Der erste Einsatz ist durch und alles ist gut gegangen.
Vorab, ich bin erstaunt, wieviel Spass die 72ps machen können...aber jetzt erst mal alles der Reihe nach.
Am Mittwoch Abend in Chenevieres angekommen und zuerst mal den Krempel abgeladen und das Fahrerlager aufgebaut. Angemeldet und mich in die gelbe statt der roten Gruppe einteilen lassen – naja, der rote Aufkleber passt farblich einfach nicht zum gelben Postauto. Und ich wollte nicht als Wanderschikane auf der Strecke dienen.
Am Abend war nettes Grillen und quatschen mit allen Leuten angesagt. Der Event in Chenevieres gilt mittlerweilen beinahe als Familientreffen. Die Nacht im Auto bei 7 Grad war dann eher erfrischend. Echt, ich war sooooo kurz davor, die Reifenwärmer in den Schlafsack zu legen….
Am Morgen gings zur Geräuschmessung – mit dem originalen Ofenrohr aus der Öltankerabteilung von Suzuki habe ich mir da auch keine Sorgen gemacht. 85db hat das Messgerät angezeigt. Da sind noch ein paar Dbs Reserve zu den erlaubten 95 – und die werde ich für nächstes mal auch ausschöpfen
Da der Reifendienst erst spät in der Nacht gekommen ist, stand die SV dann am Morgen auch noch mit den alten Reifen rum. Also zu Plan B gewechselt und die ersten zwei Turns mit der Uno gefahren.
Im dritten Turn wars dann soweit – auf brandneuen Metzeler K3 kam die SV kam zu ihrem ersten Einsatz. Ui ui….ich bin die SV ja vor der Rennstrecke nur gerade 5km gefahren - das war schon eine etwas ungewohnte Haltung. Breiter Lenker, entspannter Kniewinkel – fährt sich wie ein Fahrrad…ein Bonanza Rad. Also musste auch die entsprechende Deko montiert werden

Dass das Fahrwerk sehr flauschig ist habe ich erst später realisiert, nähmlich als ich wieder auf die RN12 umgestiegen bin – dazu später mehr. Der erste Turn mit dem Bonanza-Rad wurde unter dem Motto «Kennenlernen» verbucht – entspanntes Fahren im Kreis mit gleichgesinnten. Im Zweiten klappte es dann auch wieder mit dem Knie, die Rasten wurden entjungfert und der eine oder andere Fahrer konnte überholt werden. Die 50g Zusatzgewicht der Angstnippel wurden im 4 Turn optimiert und die Stiefelspitzen als Frühwarnsystem eingesetzt, da ich durch das Schleifen (resp. zum vermeiden desjenigen) der Zusatzgewichte unbewusst weniger Schräglage gegeben habe.
Der V2 fährt sich echt wie ein Traktor – die Gasannahme ist gegenüber einem Reihen-Vierer extrem ruppig. Sanft ans Gas gehen oder mit Stützgas bis an den Scheitelpunkt rollen war nix. Das Anheben der Leerlaufdrehzahl auf 3000rpm hat dann etwas für Abhilfe gesorgt – auch wenn man eigentlich nur zwei Gasstellung braucht: Kein Gas – Vollgas.
Eine weitere Feststellung: Die, nennen wir es mal, sehr geschmeidige Leistungsentfaltung in Kombination mit dem flüsterleisen Ofenrohr aus der Tankerabteilung. Ich bin dauernd in den Begrenzer gelaufen da die Geräusche des Motors unter dem Helm kaum zu hören waren und man irgendwie auch nicht gemerkt hat, wenn die Leistungsentfaltung am Ende war. Tja, wo nix ist, kann sich auch nicht viel entfalten. Das hat sich angefühlt, wie wenn man die R1 bis maximal 4000rpm bewegt.
