SV650S "TrekkTest"


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Unrockstar
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SV650S "TrekkTest"

#1

Beitrag von Unrockstar » 16.09.2009 13:56

Moin Liebe SVRider, heute möchte ich mal „kurz“ einen Bericht über meine kleine Norwegentour abgeben. Wem der folgende Text zu lang ist, kann mich auch ganz einfach fragen, wenn ihr was Bestimmtes wissen wollt.

1. Tag (703km)
Es ging am 4. August kurz vor halb 10 in Mirow (Mecklenburg) los. Zu allererst hieß es in das begehrte Revier zu gelangen und das so schnell wie möglich, denn ein Treffen mit meinen Eltern in der Nähe von Trondheim war geplant. Diese sind wenige Tage zuvor mit dem Wohnmobil schon vorgefahren. Um die Distanz zügig zu überwinden fuhr ich von Mirow über die B198 und A19 nach Rostock Überseehafen, um dort zu tanken und mit der Fähre nach Gedser (DK) zu fahren. Das tanken fiel aus, da ich mich in der Zeit verkalkuliert hatte. Laut Aussage meines Vaters brauchten sie von Mirow bis zum Fährterminal nur 1:15h (inklusive Tanken). Trotz 150-160km/h Reisegeschwindigkeit auf der Bahn war ich 10:40Uhr am Terminal (ohne Tanken). Die Fähre fuhr pünktlich um 11Uhr ab. Nach dem obligatorischen „an-Deck-stehen-bis-der-Hafen-nicht-mehr-zu-sehen-ist“ ging ich unter Deck, um mein Visier zu reinigen und mich ein wenig für die noch kommenden Kilometer auszuruhen.
Als ich durch die Messe ging, bemerkte ich, wie ich von vielen Leuten angestarrt wurde. Ich dachte: „Okay, Du bist der einzige Biker an Bord – aber das kann doch nicht so besonders sein.“ Auf der Herrentoilette angekommen, wurde mir beim Blick in den Spiegel bewusst, warum ich so besondere Aufmerksamkeit auf mich zog: Welcher Biker hat schon einen fast perfekt gestylten Irokesen? Der Wind (obwohl ich auf der Lee-Seite stand) hatte meine Haare zu eben dieser Frisur geformt.
Nach der Ankunft in Gedser musste ich mich leider hinter einer langen Schlange an PKWs und LKWs einreihen. Demnach ging es im Gänsemarsch über die ersten Kilometer in Dänemark. An sportliche Überholmanöver ist ja aufgrund der strengen Strafen in Skandinavien nicht zu denken. Also hieß es abwarten, bis die Autobahn kommt, um wenigstens mal die 6 auf dem Drehzahlmesser zu erreichen. An der Fähre in Helsingör angekommen erblickte ich einen dänischen SVRider. Eine 650S Kante stand direkt am Fährterminal und wurde mal kurz in Augenschein genommen.
In Schweden ging es dann ab Helsingborg auf der E6 Richtung Norden über Göteborg weiter Udevalla. Kurz hinter Munkedal bog ich auf die „165“ Richtung Halden ab und konnte gegen halb 9 auf einem Campingplatz nahe der Grenze zu Norwegen einchecken. Das Zelt wurde errichtet und schon bald schlief ich erschöpft im Schlafsack.
Das Wetter war mir den ganzen Tag wohlgesonnen. Meistens schien die Sonne und die zwei kurzen Schauer in Dänemark trockneten auch schnell ab.

2. Tag (685km)
Mein Wecker klingelte um 7Uhr und die Morgenroutine begann: Duschen, Zähneputzen, Frühstück, Sachen packen.
Apropos Sachen packen. Gepäcktechnisch war ich mit dem „Racepack“ der Bags Connection, zwei Q-Bags von Polo als Tankrucksäcke und meinem Deuter Bike Plus ausgestattet. Die wichtigsten Dokumente und mein Geld hatte ich in einer Hüfttasche; gesponsort von der Mecklenburgischen Versicherung. Mein Zelt war vor wenigen Wochen bei Louis im Angebot: Ein Nordkap Zweipersonenzelt mit sehr geringen Packmaßen. Dazu ein BW-Schlafsack und die dazugehörige „Isomatte“. Zur Sicherheit einen Klappspaten, eine Hocker, den Klappgrill von Polo, eine Regenkombi, Wechselklamotten für 5 Tage, Grillanzünder, Taschenlampe, Wurstkonserven, Waschzeug, Besteck, zwei Trinkflaschen, Karten, ein zweites Paar Handschuhe, Visierreiniger, Klopapier und eine große Dose Kettenspray. Und dann noch etwas Kleinzeug…
Abfahrt war nach langem Rumgetrödel wieder gegen halb 10. Es ging auf der 22 weiter Richtung Halden und nach Lilleström, von wo aus wieder auf die E6 Richtung Norden ging. Durch das Verlassen der E6 in Schweden habe ich mir der Stadtverkehr in Oslo und die Mautstationen gespart – außerdem gab es auf der 22 schon einige bikerfreundliche Abschnitte . Wieder auf der E6 wurde ich von Baustellen nicht gerade geschont – dafür kann man vielleicht nächstes Jahr dort ungestört langcruisen. In Hamar konnte ich die einzige Polizeikontrolle der Woche beobachten – Lasermessung – es wurde sogar einer rausgezogen.
Lillehammer – Stadt der olympischen Winterspiele von 1994 – war ein schönes Fotomotiv für mich und mein Möpp. Beim Fotografieren wurde ich gleich auf Norwegisch gefragt, ob man mir helfen könne. Da zum Glück etwas Norwegisch kann, konnte ich adäquat mit „Ja“ antworten. In dem anschließenden Gespräch bemerkte der norwegische Deutschlehrer, dass ich ein deutsches Kennzeichen habe und fing an mit mir auf Deutsch zu quatschen. Unter anderem kam die Bemerkung: „Ich dachte alle deutschen fahren BMW.“ Das konnte ich dann richtigstellen ;-) Nach ein paar netten Worten auf Deutsch und Norwegisch fuhr ich weiter und mein Tacho erreichte die 10000km Marke.
Einen Tankstopp und 150km später in Dombas rief ich meine Eltern an, um mal durchzuhorchen, wo sie sich denn befinden. Die Antwort überraschte mich – sie waren bereits auf einem Campingplatz nahe Trondheim. Nach eigenen Angaben 3 ½ Stunden von Dombas reine Fahrzeit. Da es noch nicht mal 18 Uhr war, fasste ich den Entschluss noch bis dort zu fahren. Einmal musste ich zwischendurch noch tanken und dann war ich nach 2 ½ Stunden und ca. 200km auf dem Trasavika Campingplatz angekommen. Bei Berkak bog ich dazu von der E6 ab, um mich nicht durch den Großstadtverkehr von Trondheim wurschteln zu müssen und wurde mit einer schönen und relativ gut ausgebauten Nebenstrecke belohnt.
Trotz des Serienauspuffs wurde ich von meiner Mutter schon an der Rezeption des Campingplatzes in Empfang genommen – lag wohl an der kurvenreichen Küstenstraße. Auch hier habe ich dann nach der Pflege für das Möpp mein Zelt aufgeschlagen und was gegessen. Bei einem Bier und einem Kräuter wurde dann die Planung für den nächsten Tag gemacht.
Wie auch am Vortag spielte das Wetter wunderbar mit. Zwischendurch waren zwar dunkle Wolken aufgezogen, aber ich blieb vom Regen verschont. Besonders schön waren die Fahrt durch den Morgennebel in Südnorwegen und die Strecke über das Dovre-Fjell bei schon tiefer stehender Sonne.

3. Tag (0km)
Dieser Tag war der geplante Off-Tag. Beim Angeln habe ich mich von den Strapazen der letzten zwei Tage erholt und mir bei herrlichstem Wetter einen Sonnenbrand abgeholt. Zudem wurde ich meinem Ruf als „Lumpensammler“ wieder gerecht, da ich als einziger im Boot und für diese Region schon fast untypisch einen Lumb fing (ist wirklich ein Fisch, hört sich nur komisch an).
Abends kam dann noch ein Dreier-Trupp von Bikern, die ich neben meinem Möpp stehend gegrüßt habe. Daraufhin blieb einer von ihnen stehen und erkundigte sich, wo wir denn genau aus unserem Heimatkreis herkommen. Wir waren natürlich etwas perplex, da MST nun nicht unbedingt zu den weitbekannten oder selbsterklärenden Kennzeichen gehört. Es stellte sich dann heraus, dass sie aus Grünow kamen, wir also nur ca. 30km auseinander wohnen. Ist doch mal wieder typisch – man fährt 1400km von zu Hause weg und trifft Leute von zu Hause.

