Prinzip:
der Unterdruck, den die beiden Vergaser erzeugen, wird verglichen.
Dazu schliesst man die Unterdruckanschlüsse beider Vergaser an je ein Ende eines U-förmig verlegten Schlauchs an, in dem sich eine Flüssigkeit befindet.
Wenn ein Vergaser mehr Unterdruck erzeugt als der andere, wird die Flüssigkeit ein Stück zu dessen Ende gezogen.
Die Schlauchwaage, die ich verwendet habe, hat sehr gut funktioniert. Es gibt jedoch sicher auch andere praktikable Kombinationen aus Schlauchdurchmesser, Länge des Schlauches und der Flüssigkeit.
Je dünnflüssiger das Medium, desto länger sollten die Anschlussschläuche sein, damit die Flüssigkeit hinterher nicht so sehr zittert.
Material:
- ca. 3-4m Schlauch: durchsichtig, Innendurchmesser etwa 10mm
- 2 Reduzierstöpsel von 10mm auf 4-5mm. Ich habe selbstgedrehte aus Alu benutzt, da zufällig eine Drehbank rumstand.
Wer diese Möglichkeit nicht hat (soll's ja geben), muss in der Gartenabteilung eines Baumarkts suchen gehen.
Auf die Stöpsel an den Vergasern passen Schläuche mit etwa 5mm (bis max 6mm) Innendurchmesser ganz gut drauf.
Am Benzinhahn ist der Aufsteckdurchmesser komischerweise geringer (etwa 4mm), obwohl da ja ein Schlauch direkt vom hinteren Vergaser zum Hahn geht. Der war bei mir deswegen auch ziemlich locker. Der Unterdruckanschluss ist mittig unten am Benzinhahn, an der Seite von der Benzinleitung.
- 2m Schlauch mit 5mm Innendurchmesser, benzinfest!
- ein T-Stück für den 5mm schlauch. aus dem Forum stammt der Tip, ein "Gardena mikrodrip" T-stück zu nehmen, das für Blumenbeetbewässerung gedacht ist. Gibt es im Baumarkt und hat funktioniert.
- Öl als Medium für die Waage. Was für den SV-Motor gut ist, passt auch hier - z.b. 10W40
- Ein Brett oder ähnliches, etwa 1,5m lang - dient als Befestigung für die Schlauchwaage.
- Etwas Schraubensicherung oder Sekundenkleber, um die Einstellschraube nach der Aktion zu sichern.
An Werkzeug braucht man ausser einer dünnen, langen Zange nichts besonderes, was nicht auch beim Bordwerkzeug dabei ist. Da die Synchronisationsschraube schwer erreichbar ist, ist ein abgewinkelter Kreuzschlitz von Vorteil, aber kein Muss.
Aufbau:
- Den 10mm Schlauch U-förmig auf dem Brett befestigen und das Brett senkrecht aufstellen.
- Dieses "U" etwa bis 1/3 Höhe (also 40-50cm) mit Öl füllen.
- An beiden Enden je einen dünneren Schlauch mit Hilfe der Adapter anschliessen. Ob das nun 1m oder 1,50m sind, ist egal. Aber es sollten auf beiden Seiten einigermassen gleich viel Schlauch sein.
- Die Apparatur auf Dichtigkeit prüfen (zuhalten und am anderen Ende reinpusten)
Am Motorrad:
- Der Motor sollte warm sein, bzw. am besten seit einer halben Stunde am abkühlen, damit man sich nicht die Finger verbrennt. Man hat dadurch den Vorteil, dass man nachher nicht ewig warmlaufen lassen muss.
- Der Leerlauf sollte richtig eingestellt sein, also 1200-1500 u/min.
- Sitzbank abmachen, Tankbefestigung am Lenkkopf lösen, Tank hochklappen (vorher vollgetankt? schlecht...) und abstützen
- Airbox entfernen. Dazu muss man unter der Airbox die beiden Schlauchschellen lösen, mit denen die Airbox auf den Vergasern befestigt ist. Auch den Schlauch der Kurbelgehäuseentlüftung lösen. Mit etwas Gewackel bekommt man die Airbox ab.
- Die Hupe abschrauben und am Kühler die untere Befestigung lösen, um den Kühler hochklappen zu können
- Blos nix in die offenen Vergaser fallen lassen!
Anschluss der Waage:
Auf Bild 2 erkennt man, wie das am hinteren Zylinder aussehen muss.
Normalerweise geht der schwarze Schlauch direkt vom Unterdruckanschluss am Vergaser zum Benzinhahn.
Das T-Stück ist notwendig, weil der Benzinhahn an den Unterdruck angeschlossen bleiben muss, damit der Motor läuft.
Am vorderen Vergaser sitzt, genau Spiegelverkehrt (also diagonal) gegenüber, ebenfalls ein Unterdruckanschluss. Natürlich an der am schlechtesten erreichbaren Stelle (hinter dem Kühlventilator).
