Kettenritzel


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Hippe


#16

Beitrag von Hippe » 02.09.2003 15:18

@TelexF: Da hast Du teilweise recht. Allerdings ändert sich bei einer Heckhöherlegung nicht der Federweg und damit auch nicht die Entfernungsunterschied von Achse und Ritzelmitte zwischen ausgefedertem und voll eingefedertem Rad. Lediglich die Stellungen unter Belastung und ohne Last verschieben sich etwas nach unten. Es sieht bei Erhöhung des Federwegs jedoch so aus, wie Du es bescchrieben hast. Nur ändert man mit einer Heckhöherlegung nicht den Federweg. Bei gleichem Federbein federt das Rad sogar weniger weit ein. Der Abstand Oberkante Rad zum Heck ist bei voll eingefedertem Rad größer, als ohne Heckhöherlegung und damit der Abstand Achse-Ritzelmitte geringer, als ohne Heckhöherlegung.

TelexF


#17

Beitrag von TelexF » 02.09.2003 16:11

@ Hippe: Ich glaube, ich hatte ja nicht geschrieben, dass sich der Federweg ändert. War evtl. ein Zitat?

Darum geht es hier garnicht.

Ist etwas schwierig ohne Skizze zu erklären.

Ich probiers hier nochmal:

Von mir gemeint war, dass sich der Winkel der Schwinge zur Horizontalen (relativ) nach unten ändert, also vergrößert, wenn das Heck "höher" liegt.
Denn eigentlich liegt ja bei der "Heckhöherlegung" nur die Schwinge tiefer, da das Federbein bzw. die Hebelei länger ist.

Man spart sich ja damit einen höheren Heckausleger.

Der Federweg mag dabei gerne gleich bleiben.


Je mehr das (bei der Höherlegung des Hecks = relative Tieferlegung der Schwinge) passiert, desto (etwas) kürzer wird der Abstand von Ritzel zu Schwingenachse.

Im unbelasteten, ausgefederten Ruhezustand könnte man bei diesem, nun kürzer gewordenen Abstand zwar die Kette dann falscherweise nachspannen, wenn man weiterhin (falscherweise) nur von den werksseitig angegebenen x = 2 - 3 cm ausginge.



Hier mal ganz extrem übertrieben gedacht, nur als Denkbeispiel:



1. Steht die Schwinge genau horizontal, dann ergibt sich hier der größtmögliche Abstand von Ritzel (Ri) zu Hinterachse (Ha) und logo die größt-nötige (!) Kettenlänge:

Ri --- Sa ------------------------Ha

Nur im Hinblick darauf ist die Kette zu spannen.

Nur spannt aber jeder die Kette bei unbeladener, aufgeständerter SV, und nicht in dem o.g. Zustand, denn dann müsste die SV immer ganz exakt so beladen sein, dass die Schwinge waagrecht steht.



2. jetzt denk dir mal die Ha ganz übertrieben extrem ausgefedert, genau unter die Schwingenachse (Sa) oder sogar bis unter die Ritzelachse geklappt...


Ri --- Sa
I
I
I
I
I
I
Ha

Wenn Du das mal aufzeichnest, merkst Du, dass dann der Abstand vom Ritzel zur Hinterachse um den Abstand von (Ri - SA) geringer wird.

Die Kette könnte also (nur!) für diese Schwingenstellung viel stärker gespannt werden.

Probiere das am besten mal mit einem Zirkel aus. Kreis um Ri mit Radius (Ri - Ha).
(Ein kleiner Fehler ist grafikbedingt in Skizze 2 noch eingebaut)


In diesem natürlich übertriebenen Fall würde das benötigte Kettenspiel um (Ri - Sa) geringer! Das ist viel.


Federt die Hinterachse nun wieder genau bis zur Horizontalen ein, dann wird das benötigte Kettenspiel um diesen Abstand (Ri - Sa) größer.

Für dieses extreme Beispiel hier ergäbe sich dann ein riesiges, notwendiges Kettenspiel von mindestens der Länge (Ri - SA) + x und das sind nun mal viel mehr als die üblichen x = 2 - 3 cm für das Kettenspiel.


