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Einwintern
 
Die Saison neigt sich dem Ende zu und die Weicheier und Materialliebhaber beginnen ihr Motorrad einzuwintern. In diesem Thread beschreibe ich die Einwinterung einer Suzuki SV 650S K3 (SDTV Benzineinspritzung - bei Vergasermodellen muss der Vergaser entleert werden!).

Endlos lange über die perfekte Einwinterung informiert, hat man mir beginnend bei S100 Motorrad Totalreiniger alles empfohlen bis hin zu religiös ambitionierten Wundermitteln (wer's glaubt wird seelig...), welche angeblich die maximale Kompression wiederherstellen sollen. Man könnte sich jetzt endlos lange darüber streiten, was sinnvoll ist und was nicht, aber das würde nie ein Ende finden.

Das Wetter lässt inzwischen sehr zu wünschen übrig...

...also bin ich in einer kurzen Phase, wo der grindige Schneeregen aufgehört hat, rausgegangen um ein Foto zu schießen. Temperaturen um oder unter 0°C, Schnee, Eis, Wind, Kälte ... da macht das Motorradfahren nicht mehr wirklich so viel Spaß und obendrein ist das auch nicht gut fürs Murl, da der Motor sehr lange zum warmlaufen braucht.

Also kann man sich mal mit den ersten Schritten vertraut machen.

Die letzte Ausfahrt ist getan, also kann man an die Motorradpflege von innen nach außen herantreten.


.) Kraftstoffsystem

Hier gibt es nun 2 Möglichkeiten. Ausgangssituation ist, dass man von der letzten Ausfahrt heimkehrt.

Möglichkeit 1:
ohne Tankzusatz.
Das Motorrad wird vollgetankt um Kondenswasser im Kraftstoffsystem und Rost zu vermeiden und zu Hause abgestellt. Zusätzlich kann man noch einen Liter mitnehmen und nach der Heimfahrt wieder komplett vollfüllen.
Alternativ besteht die Möglichkeit den Tank komplett zu entleeren.

Möglichkeit 2:
mit Tankzusatz.
MOTUL z.B. bietet den Tankzusatz "Fuel System Clean" an.
Zitat von der deutschen Motul-Homepage:

"Fuel System Clean speziell für Zweiräder. Verschmutzungen wie z.B.: Verkokungen im Brennraum, Verharzungen im Vergaser, Verklebungen der Einspritzdüsen, Kondenswasser im Kraftstoffsystem werden zuverlässig entfernt. Hochwirksame Schmierkomponenten schützen das Kraftstoffsystem während des Reinigungsvorganges und verhindern die Ablagerung gelöster Partikel. Ein sauberes Kraftstoffsystem ist Voraussetzung für eine saubere und wirkungsvolle Verbrennung. Es gibt dem Motor, bei regelmäßiger Anwendung ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand die beste Performance für: eine kraftvolle Leistungsentfaltung, ruckelfreien Betrieb, verbesserte Leistung, deutliche Kraftstoffersparnis und deutlich längere Lebensdauer der Komponenten des Kraftstoffsystems. Besonders empfohlen für die professionelle Einwinterung des Motorrades."

Ob die Dazugabe nun wirklich sinnvoll ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Auf der Dose ist noch ein Hinweis von TÜV Thüringen, der eine "zertifizierte Wirksamkeit" nachweist.

Anwendung: "Eine Dose Fuel System Clean sollte bei längeren Stillstandzeiten (Überwinterung) und regelmäßig alle 6 Monate [für sehr religiöse Fahrer] dem Kraftstoff vor der Betankung zugegeben werden."

Vor der Betankung? Durchlaufen muss das Zeugs doch auch. Dennoch steht dort "vor der Betankung". Also interpretiere ich daraus: Man fährt so lange, bis die Tankkontrollleuchte aufleuchtet bzw der Tank fast leer ist. Dann kippt man das Zeug rein, trankt und fährt eine Weile rum, zumindest bis der Motor warm gelaufen ist.

"Vor der Betankung deshalb, weil dieses Mittel je nach Dichte ansonsten entweder am Benzin aufschwimmt oder zum Grund sinkt (wahrscheinlicher) und somit geballt in den Motor gelangt. Tankt man Sprit drauf, wird etwas durchgemischt." [Zitat, peter_s von svrider.de]


.) Motorradwäsche

Die Maschin' steht nun vollgetankt zu Hause.

Hinweis: Für alle folgenden Schritte ist ein Montagehalter, zumindest hinten, sehr empfehlenswert, da das Motorrad dann im rechten Winkel (nanona) zum Boden steht und dies die Arbeiten unheimlich vereinfacht. Zudem entlastet er bei der Überwinterung den Hinterreifen. Notfalls kann man sich so einen Ständer auch selber schweißen.


