ich war heute mal wieder unterwegs und habe eine Probefahrt gemacht. Dieses Mal war die Triumph Speed Triple S der neuen Generation dran.
Im Vorfeld war ich schon ziemlich gespannt auf die Fahrt, da ich noch nie einen Triple bewegt habe und auch schon die tollsten Geschichten dazu lesen und hören konnte.
Zur Maschine: Die Speed ist inzwischen Euro-4 tauglich und hat ein Ride-By-Wire, Traktionskontrolle, ABS, neues Showa-Fahrwerk usw. bekommen. Motormäßig bleibt es bei 1050 Kubik, inzwischen jedoch erstarkt auf 140PS und 112Nm. Die Speed Triple R hingegen hat ein Öhlins-Fahrwerk und einige zusätzliche optische Goodies.
Die gute Nachricht zuerst: Nach dem Anlassen knurrt der Motor erstmal bissig vor sich hin. Euro-4? Kann ich hier kaum entdecken. Auch das Ansauggeräusch und der Auspuffklang machen Laune (für Beispiel hier klicken). Beim Abtouren aus hohen Drehzahlen blubbert der Serientopf ein wenig vor sich hin, sodass soundtechnisch eigentlich gar nicht groß mittels Zubehör nachgebessert werden müsste.
(Ich würde es aber trotzdem machen

Aber fangen wir mal von vorne an.
Die Sitzposition wirkt sportlich - mensch sitzt recht aufrecht, hat einen angenehmen Knieschluss und mit dem perfekt geformten Lenker lässt sich die Speedy ordentlich an den Hörnern packen. Für die ganz sportliche Gangart bietet der Sitz auch genug Platz, um noch etwas Abstand zum Tank zu gewinnen. Die Spiegel bieten zudem eine vernünftige Sicht auf das rückwärtige Geschehen.
Nach dem Losrollen geht der Motor unglaublich sanft und geschmeidig zu Werke, zieht schon bei 2000 Umdrehungen sauber hoch und verwöhnt direkt mit sattem Punch. Anfangs fuhr ich im Road(oder Street?)-Modus. Das Ride-By-Wire arbeitet extrem gut und Lastwechsel sind auf der Speedy im Prinzip ein Fremdwort.
Zum Beginn der Fahrt musste ich mich erst ein wenig durch den städtischen Stau kämpfen, was mit diesem Dickschiff erstaunlich gut ging. Da ich mein Bückstück mit Stummeln gewöhnt war, ließ mich die aufrechte Sitzposition erstmal direkt zum gnadenlosen Vollstrecker im Blechlawinenparkour werden.
Kurze Zeit später konnte ich den Verkehr dann hinter mir lassen und die Triumph in passendem Terrain bewegen.
Ein erster Beschleunigungstest attestiert ihr sehr ordentlichen Druck durch das komplette Drehzahlband, wobei der Motor obenraus nicht so herrlich explodiert, wie man das von anderen Reihenmotoren gewohnt ist. Macht aber überhaupt nichts, da die fahrende Person sich eh schon stark genug am Lenker festklammern muss und somit das Bike gut beherrschbar bleibt. Im Sport-Modus wird die Gasannahme dann zudem etwas direkter und, ähm, sportlicher.
Das Getriebe ist relativ lang übersetzt (der landstraßenrelevante dritte Gang geht gar bis gut 180) und über Gang 5 bin ich auf meiner zugegebenermaßen sehr flotten Runde nicht hinaus gekommen. Für das Getriebe brauchte ich zunächst etwas Eingewöhnungszeit - ab und an landete ich beim Hochschalten im Leerlauf und auch beim Runtersteppen musste das Zwischengas (bedingt durch das Ride-By-Wire?) etwas früher gegeben werden, als ich das gewohnt bin.
Die Bremse hingegen war sagenhaft - extrem standfest und perfekt zu dosieren. Dagegen wirkt die Bremse meiner SV wie eine V-Brake vom Fahrrad.
Ein großes Lob geht auch ans Fahrwerk: Unebenheiten werden großartig weggefiltert und die Speedy hat ein wunderschön ausbalanciertes Handling. Sie lässt sich super einfach dirigieren, ohne dabei nervös zu wirken. Weite Radien, enge Radien - alles kein Problem. Lediglich in sehr schnellen Kurven könnte das Fahrwerk für meinen Geschmack etwas straffer sein. Aber das lässt sich bestimmt noch einstellen (oder mensch greift direkt zur R mit Öhlins).
Windschutz bietet die Gute hingegen gar keinen. Das macht sich ein wenig störend in besagten schnellen Kurven bemerkbar, aber auch bei hohem Tempo reißt es einem fast den Kopf vom Hals. Auf meiner Testrunde bin ich auch mal für 5km auf die Autobahn gefahren und bei Tempo 210/220 zieht es einen schon fast hinten vom Motorrad runter. Aber die BAB ist ja auch überhaupt nicht das Jagdrevier der Speed Triple.
Generell würde ich sagen, dass die Triumph ein herrlich ausgewogenes Nakedbike mit besten Manieren ist, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang langweilig zu wirken. Ob es die entspannte Runde oder das ganz harte Angasen ist, die Speedy deckt eigentlich alles ab. Inwiefern die Speed Triple R den Aufpreis wert ist, müsste eine weitere Ausfahrt klären.
Auf jeden Fall hier noch mein Tipp zum Wochenende: Probefahrt machen!
Lukas