Hoffe, das kam nun halbwegs verständlich rüber.

Ist ohne gute Grafik etwas schwer zu erklären.

Vielleicht können fittere Jungs das mal grafisch besser darstellen, so dass man das sehen kann.

Die Schrägstellung der Schwinge zur Achse Ri - Sa ist also bei nicht deckungsgleichen Punkten Ri und Sa der eigentliche Grund für das notwendige Kettenspiel.

Sonst könnte man ja die Kette (ohne irgendeine Federung) relativ spiellos straff gespannt laufen lassen.

TelexF

Hippe


#18

Beitrag von Hippe » 02.09.2003 16:47

@TelexF:

Mir ist schon von Anfang an klar, was bei der exentrischen Bewegung der Schwinge in Bezug auf die Ritzelachse passiert. Ich könnte Dir sicher auch viel besser vis a vis und mit Hilfe eines Zettels und eines Stifts darlegen, was ich meine (oder besser direkt am Objekt :wink: ). Letzlich denke ich, dass wir beide das selbe meinen und uns in der theoretischen Betrachtung voneienander entfernen.

Wichtig ist sicher der Ausgangspunkt. Letzlich ist es egal, ob ich die Sache mit oder ohne einer Heckhöherlegung betrachte. Da der Federweg der selbe ist, ist auch die Entfernungsänderung zwischen Ritzelachse und Radachse beim Einfedern die selbe. Die absoluten minimalen und maximalen Entfernungen zwischen Ritzelachse und Radachse sind zwar mit bzw. ohne Heckhöherlegung unterschiedlich, die Differenz zwischen Minimum und Maximum aber gleich. Wenn ich also ohne Heckhöherlegung einen Kettendurchhang von angenommen 4 cm im ausgefederten Zustand hatte, reicht der mit einer Heckhöherlegung auch. Um den zu erreichen, muss ich nach dem Einbau der Heckhöherlegung jedoch wahrscheinlich die Kette etwas entspannen. Trotzdem reicht der selbe Durchhang.

TelexF


#19

Beitrag von TelexF » 02.09.2003 17:39

Hippe: " Letzlich ist es egal, ob ich die Sache mit oder ohne einer Heckhöherlegung betrachte."

Das vermute ich nun mal nicht ganz, weil sich - wie schon erklärt, bei der Heckhöherlegung der Winkel der Schwinge durch das längere Federbein schon ausgefedert minimal (mehr nach unten) verlagert, in unbelastetem wie auch in eingefedertem Zustand.

Je mehr sich die Schwinge im Leerzustand nach unten bewegt, desto größer sind beim Einfedern die nötigen Kettenspielzugaben.

Wieviel das ausmacht, könnte man mal ganz einfach an einem primitiven Holzleistenmodell, mit einer Dreiecksberechnung oder mit entsprechend belasteten SVs (mühsamer) ausprobieren.
Wichtig ist dazu eigentlich nur, die genauen Abstände Ri - Sa - Ha auszumessen. Der beträgt grob gemessen 14.5 cm und 55 cm.

Der Rest ergibt sich aus der Dreiecksberechnung oder dem Modell.

Wie groß die Änderungen bei tiefer stehender Schwinge und negativerem Winkeln sind, weiß ich jetzt aber auch nicht. Sicher minimal.


Grob angenommen, die Original-Schwinge hängt ...

1. unbelastet um -20° nach unten, eingefedert (da voll belastet) um +20° nach oben, betragen.

Anders bei einer umgebauten SV. Da könnte der Winkelbetrag ...

2. z.B. (sehr übertrieben) zwischen unbelastet um -40° nach unten, aber eingefedert (da belastet um 0° nach oben betragen.

Wie gesagt, extrem übertrieben.

Damit ist zwar der Winkelweg der Schwinge von insgesamt 40° und auch der Federweg von z.B. 25 mm der selbe, es ist aber nicht - wie du schreibst - "auch die Entfernungsänderung zwischen Ritzelachse und Radachse beim Einfedern die selbe", ebenfalls nicht der relative Winkel zur Nullachse.

