Das altbekannte Wheelie Öl-Problem


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SvRider172
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Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#1

Beitrag von SvRider172 » 19.08.2024 18:56

Guten Tag in die Runde,

als ich letzten Tage auf dem Moped saß ist mir mal was in den Kopf gekommen:

Wie es ja oft heißt sind Wheelies für die Sv wie Gift, da die Ölpumpe Luft saugen würde und somit besonders die Pleullager Schaden nehmen würden.

Lange Rede kurzer Sinn:

Das ganze tritt ja auf, da der Motorblock stark geneigt ist und somit die Flüssigkeiten zu weit nach "hinten" laufen.
Aber: Das exakt gleiche Phänomen haben wir doch auch, wenn wir aus dem Stand mit Vollgas bis ~150kmh beschleunigen. Durch die Längskräfte beim Beschleunigen werden die Flüssigkeiten doch ebenfalls nach "hinten" gedrückt.
Was nicht vergessen werden darf ist, dass die Kräfte beim Beschleunigen weitaus größer sind, als die Kräfte der Erdbeschleunigung beim Fahren auf dem Hinterrad.

Dann müsste das starke Beschleunigen laut Theorie ja ebenfalls genauso schädlich sein, wie Wheelies, oder habe ich da einen Denkfehler?
Schreibt mal gerne euren Senf dazu, das ganze beschäftigt mich jetzt schon etliche Tage :D

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Pat SP-1
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Re: Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#2

Beitrag von Pat SP-1 » 19.08.2024 19:04

Dass eine SV 650 mit 1g bis 150 beschleunigt, möchte ich sehen. :fun3:

Theopa
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Re: Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#3

Beitrag von Theopa » 19.08.2024 19:37

Bei durchgehend 1g Beschleunigung würde man die Viertelmeile in ca. 9 Sekunden fahren, die BMW S 1000 RR schafft ca. 9,7 :wink:

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Silversurfer
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Re: Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#4

Beitrag von Silversurfer » 19.08.2024 21:39

... und selbst wenn: die Gravitation legt sich während der Beschleunigung ja nicht schlafen.
Beschleunigung: Die Trägheitskraft wirkt im Kurbelgehäuse nach "hinten", die Gravitation nach "unten".
Wheelen: die Trägheitskraft wirkt immer mehr auch nach "oben", die Gravitation nach "hinten" ... eine unheilige Allianz.
QED 8)

... aber man könnte ja mal versuchen sich ganz doll auf den Boden zu werfen und ihn dann zu verfehlen. :wink:
... wenn Gewissheit wahr wäre, läge man nie falsch ...

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Kolbenrückholfeder
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Re: Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#5

Beitrag von Kolbenrückholfeder » 20.08.2024 19:50

Ein Versuch mit anderer Herangehensweise (wir haben ja sonst nix zu tun .... :D ).
Ich hoffe dass ich nicht ganz daneben liege, der Input von dem Zeugs ist sehr sehr lange her.

Kinematik (hier Beschleunigung einer Flüssigkeit):
Ich gehe mal von einer Beschleunigung in 3.5s bis 100km/h aus (die negative Bremsbeschleunigung wird gefühlt noch höher sein).
das wären etwa 100km/h = 28m/s
g = 28m/s / 3,5s = 8 m/s2
a = arctan (8m/s2 / 9,81m/s2) = arctan(0,815) = 39,18 Grad
a = 39,18 Grad wäre in diesem Fall der Winkel um den sich der waagerechte Flüssigkeitsspiegel in einem Gehäuse neigt.
.
engcut_800x728-01x.jpg
SV650-Engine
engcut_800x728-01x.jpg (112.26 KiB) 1899 mal betrachtet
.
Aus meiner Sicht saugt die Ölpumpe zumindest bei den angenommenen Fahrzuständen immer nass.
Auch wenn der Ölstand unter Schauglasniveau absinkt bei laufendem Motor, sollte das noch passen.
Bei Überlegungen dazu bitte auch die Flüssigkeitsverdrängenden Gegenstände beachten, wie Gehäuseform, Einbauteile wie z.B. Wellen und Zahnräder.
Das ist natürlich nur eine sehr statische Annahme, das Volume des Gehäuses müsste in den unterschiedlichen Winkeln ausgelietert werden.
Diese Fahrzustände bzw. Schmierstofflagen werden bei der Konstruktion eines Motors natürlich berücksichtigt und das mit Priorität 1.
Hier eine Gehäusehälfte-Innenansicht die den Pumpenansaugtrakt abbildet: viewtopic.php?p=10004110&#p10004110 (Der Filter ist hier nicht eingeschoben)
Die Pumpe saugt mindestens unterhalb des Filters an, das Sauggehäuses endet etwa 10mm über dem Wannenboden. Ich kenne allerdings die mögliche Saughöhe der Pumpe nicht, daher meine sehr konservative Annahme.

Bei längeren Wheelies hätte ich Bedenken.
Es gibt zwar Filmchen die genau das zeigen, jedoch bin ich mir sicher, dass hier im Vorfeld in den Ölkreislauf gezielt eingegriffen wurde und wenn es nur eine Öl-Überfüllung war.
Linke Hand zum Gruß.
Koichi Shimada † 11.02.2016

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Knubbler
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Re: Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#6

Beitrag von Knubbler » 21.08.2024 20:04

Tolle Argumentationskette und Rechnung!
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Honigdachs
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Re: Das altbekannte Wheelie Öl-Problem

#7

Beitrag von Honigdachs » 20.09.2024 21:49

Gute Darstellung und Berechnung. Im allg. Motorbau hast du eine Nassumpfschmierung. Bei Geländefahrzeugen den Trockensumpf. Wenn du eine Ölwanne vom PKW innen anschaust wirst du die sogenannten Schwallbleche sehen. Die stellen sicher das immer ein Ölvorrat am Ansaug der Ölpumpe ist. Z. B. beim starken Beschleunigen oder Kurvenfahrt.
Ich habe meinen Motor noch nicht so weit untersucht, denke aber das es Konstruktionsbedingt auch hier so ist. Wenn du jedoch viel in den Bergen fährst, bekommst du ja auch nicht automatisch einen Kolbenfresser. Wenn du die Strasse mit der stärksten Steigung ohne mechanische Probleme befahren kannst wäre das der Winkel für den Wheelie für dein Moped.
Grüße, Honigdachs

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