Dieser ist im Normalfall mit einem schwarzen Stopfen verschlossen. Wenn die Vergaser schon einmal beim Händler synchronisiert wurden, hat dieser eventuell schon ein Stück Schlauch hier angeschlossen!
Andernfalls muss man den Stopfen entfernen und mit einer langen Zange, oder sehr gelenkigen Hand, den Schauch auf den Anschluss drücken. Daher auch das entfernen der Hupe und lösen des Kühlers. Wegen diesem Platzproblem beim Anschluss des Schlauches haben schon viele die Vergaser abgeschraubt...
(übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass die "N" einfach die bessere SV ist :D)
Wenn die Schlauchwaage dann beidseitig angeschlossen ist und alles dicht ist, kann der Spass losgehen.
Die Synchronisation:
Zunächst sollte man die Schlauchwaage unten in der Mitte zuknicken (Helfer holen oder ne Klammer benutzen). Damit bei den anfangs möglicherweise stark asynchronen Vergasern nicht das Öl aus der Waage in die Vergaser gesaugt wird.
Keine losen Kleinteile in Ansaugnähe? Gut, dann wird der Motor gestartet .
Ohne Airbox klingt er laut und komisch - Ohren weg von den Vergasern, da kann's mächtig krachen!
Wenn der Motor patscht, knallt und nicht richtig laufen will, zieht er Falschluft - also ist irgendwas an der Schlauchwaage undicht!
Wenn der Motor warm gelaufen ist, also der Leerlauf normal ist, kann man die Schlauchwaage LEICHT öffnen.
Man sieht sofort, in welche Richtung das Öl steigt.
Dementsprechend dreht man nun an der im Bild markierten Schraube. Diese dreht ihrerseits direkt die Drosselklappe des hinteren Vergasers.
Man kann sich also überlegen oder ausprobieren, wie rum man drehen muss, um den gewünschten Effekt zu erzielen:
Erzeugt der Vergaser zu viel Unterdruck, muss die Drosselklappe weiter geschlossen werden ( -> Schraube linksrum drehen) und umgekehrt.
Die Schraube muss dafür nur minimal verdreht werden, das merkt man dann aber schon.
So kann man solange an der Schraube rumspielen, bis das Öl in der Waage einigermassen mittig bleibt.
Bei mir hats fast ideal gepasst, aber eine Differenz von ~10cm kann schon übrig bleiben, das is immernoch viel genauer als man es auf Vergaseruhren ablesen könnte.
Versuchsweise kann man auch mal die Drehzahl etwas erhöhen, um zu sehen was passiert.
Wenn das ganze zufriedenstellend scheint (Perfektionismus ist hier überflüssig...) sollte man die Einstellschraube mit einem Tropfen Sekundenkleber sichern.
SV wieder zusammenbauen:
Das T-Stück in der Leitung habe ich dann wieder entfernt, da es vermutlich kaum Benzinfest ist und sich dort auf Dauer auflösen würde.
Am vorderen Vergaser habe ich einige cm Schlauch drangelassen fürs nächste mal. Den Schlauch natürlich mit einem Stopfen verschliessen!
Zu locker sitzende Schläuche mit etwas Draht oder einer Schlauchklammer sichern.
Beim wiederaufsetzen der Airbox den Schlauch der Kurbelgehäuseentlüftung nicht vergessen.
Alles zusammengebaut, keine Schrauben übrig?
Dann: Probefahren und sich über die deutlich sanfteren Lastwechsel freuen! - Aber lieber nicht sofort auf die Autobahn o.ä., für den Fall dass nach dem zusammenstöpseln der Benzinhahn nicht richtig angeschlossen sein könnte.
Ausserdem noch Wissenswert:
- Die Unterdruckschläuche speziell am hinteren Zylinder sind nicht bei allen SVs genau gleich verlegt.
Manche haben scheinbar ab Werk ein T-Stück in der Leitung, da die Benzinpumpe (rechts innen am Rahmen) auch einen Unterdruckanschluss hat.
Bei meiner ist die Benzinpumpe dagegen über einen seperaten Schlauch auf der rechten Seite am hinteren Ansaugstutzen angeschlossen.
- Des weiteren kann die Schlauchführung wie erwähnt auch schon von Händlern und Vorbesitzern variiert worden sein. Das Anschlussprinzip zum Synchronisieren dürfte jedoch einleuchten.
- Der Unterdruck bewegt sich im Bereich 300mBar unter Luftdruck und oszilliert durch den Motorlauf um etwa 100mBar.
Wenn man statt der Schlauchwaage also irgendwelche Druckmessgeräte verwenden will, sollte deren Messbereich mindestens bis -0,5bar reichen und eine starke Dämpfung der Anzeige vorhanden sein, notfalls über laaange Anschluss-Schläuche.
- Hier: http://www.bluepoof.com/motorcycles/howto/svs_carb_sync/
gibts eine englische Anleitung zum Synchronisieren, die vor allem durch reichlich Bilder glänzt - wenn irgendwas unklar ist, hilft das vielleicht.
|