Richtiges Bremsen mit dem Vorderrad


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Michael


Richtiges Bremsen mit dem Vorderrad

#1

Beitrag von Michael » 17.06.2002 22:59

Da habe ich angekündigt, was zu richtigem Bremsen mit dem Vorderrad zu schreiben. Ich hoffe beide Texte zusammen helfen ein bisschen, besser bremsen zu lernen.

Praxis

Am Anfang des Bremsvorgangs wenig Druck auf den Bremshebel geben und den Druck dann kontinuierlich erhöhen. Beim Bremsen verschiebt sich das Gewicht zum Vorderrad. Je mehr Gewicht auf dem Vorderrad lastet, desto stärker kann man bremsen.

Die richtige Geschwindigkeit, mit der man den Druck erhöht, kann man sich nur durch viel Übung aneignen. Für eine optimale Verzögerung muss der Bremsdruck so schnell erhöht werden, dass das Vorderrad immer minimal vor der Blockiergrenze ist.

Wichtig: Bremse sofort lösen, wenn das Vorderrad blockiert. Ein wichtiger Anhaltspunkt für das Blockieren ist das Geräusch des rutschenden Reifens. Wenn man es hört, dann sofort die Bremse soweit lösen, dass das Vorderrad wieder rollt. Bei blockierendem Vorderrad besteht hohe Sturzgefahr!

Ich übe Vollbremsungen immer noch regelmäßig (nach inzwischen über 60000 km Fahrpraxis), z. B. da wo ich es in der Fahrschule geübt habe und auf einem schönen, großen, abgelegenen Parkplatz hier in der Nähe. Macht Spaß.

Ich halte es für wichtig, dass man beim Üben - unter sicheren, kontrollierten Bedingungen -öfter ein blockierendes Vorderrad erlebt hat. Man sollte wissen, wie man damit klarkommt. Dann ist man nicht so erschrocken, wenn es bei einer unfreiwilligen Vollbremsung passiert. Aber langsam rantasten und das Vorderrad nur ganz kurz blockieren lassen. Man kann ein blockierendes Vorderrad provozieren, indem man absichtlich falsch bremst. Dazu folgendes Zitat aus dem Buch von Prof. Spiegel (S. 197):
Will man heftiger bremsen, also ernsthaft an die Blockiergrenze herangehen, ist es nützlich, vorher die folgende Übung zu machen:
Vorderradbremse ganz kurz scharf anreißen bis zum Radstillstand (ca. 0,1 s)
Bei strikter Geradeausfahrt wird aus 40 bis 50 km/h die Vorderradbremse so stark gezogen, daß es zu einem kurzzeitigen Stillstand des Vorderrads kommt. Aber nicht etwa abwarten, bis das Vorderrad steht und dann die Bremse öffnen - das könnte bei einem blockierenden Vorderrad schon zu lang lang sein! -, sondern die Bremse von vornherein mit dem Ziel betätigen, nur einen kurzen, aber heftigen Bremsstoß zu geben, also fast im gleichen Augenblick den Bremshebel wieder loslassen! War der Impuls zu schwach - und das ist beim ersten Versuch meistens der Fall -, dann wird er wiederholt, so oft, bis man das Blockiergeräusch des Reifens hört. Das macht nach kurzer Zeit dann großen Spaß, so daß viele, obwohl sie vielleicht mit Unbehagen an diese Übung herangegangen sind, gar nicht mehr aufhören wollen, kurze schwarze Striche auf Kosten der Lebensdauer ihres Vorderradreifens auf der Fahrbahn zu hinterlassen.
Diese Übung ist deshalb so nützlich, weil sie uns mit einem blockierenden Vorderrad vertraut macht, so daß wir nicht mehr erschrecken, wenn es bei einer Vollbremsung einmal stehen bleibt, sondern sofort die Bremse öffnen; Blockieren und Öffnen der Bremse müssen eins werden!
Noch was: Wann das Rad blockiert, hängt stark davon ab, ob die Fahrbahn trocken oder nass ist. Ferner ist es abhängig von der Art der Fahrbahnoberfläche (Asphalt, Beton, Bitumen, ...) und der Temperatur. Am Besten unter verschiedenen Bedingungen üben.

