Gestatten:
Ich bin heute zum ersten Mal hier im Forum "aktiv", habe vorher eine GSX750F, eine GPZ550, einen XJ550 und eine XL250R gefahren und wage jetzt nach den letzten drei 4R-Motoren den Sprung auf den 2V90. Da werd ich sicher noch ein paar lustige Sachen bei der Umgewöhnung erleben, hoffentlich kentere ich nicht allzu oft.
Achja, die GSX750F wurde im April bei km-Stand 85000 km direkt vor der Haustür geklaut. Seither bin ich mit ca. 1000 PS unterwegs, sprich U-Bahnfahrer.
Also, hallo allerseits

Es ist lange her, daß ich mir das Bild eines Motorrads ausgedruckt habe, in der Küche und überm Bett jeweils eine Kopie hängt. Im Grunde bin ich aus dem Alter auch längst raus. Die SV1000S hat etwas Schlichtes, das gefällt mir.
Das einzige Motorrad, das ich ähnlich schön fand, konnte ich in einem MOTORRAD-Testbericht von ca. 1980 sehen; eine Suzuki GS850G.
Mein Geschmack war also schon immer exzellent *g*
Vorgestern nachmittag wars soweit. Ab zum Händler, mit dem sowohl finanzielle als auch terminliche Angelegenheiten nach den ersten Eindrücken ganz gut zu regeln sind. Und man hat die Werkstattgarantie, direkt um die Ecke.
Da steht die SV. Bißchen nervös bin ich nach der Zwangspause von fast zwei Monaten schon.
Neu ist, daß zum Start die Kupplung gezogen werden muß, auch wenn man im Leerlauf ist. Aha. Licht ist immer an, auch vor dem Start des Motors, freu mich schon auf den Winter. Eine elektronische Zuschaltung nach dem Start würde vermutlich 1 EUR kosten, aber die Japaner können halt keine solch komplizierten Chips mit 3 Anschlüssen einbauen.
Test des Lenkanschlagwinkels. Etwas enger als gewohnt, geht aber noch. Rangieren kann man die 190 kg trotzdem leicht. Füße stehen sicher auf dem Boden.
Ciao. Anfahren klappt hervorragend, Kupplung ist leichtgängig, hat einen definierten Schleifpunkt und kommt nicht ruppig. Vom Rückdrehmoment werde ich mich erst bei einer ausgedehnten Tour überraschen lassen müssen, das ist jetzt noch nicht drin.
Das Sitzbrötchen ist passend gepolstert, der Knieschluß stimmig.
Es geht los. 180 Grad-Wende beim nächsten U-Turn. Was ist denn da los?? Man muß ganz schön den Lenker schwenken, damit was geht ... bißchen Gewicht nach innen, ok. Sie kommt allmählich. Kippelt auch nicht zu sehr. Tja, der breite Hinterreifen ist was anderes als der 150-er bei der GSXF.
Test Getriebe: Schlabbrig, der Fußweg zu groß, die Gänge knallen. Letzteres kann man lernen, ersteres nicht, das ist schade.
Kleiner Durchzugstest im zweiten. Olala, Kraft hat die Karre wirklich! Da hätte ich bei der guten alten GSX750F schon 3000 Touren höher drehen müssen.
Der Sound beim Gasaufziehen ist genau der, den ich nicht leiden kann. Irgendwas zwischen Harleygeboller und Chinakracher. Ich hätts gern heiser röchelnd. Ist halt ein Zweizylinder.
Bei 80 Bremstest, hinten geht so, Scheibe quietscht zwar , aber Rad blockiert nicht ungewollt. Vorne, geringe Handkraft, gut dosierbar, aber ein etwas asymmetrisches Gefühl, die Masse schiebt geringfügig in eine andere Richtung als geradeaus? Ich muß mich täuschen. Sturzschäden hat die Maschine nicht. Nochmal etwas schärfer vorne bremsen. Das Hinterrad kommt gut kontrollierbar hoch.
Stop & Go vor der Ampel, kein Problem auch für den verwöhnten Vierzylinderfahrer. Aber da ist so ein Art schmatzen, schlabbern und pfurzen beim sachten Bremsen, entweder von der Gabel oder vom Lenkungsdämpfer ... klingt irgendwie unanständig