Aber die Kleine ist echt durstig – ich muss es zwar nochmals durchrechnen, aber das müssen an die 11l pro 100km sein. sein. Naja, irgendwie auch nicht verwunderlich – das Bonanza Rad kann man ja auf 90% der Strecke «digital» fahren. Ich glaub, im Winter baue ich den Gashebel auf einen Schalter um: Kein Gas – Vollgas, das vereinfacht die Handhabung ungemein
Irgendwann beim Reifenwärmer aufziehen festgestellt, dass der Fussbremshebel wohl aus Gummi ist:
Keine Ahnung wann oder wie das passiert ist. Ich mag mich an zwei Gegebenheiten erinnern, als die Schleifgeräusche ein bisschen heftiger waren. Beide Male war ich in Schräglage etwas nahe bei einem Curb. Ich vermute, dass dies der Curb in der Schikane nach der 180 Grad Linkskurve war – in der Schweinebuch-Schikane hats zwar auch mal gerumpelt, aber dort ist der Curb glatt/eben.
Am zweiten Tag wollte ich die 2-Minuten Marke knacken. Der Zähler ist bei 2:00.1 stehen geblieben. Dass das durchaus möglich ist, hat ein älterer Herr mit seiner Knubbel gezeigt…1:47 – wohlverstanden mit originaler Gabel und Bremse. Respekt! Die schnellsten Jungs waren übrigens bei 1:44. Das zeigt wieder mal, dass nicht am Material sondern am Fahrer das Optimierungspotential ist...
Der eine Zehntel wäre sicher noch möglich gewesen, aber ich wollte die letzten beiden Turns noch mit der R1 fahren. Ui ui ui….war das eine Umstellung. Erst jetzt ist mir aufgefallen, wie hart das Fahrwerk der Uno resp. wie weich und flauschig das des Bonanza Rads ist. In der ersten Runde bin ich mangels Tempo in der Spitzkehre beinahe umgefallen, weil die Uno nicht einlenken wollte. Am Ende der Gerade aus selbigem Grund beinahe durchs Kiesbett gepflügt und in der Schweinebucht um ein Haar in die rot-weissen Streckenabsperrungen gekracht. Es hat einen vollen Turn (20min) benötigt, bis sich wieder ein Gefühl für die R1 einstellte und die Rundenzeiten im Bereich der SV lagen – das war wie mit einem Auto fahren bei dem die Servo-Lenkung ausgefallen war.
Auch den letzten Turn habe ich dann noch mit der R1 gefahren. Die Leistungsenfaltung ist im Vergleich einfach zur SV einfach brutal. Gemäss Tacho 40kmh mehr Topspeed und dies schon 100m früher – auf einer geraden von 400m! Gefühlt war ich mit der R1 20 Sekunden schneller als mit dem Bonanza-Rad. Die Laptimer-App meinte aber, dass es gerade mal 3 Sekunden sind. Und nein, die 3 Sekunden stammen nicht (nur) von der Geraden. Dort sind es zwar ca. 1.5 Sekunden, was bei einem Unterschied von 100ps nicht wirklich erstaunt, aber ich war in jedem Sektor mit der R1 schneller als mit der SV – und ich bin auch nicht an meine besten Rundenzeiten vom letzten Jahr gekommen, dazu haben die paar Turns mit der R1 nicht gereicht. Aber der doch eher kleine Unterschied in den Rundenzeiten bei der massiven Leistungsdifferenz hat mich echt überrascht.

Fazit: Verglichen mit der R1 fühlt sich auf der SV alles wie in Zeitlupe an, entspannt, flauschig, kuschelig. Aber Herde von 72 Pferdchen haben mega Spass gemacht (wenn man mal von der Geraden absieht) – und ich hatte vor allem nie Schiss einen Highsider zu produzieren. Nach dem Winter, wenn die Fussrasten höher gelegt und das Fahrwerk gemacht ist werden sicher auch die 5mm übrig gebliebenen Angstrand am Hinterreifen noch verschwinden.