Sicherheitstraining Erfahrungsbericht


Renn- und/oder Sicherheitstraining - oder wie verbessere ich mein Fahrkönnen.
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ici et ailleurs


Sicherheitstraining Erfahrungsbericht

#1

Beitrag von ici et ailleurs » 28.10.2003 22:50

Bonjour la zone,
mal wieder ein Bericht aus dem Westen, sprich aus Grossraum Paris.
Nachdem ich es nun schon ewig vor hatte, bin ich am Sonntag endlich mal dazu gekommen, ein Sicherheitstraining mitzumachen. Kostenpunkt 20EUR!! (es fehlt keine Null) inkl. Frühstück, Mittagessen, Versicherung und CB500 bzw. ER5 Fahrschulmotos. Organisiert wurde das Training von der FFMC (französischer Motoradfahrerverband). Finanziert wird das Training letztenendes von der Präfecture (also dem franz. Staat).
Nachdem der Staat sich engagiert, läst sich die Gendarmerie Fontainebleau auch nicht lumpen und stellt zwei ihrer Ausbilder für das Sicherheitstraining zur Verfügung. Nach der Theorie und einigen, teils erschreckenden Zahlen - von Januar 03 bis heute (26/10/03) 23 tötliche Mopedunfälle im Departement 77 - schluck - ging es dann ans eingemachte.

Über die Haltung auf dem Moped - Fussspitzen nach innen, Knie am Tank fest anliegend! Oberkörper locker! - bis zu der Frage wo schaue ich hin, wenn ich eine Acht zwischen zwei drei Meter auseinander liegenden Hütchen fahren soll. Kam ein Aha-Erlebnis nach dem anderen.
Ich schaue bei einem "extremslalom" natürlich auf die Hütchen. (Das hätte mir auch mal mein Fahrlehrer bei der Ausbildung sagen können) Man kuppelt den Motor niemals aus, wenn man langsam (Schritttempo) enge Kurven fährt. Ich fahre eine Kurve immer Aussen an und gehe erst nach Innen, wenn das Kurvenende in Sicht (machen übrigens auch die rennfahrer, bloss die haben meistens freie Sicht auf das Kurvenende).
Wenn bei einer Notbremsung das Hinterad blockiert (was ja passieren kann - besonders beliebt bei der Chopperfraktion), dann lasse das Rad blockiert - gibst du es wieder frei besteht akute Abfluggefahr! (Schade um Macadon-Reifen den wir am Sonntag gehimmelt haben) Wenn du eine Kurve zu schnell angehst, bleib am Gas und betätige mit Gefühl die Hinterradbremse (hier ist das Blockieren etwas ungesünder). Bremse niemals mit zwei Fingern - die Bremshebel sind für vier Finger ausgelegt, zudem reicht bei zwei Fingern der Hebelweg nicht aus für ein Notbremsung........ etc.

Kurz gesagt, ich kann nur jedem empfehlen ein Sicherheitstraining mitzumachen - es lohnt sich!
Und andere Leute lernt man auch noch kennen.

Amitiés motarde
A plus

ICI

SVS-Kyb


Re: Sicherheitstraining Erfahrungsbericht

#2

Beitrag von SVS-Kyb » 28.10.2003 23:36

Schön das Dir Dein Sicherheitstraining Spaß gemacht hat, ich werde nächstes Frühjahr wahrscheinlich auch wieder eins machen. :wink:

ici hat geschrieben:Man kuppelt den Motor niemals aus, wenn man langsam (Schritttempo) enge Kurven fährt.
Aber man sollte auch nicht immer alles sofort für bare Münze nehmen... diesen Satz finde ich z.B. so nicht ganz richtig... denn wenn ich langsame* Kurven fahre, dann kuppel ich sehr wohl aus. Oder wie bekommst Du den Schub durch die Leerlaufdrehzahl in den Griff?



* Mit langsam meine ich Geschwindigkeiten von unter einem halben Meter pro Sekunde.

Kara


#3

Beitrag von Kara » 29.10.2003 9:46

Ici, danke für den Bericht.

Wichtig finde ich die Anmerkung, ein blockierendes Hinterrad einfach blockiert lassen, weil man sonst ev. (!) einen Abflug machen kann.

Das wußte ich auch nicht und hab's erst beim Safety-First-Team (übrigens sehr empfehlenswert) gelernt.

Die haben das so erklärt:
wenn bei blockierendem Hinterrad plötzlich die Bremse gelöst wird, bekommt das Rad wieder voll Griff und im ungünstigsten Fall kann das einen unschönen Highsider produzieren. Die Erklärung erscheint mir logisch.