4. Tag (397km)
An diesem Tag klingelte der Wecker wieder um 7, da meine Eltern nun weiter nach Norden fahren wollten und ich wieder den Heimweg antreten wollte. So wurde nochmal zusammen gefrühstückt und das Zelt gemeinsam abgebaut. Die Grünower fuhren ´ne gute halbe Stunde vor mir los.
Nach der Abfahrt ging es zuerst nach Orkanger, um Sprit für die Tagestour zu fassen. An der Tankstelle traf ich wieder auf unseren die Drei vom Campingplatz. Nach einem kurzen Austausch über die weitere Routenplanung, beschlossen wir die nächsten Stunden zusammen zu fahren. Unser Weg führte uns über die 65 nach Skei und von dort aus zur Fähre von Halsa nach Kanestraum. Dort erfolgte dann eine Kaffee- und Eispause. Jacke aus, Stiefel aus, Hose auf und dann ein Softeis in der Sonne schleckern. Falls es jemanden von Euch mal nach Skandinavien verschlägt, dann sollte er in seinem Urlaub sich unbedingt ein Softeis gönnen. Bisher hat es mir dort immer besser geschmeckt als hier. Ich glaube es liegt daran, dass es dort viel sahniger ist als hierzulande.
Von hier an fuhren wir wieder getrennte Wege, da ich nicht den Bogen über Kristiansund und den Atlanterhavsvegen machen wollte. Ich folgte der E39 nach Molde und fuhr von dort mit der 660 um den Fjord herum nach Afarnes, um eine Fähre zum umfahren. Zeitlich und finanziell zwar Idiotie, aber auf der Fähre gibt’s halt keine Kurven. Der Weg führte mich weiter in Richtung des ersten Highlights meiner Tour: Die Trollstigen. Von Soggebrua waren es nur noch wenige Kilometer. Den letzten Campingplatz vor besagter und berühmter Serpentinenstrecke hatte ich als Nachtquartier auserkoren und konnte es natürlich nicht lassen am Abend noch einmal hinauf zu fahren – mir troff der Geifer vom Kinn. 12 Prozent Steigung und etwa 400 Höhenmeter machen mit den 11 Kehren viel viel Spaß. Dazu dieses Video (nicht von mir)
Am Abend kämpfte ich auf dem Campingplatz mit der Holzkohle. Der Campingplatzbot freundlicherweise einen Grillplatz an, der sogar mit Holzkohle ausgestattet war. Das Problem war nur, dass die Kohle sicher schon mehrere Tage dort lag und alles andere als trocken war – obwohl ich auch diesen Tag wieder vom Regen verschont blieb. So musste ich fast eine halbe Flasche Grillanzünder und viel Geduld aufbringen, damit ich doch was Warmes zu Essen bekomme. Doch schließlich triumphierte der Abiturient über die nasse norwegische Kohle.

5. Tag (462km)
Der Tag begann wirklich verheißungsvoll mit einem fast maßlosen Frühstück im campingplatzeigenen Restaurant. Von Eierkuchen (woanners Pfannkuchen genannt) über Müsli, Frühstückseier und Käseplatte bis hin zum Kaviar hat es hier an nichts gefehlt. Sogar Gesprächspartner aus der Nähe von Cottbus hatte ich – man ist selbst dort nicht allein. Für die nun anstehenden Tagesaufgaben war ich ausreichend gestärkt und auch die Sonne lockte schon über die mich umgebenden Kämme.
Bei seichtem Verkehr konnte ich dann zum zweiten Mal die Trollstigen angehen – der Fahrspaß wurde nur kurz durch einen FJR1300er-Trupp getrübt, die in sehr, naja, „touristischer“ Geschwindigkeit unterwegs waren. Die 63 führte mich direkt nach Linge, von wo aus ich die Fähre nach Eidsdal nahm, um weiter zum Geirangerfjord und gleichnamigen Ort zu gelangen – der nächste Höhepunkt Fjordnorwegens. Der Ornevegen führt in 11 Kehren von über 600m Höhe auf Meeresniveau hinunter, auch hier sind wieder schöne Fotos entstanden. Unten im Ort angekommen geht es auch gleich wieder auf der anderen Seite hoch. Da führt eine kleine gewundene Straße durch den Ort, der einfach den Berg hochgewachsen zu sein scheint. Da ich einfach nicht genug von Bergstraßen haben konnte, bin ich von Langvatn nach Grotli gefahren, um dann die alte Fahrt über das Strynefjell zu nehmen, was sich als Flop herausstellte. Ich war fast 30km auf einer Schotterstrecke unterwegs und als ich dann an einem Aussichtspunkt Pause machte, habe ich durch Unachtsamkeit auch noch das Möpped beim ausparken in den Schotter gelegt – grrrr. Aber auch hier war ich als Deutscher nicht allein. Ein Heidelberger parkte genau neben mir und seine drei Söhne halfen mir flux beim aufheben, so musste ich nicht mal das Gepäck abrödeln. Es hat eben ab und zu auch mal was Gutes. An sich ist dabei nicht viel passiert. Die VVK ist durch den Schotter natürlich reif für den Lacker, aber ansonsten sind nur leichte Spuren an Blinker, Spiegel und Lenkerende. Dank meiner Gepäcktasche hat vom Heck nichts den Boden berührt. Die Kratzer im Plastik von Spiegel und Blinker sind zwar nicht schön, aber entstellen das Möpp nicht auf Dauer. Mein Glück war, dass ich für die Auslandtour extra noch die Busblinker vorne angebaut hatte, da die Verkleidungsblinker nicht so gut zu sehen sind. Die Busblinker schafften den nötigen Puffer, damit die Kanzel keinen Bodenkontakt bekam.
Der weitere Streckenverlauf auf der 15 nach Stryne und auf der 60 nach Utvik wurde durch einen sich bewölkenden Himmel und meine Laune nach dem ersten Umfaller meiner Süßen getrübt. In Utvik begann es dann zu regnen. Bei einem kurzen Stopp an der Tankstelle überlegte ich, ob es sich lohne die Regenkombi überzustreifen und befragte dazu einen Trupp norwegischer Biker, die gerade Pause machten. Da sie in der gleichen Richtung unterwegs waren wie ich, konnten auch sie keine Aussage über das Wetter auf der anderen Seite des Bergs machen. Nach einer etwas holprigen Verständigung auf Norwegisch beschlossen wir zusammen zu fahren und einfach zu gucken, wie denn das Wetter wird. Die Gruppe war bunt gemischt, eine BMW, eine Ducati, eine Moto Guzzi, eine Transalp und eine Blade mit LeoVince ohne Eater, sowas interessiert in Norwegen anscheinend auch keinen. Die nächsten Kilometer vergingen wie im Flug, was nicht zuletzt an der Geschwindigkeit lag, die die Norweger vorlegten. In Anbetracht der maximal erlaubten 80km/h dachte ich es wäre kein Problem auch mit der kleinen Maschine hinterherzufahren. Da die Biker aber trotz des gehobenen Alters nichts von ihrer jugendlichen Sportlichkeit eingebüßt hatten, ging es mit etwa 110-120km/h Reisegeschwindigkeit über die Berg- und Küstenstraßen. Da musste man schon etwas mehr Gas geben, als ich das von den letzten Tage gewöhnt war. Trotz barschem Beschleunigen aus Kehren auf nassem Asphalt kam der PiRo2 nicht an seine Grenze. Nur auf nassem Stahl fing er mal kurz an zu schwänzeln, aber das geht sicher jedem Reifen in der Situation so. So sind wir dann im Eiltempo über Byrkjelo, Skei und Fjaerland nach Sogndal. Dort beschlossen die Norweger in ein Restaurant einzukehren und ich zog mir die Regenpellerine über, da meine Lederkombi grade wieder abgetrocknet war, es aber wieder nach Regen aussah. Auf meiner Weiterfahrt auf der 55 Richtung Lom blieb es zunächst trocken, sodass ich fast dachte ich hätte mich zu falschen Zeit angepellt, doch pünktlich zur Auffahrt auf das Sognefjell setzte der Regen wieder ein. Auf der Suche nach einem Campingplatz legte ich noch viele Kilometer in der Einsamkeit der Hochebene zurück ehe ich nach Lom kam, wo ich dann einen Platz fand.

