
Musste erst mal meine ganzen Fotos sichten und sortieren - deshalb erst jetzt mein Reisebericht aus den Alpen.

Reisezeit: 20.06.07 - 27.06.07
Strecke: Hamburg (Autoreisezug) - Großglockner - Dolomiten - Tirol - Graubünden - Vorarlberg - Lörrach (Autoreisezug)
Gesamt-Länge: 2.334km
Gesamt-Verbrauch: 124,61l (Ø = 5,34l/100km)
Gesamt-Kosten (Autozug/Benzin/Übernachtung/Maut/Vignetten/Ernährung): 839,96€
Vorbereitungsmaterial:
- Buch "Pässe" aus dem Highlights Verlag (sehr schöne Beschreibungen inklusive Schwierigkeitsgrad der einzelnen Auf-/Abfahrten / 100 Beschreibungen)
- Software "Map-Source 6.11.6"
- Navigerät Garmin zúmo 550
- 3 Schachteln Kippen
- Eimerweise Cappuccino
- 2 Liter Bitter Lemon (für die heißen Momente...)
Gepäckunterbringung:- Tankrucksack "Held 4320", 24l
- Racepack von Bags-Connection, 60l
Start am 20.06. bei regnerischem Wetter Richtung Hamburg. Dort angekommen sieht mein Bock schon aus wie Sau...

Morgens um 9:00h Ankunft in München-Ost. Schnell das Mopped vom Zug - auch hier alles sehr schnell und reibungslos. Das Navi weist mir den Weg Rictung Österreich. Mein erstes Ziel ist der Großglockner. Direkt hinter der Maustelle (18,00€) fängt es an zu regnen. Bis ich oben ankomme, ist daraus ein Wolkenbruch geworden. Verkrieche mich in einem Restaurant und warte mit zwei Harley-Fahrern aus Baden-Württemberg ab. Nach 90 Minuten Sturm, Regen, Nebel beschließe ich entnervt weiterzufahren. Sichtweite zu diesem Zeitpunkt ca. 20 Meter, dazu kräftiger Wind und Regen. Meine erste Passabfahrt im Leben deshalb eine wackelige Angelegenheit. Sturzbäche, die die Straße runterschießen, machen die Sache nicht einfacher. Also schön laaangsam... Unten angekommen zieht das erste von zahlreichen Gewittern auf. Also Unterschlupf in einem kleinen Imbiss gesucht. Das Ganze zieht sich über zwei Stunden. Irgendwann dann in kleinen Etappen zwischen den dicksten Regenfällen weiter. Abends um 20:45h komme ich doch noch im Hotel am Kreuzbergpass (Dolomiten) an. Endlich scheint die Sonne... Fazit des ersten Tages: Fuck Wetter, kein einziger Blick / kein einziges Foto vom sagenumwobenen Großglockner...

Ab dem nächsten Tag ist das Wetter wesentlich besser. Nehme nun die ersten der bekannten Dolomiten-Pässe unter die Räder. Zunächst noch sehr zaghaftes Fahren, aber innerhalb kürzester Zeit steigern sich Vertrauen in die Straßen, mein Bike und meine Fahrkünste. Mann, das macht Spaß! Eine Kurve jagt die andere, zwischendurch immer wieder Serpentinen. Das Fahren erscheint mir viel leichter, als ich es jemals gedacht hätte. Mit dem Messer zwischen den Zähnen sollte man es als Anfänger wohl nicht versuchen - aber so fahre ich eh nicht! Bekomme das Grinsen unterm Helm gar nicht mehr weg. Folgende (größeren) Pässe nehem ich nach und nach unter die Räder: Giau (traumhafte Aussicht), Falzarego, Valparolo, Grödner Joch(!), Sellajoch(!), Pordoijoch (Hammerauf- und Abfahrt!), Campolongo, Würzjoch (sehr schöne Fahrt mit Kurven aller Radien). Ein paar kleinere Pässe liegen auch noch dazwischen...
Besonders die Auffahrt zum Pordoi war der Hammer. Habe mich einfach treiben lassen, mal richtig Gas gegeben, wurde mit jeder Kehre noch ein bisschen schneller. Mann, das ist ein Adrenalinschub!!! Als ich oben ankam, hatte ich einen Lachflash...


Am nächsten Tag noch übers Penser Joch, den Nigerpass (sehr schöne Auffahrt durch dichte Wälder, eher schnelle Kurven), und das Lavazejoch (bis zu 20% Steigung, teils sehr eng, aber seeehr spaßig! Rasante Abfahrt.). Habe mich dann von einem Mitreisenden getrennt, den ich am Vortag in Cortina D'Ampezzo "aufgelesen" hatte. Ein sehr Dolomiten-erfahrener Biker, der es mal entspannend fand, einfach hinter jemandem mit Navi hinterherzufahren... Dann Richtung Österreich über das Timmelsjoch. Leider schließt die Schranke dort um 20:00h. Glücklicherweise noch ein Zimmer direkt an der Absperrung bekommen und damit das erste Mal in einer Höhe von ca. 2.000m überbachtet. Außer Kuhglocken und einem Wildbach nix zu hören. Natur pur!

