von SanDee kam ja auch gerade eine Antwort. :) Die werde ich mir heute Abend in RUhe zu Gemüte führen. :wink:

SanDee


#9

Beitrag von SanDee » 26.05.2004 12:20

DMA hat geschrieben:Auch bei sehr hoher Schräglage kann man noch unbedenklich bremsen, du darfst nur nciht zu machen, dann geht das Rad vorne natürlich weg, aber wenn man merkt das man doch ein wenig zu schnell ist, kann man auch in einer Kurve mit schleifender Verkleidung (ist bei der Haya leider auch möglich), noch mit der Vorderradbremse hantieren, geht zu 100% !
Ich weiß nicht, aber wann bei einer Haya die Verkleidung schleift, aber ab einer gewissen Schräglage sollte man tunlichst die Finger von der Bremse lassen! Ich bremse auf der Strecke auch bis tief in die Kurve 'rein, in der Nähe des Scheitelpunktes hat der Reifen einfach schon genug mit der Seitenführungskraft zu tun, als daß ich ihm auch noch Verzögerung zumuten möchte. (Kamm'scher Kreis) Mich wundert sowieso, was die Reifen noch alles halten...
Wenn ich fertig mit bremsen, einlenken und einkuppeln bin, gebe ich Gas! Ich habe keine Lust, mitten in der Kurve noch eine Lastwechselreaktion zu bekommen!

Hihi, ich hab auch nochmal ein Bild angehangen, gefällt mir so gut :wink:

Bild

@SVMichel: Übrigends habe ich in OSL jetzt die Bodenwelle in der Ultimo gefunden, außerdem noch eine in der Trippel, die mich ziemlich durchgeschüttelt hat.

Michael


#10

Beitrag von Michael » 26.05.2004 23:16

SanDee hat geschrieben:Insgesammt finde ich AdR zum warmfahren sehr schön, aber ich weiß nicht, ob es wirklich so geeignet ist, um mit der Moped auf Zeitenjagt zu gehen. Durch die Auktionärsfahrten jeden Abend entspricht das Gripniveau doch nicht ganz dem, was man auf anderen Strecken gewohnt ist.
:idea: Oh, ja. Das wird auch zu dem Sturz beigetragen haben. :?
SanDee hat geschrieben:
SV Michel hat geschrieben:(1) In schnellen (z. B. 190 km/h) Kurven, durch die man mit hoher Schräglage fährt (Knie schleift oder kurz davor), muss man das Gas ziemlich weit aufgedreht haben. Nur dann ist der Grip optimal.
Warum? Du mußt das Motorrad auf "Zug" halten, aber wie viel ist doch eigentlich egal, solange es gleich bleibt, oder stärker wird.
Bis vor dem Sturz dachte ich auch, dass ein bisschen Gas auch in schnellen Kurven (5. oder 6. Gang) reicht. Ich bin darin jetzt nicht ganz sicher. Aber jedenfalls: 60% Gewicht hinten, 40% vorne ist optimal für den Grip. Im hohen Gang braucht man dafür mehr Gas als im niedrigen.
Aber gut möglich, dass der Sturz weniger daran lag als am nicht so tollen Grip in AdR. Ich habe dem Grip getraut, weil ich problemlos mit sehr hoher Schräglage durch die langsamen Kurven fahren konnte.
SanDee, was sagst Du zu meinem Punkt (6)? Siehst Du das auch so?

> Eckiger Fahrstil nix für kleine Moppeds
Er bringt aber auch den Vorteil, dass bei gleicher Geschwindigkeit die maximale Schräglage in der Kurve geringer ist. In "meiner" Kurve hätte das vielleicht den Sturz vermieden.

> Tripel-Links
Was für eine Linie fährst Du da durch? Die Bodenwelle darin habe ich auch bemerkt. Ziemlich am Ende kommt die, ne?

Übrigens: Schönes Foto!


DMA, was das Bremsen bei hoher Schräglage anbelangt liegst Du also 1:2 zurück. Es widerspricht allem, was ich bisher praktisch erfahren habe und auch der Theorie (z. B. Kammscher Kreis). Ich rate Dir dringend, mit der Bremse in hoher Schräglage sehr vorsichtig zu sein. Wenn einer vor mir die Kurve zugeparkt hat, habe ich manchmal das Mopped etwas aufgerichtet und dann gebremst. Das geht. Aber mit Knie am Boden bremsen - uiuiuiui!
Zuletzt geändert von Michael am 27.05.2004 0:17, insgesamt 6-mal geändert.

Sledge


#11

Beitrag von Sledge » 26.05.2004 23:35

Michel steig doch um auf die Einäugigen ähhh nee Einzylindrigen....
Racen kannste, Schräglage bis zum abwinken, Fun sicherlich auch,

das einzige was fehlt sind die Hochgeschwindigkeitsabschnitte...



