ich habe am Wochenende eine Probefahrt mit einer Aprilia Tuono 1100 Factory unternommen und möchte euch meine Eindrücke nicht vorenthalten:
Es war ein schöner Sommertag, leicht über 20°C in Neuss, wo ich mich beim örtlichen Händler zur Probefahrt angemeldet hatte. Nach der üblichen Anmeldung ging es auch direkt los: Kurze Einweisung, auf dem Dashboard eine Vielzahl von Infos wie heute bei den Big Bikes üblich. Leider ist bei der aktuellen Generation nun auch der analoge Drehzahlmesser als letztes Überbleibsel aus traditionellen Cockpits verschwunden und wurde durch ein breites Dashboard ersetzt, das nun alle Daten abbildet. Bin ich zwar kein Fan von, aber nunja...
Während ich Helm und Handschuhe von meiner SV holte ließ der Instruktor schon mal die Maschine warm laufen: Nach kurzem Drehen des Anlassers meldete sich der V4 mit seinem charakteristischen Bollern. Leider nun deutlich leiser als noch bei den Euro3-Vorgängern.


Egal, rauf aufs Bike, die Sitzposition erstaunlicherweise recht aufrecht im Vergleich zu meiner Knubbel mit Streetbar-Lenker, auch die Sitzposition ist nicht so stark auf Attacke ausgerichtet. Das Anfahren ungewohnt aufgrund des anderen Druckpunkts der Kupplung: Erst kurz vor Freigabe des Hebels setzt der Schleifpunkt ein. Ohne zusätzliches Gas setzte sich die Maschine in Bewegung, in der 30er-Zone fährt die Maschine mit dumpfem Bollern ganz ohne Zicken im 2. Gang, kein nervöses Zupfen an der Kette und auch die Lautstärke ist relativ nachbarfreundlich.

Eine Straße weiter konnte ich dann schon nicht anders: Zumindest mal ein paar kurze Gasstöße, um das Gebrüll zu wecken und siehe da: Sie kann immer noch aus voller Kehle brüllen.


Ich habe die Probefahrt vor allem gemacht um sie nach 2x Intermot-Parcour auch mal live auf der Straße erleben zu können und ob sie sich als genauso überpotenziert unfahrbar für normale Straßen herausstellt wie die R1. Doch dem ist meiner Meinung nach eher nicht so. Ja, die Tuono kann vor Kraft kaum laufen, aber sie hat Manieren und lässt sich auch bei langsamem Tempo ordentlich bewegen. Dazu ist sie mindestens genauso wendig wie meine Knubbel und der Motorsound ist eine Kategorie für sich. Er lässt einen auch einfach mal entspannt zuhören, während man in zivilisierter Manier durch die Stadt fährt. Abgesehen von der Form, die ich rattenscharf finde (vor allem das Heck), kann ich mir die Maschine auch als ideales Kurvensuchgerät auf meinen Hausstrecken in der Eifel vorstellen, Kurven räubern macht einfach nur sau viel Spaß mit diesem Spitzenfahrwerk, den knallharten Bremsen und dann noch der Sound und die Gewissheit, dass im Zweifel stets genug Leistung parat steht für spontane Überholmanöver. Trotzdem ist sie nicht so weichgespült wie andere Vertreter ihrer Art und alles andere als gewöhnlich. Eben eine echte Italienerin: Schön, schnell und gefährlich.