6. Tag (520km)
Nach einer verregneten Nacht und einem flüchtigen Frühstück ging es weiter auf der 51 Richtung Süden unter anderem an Beitostölen vorbei – auch durch Wintersport bekannt. Von Gol aus führte die 7 dann Richtung Bergen über die Hardangervidda. An einer Tankstelle lernte ich ein Pärchen aus Bergen kennen, die gerade aus Oslo kamen und mit denen ich dann Mittag aß. Kommt man dann von der Hardangervidda zum Fjord liegt dort am Ende des Fjordes ein kleines Städtchen namens Eidfjord. Sehr idyllisch und ruhig gelegen. Da das Wetter diesen Tag wieder hervorragend war, konnte ich mich auch wieder an dem Anblick von springenden Fischen oder auftauchenden Tümmlern im Fjord erfreuen. Entlang der 13, einer selbst für norwegische Verhältnisse schmalen Küstenstraße, waren überall Obstplantagen gestreut. An den Rastplätzen standen Tische voll mit Äpfeln, Kirschen und Pflaumen und einer kleinen Kasse des Vertrauens. Trotz dem schönen Wetter war beim Fahren erhöhte Vorsicht geboten, da die schmale Straße in beiden Richtungen auch von großen LKW befahren wurde und so hinter jeder Kurve eine böse Überraschung lauern konnte. Die Leitplanke, wenn man sie denn so nennen darf, war nur ein besserer Bordstein. Ganz ehrlich, da habe ich in Spanien höhere Bordsteine gesehen. Das Auto mag vielleicht von so etwas entscheidend gebremst werden, aber als Biker kippt man über so etwas im Zweifelsfall einfach drüber – und damit dann auch gute 20-30m den Abhang runter in den Fjord. Hat schon mal jemand versucht mit Lederkombi, Helm und Rucksack zu schwimmen?
Hinter Odda ging es weiter auf der 13 am Latefossen vorbei, einen Wasserfall, den ich noch aus Urlauben von vor 10 Jahren kannte. Der wichtigste Abfluss der Hardangervidda auf der Westseite.
In Röldal an der E134 nahm ich mir für eine Nacht eine Hütte, damit ich mal in Ruhe meine Sachen trocknen konnte und am nächsten Morgen mit schon fertiggepacktem Mopped aufbrechen kann. In der Nachbarhütte waren zwei Bayern aus Tölz mit ihren 1150er-GS-Pärchen eingezogen, die schon über 9000km hinter sich hatten. Mit Neugier wurde der „Winzling von Krad“ beäugt und auch ein bisschen gestaunt, was da alles aus den Taschen zu Tage gefördert wurde. Als ich fertig war alles zum Trocknen aufzuhängen, kam die Frage: „Aber Du bist Dir sicher, dass Du da alles wieder na b’kommst?“ Naja, bisher hat’s immer gepasst.
Das Problem mit der Nässe war ja nicht, dass die Tasche nicht dicht wäre, sondern wenn man das nasse Zelt zu seinen Sachen packt, verteilt sich trotz extra Folientüte fürs Zelt die Feuchtigkeit überall ein wenig. Die Tasche war bisher immer komplett dicht – durch die Außenhülle ist noch nichts durchgekommen. Von Hause aus ist dann noch eine wasserdichte Innentasche mitgeliefert, das gibt dann den doppelten Schutz. Und Schisser, wie ich bin, hatte ich alles Sachen nochmal in eine Tüte gepackt: Socken in eine Tüte, T-Shirts in eine andere Tüte, Schmutzwäsche ganz nach unten zum Klappspaten…

7. Tag (754km)
Mein letzter Tag in Norwegen war gekommen. Schon um 8Uhr verließ ich die Hütte, um nach Kristiansand aufzubrechen. Gleich nach der Abfahrt ging es über das Haukelifjell, welches noch im Morgennebel und der nächtlichen Kühle lag. Von Haukeligrend aus folgte ich dann der 9, welche nun nicht zu den Strecken gehört, die man unbedingt gefahren sein muss. Es war eher eine Strecke um Kilometer zu gewinnen, da ich ja um 16Uhr die Fähre nach Hirtshals nehmen wollte. In Norwegen ist es immer schwierig einzuschätzen, wie lange man für eine bestimmte Strecke braucht, mal sind kleine Straße bestens ausgebaut, ein anderes Mal kann man auf Hauptverkehrsstraßen nicht mehr als 60km/h fahren. Daher das großzügig eingeteilte Polster.
Um 13 Uhr war ich dann am Fährterminal und konnte etwa eine halbe Stunde später im Regen einchecken. In der Wartespur angekommen, lockerte sich dann langsam der Himmel auf. Da ich zum Übernachten es noch bis Kiel schaffen wollte und keine Karte von Dänemark hatte, fragte ich beim in der Nachbarspur stehenden Dortmunder, ob er denn eine Karte oder Atlas habe, wo Dänemark mit bei ist. Hatte er aber nicht, nur sein Navi, also blieb nur seine Schätzung von 400km bis Flensburg, was sich später auch in etwa bestätigte. Da er und sein Sohn auch Mopedfahrer sind (Triumph Tiger und ER6n) konnte man sich wunderbar noch 1 ½ Stunden über dies und das unterhalten. Hinter mir in der Wartespur kamen dann noch zwei junge Kerls aus Bayern mit einer 59er NSU und einer jüngeren BMW. Die NSU sei 6000km problemlos gelaufen konnte ich mir berichten lassen.
Auf der Fähre nahm ich dann einen reichhaltigen Snack zu mir und ruhte für den zweiten Teil der Tagesetappe.
In Dänemark angekommen hieß es dann sich schnellstmöglich von der Fähre zu schummeln, damit man nicht die LKW vor sich hat. Bald ging es auf die Autobahn und die Monotonie begann wieder einmal von vorn. Diesmal kam zur Abwechslung noch Regen und Dunkelheit dazu. In Kombination mit der Leichenschar von Insekten auf dem Visier wurde die Fahrt regelrecht zum Abenteuer: Zuerst kann man schlecht gucken, weil man so viel Dreck auf dem Visier hat, dann komm Regen und wäscht den Dreck runter – gut. Durch den Regen reflektieren sich aber alle Lichter, die im Dunkeln da leuchten, in den Tropfen, die da auf dem Visier sind. Da weiß man nicht, was man sich mehr wünschen soll. Zwischenzeitlich war waren dann nur noch 80km/h drin, wenn man selbst die Fahrbahnmarkierung nur noch mit Mühe erkennt. Wenn ich am Autobahnkreuz nicht wusste, wo ich lang muss, bin ich einfach den anderen Deutschen hinterhergefahren. Selbst beim Tanken, um halb 10 an einer kleinen Tankstelle in einem kleinen Ort abseits der Autobahn, traf ich einen T4-Fahrer aus Rendsburg!
Gegen 12 war ich dann in Flensburg und um halb 1 in Kiel bei einer Schulfreundin, wo ich übernachtet habe.

8. Tag (282km)
An diesem Tag hieß es zum ersten mal wieder ausschlafen – bis um 10. Nach einem netten Frühstück ging es dann im 11 los.
Teilweise über Autobahnen, aber großenteils über Bundesstraßen, ging es dann ganz unspektakulär an Lübeck und Schwerin vorbei in die Heimat.
Dort konnte ich dann ganz in Ruhe alles abrödeln, auspacken und nicht zuletzt das Möpp pflegen und putzen.

Fazit
Meine erste große Tour mit meiner Kleinen war für mich ein schönes Erlebnis. Ich lernte schöne Strecken aus der Sicht des Motorradfahrers kennen (viele der Strecken kannte ich ja schon von den Urlauben im Wohnmobil) und zudem auch hier und da nette Leute – mal auf dem Campingplatz, mal an der Tankstelle oder Fähre.
Wichtig auch als Erkenntnis, die mir auch schon von früher bekannt war, ist, dass in Skandinavien die Verkehrsteilnehmer mehr ihrer Eigenverantwortlichkeit überlassen werden, so steht in Schweden nicht unbedingt vor jeder Autobahnabfahrt/-kreuz ein Schild, dass man nicht gerade mit 110km/h in die Kurve gehen sollte – die war schon mit 80km/h sportlich. Auch so etwaige Straßenschäden werden in Norwegen nur selten angekündigt. So kam es zweimal dazu, dass meine Gabel durchgeschlagen ist. So ist das, wenn man mit 80-90km/h unbedarft um die Kurve fährt und da dann so eine fiese Welle lauert. Das Fahrwerk hat es mit einem gutmütigen kurzen Aufrichten quittiert und dann konnte ich die Fahrt fortsetzen. In Deutschland stünde da sicher ein Warnschild und die Geschwindigkeit wäre mindestens auf 50 begrenzt worden – aber mal ehrlich Norwegen hat bestimmt mehr Schlaglöcher als Einwohner, da ist die Sache mit den Schildern schon eine Kostenfrage.
Alles in Allem war es sicher auch nicht mein letzter Motorrad-Trip in das Land der Trolle!