MfG Sledge, der am WE nen Supermotoeinsteigerkurs mitmacht :D

SanDee


#12

Beitrag von SanDee » 27.05.2004 9:30

SV Michel hat geschrieben:Bis vor dem Sturz dachte ich auch, dass ein bisschen Gas auch in schnellen Kurven (5. oder 6. Gang) reicht. Ich bin darin jetzt nicht ganz sicher. Aber jedenfalls: 60% Gewicht hinten, 40% vorne ist optimal für den Grip. Im hohen Gang braucht man dafür mehr Gas als im niedrigen.
Das mit dem 40/60 verstehe ich nicht wirklich, wo steht das? Du weißt ja, daß ich weniger Fachbücher lese, Bildung durch SVrider-Forum :wink: Ich meine das hieße ja bei einem Tourenmoped, das von Haus aus schon 40/60 hat, man rollt am besten mit Kupplung durch die Kurve...
Ich finde die Theorie mit dem Wheelspin einleuchtender. Dazu kommt noch, wenn Du Dein Hinterrad durch Beschleunigung belastest, ist es wahrscheinlicher, daß das Moped zuerst hinten rutscht, was ja bedeutend einfacher zu beherrschen ist, als ein Vorderradrutscher.
Ich habe noch nie von jemandem gehört, das sicht hingelegt hat, weil er zu wenig Gas in der Kurve gegeben hat, wohl aber von einigen, die in der Kurve Gas weggenommen haben, und sich dadurch gelegt haben.
SV Michel hat geschrieben:Aber gut möglich, dass der Sturz weniger daran lag als am nicht so tollen Grip in AdR. Ich habe dem Grip getraut, weil ich problemlos mit sehr hoher Schräglage durch die langsamen Kurven fahren konnte.
SanDee, was sagst Du zu meinem Punkt (6)? Siehst Du das auch so?
Ich habe ja nach Ostern einen Avon-Track-Day in AdR mitgemacht. Ich fand die Strecke für einen Reifenhersteller sehr ungünstig gewählt. Bei uns gab es einige Stürze, die natürlich schnell auf die Reifen geschoben wurden. Ich persönlich glaube, daß in AdR der Grip ja nach Stelle sehr unterschiedlich sein kann. So wie ich gehört habe, fahren eben nicht regelmäßig Kehrmaschinen über die Strecke....

Zu 6)
Ich glaube, daß man in schnellen Kurven wesentlich weniger Zeit hat, seine eigenen Fehler zu korrigieren, es kann natürlich auch noch sein, daß das Fahrwerk etwas mehr gefordert wird. Die Sturzursache be Dir wird aber ziemlich sicher nicht die Reifentemperatur sein, sondern wesentlich wahrscheinlicher ist die Strecke und Dein Gaswegnehmen.
Wenn mich nicht alles täuscht, fährst Du den Metzeler Rennsport in RS1/RS2?! Der gleiche Reifen wird im Seriensport auch sehr oft eingesetzt, und da sind Reifenwärmer NICHT erlaubt. Die Spitze der Klasse 1 (1000er) ist in OSL 1:41 in der Startrunde gefahren, und das ohne Sturz! Vorher gabs nur ne Besichtigungsrunde, danach Vorstart mit Einführungsrunde. Man kann also sagen nach 1/2 Runden kann man den Reifen schon sehr gut belasten. Am Nürburgring fehlte sogar die Besichtigungsrunde, und in der ersten Renn-Runde wird sofort mit 260 durch den Hatzenbach geknallt....
SV Michel hat geschrieben:> Tripel-Links
Was für eine Linie fährst Du da durch? Die Bodenwelle darin habe ich auch bemerkt. Ziemlich am Ende kommt die, ne?
Ja, ziemlich am Ende, hat mich aber ein paar Mal heftig erwischt, und das völlig ohne High-Speed-Einstellmöglichkeiten meines Fahrwerks :wink:
Ich fahre in einem Bogen durch, also ohne die "Barth-Ecken". Zum Schluß schneide ich beim umlegen den linken Curb, und mehr Zeit zum Schalten zu haben.

Michael


#13

Beitrag von Michael » 27.05.2004 21:10

Wie versprochen auch noch ein paar Bilder.

Bild Bild

Da war noch alles im Lack. Sieht doch ziemlich cool aus, oder?

Bild
Nach dem Sturz musste ich erstmal eine Runde meditieren.
Der R6 ging es gar nicht mehr gut.

Bild
Hinter mir ist der Doc. Der kuckt wohl, ob das Genick noch dran ist. :roll: :wink:
Die in weiß sind die Sanitäter. Coole Typen, waren echt nett.

Bild
Meine Lieblingsblumen gibt's da auch.
Zuletzt geändert von Michael am 27.05.2004 21:46, insgesamt 7-mal geändert.

jensel
SV-Rider
Beiträge: 5106
Registriert: 17.04.2002 18:07
Wohnort: Niederbiel

SVrider:

#14

Beitrag von jensel » 27.05.2004 21:13

Dasvorletzte Bild sieht krass aus. Michel sitzt und Mopped liegt. Freut mich, dass Dir echt nix passiert ist!

[edit]
Ey Michel! Jetz isses das zweite Bild :)

Michael


#15

Beitrag von Michael » 27.05.2004 21:47

Kannst Du nicht zählen? Das dritte! :lol: :wink: :wink:

Ich feile halt immer noch gerne ein bisschen.

Antworten