Reisezeit: 30.08. - 07.09.
Strecke: Hamburg (Autoreisezug) - Großglockner - Dolomiten - Gardasee - Dolomiten - München (Autoreisezug)
Gesamt-Länge: 2.595km
Gesamt-Verbrauch: 140,03l (Ø = 5,40l/100km)
Gesamt-Kosten: (Autoreisezug/Bentin/Übernachtung/Maut/Vignetten/Ernährung): 1.014,16€[/b]
Vorbereitungsmaterial:
- Routenplaner "Map-Source", Version6.13.1
- Navigerät Garmin zúmo 550
- viele viele Tipps aus dem Forum
- Straßenkarte mit eingezeichneten Routen (Danke an Martin / sorpe hier aus dem Forum!!!)
Gepäckunterbringung:
- Tankrucksack "Held 4320", 24l
- Racepack von Bags-Connection, 60l
Start am 30.08. gegen 19:00h Richtung Hamburg-Altona. Den ganzen Tag war es regnerisch, also wurde die Regenkombi gleich mal getestet. Als ich am Tag der Abreise meine geplanten Tagestripps aufs Garmin überspielen wollte, streikte die Technik.

Nach drei Kilometern hört der Regen bereits wieder auf, und der Rest der Anfahrt gestaltet sich dann trocken. Um 20:30 Verladung der Moppeds, etwa 20 Stück fahren mit. Ich reise in einem Talgo mit 2-er Kajütten. Dies ist ein beinahe regulärer Nachtzug mit nur drei Autoreise-Anhängern, der viele Fahrgäste ohne Fahrzeug transportiert und auf der Reise nach München an einigen Bahnhöfen hält. Vorteil des Talgos ist die unglaubliche Geräuschdämmung - man hört fast nichts von den Fahrgeräuschen. Ich habe jedenfalls ausgezeichnet geschlafen!

München empfängt mich morgens um 7:20 mit strahlendem Sonnenschein bei kühlen Temperaturen. Schnell das Navi akitiviert und los Richtung Alpen. Kurz vor der österreichischen Grenze ziehen dichte Wolken auf und ich fühle mich an meinen letzten Alpentripp erinnert, als ich in Österreich nur Gewitter und Regen erlebte. Aber bereits ein kurzes Stück weiter war der Himmel wieder strahlend blau. Österreich war mir vorerst gnädig. Auf der Kaiser-Franz-Josephs-Höhe am Großglockner genieße ich die prächtige Aussicht auf die Gletscher und treffe dort auf ca. 100 andere Biker.
Der Weg führt mich weiter in Richtung Dolomiten, über den Kreuzbergpass und den Passo Tre Croci zum Falzarego. Von dort aus sind es nur noch ein paar Kilometer zum Hotel Césa Padon in Lavinallongo del Col di Lana. Das klingt schon mächtig nach Urlaub. Es erwarten mich Temperaturen von über 20C° bei strahlend blauem Himmel. Das Hotel hat vier Motorrad-Garagen, einen Dampfstrahler, eine kleine Werkstatt und natürlich auch einen Trockenraum. Das Essen dorrt ist vorzüglich: Leckeres Frühstücksbüffet mit selbst gebackenen, warmen Brötchen und allem, was sonst noch dazu gehört. Abends gibt es ein Drei-Gänge-Menü und zusätzlich ein köstliches Salat- und Gemüsebüffet. Damit ist die halbe Miete schon mal eingefahren, zumal die Küche mit wirklich bester Zubereitung und echten Köstlichkeiten aufwartet.
Für den Samstag hatte ich mir eine Route abseits der bekannten Pässe ausgesucht, um dem Heer an einheimischen Wochenendurlaubern aus dem Weg zu gehen. Bin dann erst mal über den Falzarego und den Tre Croci zur Drei-Zinnen-Straße gefahren. Für 10€ Maut bekommt man ein unglaubliches Panorama geliefert. Dieses Massiv ist nicht ohne Grund sehr bekannt und beliebt. Die Auffahrt ist mit teils sehr engen Kehren mit bis zu 20% Steigung gespickt. Aber wenn man nicht auf der letzten Rille unterwegs ist - kein Problem. Treffe oben unter anderem einen Neuseeländer, der sich für seinen Italien-Aufenthalt vom Händler eine nagelneue Aprilia Shiver geliehen hat. Ein sehr leckeres Bike - das Probesitzen vermittel mir das Gefühl unendlicher Leichtigkeit. Die müsste man auch mal probefahren... Weiter geht's über ein paar kleinere und nicht so bekannte Pässe: Passo Cibiana, Passo Duran, Staulanzapass, Fedajapass und den Pellegrino. Da es noch relativ früh ist, beschließe ich noch eine Feierabendrunde anzuhängen (ich hatte mir vorher noch zwei davon geplant...). Über den Pordoi, Sellajoch, Grödnerjoch und den Valparolapass geht's schließlich zum Hotel zurück. Fazit des ersten Tages: Dauergrinsen über geile Kurven, steile Rampen, enge Kehren, weite Bögen und natürlich das sommerliche Wetter!
Für den zweiten Tag hab ich mir die Königsetappe ausgesucht - 9 Pässe und knpp 500 Kilometer.


