Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens


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apfelsaft777


Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#1

Beitrag von apfelsaft777 » 10.08.2012 1:14

Hallo,

wahrscheinlich hatte jeder von euch schonmal intensive Diskussionen mit Menschen die euch nah stehen um das Motorradfahren. Ich fahre seit 8 Jahren 125er, was niemanden gestört hat. Mit meinem Wechsel auf die SV und somit ein "richtiges Motorrad" bricht allerdings ein Sturm des Protests in meiner Familie aus. Man könnte meinen, ich sei schon so gut wie tot. Leider fehlt mir JEGLICHE Argumentationsgrundlage. Alles was man weiß ist, dass Motorradfahren verdammt gefährlich ist. Ist es auch! Aber hat mal jemand interessante Statistiken um das zu vergleichen?

Ich hab versucht zu googlen. z.B. Die Chance durchs Rauchen innerhalb von 40 Jahren zu versterben gegen die Wahrscheinlichkeit beim Motorradunfall zu sterben. Bin aber nicht wirklich fündig geworden

Anderer Ansatz: Wir haben knapp 4 Millionen angemeldete Krafträder. ca. 35000 Verkehrsunfällle mit Motorrädern jedes Jahr. Macht also rein statistisch gesehen eine 1%tige Chance in einen Unfall verwickelt zu sein.
Tödliche Unfälle: 700. Macht eine 700/4.000.000 = 0,0175 % Chance in einem Jahr tödlich in einen Unfall verwickelt zu sein. Ich finde das - rein statistisch gesehen - verdammt wenig. Da sind andere Chancen doch deutlich höher?

Hat mal jemand eine gute Quelle, die sich damit auseinander gesetzt hat?

tschonnie


AW: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#2

Beitrag von tschonnie » 10.08.2012 3:33

1. Hol dir einen echten Motorradführerschein in Form eines Organspendeausweis weil

2. ca. 80% der tödlichen Motorradunfälle statistisch nicht vom Motorradfahrer verschuldet werden. Nimm den Ausweis immer mit zum Fahren. Damit kannst du die Verwandtschaft beruhigen, schließlich zeigst du damit Hilfsbereitschaft und dass du dich mit dem Thema auseinander gesetzt hast.

Oder erzähle, dass 125er und Rollerfahren viel gefährlicher ist und dort statistisch öfter schwere Verletzungen auftreten als beim Motorrad weil Motorradfahrer i.d.R. Schutzkleidung tragen (oder halt schneller sterben...).

Und im Lotto hatte ich mal nen 5er obwohl die Chance bei 0,0018% liegt. Bei Gewitter steck ich sogar die teuren Geräte aus. Die Prozentzahlen bringen dir nichts, bestätige deiner Familie alle Gefahren und verspreche vorsichtig zu fahren, da du dir das Hobby bzw. die Lebenseinstellung nicht nehmen lässt. Und ruf einfach mal an wenn du irgendwo rumfährst und sich jemand Sorgen machen könnte.

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Geue
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Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#3

Beitrag von Geue » 10.08.2012 11:18

Aktuelle Unfallzahlen findet man zum Beispiel hier:

http://www.dvr.de/betriebe_bg/daten/tabelle2.htm
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten ... ugart.html
http://www.kba.de/cln_030/sid_196F6D435 ... __nnn=true

Jedes Jahr kommt auch das "Verkehr in Zahlen" vom Deutschen Verkehrs-Verlag heraus. Das ist eigentlich in jeder größeren Bibliothek zu bekommen.

Aktuell muss man leider sagen, dass die Unfalltoten bei den Kradfahrern in den letzten beiden Jahren wieder angestiegen sind. Das liegt zum einen an den guten Wetterbedingungen und den schönen Sommern, zum anderen aber meiner Meinung nach auch an der Veränderung in der Fahrzeugzusammensetzung. Immer mehr SUVs und größere und schwerere Fahrzeuge fahren auf deutschen Straßen. Das ist in einem Aufprall für den Motorradfahrer nicht begünstigend.
Allgemein glaube ich aber auch das die Zahl der Raser unter den Bikern zugenommen hat. Viele der tödlichen Unfälle resultieren aus Überschätzung, zu hoher Geschwindigkeit und auch erscheckend viele aus mangelnder Fahrpraxis. Neben den jugendlichen Fahranfängern sind es vor allem Männer mittleren Alters (40+) die als Widereinsteiger Maschinen fahren die sie leider in vielen Fällen nicht beherrschen.

Wer Motorrad fährt muss sich bewusst sein das durch mangelnde Knautschzone ein Unfall immer kritisch ausgehen kann. Durch entsprechende Maßnahmen und vernünftiges Verhalten kann man das Risiko eines Unfalles zwar reduzieren, es ist und bleibt aber einmal ein nicht ungefährliches Hobby.

derAlte


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#4

Beitrag von derAlte » 10.08.2012 21:53

Sammel Zeitungsbericht (mit Fotos) von PKW-Unfällen, bei denen die vermeidlich sicheren (weil mit Knautschzone ausgestatteten) Autos nur noch ein undefinierbarer Blechhaufen sind und halte sie deinen Verwandten unter die Nase.