Denn: Die max. Kettenlänge haben wir bei einem Winkel von 0°

Die Original-SV hat (grob übertrieben angenommen mit +/- 20° eine geringeres Kettenspiel (jeweils entsprechend nur max. 20° zu verkraften,

die umgebaute SV aber hat (grob angenommen mit - 40° zwangsläufig ein etwas größeres Kettenspiel zu verkraften, da die Schwinge unbelastet weiter nach unten geht.

Je st3eiler die Schwinge nach unten steht, desto kleiner wird die Entfernung Ri - Ha.

Wie getippt, das sind grobe Modelle, in Wirklichkeit dürften die Unterschiede dagegen wirklich minimal sein.



"Die absoluten minimalen und maximalen Entfernungen zwischen Ritzelachse und Radachse sind zwar mit bzw. ohne Heckhöherlegung unterschiedlich, die Differenz zwischen
Minimum und Maximum aber gleich."

Dies gilt m.E. leider nur bei einem symmetrischen Winkelverhältnis, also + 20° / - 20°.
Steht die Schwinge steiler, ändern sich die Verhältnisse etwas, siehe meine Skizze im letzten Beitrag.

Aus diesem Grunde hatte man schon mal experimentiert, die Schwingenachse neben das Ritzel zu legen, um entsprechende Kräfte zu minimieren.

Ich glaube beim MotoCross mit den bekannt großen Federwegen spielt das eher eine Rolle als bei Straßenmaschinen.


"Wenn ich also ohne Heckhöherlegung einen Kettendurchhang von angenommen 4 cm im ausgefederten Zustand hatte, reicht der mit einer Heckhöherlegung auch. Um den zu erreichen, muss ich nach dem Einbau der Heckhöherlegung jedoch wahrscheinlich die Kette etwas entspannen. Trotzdem reicht der selbe Durchhang."

Das erscheint mir jetzt widersprüchlich.

Wenn du die Kette entspannen musst, dann gibst du ihr ja letztlich doch mehr Spiel!
Denn der Abstand Schwingenachse - Hinterachse hat sich ja logo durch das andere Federbein nicht verändert, oder?
Lediglich der Winkel der Schwinge wurde steiler.

Warten wir es mal ab, ich werde bald meine Kette wechseln. Dann messe ich mal die Geometrie nach.

Grob gepeilt ergibt sich nach meiner jetzigen Messung folgendes:

Ri - 14.5 cm - Sa ------ 55 cm -------- Ha

Macht zusammen 69.5 cm.

Steht die Schwinge (z.B. durch Höherlegung des Hecks) jeweils -10° steiler, dann ergibt sich daraus nach einer groben Skizze folgender Wert:

Winkel Sa-Ha Sa-Ha-Verkürzung x2 = Kettenspiel

0° 69.5 cm ---
10° 69.0 cm 1cm (Das dürfte der Original-SV entsprechen
20° 68.5 cm 2 cm
30° 67.5 cm 4 cm
40° 66.5 cm 6 cm
50° 65.0 cm 9 cm

Grob sollte das stimmen.

Nachdem das Spiel der SV mit 2 - 3 cm angegeben wird, sollte der Winkel also etwa zw. -10° und voll eingefedert 25° betragen.
Bei steileren Winkeln ist noch mehr Verkürzung zu erwarten, maximal wäre das bei ca. -96° eine verkürzung von ca 14,5 cm!
Nur gibt es natürlich kein Motorrad mit einer so abartigen Fahrwerksgeometrie. ;-)
Aber das Prinzip sollte dadurch etwa klar werden:
Je steiler die Schwinge steht und je größer der Abstand Ritzelachse - Schwingenachse ist, desto mehr Kettenspiel muss ich geben, sonst kracht es unangenehm in der Kette.

TelexF
Zuletzt geändert von TelexF am 02.09.2003 18:40, insgesamt 1-mal geändert.