Die passenden Bilder gibts hier: Link entfernt, da abgelaufen. Bilder gern auf Anfrage per E-mail.
Zuletzt geändert von Unrockstar am 03.11.2010 9:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SV650S "TrekkTest"

#2

Beitrag von frankenbub883 » 16.09.2009 14:34

Hab gerade mit Begeisterung deinen Bericht gelesen. Einfach genial.. und Neid macht sich breit ;o)

Fazit für mich: .. die erste richtig lange Tour muss her!! :!: :!: :!:

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Re: SV650S "TrekkTest"

#3

Beitrag von heikchen007 » 23.09.2009 22:35

@ Unrockstar

Super Bericht, sehr schön geschrieben. Machte wirklich Spaß, alles zu lesen. :top:
Mir persönlich wäre die Tour aber zu "einsam" und die Tagesetappen ehrlich gesagt zu lang. Hut ab vor deinen Tages-km. Aber hätten ein paar mehr Off-Tage oder mal kürzere Touren nicht noch mehr Spaß gemacht?

Sind auch sehr schöne Bilder dabei. Tolle Landschaft. Muss ich wohl auch nochmal in meinem Leben hin.
Nur Bilder mit 11 Kehren und 10%-Gefälle sind für mich seit der Dolo-Woche nur noch sowas wie ein Aufwärmprogramm... *großkotz* :mrgreen: :wink:
Ich lehne es ab, eine Schlacht des Geistes mit einem unbewaffneten Gegner zu führen

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Re: SV650S "TrekkTest"

#4

Beitrag von Jonny » 23.09.2009 23:20

Bist du wirklich komplett alleine gefahren?! Irgendwie unvorstellbar für mich °_°

Aber nette Doku!

MFG Jonny

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Re: SV650S "TrekkTest"

#5

Beitrag von foobar423 » 24.09.2009 2:26

Schöner Bericht, danke dafür! Ich muss auch unbedingt mal in den höheren Norden aufbrechen und mir das von zwei Rädern aus anschauen!

Also ich find ja alleine ne große Tour machen durchaus ansprechend! Hat ein bisschen was von Einsiedlerurlaub. Man muss sich mit niemandem Koordinieren, jede Entscheidung muss und kann man selbst treffen etc. ich fand das sehr angenehm jedesmal. So kommen halt auch die Kilometerleistungen zusammen, man fährt da alleine vor sich hin und solange nichts zwickt oder zwackt, fährt man halt immer weiter. Ich musste mich dann immermal zwingen anzuhalten, was zu trinken und ne Kleinigkeit zu essen!

Nicht das ich Touren mit Freunden doof finden würde, im Gegenteil! Aber beide Reiseformen haben halt ihren ganz eigenen Reiz!
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Re: SV650S "TrekkTest"

#6

Beitrag von Unrockstar » 24.09.2009 13:23

heikchen007 hat geschrieben:Super Bericht, sehr schön geschrieben. Machte wirklich Spaß, alles zu lesen. :top:
Mir persönlich wäre die Tour aber zu "einsam" und die Tagesetappen ehrlich gesagt zu lang. Hut ab vor deinen Tages-km. Aber hätten ein paar mehr Off-Tage oder mal kürzere Touren nicht noch mehr Spaß gemacht?
Danke für die Blumen :schaem:
Jonny hat geschrieben:Bist du wirklich komplett alleine gefahren?! Irgendwie unvorstellbar für mich °_°
Ich bin zwar "allein" gefahren, doch einsam war man nie. Man traf immer irgendwo jemanden, mit dem man sich unterhalten oder zusammen fahren konnte.
foobar423 hat geschrieben: So kommen halt auch die Kilometerleistungen zusammen, man fährt da alleine vor sich hin und solange nichts zwickt oder zwackt, fährt man halt immer weiter. Ich musste mich dann immermal zwingen anzuhalten, was zu trinken und ne Kleinigkeit zu essen!
Geht mir ähnlich .Ich hätte auch gern meinen Kumpel mit dabei gehabt, aber der konnte/wollte nicht (Leasingvertrag mit Kilometerbegrenzung :roll: ) - ihm waren die angepeilten 4.000km zu viel.
Allein einen Off-Tag zu machen, wenn man auch gar kein anderes Beförderungsmittel als das Möpp hat, ist nicht so einfach - zumal Norwegen auch nicht billig ist. Ein bisschen aufs Geld habe ich schon geguckt...
Am meisten zu den Kilometerleistungen hat wohl eher die Tatsache beigetragen, dass ich total fahrgeil war :mrgreen:

Es war auch sicher nicht meine letzte Norwegen-Möppi-Reise. Nächstes Jahr fahre ich mit meiner Freundin hin - dann aber mit der Dose Campen :D
"Wenn ich das nicht überlebe, bringe ich Dich um!"

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cjoeras


Re: SV650S "TrekkTest"

#7

Beitrag von cjoeras » 24.09.2009 13:35

Schöner Bericht. Viele Strecken von denen du geschrieben hast bin ich bereits mit dem PKW abgefahren. Da habe ich auch nur sehnsüchtig an mein Motorrad gedacht (Oder einen EVOIII bzw. WRX STi).

Immer toll sowas zu lesen, das bringt erinnerungen zurück. Ich bin mir sicher, das du die Bilder auch so schnell nicht vergessen wirst.

Raw
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Re: SV650S "TrekkTest"

#8

Beitrag von Raw » 24.09.2009 17:31

Kann ich ebenfalls nur beistimmen - echt geiler Bericht!!! Gerade die Abgeschiedenheit kann ich mir gut vorstellen...

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Re: SV650S "TrekkTest"

#9

Beitrag von Unrockstar » 06.01.2013 11:18

Moin Leute,

ich frische mal meinen alten Touren-Fred auf, da mich letztes Jahr wieder das Fernweh gepackt hat und ich auszog Schweden und Norwegen wieder neu für mich zu entdecken. Also wird es wieder etwas mehr Text zu lesen sein. ;)

Im Vorfeld zu der Reise habe ich lange hin und her überlegt, wo ich hinfahre. Noch wenige Tage vor der Abreise stand für mich immer noch nicht fest, ob es, wie schon 2009, Richtung Skandinavien geht oder ich mich für Schottland entscheide. Am Ende ging es dann eben wieder in das Land der Elche. Zum einen, weil mich die Landschaft immer wieder beeindruckt und es noch soooo viel zu entdecken gibt. Auch die weite Anreise nach Schottland hat mich ein wenig abgeschreckt, schließlich wollte ich bis auf die Wasserwege alles auf eigener Achse zurücklegen.

In Vorbereitung darauf verpasste ich der SV einen Kofferträger und „dezente“ Seitenkoffer. :mrgreen: Die Koffer wurden vorher schon bei einem Wochenendausflug in den Harz kurz angetestet und für gut befunden. Wie auch bei der letzten Tour vertraute ich auf mein BagsConnection RacePack, welches wieder auf meinem Soziussitz Platz fand, naja nicht direkt: Durch die Koffer konnte ich die Tasche nicht richtig platzieren, weil diese an den Seiten ein wenig herunterhängt. Eine Lösung war schnell gefunden. Der Schlafsack wurde mit einem Spanngurt auf dem Brötchen festgeschnallt. Die dadurch gewonnene Höhe reichte aus, um die Tasche ordentlich verzurren zu können. Weiterhin kamen noch mein QuickLock-Tankrucksacksystem und ein trendiges Hip-Bag der Mecklenburgischen Versicherung zum Einsatz.