Das Gesäusel aus dem Ventiltrieb ist ziemlich laut, ein Turbinengeräusch, nicht direkt unangenehm. Aber die schwankende Leerlaufdrehzahl schon, die Maschine ist inzwischen längst warm. Von der Theorie sollte sie zwischen 1100 und 1300 eingestellt sein, der Motor unter mir dreht mit 1500 rpm und trotzdem schwankt da was ... ist halt kein Vierzylinder.
Der Haxen rechts wird in Höhe der Waden warm, der Kupplungsdeckel strahlt einiges ab. Vollverkleidung ist was anderes.
Ich halte etwas strammer auf die Kurve kurz vor den Yorckbrücken zu. Schon wieder muß man hier mit Nachdruck zu Werke gehen! Die fällt nicht von selbst in die Kurve, man muß wirklich drücken! Der Kurvenradius ist wieder etwas zu groß geraten. So richtig handlich fühlt sich das nicht an. Das habe ich mir anders vorgestellt. Da müßte ich am Fahrstil feilen.
Vor der nächsten Ampel ein bißchen am Gas spielen. Ich habe gelesen, daß die Suzi dann manchmal ausgehen soll und sich schwer starten läßt. Dem ist hier nicht so. Allerdings gibts ein "Piff" beim Anfahren, der erste Zündfunke nach dem Gasgeben verraucht unverarbeitet! Ich kenne das von der alten GSXF mit ihrem schrottreifen Motor, aber da merkte man das nicht so deutlich ... allmählich werde ich unsicher.
Nächster Test: Gasaufreißen im 1. Gang und wieder schlagartig zuschnappen lassen. Voila, wie im SV-Forum berichtet, ein Auspuffpatschen. Zwar nicht stark, aber deutlich. Ob das der Kat verträgt? Vielleicht wird das mit der nächsten 64-Bit-Generation besser

Die technischen Details sind geklärt, jetzt kommts drauf an, wie man gut um die Kurve kommt. Bisher war das ein grausliches Geeier. Zumindest die langsam zu fahrenden Kurven. Die richtig schnellen werde ich in der Stadt nirgendwo ausprobieren können.
Also, Gas nicht ganz zu, Arbeitspunkt eruieren, Hahn langsam spannen, in die Kurve reinhalten, gefühlvoll aufziehen. Bei einem der Versuche gibts ein heftiges Pfeifen aus der Region Hinterreifen, die Schräglage nimmt rapide zu, läßt sich aber locker abfangen und der Vorgang wird mit leicht angehobenem Vorderrad abgeschlossen. Es ist tatsächlich möglich, bei ca. 5000 rpm einen ungewollten Miniwheelie aus der Kurve heraus zu fahren, ohne die Kupplung schleifen zu lassen ... mit der GSXF undenkbar.
Und der Kurvenradius war wieder zu groß. Allmählich dämmerts: Na klar, einerseits Schiß vor dem ungewohnten Schräglagenverhalten, aber auch die Leistung drückt einen schon ein bißchen brutaler aus der Kurve raus als bei der GSXF. Das kann man in den Griff kriegen.
Kurz vorm Händler an der Ampel ein trauriges Resumee: Ich hab mir mehr erwartet.
Mehr als 6000 rpm habe ich nicht gedreht, das braucht man in der Stadt auch nicht. Was allein bis dahin an Motorleistung aufkommt, ist schon gewaltig. Bei der GSXF habe ich oft aufgezogen und wollte nachgreifen, aber da war schon Anschlag. Bei der SV bin ich gerade mal bis dreiviertel gekommen, da war vorerst kein Bedarf nach mehr. Unterhalb 6000 rpm wohlgemerkt.
Aber das Schlabbergetriebe war bei der GSXF einen Tick direkter zu schalten, Vibrationen waren konzeptbedingt nur bei ~7000-8000 rpm zu spüren, das ungewohnte Schräglagenverhalten liegt neben dem breiten Schluffen vielleicht auch daran, daß der Schwerpunkt höher als bei der GSXF ist (weiß ich aber nicht). Durch die sportlichere Sitzposition tun mir die Handgelenke ein bißchen weh, aber das ist meist so beim ersten Wechsel auf eine andere Maschine.
Der Sound ist nervtötend; zumindest für einen umsteigeweilligen Ex-Vierzylinderfan.
Nachdem ich vom Fahrwerk der GSXF schon begeistert war, habe ich hier noch ein größeres Potential vermutet, aber richtig sicher habe ich mich auf der SV nicht gefühlt.
Ok, das war der erste Teil

... es geht aber noch weiter