Erst heute habe ich einen Bericht von einem Unfall gelesen, bei dem ein Radfahrer zu Tode gekommen ist, weil ein LKW in eine Gruppe von 30 Radfahrern reingerauscht ist. Dem Toten nutzen Statistiken darüber, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, mit dem Fahrrad tödlich zu verunglücken, überhaupt nichts.

Wenn es dich erwischt, dann erwischt es dich halt.

Natürlich kannst du deine Chancen durch eine defensive, vorausschauende Fahrweise verbessern. Eine Garantie ist das aber auch nicht.

VG Gerhard

PS.: Diese Zeilen hat dir jemand geschrieben, der in den zurückliegenden fünf Jahren 45 Tkm unfall- und sturzfrei mit dem Motorrad gefahren ist. Hoffentlich fliege ich jetzt bei meiner morgigen Tour nicht auf die Fresse!

rennbär


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#5

Beitrag von rennbär » 10.08.2012 22:12

Zum Einen...die meisten Menschen sterben im Bett.
Zum Anderen...vergleich mal die Zahl der tödlichen Haushaltsunfälle mit denen der Motorradfahrer...Du wirst überrascht sein.

Alles in Allem, es bleibt eine Abschätzung des persönlichen Risikos, summiert mit den Fehlern von Anderen. Ist wie im richtigen Leben. Dein Vorteil ist, Du weißt um das Risiko und triffst die Vorkehrungen...den Rest darf man Schicksal nennen.

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Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#6

Beitrag von hannes-neo » 10.08.2012 22:51

Jaja, ist schon ne krasse Nummer. Letztens wär ich um ein Haar Teil der Statistiken geworden. Wer hatte Schuld? Autofahrer mit 140 über ne rote Ampel wo er 70 fahren durfte...

Aber auf die Bitte vorsichtig zu fahren antworte ich immer:
"Klar, sonst kann ich ja bald nicht mehr Motorrad fahren!"
Star mich nicht so an, ich bin auch nur eine Signatur!

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Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#7

Beitrag von infinity » 10.08.2012 23:18

ich konnte meine eltern mit argumenten überzeugen. als da wären:

schon über 20.000km auf 50er roller überlebt - auf nem 50er bist du schneller zu treffen, weil langsamer im verhältnis zum 4rad.
aber der eigentlich überzeugende punkt war das präsentieren der erweiterten schutzausrüstung (sprich panzer und stiefel, sowie neuer helm - denn jacke/hose hatte ich auch schon beim fuffi...)

statistiken sind an sich schall und rauch beim argumentieren... denn die meisten glauben nur das, was sie selbst gefälscht haben...

auch der bereits erwähnte punkt des 'mal kurz eben anrufen' ist sehr hilfreich um die verwandschaft usw. vor dem pulsschlag eines kolibri zu bewahren...
Gruss Christian
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Hans


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#8

Beitrag von Hans » 11.08.2012 19:06

Was gibts da zu argumentieren? Motorradfahren ist die gefährlichste Art der Fortbewegung im heutigen Straßenverkehr.
Aber der Tod hat keine Konsequenzen , wenn du stirbst ist eh alles vorbei. Es gibt keine Bestrafung, keine Reue, du musst dich nicht ärgern, warum du die Kurve nicht anders genommen hast usw. Von daher...

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Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#9

Beitrag von hannes-neo » 12.08.2012 0:15

Hans hat geschrieben:Was gibts da zu argumentieren? Motorradfahren ist die gefährlichste Art der Fortbewegung im heutigen Straßenverkehr.
Aber der Tod hat keine Konsequenzen , wenn du stirbst ist eh alles vorbei. Es gibt keine Bestrafung, keine Reue, du musst dich nicht ärgern, warum du die Kurve nicht anders genommen hast usw. Von daher...
Tzzz.....
Viel schlimmer ist ja auch: Querschnittslähmung, irreparable Schäden am Körper, geistige Behinderung durch Traumata, soll ich weitermachen??
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Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#10

Beitrag von jubelroemer » 12.08.2012 0:57

Motorradfahren ist mit deshalb so gefährlich, weil genau die Leute die so Angst um dein Leben haben, dieselben sind, die die Motorradfahrer in die lebensgefährlichen Situationen bringen!!
"Age is not a question of numbers"

Scheisse ist, wenn der Furz was wiegt !

ab 11:05 - wie geil !!