Das Nötigste der Ausrüstung:
Nordkap-Zelt, BW-Schlafsack, Isomatte, Esbit-Kocher, BW-Essgeschirr, Klappspaten, Campinggrill, Dreibeinhocker, Verpflegung für 7-8 Tage, zwei Paar Wechselhandschuhe, eine Angel mit kleiner Zubehörkiste, eine Taschenlampe, Werkstattleuchte, Werkzeug, Motoröl, Öl für den Kettenöler, Brems-/Kupplungshebel, Kabelbinder, Panzertape, Klopapier, Küchenrolle, Getränke, Grillanzünder, Wechselschlüpper und 7 Paar Socken, zwei Sätze lange Unterwäsche, 5 T-Shirts, Turnschuhe, Digi-Cam, diverses Kartenmaterial, Taschentücher, ein kleines Kuscheltier meiner Freundin (kommt dann immer mit aufs Foto) ;) , Regenkombi, Waschzeug, Badelatschen, Handtuch, Reisekopfkissen

1. Reisetag: Berlin --> Südschweden (556km)


Ich fuhr am Montag von Berlin aus los und wurde auf den ersten Kilometern noch von meiner Freundin begleitet, da diese ja schließlich von nun an etwa eine Woche auf mich verzichten musste, wollte sie noch jede Minute mitnehmen. ;) Wir fuhren die gänzlich unspektakuläre Strecke über die B96 Richtung Norden, da ich in Neustrelitz noch Geld wechseln wollte und mir noch eine gute Karte für Schweden zulegen wollte. Sie traf sich dort mit Ihrer Mutter zum Käffchen und fuhr dann wieder heim nach Berlin. Mit der Karte sowie den Schweden- und Norwegenkronen in der Tasche machte ich mich dann auf den Weg nach Rostock, um dort die Fähre nach Gedser zu nehmen. Es sollte die 15Uhr-Überfahrt werden, damit ich noch am Abend in Schweden einreiten kann. Auch diese Teilstrecke ging über die mecklenburgischen Bundesstraßen auf dem direkten Weg zum Fährhafen. Dort angekommen wurde noch einmal der Tank mit günstigem deutschen Sprit gefüllt.

In der Wartschlange der Fähre stand ich ganz vorn und wurde schon bevor das Schiff angelegt hatte nach vorn zur Auffahrt gewunken. So stand mein Mopped fast in erster Reihe und ich konnte nach der Überfahrt als einer der ersten starten. Auf der Strecke von Gedser Richtung Norden nicht zu vernachlässigen, da die Fahrzeuge von der Fähre zumeist noch eine Strecke von etwa 20km zusammen fahren, da es bis dahin keinen relevanten Abzweig für den Fernverkehr gibt. Und Kolonnenspringen ist ja aufgrund der hohen Strafen in Skandinavien nicht so spaßig wie in Deutschland. So kam ich also flüssig bis nach Helsingør durch und konnte nach Helsingborg mit der Fähre übersetzen. In Schweden angekommen fuhr ich dann noch ein paar Kilometer nach Norden, um dann bei Ängelholm von der E20 abzubiegen und auf den Landstraßen nach einem Schlafplatz zu suchen. Da es nun schon nach 20Uhr, die Sonne untergegangen und Nebel am Aufziehen war, nahm ich die nächstbeste Möglichkeit. Ich fand eine kleine Schlippe am Straßenrand, wo ich dann schnell mein Zelt aufbaute und mir mit dem Esbit-Kocher eine Portion Bohnen aufkochte. Es wurde schon frisch, also zündete ich mir noch ein kleines Feuerchen an, schickte eine SMS in die Heimat, wartete bis das Holz runtergebrannt war und legte mich hin.

In Schweden gilt das ungeschriebene „Allemansrätten“, welches jedem die freie Nutzung der Natur einräumt. Also sind Zelten für eine oder zwei Nächte und kleine (!) Lagerfeuer jedem gestattet. Natürlich sollte man sich dabei gesittet verhalten und die Umgebung sowie Anwohner nicht sinnlos belasten. Von daher kann man sich (fast) überall niederlassen.

2. Tag: Südschweden --> Ostseeküste (402km)


Die Nacht war schweinekalt! Laut Wetteraufzeichnung unter 5°C, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet, zumal der Tag mild war und die Vorhersage ebenso. Auch hatte es in der Nacht ein wenig geregnet. Naja egal - also angepellt, gefrühstückt und danach alles wieder aufgesattelt. Gleich zu Anfang suchte ich mir eine Tankstelle zum Volltanken und Route planen, denn kurz nach der Abfahrt kamen die ersten Regentropfen. Also ging es von Knäred nach Markaryd und von dort die E4 Richtung Norden. Bei Ljungby bog ich dann nach Osten auf die 25 ab, der ich bis nach Vaxjö folgte und von dort an auf der 37 bis Oskarshamn an die Ostsee. Die E22 führte von dort weiter Richtung Västervik, wo ich dann mir einen Platz zum Schlafen suchte. Västervik liegt selbst nicht direkt an der Ostsee, sondern etwas hinter den Schären versteckt. Ich fuhr dort ein wenig im Ort herum, fand keine Info, aber dafür einen Campingplatz. Auf den zweiten Blick gab dieser sich als große Ferienanlage zu erkennen, was mir überhaupt nicht zusagte. Ich nahm mir ein wenig Info-Material über die Region mit und fand auf einer darin enthaltenen Karte einen kleinen Ort dicht an der Küste. Bei einem kleinen Einkauf erkundigte ich mich, wie ich an den auf der Karte gefundenen Ort finden würde und bekam eine ausführliche Beschreibung. Es ging auf einer kleinen Straße an einzelnen Häusern nur wenige Kilometer bis zur Küste. Dort angekommen fand ich einen kleinen Hafen vor in dessen Nähe sich ein paar Gehöfte befanden, die den Ort Händelöp bildeten. Ich fand hier neben der Straße einen kleinen Platz, der sich für mich eignete und auf dem ich mein Lager aufschlug. Auf der anderen Straßenseite waren direkt die Klippen, von denen ich dann die ersten Angelversuche unternahm, leider erfolglos. Das war aber nicht weiter schlimm, denn in der Ferne konnte man einen Adler seine Kreise ziehen sehen. Auch hier saß ich nach dem Essen noch eine ganze Weile am Feuer. Dieser Abend war milde und so ließ es sich gut aushalten.

Auf dem Weg durch Südschweden kam ich immer wieder an schönen kleinen und großen Seen vorbei, fuhr durch endlose Wälder und machte an wunderschönen Plätzchen Rast. Fahrtechnisch waren diese Hauptstraßen wenig aufregend, es ging laaange geradeaus und nur hin und wieder gab es so was wie eine Kurve. Schräglage konnte aber auch nicht aufkommen, wenn man auch nur im Entferntesten in der Nähe der Tempolimits bleiben wollte. Damit war aber im Vorfeld zu rechnen und dementsprechend war ich nicht allzu enttäuscht. ;)

3. Tag: Ostsee --> Stockholm --> Mittelschweden (399km)


An diesem Tag sollte es für mich nach Stockholm gehen. Über die E22 ging es dann also von Västervik weiter nach Norden bis ich in Stockholm ankam. Dort fuhr ich ins Zentrum und die Altstadt hier „gamla stan“ genannt. Ich parkte die SV kurz vor der Riddarholmskyrkan, um mich kurz auf der Karte zu orientieren und dann völlig planlos mit dem Packesel durch die Fussgängerzone, an Touristenführern mit ihren Gruppen und der Palastwache des königlichen Schlosses vorbei zu rollern. Nachdem sich meine Verwirrung etwas aufgeklärt hatte, fand ich einen Moppedparkplatz, von wo aus ich dann eine kleine Runde per pedes drehte. Von der Insel auf der „gamla stan“ liegt, kann man ringsum die anderen Stadtteile sehen. Auch der Anleger für die Kreuzfahrtschiffe und der Strandvägan sowie ein großes Segelschiff liegen in Sichtweite. Der Strandvägan ist eine Art „Prachtstraße“: Eine Allee mit vielen kunstvoll verzierten Häusern, Cafés und Boutiquen entlang des Hafens mit vielen kleinen und großen Jachten.