Tschüß, Kara

ici et ailleurs


#4

Beitrag von ici et ailleurs » 29.10.2003 22:37

Salut SVS-KYB,
das mit dem Standgasfahren bzw. ein Tick mehr als Standgas ist eben genau der Trick. Ich habe genau das gleiche gedacht.
Wenn du zum Beispiel auf einer engen Strasse wenden willst, dann suchst du dir einen imaginären Punkt in der Strassenmitte und fährst einen Kreis um diesen Punkt. Dabei schaust du permanent auf den Punkt in der Mitte der Strasse (vorher natürlich schauen, ob ein "feindliches" Fahrzeug im Anmarsch ist). Wenn du dabei den Gaszug ganz leicht unter Spannung hälst, kommst du sogar mit der SV sauber herum, hab ich Abends noch ausprobiert. Mit 'ner CB500 ist das ganze etwas natürlich einfacher, weil weniger Drehmoment und geringeres Spiel im Getriebe.
Die Motoradflics machen die gleichen Übungen mit einer R1150 - da dürfte das Drehmoment noch etwas grösser sein als bei der SV.

Also Bonne route

ICI Paris

Schubser


#5

Beitrag von Schubser » 30.10.2003 11:03

Kann so ein Training auch jedem empfehlen !!! Bei meinem Training waren dann noch so spaßige Sachen dabei wie mit 70 KM/h über einen Autoreifen fahren (natürlich ohne Felge) oder in der Kurve quer zur Fahrbahn liegende Holzbretter in Schräglage überfahren. Diese Übungen sollten die Angst nehmen auch mal einfach über ein Hindernis rüberzufahren als immer gleich versuchen auszuweichen. Die Gefahrenbremsung auf Sand oder Rollsplit mal zu üben, war auch eine ganz interessante Erfahrung. Hat alles viel Spaß gemacht und den Sinn eines solchen Trainings nicht verfehlt.
Bis denne

ici et ailleurs


#6

Beitrag von ici et ailleurs » 30.10.2003 21:55

naja, bei 70 übern Autoreifen fahren...mmm...naja...wenn ich die Physik walten lasse, Trägheitskraft, insbesondere Trägheitsmoment der drehenden Räder, Impuls,..., dann sollte dass wirklich machbar sein.
250Kg bei 70km/h, da verformt sich der Autoreifen und huppelst drüber.

Aber erzähl das mal meinem Unterbewusssein - ich glaube, da brauche ich noch ein paar Trainings...

ICI Paris

Schubser


#7

Beitrag von Schubser » 30.10.2003 22:41

Gut gerechnet !!!! Funzt einwandfrei !!! Der Reifen wird wirklich so zusammengepreßt, dass ein Überfahren ohne Probleme möglich ist. Ich hab vorher aber auch kurz gerechnet :lol:
Bis denne

SVS-Kyb


#8

Beitrag von SVS-Kyb » 31.10.2003 13:35

@ici

Das mit dem Wenden ist ja alles schön und gut, aber ich bleibe bei meiner Meinung: Wenn Du wirklich langsam fahren willst, kommst Du mit dem Standgas und ohne auszukuppeln nicht hin... da bist Du doch viel zu schnell. Oder quälst Du Motor/Bremsanlage durch Bremsen im eingekuppelten Zustand? :roll:

Lorbas


#9

Beitrag von Lorbas » 31.10.2003 21:55

um richtig langsam zu fahren, bremse ich mit der hinterbremse und spiele mit der kupplung. drehzahl bei etwas mehr als 1500.
beim wenden wirds etwas schwierig aber da versuch ich weniger mit der kupplung zu spielen, da man so einen gleichmässigeren radius fahren kann.

ici et ailleurs


#10

Beitrag von ici et ailleurs » 31.10.2003 21:56

Naja, wenn du mit fussabsetzen wendest, dann geht es natürlich auch mit auskuppeln!! (So, wie ich bisher auch gewendet habe und meisten anderen bei dem Kurs auch. Die Frage bei jedem: Eh, wie, eh, ohne kuppeln??)