Also erst mal über den Pordoi Richtung Mendelpass. Auf der Auffahrt begegne ich einer V-Strom, dessen Fahrer das Terrain anscheinend gut kennt und ziemlich sportiv unterwegs ist. Überholt wird an jeder möglichen Stelle, und so kommen wir ziemlich zügig vorwärts Richtung Gipfel. Die Auffahrt ist ein Traum: Endlose Kehren, Kurven aller Radien und mächtig Grip. Am Ende erwartet uns eine traumhafte Aussicht. Das Leben ist schön! Weiter geht's über den Gampenpass (sehr flüssige Auffahrt bei merklich nachlassendem Verkehr) zum Jaufenpass. Boah, was für eine lange Auffahrt - hat mich sehr ans Timmelsjoch erinnert. Die Abfart ist sehr flüssig und schnell. Dann über's Penserjoch zum Nigerpass. Was für eine Auffahrt! Mitten durch Nadelwälder ziehen sich Kurven aller Radien, wie mit dem Lineal gezogen. Hach, da ist es wieder, dieses unglaubliche Gefühl auf dem Bike, wenn die ganzen Gerüche die Nase kitzeln und der Wind einem sanft ins Gesicht bläst...ähem...soweit zu poetischen Seite...

Am Montag geht's ab zum Gardasee. Auch die ganzen "Verbindungsetappen" in dieser Gegend sind mit Kurven gespickt, so dass die 200 Kilpmeter Anfahrt bis zu der Schauderterasse wie im Flug vergehen. Oben angekommen bin ich ert mal sprachlos!





Dienstag dann Rückreise mit weiteren Highlights! Über den Monte Baldo, den Passo Sommo und den Passo Vizzena geht's zuKaiserjägerstraße. Mann, ohne einen Tipp hätte ich das nie gefunden. Eine unglaublich enge Straße (2,20m) schlängelt sich den Berg herunter - mit Aussichten, die jeder Postkarte zur Ehre gereichen würden. Vor einem ein großes, plattes Tal mit dunkelblauen Seen. Die Straße wirklich steil und eng. Dann zum Monte Bondone. Die Entdeckung des diesmaligen Tripps!!! Lange und tolle Auffahrt mit Kurven aller Radien und oben eine traumhafte Aussicht. Ein Blick auf ein riesiges Tal mit allen geologischen Formationen, die man sich vorstellen kann - dahinter Bergformationen mit teils bizarren Auformungen! Sternstunden für die Seele!!! Zum Schluss gibt's noch mal den Pellegrino. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es wirklich kalt geworden ist... In einem Tal sehe ich an einer Apotheke eine Temperaturanzeige - 6C°...und das am Nachmittag im Tal.