Nun sollte man den ganzen Dreck runterwaschen, hierzu empfiehlt sich S100 Motorrad-Total-Reiniger in Verbindung mit einem Pumpzerstäuber zur regelmäßigen und sparsamen Verteilung, einem weichen Schwamm und einer Bürste (z.B. für das Federbein). Ich bekomme dafür keine Provision, aber vom S100 Motorradreiniger war ich wirklich begeistert, sogar das komplett versaute Federbein und die Schwinge hat er sauber bekommen. Für die Felgen bietet sich ein handelsüblicher Felgenreiniger an, aber auch das Kriechöl WD40, welches zur Basisausstattung gehören sollte, da es fast immer hilfreich ist. WD40 auf einen Lappen sprühen und damit die Felge behandeln. Aufpassen, dass nichts auf die Reifen rinnt. Danach das Motorrad vom Reiniger abwaschen.

Den Kärcher Hochdruckreiniger kann ich nur bedingt empfehlen. Bei dem muss man wirklich aufpassen, was man reinigt, da der Strahl wirklich extrem stark ist und evtl. Aufkleber sehr gerne wegreißt. Die Autobahnvignette ging bestens damit runter.
"Auf jeden Fall von sämtlichen Lagern wegbleiben! Wasser im Lager macht sich bekanntlich nicht sonderlich gut. Auch genug Abstand zu allen lackierten oder beschichteten (eloxierten) Teilen halten, es hat schon Fälle gegeben, wo der Lack beschädigt wurde." [Zitat, peter_s von svrider.de]

Nach der groben Reinigung...

...kann man sich dem Antriebssatz widmen:


.) Kettenpflege

Die verwendeten Marken können je nach Geschmack ausgewählt werden.
Ich habe einen Kettenreiniger von Castrol und von HKS das Kettenspray. Zusätzlich kann zur Reinigung der Kette das Kettenmax Reinigungssystem verwendet werden. Zur Reinigung ist es ganz praktisch, da eine unartige Sauerei verhindert werden kann, zum Fetten kann man kann normal auf die Kette sprayen. Allerdings habe ich gerüchteweise gehört, dass das Kettenmax nicht unheimlich lange hält. Diesbezüglich halte ich euch am Laufenden.

Das Motorrad ist vollgetankt oder der Tank komplett entleert, evtl. der Vergaser - falls vorhanden - entleert, gewaschen und die Kette geschmiert. Wie weiter?


.) Wartung der Batterie

Damit die Batterie voll funktionsfähig bleibt, sollte sie über längere Standzeiten ausgebaut werden. Besonders, wenn das Motorrad draußen in der Kälte steht!

Meistens befindet sich die Batterie unter dem Fahrersitz...

...welcher abmontiert wird...

Als leidenschaftlicher Chaot schaff ich es immer wieder, dass mir nach einem Umbau Schrauben, Dichtungen, sonstige Kleinteile entweder fehlen oder zuviele da sind *laechel*.
Tipp: Schrauben, nachdem das Teil abmontiert wurde, wieder leicht zurück ins Gewinde drehen oder eigens kleine Schachteln nehmen, die Kleinteile reinlegen und Zettel/post-it beilegen, wohin diese gehören.

Die Batterie ist ausgebaut, nun geht's weiter:
Um die spätere Oxidation der Kontakte zu vermeiden (falls dies schon geschehen ist: mit feinem Schleifpapier abschleifen!), diese mit Polfett...

...behandeln:

Der kostet nicht die Welt und man kann ihn immer auch für andere Stromkontakte gebrauchen.

Nun die Batterie an ein Batterieüberwinterungsgerät anhängen - einen solchen gibt's bei Louis um 10€. Ein solches lädt und entlädt die Batterie ständig, sodass sie, wie oben erwähnt, voll funktionsfähig bleibt.


Das abgebildete Modell ist ein stinknormales, uraltes Ladegerät, das auch für Motorradbatterien verwendet werden kann - vollkommen ausreichend. Zudem muss die Batterie nicht ständig angehängt sein. Man kann sie auch nach dem Ausbau dranhängen und vor dem Einbau im Frühling wieder - falls nötig - aufladen.

Die SV650S besitzt eine wartungsfreie Batterie. Mein Moped damals hatte eine solche nicht. Da konnte man eine Schraube bei den Batteriezellen aufschrauben und den Füllstand regulieren. Hierzu destilliertes (!!) Wasser bis zur Markierung nachfüllen und (Tipp!) beim Laden die Schrauben einen kleinen Spalt offen lassen, damit die entstehenden Gase entweichen können. Vorsicht! Explosionsgefahr! Knallgas wird frei!

Unbedingt die Batterie in gut durchlüfteten Räumen warten!