Theoretischer Hintergrund

Dynamische Achslastverteilung: Beim Bremsen ist das Gewicht anders verteilt als bei konstanter Geschwindigkeit. Beim Bremsen verschiebt sich das Gewicht zum Vorderrad (bis zu 100%, wenn der Hinterreifen in der Luft ist).

Reibungsgesetz: Maximale Reibungskraft eines Rades ist proportional zur Gewichtskraft auf dem Rad. Das gilt für Haftreibung (rollendes Rad) und Gleitreibung (blockierendes Rad).

Haftreibung ist größer als Gleitreibung. Wird die max. Haftreibungskraft überschritten, so geht das Rad von der Haftreibung in die Gleitreibung über (d. h. das Rad blockiert).

Blockiert das Vorderrad, so ist seine Seitenführungskraft = 0 und auch seine stabilisierende Kreiselkraft = 0. Daher besteht dann hohe Sturzgefahr.

Wo liegt das Limit?

Wann kann man gut Bremsen? Gemäß Faustformel aus der Fahrschule benötigt man 25 m um von 50 auf 0 km/h abzubremsen.

Faustformel: "Bremsweg = Geschwindigkeit/10 * Geschwindigkeit/10" (Bremsweg in m, Geschwindigkeit in km/h).

Bei einem Sicherheitstraining, an dem ich teilnahm, haben die guten Bremser auf trockenem Asphalt ungefähr Faustformel/2 als Bremsweg gebraucht. Also bei 50 km/h ca. 12,5 m. Ich würde sagen, dann kann man gut bremsen.

Geht man von einer Haftreibungszahl von 0,9 für Gummi und Asphalt aus, so ergibt sich 10,92 m als optimaler Bremsweg bei 50 km/h. (Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass man die Bremse evtl. lösen muss um ein Überschlagen zu vermeiden. Vereinfachend wurde angenommen, dass sofort 100% des Gewichts auf dem Vorderrad lastet.)
Zuletzt geändert von Michael am 18.06.2002 22:03, insgesamt 4-mal geändert.

N-Brenner


#2

Beitrag von N-Brenner » 18.06.2002 9:55

So, so. Also schwach anbremsen und kontinuierlich steigern?

Dann lest mal die Links weiter unten.

Die Tips halte ich allesamt für richtig.

Grüße, N-Brenner
Zuletzt geändert von N-Brenner am 18.06.2002 13:56, insgesamt 1-mal geändert.

cyco


Bremsen

#3

Beitrag von cyco » 18.06.2002 10:08

@N-Brenner
Die Links funzen nicht. Wo finde ich das auf der Motorrad-Seite?

gruß
cyco

N-Brenner


#4

Beitrag von N-Brenner » 18.06.2002 10:22

Sorry, ich weiß nicht warum, aber vor jedem Wort ist beim Kopieren ein Leerzeichen reingerutscht. Wenn mann die rauslöscht, gehts.

N-Brenner

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#5

Beitrag von SVblue » 18.06.2002 10:23

Die Links funktionieren wenn du die Leerzeichen löschst!
Is schon generell komisch: leere Zeichen zu löschen ;) gluck
So denn...
MfG Stefan
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#6

Beitrag von svsyellow » 18.06.2002 10:24

Moin cyco,

schau mal hin, wenn Du das kopierst und wieder einfügst, die Sonderzeichen musst Du da rausnehmen, oder Du tippst das noch einmal ab.

Der erste hier noch mal eben zum anclicken .

Viel Spaß beim lesen..

Uwe
... und läuft und läuft und läuft ...


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#8

Beitrag von svsyellow » 18.06.2002 10:54

@n-brenner

netter Service, danke ! :)

Hast Du nichts besseres zu tun, schau mal aus dem Fenster 8) .
Meine SV steht auch unten und wartet auf mich, daß ich endlich "krank" werde ... :?

Gruß,

Uwe
... und läuft und läuft und läuft ...

N-Brenner


#9

Beitrag von N-Brenner » 18.06.2002 10:57

@ svsyellow

Eigentlich bin ich am arbeiten....

Klar würd ich jetzt auch lieber fahren, aber c‘est la vie!

Michael


#10

Beitrag von Michael » 18.06.2002 21:11

N-Brenner hat geschrieben:So, so. Also schwach anbremsen und kontinuierlich steigern?

Dann lest mal die Links weiter unten.