W. Müller, Rennfahrer † 28.06.2020

"The lightness is the secret" M.T.

mattis


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#11

Beitrag von mattis » 12.08.2012 16:26

Hans hat geschrieben:Was gibts da zu argumentieren? Motorradfahren ist die gefährlichste Art der Fortbewegung im heutigen Straßenverkehr.
Sterben nicht mehr Radfahrer und Fußgänger? :?:

Ich verstehe das Problem ehrlich gesagt auch nicht.
Mich würden weder Eltern, noch LAG vom Moppedfahren, etc. abhalten können.
Ich finde sowas ist eine unangebrachte Bevormundung eines erwachsenen Menschen.
Du verbietest deinen Eltern doch auch nicht das Rauchen, das Feierabendbier, etc?
Und das bringt einen langfristig auch um.

Man kann auch unter der Dusche ausrutschen, die Treppe runterfallen, es kann einem eine Flugzeugtür auf den Kopf fallen, etc.
Guck dir mal die "Final Destination"-Reihe an. Selbst wenn man zuhause sitzen bleibt und auf den Tod wartet, kann noch genug passieren :lol:
hannes-neo hat geschrieben:Jaja, ist schon ne krasse Nummer. Letztens wär ich um ein Haar Teil der Statistiken geworden. Wer hatte Schuld? Autofahrer mit 140 über ne rote Ampel wo er 70 fahren durfte...
Dito die Woche. Schuld wäre ich gewesen. LKW überholt und einfach einen entgegenkommenden PKW übersehen.
Wäre final gewesen. Da ich aber heute darüber schreibe, war noch genug Luft vorhanden ;-)

Denke mir auch ab und an "Irgendwann erwischt es dich. Das ist Fakt. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Heute jedenfalls nicht, denn das Wetter ist heute def. zu schön um zu sterben" :mrgreen:

Kerberos


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#12

Beitrag von Kerberos » 12.08.2012 17:36

auf solche Diskussionen würde ich mich erst gar nicht einlassen, du bist alt genug um selbst zu wissen was du machen willst.
Es rührt zwar das alle so besorgt sind. Andererseits, machst du dein Leben und deinen Spass von dem Willen anderer abhängig? Bist du so labil das du nicht selbst für dich entscheiden kannst?

Ein beispiel, wer mich in meiner Entwicklung aufhalten will den verabschiede ich langsam aber sicher durch stete abwesenheit aus meinem leben. jede Erfahrung muss ich selber machen. Rein statistisch kann dir auch ne Taube in der tadt auf den Kopf kacken, gehst du deshalb nicht mehr unter den freien Himmel?

Aber um auf deine Frage zurück zu kommen. Diskutier nicht, sei ein Mann und sage, so isses, wer damit nicht klar kommt kann gehen. Die Damen und Herren können sich dann gerne im Debatierclub wieder treffen währen du genüsslich deine Runden ziehst.

Schattenmeister


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#13

Beitrag von Schattenmeister » 13.08.2012 12:31

rennbär hat geschrieben:vergleich mal die Zahl der tödlichen Haushaltsunfälle mit denen der Motorradfahrer...Du wirst überrascht sein.
oder mit Ärztepfusch ;)

mattis


Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#14

Beitrag von mattis » 13.08.2012 14:56

Schattenmeister hat geschrieben:
rennbär hat geschrieben:vergleich mal die Zahl der tödlichen Haushaltsunfälle mit denen der Motorradfahrer...Du wirst überrascht sein.
oder mit Ärztepfusch ;)
Oder mit MRSA-Opfern. Wobei die ja immer noch nicht erfasst werden :roll:

Ramses297
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Re: Statistiken und Gefährlichkeit des Motorradfahrens

#15

Beitrag von Ramses297 » 14.08.2012 7:58

rennbär hat geschrieben:vergleich mal die Zahl der tödlichen Haushaltsunfälle mit denen der Motorradfahrer...Du wirst überrascht sein.
Wie würde es erst ausschauen, wenn Motorradfahrer im Haushalt fahren würden? ;)
Spaß beiseite, ist ein ernstes Thema!
Man sollte sich bewußt sein, daß Motorrad zu fahren gefährlich ist, auch wenn man meistens gesund wieder zuhause ankommt.

Am Samstag habe ich eine Runde gemacht. Auf dem Rückweg war hinter einer (leichten) S-Kurve ein kleiner Stau. Kein Problem damit.
Dieser Stau hat sich allerdings wegen eines Unfalls gebildet.
Polizei, mindestens zwei Krankenwagen und ein Rettungshubschrauber des ADAC stand mitten auf der Straße.
Das sah für mich definitiv aus, als wenn ein Motorradfahrer in diesem Unfall verwickelt gewesen wäre.
Gestern habe ich den dazugehörigen Pressebericht der Polizei lesen können.
So wie sie es schrieben, ist ein 32-jähriger Motorradfahrer einem Autofahrer, der aus einer Seitenstraße kam und ihn übersah, voll in die Seite gefahren und noch am Unfallort verstorben.
Das macht einen doch nachdenklich.
Das sind so Fälle, die man als Motorradfahrer u.U. kaum beeinflussen kann.
Da hilft es nicht, vernünftig zu fahren, wenn ein Autofahrer in seinem gefühlten Panzer Tomaten auf den Augen hat.

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