Aber sag mal, wie hoch hast denn du denn dein Stangas eingestellt? Also wenn ich bei 1100/min im ersten Gang die SV tuckern lasse, dann fahre ich vieleicht 3 oder 4 km/h. (also gemütliche Schritttempo (ich glaube mit drei t nach der neuen Rechtschreibung, oder?)).
Probiers einfach mal aus, ohne Kupplung zu wenden. Denk an den Trick mit dem immaginären Kegel in der Mitte der Strasse. Schauh diesen Punkt immer an, d.h. dein Kopf ist um 90° nach links gedreht (ausser du wohnst in GB, dann eher nach rechts). Beim wenden ist wichtig, dass du gleichmässig ein kleinen Tick am Gas hängst - also 1120/min und nicht 3000/min.



Bon Courage
ICI Paris

ici et ailleurs


#11

Beitrag von ici et ailleurs » 31.10.2003 22:08

Lorbas,
eh, verstehe ich das richtig? Wenn du auf der Geraden Scritttempo fährst, dann bremst du, gibst Gas und kuppelst gleichzeitig leicht aus?
Ich glaub ich wechsel in die Zubehörindustrie!!!! Carbone Loraine hat hier ja irgendwo auch ein Werk....

ICI Paris

Lorbas


#12

Beitrag von Lorbas » 31.10.2003 22:37

jo mach ich.
aber nur wenns wirklich sehr langsam sein soll.
und wofür brauch man die hr bremse denn sonst ?

SVS-Kyb


#13

Beitrag von SVS-Kyb » 01.11.2003 7:57

ici hat geschrieben:Also wenn ich bei 1100/min im ersten Gang die SV tuckern lasse, dann fahre ich vieleicht 3 oder 4 km/h. (also gemütliche Schritttempo).
Standgas ist bei mir um die 1400u/min, und das ist im ersten Gang deutlich mehr als Schritttempo... außer Du hast so lange Beine, daß Du in der NBA mitspielst. :wink:

Naja, soll halt jeder so machen, wie er meint, daß es gut ist... ich komm inzwischen beim Wenden (kleinstmöglicher Radius, deutlich unter Schrittgeschwindigkeit, ohne Füße abzusetzen) mit Kupplungseinsatz mit der SVS fast immer an den Lenkanschlag - mit der SVN klappt das sowieso besser.

Michael


#14

Beitrag von Michael » 02.11.2003 17:23

"Fussspitzen nach innen" - Nicht unbedingt. Beim schnellen Fahren - was ich eigentlich nur noch auf der Rennstrecke mache - habe ich meistens folgende Fußposition:
- Fußballen auf der Raste
- Hacke liegt am Motorrad an
- Zehen zeigen etwas nach außen, aber sind dabei nicht weiter außen als das äußere Ende der Fußraste

Bei der Position fühle ich mich am Wohlsten. Und auf der Rennstrecke kommt folgendes hinzu: Da ich eher klein bin, bekomme ich das Knie sonst manchmal nicht weit genug nach außen, um durch Ertasten des Apshalts die Schräglage zu bestimmen. Wenn die Zehen etwas nach außen zeigen, kriegt man das Knie auch weiter nach außen. Ich meine, gestern diese Fußposition auch mehrmals beim MotoGP-Training gesehen zu haben, bei den entsprechenden Nahaufnahmen, wo die Kamera z. B. hinter der Fußraste befestigt ist.

"Knie am Tank fest anliegend" - halte ich für falsch, nur manchmal beim starken Bremsen mache ich das, um die Arme zu entlasten. Das ist IMO nämlich ein Widerspruch zu Lockerheit. Bei mir ist zwischen Knien und Tank meistens etwas Luft und die Beine sind locker.

"Oberkörper locker!" - Locker ist auf'm Mopped immer gut.

Ich mach' also nicht alles so, wie es im Startbeitrag steht. Aber muss im Endeffekt jeder selber wissen. Der eine mag Äpfel, der andere lieber Birnen.

Zum blockierenden Hinterrad: Kann bei mir fast nie passieren, da ich meistens nur vorne bremse. Und das bestimmt nicht schlecht, müsste der SV29 bestätigen können. Die Wirkung der Hinterbremse ist viel zu gering, als dass ich dafür einen Teil meiner begrenzten Aufmerksamkeit opfern möchte. Nur für das Bremsen auf der Rennstrecke bis weit in die Kurve hinein, werde ich mich bald mal mehr mit der Hinterrad-Bremse beschäftigen. Aber das halte ich für eine sehr fortgeschrittene Technik, die einem erstmal ziemlich egal sein kann.

Ich will aber eigentlich nicht behaupten, die hätten Euch beim Training was falsches beigebracht. Es kommt alles immer auf den Zusammenhang an, und den Zusammenhang aus dem Training kenne ich nicht. So ein Sicherheitstraining ist jedenfalls eine feine Sache.

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