Das sonnige und warme Wetter lud einfach dazu ein hier etwas zu verweilen und das Treiben zu beobachten. Man sah und hörte viele Touristen aus Deutschland (eine AIDA lag im Hafen) und Russland. Leider ließ es meine Planung nicht zu dort noch viel mehr Zeit zu verbringen, ganz nebenbei: Eine Übernachtung im „Hostel“ hätte umgerechnet etwa 45€ im 8-Mann-Zimmer gekostet. So machte ich mich gegen 15Uhr auf den Weg aus der Stadt heraus Richtung Westen und fuhr auf der E18 am Mälaren entlang. Der Mälaren ist ein großer wie durch Schären zerteilter See, der sich von Stockholm sehr weit ins Landesinnere zieht. Immer wieder machte ich an kleinen Infotafeln halt, um eine passende Gelegenheit zu finden einen Campingplatz aufzusuchen. In der Nähe von Västerås war ein Platz direkt am See eingezeichnet, den ich dann ansteuerte. Was man nicht auf der Karte erkennen konnte: es handelte sich um einen 4-Sterne-Campingplatz. Die Übernachtung an sich war mit knapp über 20€ nicht so sehr teuer, es kam aber noch eine Campingkarte dazu, die auch fast 20€ kostete. Naja, was solls – ist ja Urlaub. Die Investition war aber auf jeden Fall nicht umsonst. Der Platz war 1A gepflegt, hatte einen eigenen Badestrand und topmoderne saubere Sanitäreinrichtungen. Die Nutzung einer gut ausgestatteten Küche und unbegrenzt warm Duschen waren im Preis mit inbegriffen.

Den Steg nutzte ich natürlich gleich zum Angeln, was auch hier ohne Erfolg blieb. Nebenbei konnte ich die Gänse beobachten, die sich dort am Strand sammelten. Weiter draußen am dem See in der Nähe von kleinen Inseln konnte man auch noch weitere Angler erkennen. Beim Abendessen saß ich in der Küche zusammen mit zwei münchner Studentinnen, die gerade auf ihrer Rucksacktour von Göteborg nach Stockholm unterwegs waren. Sie waren bereits 14 Tage unterwegs und hatten noch bis Anfang Oktober vor sich, um neben Stockholm noch Finland, das Baltikum und Polen zu bereisen. Sie waren nur zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und in den letzten Tagen vom Regen gebeutelt worden. Was für mich ja bedeutete, dass ich am nächsten Tag in die Richtung des Regens sozusagen weiterreisen würde. Schlussendlich änderte das für meine Routenplanung nichts, da die Marschrichtung unabhängig davon feststand.

4. Tag: Mittelschweden --> Mittelschweden (270km)

Der Tag begann freundlich, die Sonne schien freundlich und nur in der Ferne waren ein paar Wolken zu erkennen. Im Laufe des Vormittags machte ich mich langsam bereit zur Abfahrt und fuhr dann gegen 11 Uhr ab.
Es dauerte nicht lange und es zog sich zu. Bis Skinnskatteberg blieb ich trocken und dann fing es langsam an. Immer mal wieder ein paar Tropfen, dann stärker werdend und ohne Pausen weiter. Bis Hällefors schleppte ich mich noch, ohne mich umzuziehen. Dort tankte ich auf und pellte mir die Regenkombi über. Während ich dort noch etwas trocknete sprach mich ein Schwede an, der mit dem Wohnmobil unterwegs war und mir unter anderem erzählte, dass früher auch Motorradtouren gefahren ist, aber jetzt zu alt dafür ist – darum das Wohnmobil. Er fragte mich, wohin mein Weg führen wird und empfahl mir etwas weiter nach Norden zu fahren anstatt wieder zur E18 zurückzukehren. Den Rat befolgte ich nachdem der Regen etwas nachzulassen schien. Schien aber nur so… Die kommenden 140km wechselte der Regen zwischen mäßig bis platzregenartig. Das Wasser stand auf den Straßen und sammelte sich zu großen Pfützen in den Spurrillen, welche dann von den LKWs in 3-4m hohen Fontänen über die Gegenseite geschmissen wurden. Da hieß es dann nur hoffen, dass man in so einem Moment nicht genau dort war. Teilweise wurde das Vorderrad schon von den Wassermassen stärker eingebremst und manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass es leicht aufschwimmt. Nach ungefähr einer Stunde merkte ich wie sich die Pfütze, die sich zwingend im Schritt bildet, einen Weg durch die Kombi suchte. Die Hände in den „wasserdichten“ Handschuhen waren ja schon lange nass – wurden aber im Anschluss bei Louis anstandslos zurückgenommen.

Während der Tank- und Schwatzpause bei Hällefors hatte ich mir auf der Karte einen Campingplatz ausgesucht, der auch Hütten anbot. Dort in Räda mietete ich mir die Kleinste für eine Nacht, um meine Klamotten gründlich zu trocknen. Die Hütte war mit umgerechnet etwas über 40€ war die nicht ganz günstig, aber immer noch besser, als am nächsten Morgen in eine nasse Lederhose und nasse Stiefel zu steigen. So verbrachte ich den Abend damit alles in der kleinen (ca. 1,80m x 2,50m Grundfläche) Hütte auszubreiten und mit dem Elektroheizkörper zu trocknen. Der Platz war mitten im Wald gelegen und zog sich bis zu einem See hinunter. Alles in allem war der Boden recht aufgeweicht, sodass ich froh war mein Zelt nicht im Regen aufbauen musste und am nächsten Morgen trockene Sachen zu haben. Die Unterhaltung über die Wetteraussichten mit dem Platzwart, welcher vor 20 Jahren aus Holland nach Schweden kam und dem man seine Herkunft trotzdem nach fünf Wörtern anhörte, ließ mich hoffen, denn am nächsten Tag sollte es trocken bleiben und ab 11:30 Uhr sogar die Sonne scheinen.

5. Tag: Mittelschweden --> Norwegen (278km)


Wie vom Kä… Holländer prophezeit wurde der nächste Tag freundlich und ich konnte im langsam abtrocknenden Wald mein Mopped bepacken und dann Richtung Nordwesten aufbrechen. Die Straßen wurden mit jedem Kilometer trockener, gegen 11 Uhr konnte ich in der Ferne schon mal blauen Himmel entdecken und eine halbe Stunde später fuhr ich im Sonnenschein über Torsby und Östmark immer zielstrebig auf die norwegische Grenze zu. Bei Lämbacken stand dann ein Wegweiser, der Kongsvinger (in Norwegen) mit 50km Entfernung ausschilderte. Kurzum nahm ich diesen Weg. Bis dahin war der Asphalt durchweg gut gewesen, er verschlechterte sich hier schon innerorts und ich dachte so bei mir: „Das bleibt jetzt hoffentlich nicht die gesamten 50 km so…“ Es blieb natürlich nicht bei dem schlechten Asphalt, denn kurz nach Ortsausgang wich die brüchige Asphaltdecke einem einwandfreien Schotterweg. Dieser war zwar gut verfestigt, aber grobe Steine lagen stets auf dem mittleren Teil der einspurigen Waldstraße. „Herrlich – hier fühlt sich der PiPo doch erst richtig wohl und kann seine Stärken ausspielen“ ging mir durch den Kopf. Ohne Gegenverkehr erreichte ich nach etwas mehr als zehn Kilometern die Grenze und konnte somit auf norwegische Schotterstrecke wechseln. Nicht ganz nach weiteren 10 Kilometern traf ich dann wieder auf eine ordentlich asphaltierte Straße, der ich weiter nach Norden folgte. Hier konnte ich zum ersten Mal seit der Abfahrt attraktive Abschnitte durchfahren. Schöne kurvige Strecken und kein bisschen Verkehr – das Einzige, was den Fahrspaß etwas trübt, sind die zahlreichen Bodenwellen. Trotzdem konnte man hier schon etwas Schräglage gehen und sich auf die kommenden Abschnitte freuen. So folgte ich der Straße weiter entgegen meiner angestrebten Richtung und bog erst eine Weile später wieder nach Kongsvinger ab. Von dort aus fuhr ich ein kurzes Stück nach Westen auf die „2“ in westlicher Richtung, hier wurde ich gleich emsig mit der Lichthupe vor einer kommenden Laserkontrolle gewarnt, also schon ordentlich fahren und den Polizisten mit einem Grinsen unter dem Helm grüßen. Da diese Straße wieder eine gut ausgebaute Hauptstraße war, bog ich bald ab und wurde wieder mit einsamen Etappen belohnt. Hier kam ich am Storsjøn vorbei und fuhr durch Eidsvoll, wo 1814 eine der modernsten Verfassungen Europas „vom Volke“ erarbeitet wurde. Denn hier haben tatsächlich Vertreter aller Volksschichten zusammen gesessen.