Hippe


#20

Beitrag von Hippe » 02.09.2003 18:17

@TelexF:

Ich will nicht unbedingt das letzte Wort haben, dennoch ein letzter Beitrag zu dem Thema.:

Du hast selbst eingeräumt, das Dein Beispiel maßlos überzogen ist und die Realität anders aussieht.

An meinen letzten beiden Sätzen sehe ich nichts widersprüchliches. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass beim Einabu einer Heckhöherlegung der entsprechende Kettendurchhang evtl. neu eingestellt werden muss. Allerdings kann er wieder 4 cm (Annahme) betragen, wenn er ohne Heckhöherlegung auch 4 cm betrug und damit optimal war.

Ich habe eben mal mit Visio einen Kreis gezeichnet und drei Verbindungen vom Mittelpunkt zum Kreisbogen gezogen, welche die Schwinge in unterschiedlichen Einfederzuständen darstellen sollen. Dann habe ich senkrecht unter dem Mittelpunkt einen weiteren Punkt gezeichnet, welcher die Ritzelachse darstellt. Dann habe ich eine Verbindung von diesem modellhaften Ritzelachsenpunkt zu den Schnittpunkten der "Schwingenlinien" mit dem Kreisbogen gezogen und die entsprechende Länge festgestellt. Dies soll die Länge der Kette repräsentieren. Dann habe ich den gleichen Vorgang nochmals durchgeführt, nun jedoch die "Kettenlinie" immer einen konstanten Abstand unterhalb der Schnittpunkte der "Schwingenlinien" mit dem Kreis enden lassen. Dies sollte den Zustand bei eingebauter Heckhöherlegung darstellen. Auch hier habe ich die Längen gemessen. Die Differenz der Länge der "Kettenlinien" zwischen eingefedert und ausgefedert betrugen im ersten Fall 5,141 Einheiten und im zweiten Fall 4,986 Einheiten.
Wenn ich jetzt gewisse Fehlertoleranzen berücksichtige, kann man eine Übereinstimmung der Werte annehmen. Ansonsten würde man ohne Heckhöherlegung sogar mehr Kettenspiel benötigen.

quod erat demonstrandum :wink:

Einschränkung: Man müsste diesen Vorgang mit den tatsächlich Maßen wiederholen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Es hängt viel vom Abstand Schwingenachse-Ritzelachse und den tatsächlichen Winkelstellungen der Schwinge ab.

PS: Es macht richtig Spass mit Dir zu diskutieren. allerdings haben wir jetzt wohl diesen Beitrag richtig versaut :wink: Ich sehe diese Diskussion auch eher als Gag. Schließlich sollte jeder sein Kettenspiel regelmäßig kontrollieren und einstellen.

TelexF


#21

Beitrag von TelexF » 02.09.2003 18:51

Hippe: "Du hast selbst eingeräumt, das Dein Beispiel maßlos überzogen ist und die Realität anders aussieht. "

Klar, damit hast du völlig Recht :-)

War ja nur ne interessante Fachsimpelei.

"Es macht richtig Spass mit Dir zu diskutieren. allerdings haben wir jetzt wohl diesen Beitrag richtig versaut Ich sehe diese Diskussion auch eher als Gag."

Klar. und wenn es dem Admin zuviel ist, kann er das meinetwegen gern löschen.
Trotzdem kann Nachdenken Spass machen. ;-)


"Man müsste diesen Vorgang mit den tatsächlich Maßen wiederholen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Es hängt viel vom Abstand Schwingenachse-Ritzelachse und den tatsächlichen Winkelstellungen der Schwinge ab."

Stimmt. Aber das hat mich direkt angeregt, in die Garage zu gehen und nachzumessen.
Die Messwerte findest du unten.
Die Schwinge steht bei unbeladener Original-SV bei grob geschätzt ca. -15°. Der Winkel, in dem die SV-Schwinge max. einfedert ist recht gering.
Meine 1:10-Skizze ergab die unten stehenden Werte.

Hoffentlich werden wir nun wegen des vielen Textes nicht beim nächsten SV-Treffen geschlagen. ;-)

Aber bei dem Wetter jagt man keine SV raus ....
TelexF

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