Ich konnte heute die Street Triple R Probe fahren, auch beim

in Bonn.
Vorweg möchte ich mich lobend über das Triumph-Vertriebsnetz äußern. Ich hatte Montag eine Anfrage über die Webseite geschickt und noch am selben Tag kam die Rückmeldung vom Händler per Telefon. Probefahrttermine konnte ich quasi frei wählen, wäre sogar noch am selben Tag möglich gewesen. Ich war schon positiv überrascht allein davon, denn meine bisherigen Anfragen an Ducati in Köln und einen Aprilia-Händler bei uns um die Ecke sind im Sande verlaufen. Naja, scheinen gute Kundenarbeit nicht nötig zu haben.
Egal, bin heute mit meinem Dad dort hingefahren, da er eine ältere Speed Triple fährt und ich die auch schon mal in der Eifel fahren durfte, hatte ich zumindest eine ungefähre Ahnung, was auf mich zukommt. Was aber letztlich kam war deutlich anders und sehr beeindruckend.
Anders als bei meiner letzten Probefahrtvereinbarung gewährt der Händler einem 100 Freikilometer ohne besonderes Zeitlimit (sollte natürlich schon am selben Tag wieder da sein). Das finde ich wesentlich entspannter und auch sinnvoller als eine fixe Stunde. Mein Dad hat dann auch direkt ne Probefahrt mitgebucht, sodass wir insgesamt 200 km frei fahren konnten und uns auf halber Strecke abwechselten. Speedy gegen Streety, das ultimative Duell.
Naja, also: Verträge unterschrieben, kurze Einweisung, ab auf die Maschine und ab da gingen die (logischerweise) gewaltigen Unterschiede zur (trotzdem immer noch) geliebten SV los: Der Kupplungshebel war quasi nicht existent, so butterleicht ließ er sich betätigen. Motor an und ein sonores Grummeln begrüßte mich. Die Schaltung sehr leicht zu bedienen, die Gänge gehen wie von selbst rein und das bei angenehm kurzem Hebelweg, bei der Speedy meines Dads muss man den Schalthebel schon recht lange durchdrücken, bevor der Gang einrastet. Ganz vorsichtig aus der Hofeinfahrt raus, da davor gebaut wird und an den Ausfahrten viele kleine Steine und Schotter liegen. Man will ja nicht gleich wegrutschen.
Anfangs kam mir das Lenken der Streety noch etwas komisch vor, aber die Sitzposition ist auch etwas weniger aufrecht als auf meiner SV, eventuell war der Lenker auch etwas kürzer. Wenig später kam aber das Gefühl für die Maschine und es ging quasi direkt auf die BAB Richtung Eifel. Irgendwann löste sich dann auch der Verkehr etwas und das schöne weiße Schild mit den Querstreifen erschien, dann das erste Mal voll aufgedreht, nachdem ich vorher nur beim zügigen Anfahren etwas vom Dreizylinderpunch spüren konnte. Es war einfach nur phänomenal: Die Fuhre schob völlig mühelos voran, auch aus dem 6. Gang bei Tempo 100, explosionsartig entfaltet sich die Kraft und man stürmt vorwärts. Klar, ist bei mir sicher auch dem Umstand geschuldet, dass meine SV noch ein Vergaser ist und kein Einspritzer, aber das Wort Explosionsmotor hätte von Maschinen wie der Streety geprägt worden sein können.
Irgendwann dann von der Landstraße runter, durch Rheinbach durch und danach dann unsere bekannten Rennstrecken auf der Landstraße. War die Speedy auf der Autobahn nicht nur theoretisch klar überlegen, schlug nun die Stunde der Streety: Durch das deutlich geringere Gewicht und das ähnlich gute Fahrwerk war die Streety bei jeder engen Kurve eindeutig im Vorteil. So gut wie mit dieser Maschine bin ich noch nie Kurven gefahren, scharf gezogen wie mit dem Rasiermesser, die Maschine fällt absolut sicher in die Kurve, ich hatte zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von Unsicherheit oder Schwammigkeit, ein Gefühl, das bei der SV durchaus schon vorkam. Das Fahren von Serpentinen den Berg runter bekam ganz neue Qualitäten, denn die Bremse ist, wie hier im Thread schon beschrieben, sehr gut und so kann man viel später anbremsen vor den 180°-Kehren und muss beim Rausbeschleunigen aufpassen, dass das Vorderrad unten bleibt, so viel Power holt die Streety ruckartig aus ihren 3 Zylindern.
Vor allem aber: Man wird ganz automatisch auf diesem Ding zum Kurvenräuber. Anfangs fuhr ich die Kurven noch wie mit der SV an, doch die Streety hat immer mehr Sicherheitsreserven und verleitet einen dazu auch in der Kurve schön am Gas zu bleiben, um diesen absolut geilen Sound immer im Ohr zu haben. Es macht einfach tierischen Spaß, leicht wie die SV, aber mit noch einem Tick mehr Wumms und einem ganzen Tick mehr Sound plus (klar) sehr gutem Fahrwerk. Die Maschine ist geradezu gierig nach Kurven.