Nach einem kleinen Stück auf der E6 bog ich wieder auf eine Nebenstraße ab, die mich am Hurdalssjøn entlang in die Berge an den Skrukkelisjøen führte. Hier fand ich einen wunderschönen kleinen Rastplatz am Ufer des Sees ausgestattet mit einem Tisch und einer herrlichen Aussicht über den Seen und die an den Hängen ansteigenden Wälder. In dem Tal herrschte fast absolute Windstille und so lag der See wie ein Spiegel vor mir.

Bevor ich mich niederließ fragte ich noch die Norweger, die etwa 150 Meter weiter mit ihren Wohnmobilen ihr Lager eingerichtet hatten, ob es sie stören würde. Natürlich war das nicht der Fall, aber so konnte ich mich noch über die Angelmöglichkeiten erkundigen und erfuhr, dass man zwar eine Karte haben sollte sie aber schon immer ohne Karte dort angelten… Es war zwar noch recht früh am Tag, aber so einen Platz findet man nicht so schnell wieder. So baute ich das Zelt auf, bereitete das Lagerfeuer vor und angelte in der untergehenden Sonne. Hier wusste ich manchmal gar nicht, wohin ich zuerst gucken sollte. Die Sonne über den Bäumen setzte sich langsam, auf dem See spiegelte sich der Wald und später zog langsam der Nebel auf. Einfach schön - so lange am Feuer zu sitzen bis der Mond aufgeht und die Nebelschwaden unterm sternklaren Himmel über den See ziehen.

6. Tag: Norwegen --> Südnorwegen (425km)


Am Morgen war der Platz in die Morgensonne getaucht und den Morgentau hatte alles mit feinen Perlen überzogen, der sich nach den Fotos wunderbar dazu eignete mit dem Lappen über die SV zu wischen und den gröbsten Dreck einmal abzuwaschen. :D
Die Sonne schien und trocknete schnell mein Zelt ab, so dass ich mich früh auf den Weg machen konnte, weiter durch Südnorwegen zu kreuzen. Gleich nach der Abfahrt merkte ich, dass ich instinktiv die richtige Route gewählt zu haben. Schon kurz nach dem Losfahren kamen mir die ersten Bikergrüppchen entgegen und die Straße zog sich über geschwungene Kurven den Berg hoch. Über Jevnaker und Hønefoss ging es an den Tyrifjorden, dem größten See Norwegens in dem die nun leider Allen bekannte Insel Utøya liegt. Am See entlang fand an diesem Tag offensichtlich eine Oldtimerrallye statt – zum Glück kamen mir alle entgegen. Gerade die Abschnitte ab der 285 und 284 gehörten zu den besten des Tages und zauberten mir immer wieder ein breites Lächeln aufs Gesicht. Hier musste man nicht so kräftig am Hahn ziehen, um auch mal Spaß zu haben. Den ganzen Tag über fand ich nur Strecken mit guter Asphaltqualität vor – richtig geil.

Am Ende des Sees kam ich dann nach Vikersund, dem Ort mit der größten Skiflugschanze der Welt. So von unten ist das schon ziemlich beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass die Springer sich von dort oben mit über 100km/h vom Schanzentisch den Hang hinunter stürzen. Ganz nett, dass etwa 100 m neben dem Aufsprunghügel sich eine Kirche mit Friedhof befindet. Ich fuhr weiter Richtung Süden über Kongsberg nach Notodden. Irgendwo beim Tanken gönnte ich mir dann das obligatorische Softeis. Man darf Norwegen und Schweden nicht besucht haben, ohne ein Softeis gegessen zu haben. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube es liegt am höheren Sahnegehalt des Eises. Es ist von der Konsistenz her viel cremiger als das deutsche Eis. Dazu noch die vielerorts angebotenen Streuseln verschiedenster Formen, z.B. der Klassiker: Krokant :goil: Eine Portion kostet fast 5€, ist dafür aber auch reichlich.

Auf einer Nebenstraße fand sich hinter mir ein anderer Biker ein, den ich umgehend vorbeiließ – in der Hoffnung einen ortskundigen Guide vor mir zu haben. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Honda-X4-Treiber fuhr in einem zügigen Tempo vorweg und ich konnte gut folgen. Am Anfang war ich nicht ganz sicher, ob ihm das passte, aber nachdem er zwei Autos überholt hatte und dann auf mich wartete, bis ich ebenfalls überholen konnte, war ich mir sicher, dass er mir den Tourguide geben wollte. So düsten wir die Straßen nach Süden bis zu einem kleinen Ort namens Ulefoss in dem wir eine gemeinsame Pause machten. Er startete das Gespräch auf Englisch, machte dann aber Augen als ich mich auf Norwegisch vorstellte. So war das Eis schon gebrochen und wir unterhielten uns bestimmt eine halbe Stunde übers Motorradfahren und das Leben dort so in der Region. Seinen Namen habe ich vergessen, aber erfahren, dass er in einer Werft in Notodden arbeitet und mit seinen 60 Jahren schon lange mit dem Motorrad in Norwegen unterwegs ist.

Im Anschluss an diese nette Unterhaltung fuhr ich weiter gen Süden und erreichte bald die Küstenregion. Auf der E18 ging es dann westwärts und bei Kragerö begann ich meine Schlafplatzsuche, die unterbrochen von einer zügigen Fahrt auf einer kleinen Straße um eine Halbinsel, im Sørlandet Feriesenter endete. Auch hier dämmerte es schon wieder, sodass ich schnell das Zelt aufschlug und danach in der Küche des Campingplatzes mein Abendessen zubereitete – BW-Essgeschirr eignet sich auch zum Kochen auf Ceranfeld ;)

Durch die südliche Lage und den guten Standard, den der Platz bot, wimmelte es hier auch in der Nachsaison noch von deutschen – hurra. :roll: Der Campingplatz war in Terassenform angelegt, die zum Fjord hin abfielen. Die Wahl meiner Schlafstätte war etwas ungünstig. So wurde ich bald von allen anderen begrüßt. Das ist wirklich nett und dort sicher auch üblich, doch für meinen Geschmack war es etwas viel. Die Krönung war jedoch das ältere Pärchen irgendwo aus NRW eine „Etage“ über mir. Hier nur zwei kurze Auszüge aus dem Gespräch, beides Mal die „Dame“: „Sie fahren allein? Aber doch nicht die ganze Zeit?!“ „Doch die ganze Woche.“ „Wir hatten ja hier schon ein paar Mal Motorradfahrer, die allein fuhren. Die waren alle so eigenbrödlerisch….“ Später: „Wo kommen sie denn her? Aus Münster?“ (Anm. d. Red.: Kennzeichen MST-…..) Ich korrigierte das Missverständnis der alten Schachtel aus NRW und klärte sie darüber auf, dass das in Mecklenburg liegt. „Ach ja, da genießen sie das ja jetzt viel mehr.“ „Was jetzt?“ „Na das Reisen.“ Fragezeichen in meinem Blick „Früher war das ja nicht so möglich…“ „Ähm naja, ich bin 24. Davon hab ich jetzt nicht mehr so viel mitbekommen.“

Also schnell die Flucht ins Zelt angetreten und mit Havana Club den Abend abgerundet – Prost Sozialismus!

7. Tag: Tagesrundtour (237km)


Für den „Ruhetag“ hatte ich mir nicht viel vorgenommen. Eigentlich wollte ich nur eine kleine Runde an der Küste entlang drehen und an der nächstbesten Klippe Halt machen, um dort zu angeln. Das Problem war nur, dass sich nicht so recht eine Klippe anbieten wollte. So ging ich ein wenig an den Klippen spazieren und stellte fest: „Dann musst Du wohl weiterfahren.“ So erkundete ich die Küste rund um Tvedestrand und Arendal ohne einen geeigneten Platz zu finden. Was für ein Käse – dann fahre ich eben in die Berge. Noch ein bisschen Landschaft gucken und die eine oder andere schöne Kurve finden. So fuhr ich einfach gen Norden und traf in einem kleinen Skiort (Amli) beim Tanken noch eine Bikergruppe, die dort für ein Eis eine Pause machte. Diese konnten mir dann auch bei Suche nach der nächsten Tankstelle helfen, schließlich fuhr ich schon 60km mit blinkender Warnleuchte. Von dort ging es dann wieder zum Campingplatz zurück, über wundervoll gemachte Straßen entlang eines Flüsschens und verschiedener Seen.
So war ich schon rechtzeitig wieder zurück und ging noch eine Runde an den Steg angeln. Leider blieb ich erfolglos, konnte jedoch nebenbei noch ein paar schöne Fotos vom Fjord schießen. Außerdem hieß es ja auch sich für den nächsten Tag auszuruhen und sich möglichst von den nervigen Nachbarn fernzuhalten. :lol:

8. Tag: Südnorwegen --> Trelleborg (753km)

Sooo, früh aufgestanden und alles zusammengekramt, damit man um 9:00Uhr an der Rezeption auschecken kann und sich auf den Weg Richtung Heimat zu machen. Der Plan war folgendermaßen: Zügig nach Trelleborg fahren, um von dort mit der Nachtfähre nach Sassnitz zu fahren. Diese sollte nach meinen Informationen um 22:45Uhr ablegen und früh um 6:00Uhr anlegen. Dort wäre dann genug Zeit, um während der Überfahrt einmal überzunicken. Die Streckenwahl war an diesem Tag ausschließlich zweckmäßig ausgerichtet. So führte mich die Route erst einmal Richtung Osten über die gut ausgebaute E18, teilweise als vierspurige Autobahn mit erlaubten 120km/h – yes, endlich wieder Gas geben. ;) Teilweise zog sich der Verkehr eher schleppend, hauptsächlich umfangreichen Baustellen geschuldet. Nach nicht mal zwei Stunden kam ich am Fähranleger in Horten an. Von dort setzte ich dann mit der Fähre nach Moss über. Eine sehr lohnende Abkürzung, wenn man Richtung Schweden reisen will. Auf der anderen Seite des Oslofjords ging es dann weiter Richtung Süden, bald war Schweden erreicht, an Göteborg, Helsingborg und Malmö vorbei tauchte am späten Nachmittag Trelleborg vor mir auf. Da ich noch gute vier Stunden Zeit hatte, suchte ich mir einen schönen Platz für mein Abendessen. Am südwestlichsten Punkt Schwedens liegt Falsterbo und dort gibt es einen Leuchtturm. Das war also mein Ziel. Als ich auf dem Weg dorthin war, bemerkte ich, dass die Gegend zu den teureren Urlaubsregionen Schwedens zu gehören scheint. Als ich den Leuchtturm fand, stellte ich fest, dass er mitten auf einem Golfplatz steht. Naja, ist ja nicht so tragisch. Essgeschirr, Chili con carne und Besteck eingepackt und auf geht’s zum Leuchtturm. Also schön mit der Lederkombi über den Golfplatz stiefeln, den Golfern freundlich zuwinken und dann neben dem Turm in der Sonne Platz nehmen. Dort bereitete ich mir dann mein Essen zu und genoss nebenbei den Sonnenuntergang. Es wehte eine leichte Brise von der Ostsee hinüber und ich zog mir noch die Stiefel und die Kombi aus. In meinem Rücken spielten die Golfer weiterhin fleißig ohne dem Sonnenuntergang auch nur einen Blick zu widmen. Vielmehr hatten sie damit zu tun ihren Bällen „hinterherzujagen“ und es bis zum Einbruch der Dunkelheit noch zum 18. Loch zu schaffen. Viele grüßten von weitem freundlich und gingen dann dem Sport nach. Als die Sonne dann im Meer versunken und das Chili verdrückt war, machte ich mich auf den Weg zu meinem Motorrad zurück und nach einer kleinen Runde durch den Ort weiter zum Fährhafen nach Trelleborg.

In der Warteschlange des Terminals standen schon ein paar Schweden und ein Berlgier mit ihren Motorrädern. Hier wurde dann eben noch bis zum Check In und danach etwas Benzin gequatscht. Wo kommt ihr her, wo geht’s hin, und warum. So verging die Zeit bis zur Auffahrt auf die Fähre recht schnell. Auf der Fähre selbst verzurrte ich rasch das Motorrad und suchte mir einen geeigneten Schlafplatz in einer Lounge. Der war nicht sonderlich bequem, aber für ein wenig Schlaf reichte es doch aus.

9. Tag: Sassnitz --> Mirow (212km)


Die Ansage, dass sich alle Fahrer in ihre Fahrzeuge begeben sollen, weckte mich. Zu meiner Überraschung war es erst 2:30Uhr. Also doch keine Ankunft um 6:00Uhr, sondern um 3:00Uhr. Hmmm, was nun? Bau ich jetzt mein Zelt irgendwo im Dunkeln am Waldrand oder auf einem Rastplatz auf? Blödsinn, für 4 Stunden ein Zelt aufbauen? Neee, dann fahr ich eben nach Hause. Also erst mal schön im Standgas an den Polizeikontrollen vorbei, hatte vergessen den Eater wieder rein zu bauen. :oh-ha: Die Beamten interessierten sich aber mehr für die mit jungen Männern besetzten osteuropäischen Transporter. So fuhr ich zuerst einmal nach Bergen, um zu tanken und den Killer wieder ein zu setzen. Ein Käffchen dazu und ab geht’s nach Hause. Immer schön die B96 bis Stralsund und von dort über die prallgefüllte B96n und A20 nach Neubrandenburg (ich begegnete drei Fahrzeugen auf der eigenen Seite auf einer Strecke von ca. 90km), wieder auf die B96 bis Neustrelitz und von dort über die Hausstrecke in den Heimatort. Kurz vor 6:00Uhr stand ich dann beim Bäcker und holte für die Eltern und mich frische Brötchen. Da ich meine Eltern nicht verfrüht aus der Nachtruhe reißen wollte, lud ich das Mopped in aller Ruhe ab und machte es mir unter dem Pavillon auf unserem Hof bequem.

Fazit:
Skandinavien hat mich wieder nicht enttäuscht und ich hatte wieder eine Menge Glück mit dem Wetter. Bis auf den einen verregneten Tag, konnte ich mich jeden Tag über Sonnenschein freuen. Ich traf wieder nette Leute und fand wunderschöne Plätze und Strecken. Sollte ich wieder mal nach Südschweden fahren sollte ich auf jeden Fall ein Navi mitnehmen und mehr Zeit in die Tourenplanung investieren. So ist es schwer nette Strecken im flachen und weitläufigen Südschweden zu finden. Vielleicht macht es auch mehr Sinn bestimmte Strecken mit einer Reiseenduro zu fahren, aber bisher kam ich mit der S auch dort soweit klar, dass es nicht zur Tortur wurde. In Zukunft vielleicht einmal. Wenn man älter ist… *hust* ;)


Für Fragen, Lob und Kritik stehe ich jederzeit offen. Danke, wenn ihr Euch die Zeit genommen habt, um das alles zu lesen. Fotos folgen in weiteren Posts...


Karte Teil 1

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Re: SV650S "TrekkTest"

#10

Beitrag von Unrockstar » 06.01.2013 12:00

01 Fährterminal Rostock.jpg
01 Hotel Neptun, Leuchtturm Teepott.jpg
02 Nachtlager 1.jpg
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Re: SV650S "TrekkTest"

#11

Beitrag von Unrockstar » 06.01.2013 12:03

02 Rastplatz.jpg
03 Sonnenaufgang an der Ostsee.jpg
03 fertig zur Abfahrt.jpg
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Re: SV650S "TrekkTest"

#12

Beitrag von rennbär » 06.01.2013 12:04

Geiler Trip und super geschrieben! Kommt gut, gerade wenn ich heute so aus dem Fenster schaue. Macht echt Lust, wieder mal loszufahren, leider bin ich in Skandinavien immer nur dienstlich. Blieb bisher kaum Zeit für solche Trips. Wie auch immer, ein schöner Start in einen grauen Januarmorgen. Dankeschön! ;) bier

PS: Schicke Bilder...aber wo ist den nun der Kuschelbär auf den Fotos...oder bin ich blind? :mrgreen:

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Re: SV650S "TrekkTest"

#13

Beitrag von Unrockstar » 06.01.2013 12:08

Danke!

Das Kuscheltier kommt gleich ;)
03 Stockholm.jpg
03 Stockholm Strandvägen.jpg
03 Camping am Mälaren.jpg
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Re: SV650S "TrekkTest"

#14

Beitrag von Unrockstar » 06.01.2013 12:10

03 Angler vor Västeräs.jpg
04 Nachtlager 4.jpg
05 Schotterpiste.jpg
Zuletzt geändert von Unrockstar am 06.01.2013 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SV650S "TrekkTest"

#15

Beitrag von Unrockstar » 06.01.2013 12:13

05 Lagerplatz 5.jpg
05 Lagerplatz 5 2.jpg
05 Blick über den See.jpg
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