Am nächsten Morgen leichtes Schneegrieseln bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aber blauem Himmel. Die Gipfel sind in dichte Schneewolken gehüllt. Bis 10:00h warte ich noch ab - es wird langsam wärmer, hat aufgehört zu schneien. Eigentlich hatte ich mir für den letzten Tag die Kaiser-Etappe aufgespart mit all den geilen Pässen (11 Stück an der Zahl) der Sellarunde und mehr. So was kommt von sowas... Also, warme Klamotten an, und los geht's Richtung Falzarego. Auf halbem Weg zum Gipfel fängt es an zu schneien, erst noch ganz leicht, später dann schon ziemlich dicke. An den Seiten liegt bereits eine dichte weiße Decke, aber die Straßen sind zum Glück noch frei. Oben angekommen erst mal 'nen Cappuccino zum Durchwärmen. Ist schon ein komisches Fahren, wenn ir die weißen Flocken entgegen kommen - aber dieses Erlebnis will ich nicht versäumen!! Wann kommt man sonst schon in eine solche Situation? Okay, man fährt nicht gerade sportiv, die Außentemperaturen lassen auch keinen besonderen Grip der Reifen erwarten - aber dabei sein ist alles! Auf der Abfahrt hört es auf zu schneien, und die Sonne kommt ein wenig durch. Also kurze Rast gemacht und ein Kippchen verdrückt. Weiter geht's Richtung Giaupass - einer meiner Lieblinge. Auch hier das gleiche Bild - auf halbem Weg fängt es an zu schneien, hier allerdings schon etwas heftiger. Oben angekommen erwartet mich ein gemäßigter Schneesturm. Es liegen bereits ca. 20cm Schnee hier oben.





Donnerstag ist Abreisetag. Für Österreich sind 60 - 80 Liter Regen vorausgesagt. Mahlzeit!!! Also schnell die Route umgeplant (wollte eigentlich noch ein paar nette Pässe einstreuen...) und über den Campolongo und Bruneck Richtung Brixen auf die Brenner-Bundesstraße. Zuerst ein bisschen Schneegriesel bei 2C°, später im Pusertal ist es sonnig bei 5C°, und ich schöpfe bereits Hoffnung, mit einem blauen Auge davon zu kommen. Als ich aber dann auf die Brennerstraße abbiege, kommen mir ein stürmischer Wind und dunkle Wolken entgegen. Also schnell die Regenkombi angezogen (was für ein Akt, die Ärmel über die Handschuhe zu bekommen...) - und dann ging es bereits los. Heftiger Regen begleitet mich auf dem Weg zum Brennen. Oben angekommen schneit es heftig bei starkem bis stürmischem Wind von vorne... Ich tanke hier noch mal und hoffe, mit dem Sprit bis München durchfahren zu können. Bei der Abfahrt vom Brennen herunter (fahre jetzt Autobahn, damit's ein wenig schneller voran geht) geht der Schnee in Regen über und wird nun bis zur Ankunft in München mein ständiger Begleiter. Irgendwann gibt mein Visier uf und fängt an zu beschlagen. Vor mir eine dichte Regenwand und ein undurchdringlicher grauer Schleier durch die vorausfahrenden Autos. 100 Kilometer vor München halte ich noch mal für 'n Kippchen und 'nen Cappu an. Verzichte fortan auf meine Sturmhaube, die bereits beim Ausziehen tropft. Der Regen lässt nicht nach... Als ich von der Autobahn runter fahre, fühle ich mich schon ein wenig erleichtert. Der Regen hört sich im Stadtverkehr einfach nicht so heftig an, man kann das Visier mal öffnen, hat wieder bessere Sicht. Am Verladebahnhof angekommen, fühle ich mich wie ein Held...

Insgesamt war es eine tolle Reise mit fünf Tagen sommerlichem Wetter und leider einem etwas traurigen Finale. Und dabei hatte ich mich sooo auf die letzte Tour am Mittwoch gefreut. Also muss ich wohl im nächsten Jahr wieder hinfahren und meine "Kaiseretappe" nachholen. Für mich sind sowohl die Dolomiten als auch die Gegend rund um den Gardasse ein ideales Zweiradvergnügen!
...to be continued...
Und hier gibt's noch ein paar Fotos...
http://www.pixum.de/viewalbum/?id=2666007