Am nächsten Tag Beeilung - das Timmelsjoch soll wegen eines Radrennens gesperrt werden. Die Auf- und Überfahrt war sehr anstrengend! Dichter Nebel, keine Streckenkenntnis, saukalt! Und ganz oben wieder mal nix zu sehen. Schade, Österreich scheint es nicht gut mit mir zu meinen.

Am nächsten Tag (Montag) zuerst zum Forcola de Livigno. Die Fahrt dahin führt von Schweizer Seite aus durch einen 3.385m langen einspurigen(!) Tunnel. Auf der anderen Seite kommt man in Italien an einem wunderschönen Stausee heraus. Die Auffahrt zum Pass ist eher unspektakulär auf eher schlechter Straße (Flicken und Schlaglöcher). Dann weiter zum Berninapass. Endlich wieder ein Aufstieg nach meinem Geschmack - Kurven aller Radien, einige Serpentinen und ein toller, griffiger Belag. Da lacht das Herz. Auch die Fahrt über den Julierpass ist toll - alles dabei, was ein Biker sich wünscht. Anschließend Richtung Davos. Und auch die "Verbindungsetappen" machen in dieser Gegend richtig Spaß. Kurve an Kurve auf gut ausgebauten Straßen - es müssen nicht immer Pässe sein.




Am nächsten Morgen dann folgende Pässe befahren: Arlberg, Flexen, Hochtannberg, Faschinajoch und Furkajoch. Bei diesen lediglich in mittleren Höhen gelegenen Pässen kommt keine echte Begeisterung mehr auf. Hatte in den Dolomiten einfach schon zu viele spektakuläre Auf- und Abfahrten erlebt - auch wenn es objektiv betrachtet immer noch eine spannende Angelegenheit (besonders für Flachland-Bewohner!) ist.
Als ich weiter Richtung Schweiz fahre, wird das Wetter immer unfreundlicher. Ich hatte zwar bisher an jedem Tag mindestens einen Schauer, aber das, was sich am Himmel anbahnte, war definitiv noch unfreundlicher. Ich beschloss also, die letzten drei Pässe in der Schweiz, die für den nächsten Tag vorgesehen waren, auszulassen und stattdessen die Heimreise anzutreten. Also - Schweizer Autobahnvignette gekauft, Navi programmiert und ab Richtung Lörrach. Auf dem Weg bin ich sogar noch durch Liechtenstein gekommen - da war ich vorher auch noch nicht.

Fazit aus Sicht des Moppeds: Keine Probleme!
-Tolle Reifen (Michelin Pilot Road 2), die sich in jeder Hinsicht bewährt haben. Besonders auf Nässe ein nie gekanntes Vertrauen mit ordentlichen Schräglagen.
- Gepäcksystem von Bags-Connection -> schnell und einfach anzubringen, keine spürbare Behinderung beim Fahren, vollgasfest und -stabil. Leider ist der Regenschutz nur für die Innentasche gedacht und nicht zum Drüberziehen. Dadurch sollte man sich vor der Reise entscheiden, ob man es benutzt oder nicht.
- Navigerät -> Insgesamt ganz ordentlich - aber in der Qualität und Genauigkeit nicht mit dem aus meinem Auto zu vergleichen. Stressfreie Routenplanung (habe die sieben Tage als jeweils eine Route geplant). Aus meiner Sicht nicht ganz ausgereift. Lässt einen weiterfahren und im nächsten Ort wenden, anstatt sofort darauf hinzuweisen, dass man in falscher Richtung fährt. Manche Straßen und Abzweigungen werden zu ungenau dargestellt oder fehlen vollständig. Für den Preis ist die Gegenleistung nicht ausreichend - aber das werde ich den Herren noch schreiben...
Fazit aus meiner Sicht: Eine beeindruckende Reise voller Erlebnisse und Eindrücke. Wiederholungsfaktor -> 100%. Gefahr des Suchteinstiegs auf hohem Niveau! Am schönsten gefielen mir die Dolomiten, sowohl von den Straßen wie auch von der Landschaft - aber vor allem wegen der traumhaften Pässe. Hier werde ich meinen nächsten Alpenurlaub verbringen - dann aber mit einem festen Domizil und Tagestouren, damit man das Ganze auch mal ohne das ganze Gepäck genießen kann.
Hups, jetzt ist es doch noch ausführlicher geworden als ich dachte. Wer soll denn das alles lesen???

Grüße vom Pass-süchtigen
Teo
Ach so...hier noch ein paar Fotos...
http://www.pixum.de/viewalbum/?id=2564692