
So richtig wahrgenommen hatte ich Aprilia im Suberbike-Bereich erst mit der RSV4, aber wenn man sich die RSV 1000 einmal zu Gemüte geführt hat, weiß man wie unfair die Diskriminierung von V2 gegenüber Vierzylindern im Sportmotorradbereich ist.

Die Sitzposition ist klar sportlich, jedoch nicht die brutalste Verrenkung, die ich bisher auf einem Sportler erlebt habe. Die 600er-Supersportler sind hierbei weiterhin das Negativbeispiel schlechthin. Auf der Landstraße ist die Position schon auch etwas länger aushaltbar. Der Sound des 60°-V2 kann sich hören lassen, er unterscheidet sich jedoch klar von der 90°-Tonalität, auch wenn ich nicht genau beschreiben kann inwiefern. Mit Akra-Tüten war sie erstaunlicherweise nicht zu laut und blies auch beim Angasen ihre Klangnote energisch, aber nicht infernalisch in die Umwelt. Das Gesamtpaket der Maschine, Öhlins-Fahrwerk und Brembos und der tolle 1000er-V2 verdichten sich zu einem tollen Fahrerlebnis, die 141 PS aus 999 ccm zeigen, was aus einem 1000er-V2 ganz ohne Probleme rauszuholen wäre, ohne dass das Drehmoment darunter leiden muss. Die Maschine ist gerade alt genug, um den meisten nicht mehr präsent zu sein, aber wiederum noch jung genug, um den Anschluss an die moderne Technik nicht komplett verloren zu haben.
Für eine Stummellenker-Sportmaschine fand ich sie erstaunlich handlich, diese verblüffende Erkenntnis hatte ich allerdings auch auf der Nachfolgerin, der RSV4. Aprilia scheint also schon damals einen konstruktiven Kniff gefunden zu haben, der es ermöglicht einen Stummel auch ohne Körperverrenkungen durch enge Kurven zu treiben.
Meiner Meinung nach bisher der überzeugendste und ausgewogenste V2-Sportler, der einem zu jeder Zeit das Grinsen ins Gesicht treiben kann. Auch das Design finde ich wirklich nicht schlecht, auch wenn es noch viel von der Wuchtigkeit vergangener Zeiten aufweist.