Die Tips halte ich allesamt für richtig.
Die Links finde ich sehr interessant. Aber siehst Du einen Widerspruch zwischen dem, was in den Links steht, und dem, was ich geschrieben habe??? In dem dritten Link (http://www.motorradonline.de/mrd/statht ... 012147.asp) steht:
Doch wie vorn bremsen? Progressiv, das heißt - von weniger zu mehr - sich langsam an den Punkt herantasten, bei dem die Haftreibung abreißt, das Vorderrad also blockiert. Auf keinen Fall den Hebel plötzlich bis zum Anschlag ziehen und dann wieder nachlassen, da man sonst mit blockierendem Rad auf die Nase fällt.
In Link Nr. 9 (http://www.motorradonline.de/mrd/statht ... 012230.asp) steht nochmal kurz was von "progressivem Bremsen" (sehr gute Bezeichnung dafür). Spitzenmäßig finde ich auch folgende Stellen aus den von N-Brenner angegebenen Links:
Ein kurzer Bremsweg wird am Anfang, nicht am Ende des Bremsens gemacht! Der Bremsdruck muß so schnell wie möglich aufgebaut werden. Nur durch Üben bekommt man in die Finger, wie fest ungefähr man sofort zupacken kann. Erst der Rest wird dann durch Kontrollieren des Vorderrads vorsichtig nachreguliert.
Jeder sollte wie Markus lernen, mit der Vorderbremse optimal zu verzögern. Kupplung ziehen, schnell den Bremsdruck durch dosiertes Ziehen am Bremshebel aufbauen, versuchen, nicht zu überbremsen. Wobei eine kurze Überbremsung noch nicht zum Sturz führt, wenn man rechtzeitig löst. Das mal an einem stillen Plätzchen üben.
In meinem Starttext zu diesem Thema hatte ich eins wohl noch nicht hinreichend betont: Für eine optimale Verzögerung muss der Bremsdruck möglichst schnell erhöht werden, so dass das Vorderrad immer minimal vor der Blockiergrenze ist. Genau das betonen ja die beiden vorherigen Zitate. Vielleicht meinte N-Brenner ja das. Habe gerade den Starttext entsprechend ergänzt und noch ein bisschen an der Formulierung gefeilt. Ich will dazu noch ein Diagramm malen. Kommt dann später.

N-Brenner


#11

Beitrag von N-Brenner » 19.06.2002 9:58

Hallo Svmi,

genau das habe ich gemeint. Für mich hat sich das so angehört, als ob man vorsichtig anfängt zu bremsen, um erst dann den Bremsdruck zu erhöhen.

"Ein kurzer Bremsweg wird am Anfang, nicht am Ende des Bremsens gemacht! Der Bremsdruck muß so schnell wie möglich aufgebaut werden."

Das ist eben der Punkt, den ich widersprüchlich fand.

Sorry, wenn ich dich falsch verstanden habe.

Grüße, N-Brenner

Lichtmann


#12

Beitrag von Lichtmann » 14.12.2003 13:30

zu Deutsch , man ziehe den Bremshebel schnell, so das das Vorderrad eintaucht und die Maschine Druck auf den Vorderreifen gibt, jetzt den Druck noch weiter erhöhen, der Druck den Maschine jetzt aufbaut ist so groß das ein blockirendes Vorderrad schon sehr selten ist, der Arsch der Maschine kommt hoch, also Vorsicht!!! Abhilfe schafft eine Richtige Blickführung und das der Popo nach hinten rutscht, wenn die Maschine hinten hochkommt Bremse etwas lösen, niemals ganz die Bremse lösen, die Zeit die vergeht bis wieder größter Druck aufs Vorderrad auf gebaut ist dauert zu lang, sind wieder 4 Meter verschenkt. Blick gerade aus, nicht ins Cockpit schauen, wir wollen doch anhalten und nicht sehen wie die Geschwindigkeit runtergeht. Nocheins wenns wirklich zu eng ist, Bremse lösen und kräftigen Lenkimpuls geben, Bremsen in der Kurve nur vorn, aber Vorsicht mit dem Aufstellmoment, Hindernissen in der Kurve ausweichen indem man am die Schräglage vergrößert, also bei Rechtskurve bleibt das Hindernis links, nicht versuchen die Schräglage auf zuheben, man bleibt doch mit dem Lenker hängen,wenn man versucht rechts am Hindernis vorbei zukommen, zumal man nach dem Hindernis noch stärken in die Kurve muss, alles gilt nur wenn lrechts Platz ist. Bremse vor deshalb weil ein blockierendes Hinterrad das sofortige Aus bedeutet. In der Regel hat der Reifen vorn immer noch so ca 20% Reserve, wenn man auf der letzte Rille fährt, hilft nix mehr , außer neues Gehirn und ein guter Kombi. Achja nocheins zur Blickführung in der Kurve, Linkskurve wird rechter Fahrbahnrand an gefahren bis man in die Kurve schauen kann, bei Sicht aufs Ende der Kurve sauber nach links reinziehen, zu Deutsch lange Wege wählen und erst reinziehen wenn man auch was sieht, somit bleiben Überraschungen die Seltenheit. So viel Lesestoff und en Lenkimpuls nicht vergessen, lacht