Untenrum, gerade bei langsamer Fahrt im Stadtverkehr hat der Sound schon Ähnlichkeiten mit einem Vierzylinder, aber kommt der Motor erst auf Touren klingt er phänomenal. Ab rd. 4.000 U/min. fängt der Motor an zu Bollern, dreht man weiter und überschreitet die 6.000 U/min. wandelt sich das Geräusch wieder und erinnert irgendwie an einen Porsche-Sechszylinder. Das Geräusch steigert sich zu einem infernalischen Brüllen wenn der Drehzahlmesser auf die 10.000 U/Min zustrebt, technisch-erhaltendes Ende ist dann bei gut 12.500 U/Min. Typisch für den Dreizylinder soll ja die gleichmäßige Kraftentfaltung hinsichtlich Drehmoment sein. Die Streety hat ca. 68 NM maximales Drehmoment und damit nicht wesentlich mehr als die kleine SV, aber dafür quasi am gesamten Drehzahlband mindestens 58 NM Drehmoment, sodass immer genug Punch zur Verfügung steht und dieser Unterschied war klar spürbar. Gut, Drehorgel sind sowohl SV als auch Streety auf ihre Weise wegen des relativ geringen Hubraums. Doch trotzdem ist die Streety in jeder Situation klar präsenter.
Bedingt durch den Altersunterschied von SV und Streety ist natürlich auch das Fahrwerk bei letzterer wesentlich besser. Die Schlagloch- und Bodenwellenpisten im Kesselinger Tal wurden einfach weggebügelt und auch bei höheren Kurvengeschwindigkeiten kam nicht das schwammig-schwimmende Gefühl der SV auf. Die Streety ist ganz klar härter, aber irgendwie doch nicht unangenehm.
Nach Wechsel auf die Speedy wollte ich diese auch zu ihrem Recht kommen lassen, aber es ist einfach kein Vergleich. Klar, die Speedy hat noch mehr Leistung und mehr Hubraum, aber das Handling und auch das Rausbeschleunigen beim Überholen ist irgendwie nicht vergleichbar mit dem Verhalten der Streety. Die Streety hat explosive Kraft, während die Speedy mehr kultivierter, aber dafür ausdauernder zu Werke geht. Zumindest wenn man nicht auf die BAB einschwenkt, wo die Speedy in Sachen langfristige Beschleunigung und Endgeschwindigkeit klar vorne liegt. Doch das Zusatzgewicht scheint, zumindest bei der älteren Version der Speedy, nicht wirklich durch die Mehrleistung kompensiert zu werden, wenn dann nur in Grenzbereichen und bei entsprechend kurvenarmer Strecke. Schneller als mit der Streety ist man auf der Speedy auf kurvenreichen Landstraßen nur, wenn man einen besseren Fahrer auf der Speedy als auf der Streety sitzen hat. Also alles individuell regelbar, daher würde ich, wenn ich irgendwann mal die Wahl habe, klar zur Streety greifen. Gut, alles gefällt mir daran nicht (am wenigsten der KZH und diese japanischen Seitenverkleidungen vorne), aber das lässt sich ja bei Bedarf ändern. Leistungsmäßig ist das Ding aber absolut top und überfordert den Fahrer nur bei Bedarf, aber nicht zwangsläufig. Im Grunde also eine SV+ in zeitgemäßem Gewand.
Wobei es auch mit einer SV 650 durchaus möglich ist an einer Speed Triple dranzubleiben, sofern die Strecke genug Kurven hat und der Fahrer war durchaus kein Amateur oder Kurvenschleicher, aber gerade bei Landstraßen mit vielen Kurven spielen die Möps unter 190 kg vollgetankt den schwereren, aber leistungsstärkeren Maschinen oftmals noch etwas vor.
Bevor ich am Ende mit einem verzückten Grinsen und Gedanken an die Streety auf die SV stieg, meinte der Händler, ich solle nicht zu enttäuscht sein, wenn ich wieder SV fahren würde, denn er kenne das aus eigener Anschauung (selbst SV-Fahrer, nein, nicht hier im Forum unterwegs), nachdem er die Streety zwei Tage fahren konnte.
Doch ganz so dramatisch war es nu nicht: Zwar musste ich erstmal den Choke ziehen und mich anfangs wieder an die schwergängige Kupplung und die im Vergleich zur Streety besch+++enen Bremsen gewöhnen, aber als ich dann auf der Bundesstraße wieder den V2-Sound hörte und die Maschine auch nicht schlecht voran schob, da wusste ich: Eine Streety fürs Wochenende irgendwann mal, aber die SV ist trotzdem immer noch ne saugeile Kiste, vor allem für die vergleichweise mickrigen Daten auf dem Leistungsblatt