.) Pflege der Verkleidung

Das Motorrad wurde gewaschen, wer will, kann noch mit einer Politur angreifen um kleinere Kratzer, welche im normalen Betrieb auftreten, auszubessern und einen Tiefenglanz hervorzurufen. Hierzu kann man die Marke je nach Belieben wählen, ich habe folgende für die Kunststoffteile genommen:


Für den Metalltank kann man sich vom Nachbarn eine eigene politur für lackierte Metalloberflächen ausborgen um an optimale Ergebnisse heranzukommen.



Wie polieren?
Auf geldräuberische Markenartikel hab ich verzichtet, ein sehr weicher (!) Schwamm um die Politur mit kleinen Kreisbewegungen einzuarbeiten reicht, diese unbedingt einwirken und aushärten lassen und ein - ebenfalls weiches - Tuch, Watte oder Schnurwatte (kA, wie das Zeug genau heißt, aber da bietet sich ein breites, kostengünstiges Spektrum an) zum Abreiben verwenden.

Auf der Dose steht, dass diese Politur kleinere Kratzer entfernt und auch für das Helmvisier (nicht verspiegelte Visiere) verwendet werden kann.

Also das Ergebnis bei den Kunststoffteilen war hervorragend - wie aus der Auslage. Nicht der kleinste Kratzer war mehr zu sehen und es glänzt jetzt ... bin begeistert. Bei den Scheinwerfern ein ähnliches Ergebnis - ausgenommen die größeren Kratzer durch Steine, welche durch die Reifen von vorfahrenden Fahrzeugen raufgeworfen werden, aber das war klar.

Dennoch darf man sich an transparenten Scheiben, speziell bei der Windschutzscheibe, keine Wunder erhoffen.

Als Konservierung kann man nochmals eine Politurschicht (oder zum ersten Mal) einwirken lassen und diese dann über den Winter drauflassen...



.) WD40 - ein Muss für die Basisausstattung

Nun kann man mit dem Kriechöl verschiedene Teile vor Rost schützen, aber auch die leichtläufige Funktion gewährleisten, wie z.B. bei den Fußrasten...


Wichtiger Hinweis: Bautenzüge/Bowdenzüge für Gas und Kupplung nicht (!) mit Kriechöl behandeln! Die Dinger sind innen meist teflonbeschichtet und das Kriechöl kann diese Beschichtung schädigen. Also hier Schmierfett verwenden!!


.) Bremsenreiniger

... sowohl zum Einwintern, aber auch nach dem Winter.
Bremsenreiniger gibt's beim Forstiger, von Lucas bei Louis und anderen Marken. Dieser kann auch zum - nanona - Reinigen der Bremsanlage angewendet werden. Sehr empfehlenswert, ebenfalls: einmal gekauft, hält die Flasche lange. - oder vom Nachbarn ausborgen *g*.


.) Decke

Natürlich kann man sich um jeden Preis verschiedenste Planen und Decken zulegen, man kann auch seine eigene Daunenbettdecke verwenden und selber unter einer Plastikplane schlafen ... für Garagenüberwinterungen bei annähernder Zimmertemperatur reicht allerdings ein simples atmungsaktives Baumwollleintuch um Verunreinigungen zu vermeiden.

In geschlossenen Räumen auf undurchlässige Folien verzichten, da diese die Entstehung von Kondenswasser begünstigen.


Die, die ihr Mopped draußen in der Kälte stehen lassen, sollten selber draußen schlafen ..... *eg*
Besonders hart gesottene Reiter stellen ihren Liebling übern Winter ins Wohnzimmer direkt neben den Christbaum... als Anerkennung schlafen sie dann direkt daneben auf der Couch, weil sie von der Freundin aus dem Bett verbannt wurden, aber das ist reine Ansichtssache..... ;-)

written by Andi W. alias Alpines
 

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Autoren:   Alpines, SvFaxe

Kommentare:
Anonymous
20 Oct 2012 10:24
 
 
@Pipsy
glaube in einem Forumbeitrag gelesen zu haben das der Autor den Artikel überarbeiten wollte (das war aber schon was her...)
 
Anonymous
15 Apr 2012 11:41
 
 
Komisch, aber bei mir stehen nur die Überschrift "Einwintern" und die Kommentare dadrunter. Die Anleitung kann ich nicht sehen. Wieso ?
 
Anonymous
07 Jul 2009 08:09
 
 
So ne Vergaser Entleerung Erklärung wär echt nicht schlecht :-D

Kann man die Knubbel au über Winter aufn Seitenständer stehen lassen??
 
geronimo
15 Nov 2008 11:02
 
 
...könne ein fachkundiger nicht noch die vergaserentleerung (bestenfalls mit bilder) einfügen? ich wäre dankbar!
 
Martin650
02 Nov 2007 19:26
 
 
Prima, alles drin was der Nicht-Ganzjahresfahrer wissen muss
 
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