walterld


#13

Beitrag von walterld » 15.12.2003 23:24

Gut Lichtmann, alles Wesentliche gesagt.

Fällt mir ein: im SiTraining hat mal ein Instruktur ein gutes Beispiel genannt: 'Die Vorderradbremse so betätigen als würde man einen nassen Schwamm ausdrücken'.

Ein guter Spruch aus dem der 'Papst'Bücher:
'Der Schreck ist der größte Feind des Motorradfahrers'.
(Panikbremsen, man macht genau das Gegenteil was Lichtmann geschrieben hat...und päääng).

Dann habe ich einige Weisheiten eingescannt, habe ich mal geschenkt bekommen und sie sind nicht schlecht (aber etwas schlecht zu lesen).Habs wegen der Größe verkleinert. Am Besten runterkopieren und mit Bildschirmverarbeitungsprogramm lesen:


Bild

Michael


#14

Beitrag von Michael » 16.12.2003 1:05

Ahja, das sind die Vorsätze aus "Die obere Hälfte des Motorrads" von Prof. Spiegel. :) Ich finde alle sehr gut bis auf die folgenden Ausnahmen, die ich nur eingeschränkt gut finde.
Fußspitzen rein!
Bei mir zeigen die Fußspitzen bewusst ein bisschen nach außen (ca. 30°?), aber die Hacken liegen am Motorrad an. Hauptgrund: Auf der Rennstrecke klappt dann Knieschleifen besser. Sonst kriegt man das Knie nicht weit nach außen. Weiterer Grund: Ich sitze dann lockerer.
Ballen auf die Fußrasten!
Mach' ich nur, wenn ich sehr sportlich fahre. Insbesondere auf der Rennstrecke, weil sonst die Zehen/Fußaußenseite zu sehr schleifen würden. Beim gemütlichen Fahren auf der Landstraße habe ich eher die Fußmitte auf der Raste.
Kopf hoch, Hals lang!
Hab' ich vor längerer Zeit mal ein paar Wochen lang bewusst gemacht, was ziemlich lustig ausgesehen haben muss. Jedenfalls haben einige ganz schön drüber gelacht, hat wohl ziemlich steif ausgesehen. :? Stattdessen habe ich mich dann darauf konzentriert:
Kopf senkrecht, Oberkörper hat dieselbe Schräglage wie das Motorrad!
In der Mitte sitzen! *
Locker sein!
Da hat keiner mehr gelacht und ich habe mich auch besser dabei gefühlt. Sah dann kurz danach (mit eher ungeeigneten Reifen) so aus:
Bild
=> Nicht mehr steif 8)
Brustbein vor!
Geht in die gleiche Richtung wie der vorherige Punkt. Man muss ja nicht gerade wie der Glöckner von Notre Dame draufsitzen. Aber schon locker, muss nicht kerzengerade sein.
Innenknie vor!
Bei mir ist die Strecke von Knie zu Knie rechtwinklig zur Fahrtrichtung (auch die von Schulter zu Schulter). Selten ertappe ich mich, dass ich es unbewusst etwas anders mache, und das Innenknie etwas weiter vorne ist.

Aber wie gesagt: Die meisten der Spiegel-Vorsätze finde ich sehr gut.


* gemeint: In Fahrtrichtung in der Mitte, Hanging-Off auf der Rennstrecke soll das nicht ausschließen.

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