Soo, hab heut beim Yamaha-Live trotz kühler Temperaturen (9 Grad im Raum Augsburg) die Gelegenheit genutzt, um mal eine R6 (müsste noch MJ '09 gewesen sein) probezufahren. Möchte mal meine Eindrücke Schildern.
Vorweg: Bin vorher noch nie einen Supersportler(und auch keinen R4!) gefahren und wollte einfach mal wissen ob ich mit Sitzposition, Motor usw. klarkomme und wie sich ein so ein "hochwertiges" Fahrwerk anfühlt. Also zum freundlichen Yamaha-Händler (los war eh nicht viel beim dem Wetter), ebenso freundlich nach einer Probefahrt gefragt, kurz einen Wisch unterschrieben (nur Haftplficht also Obacht

) und dann gings los. Der Motor startet heiser brabbelnd, da kommt sofort Rennfeeling auf. Auffallend schon im Stand ist die Lautstärke, der Auspuff ist sehr präsent was sich auch durch kleine Spielereien mit dem Gasgriff nochmals bestätigt. Zunächst zur Sitzposition: die R6 ist in dieser Beziehung schon die radikalste aller modernen Supersportler. Neben meiner Test-R6 stand eine GSX-R 1000 und im Sitzvergleich fiel sofort auf: Auf der R6 sitz man höher (mit meinen 1,78 kam ich bequem nur mit den Ballen auf den Boden), der Kniewinkel ist enger und die Lenkstummel sind noch tiefer angebracht (etwa 3cm tiefer als Oberkante Gabelbrücke). Also Gang eingelegt und erst mal vom Hof gerollt. Die Kupllung kommt sehr spät und ist leichtgängig man kann also sie problemlos mit 2 Fingern betätigen. Im angrenzenden Industriegebiet hab ich mich dann erst mal mit der Maschine vertraut gemacht, ein wenig rumgebremst angefahren, ging alles noch nicht so flüssig. Die Bremsen sind kräftig aber trotzdem gut zu dosieren, auch hier reichen 2 Finger. Der Motor reagiert sehr spontan aufs Gas, beim anfahren muss man aufpassen dass man nicht zuviel davon gibt, trotzdem muss man mit Gefühl Einkuppeln um sie nicht abzuwürgen. Aber nach kurzer Eingewöhnung klappte es ganz gut. Musste dann erst mal durch den Stadtverkehr, hier wird oft (z.B. im Kreisverkehr) der 1. Gang benötigt, der schon recht lang übersetzt ist. Und, egal in welchem Gang man durch die Ortschaft zuckelt, sie ist immer laut

auf dem Typenschild standen 98dB bei 7200U. Ausserdem hört sie sich schon bei 5k so nervös und hochtourig an wie die SV bei 7k. Trotzdem macht sie auch bei 3k keine Mucken und nimmt sauber Gas an. Auch kann ich nicht sagen, dass sie unterherum garnicht zieht. Muss dazusagen, dass ich erst seit nem halben Jahr mit 72PS unterwegs bin und wenn man mal 34PS gewohnt war hat man auch gelernt damit den Alltag zu meistern. 34PS liegen bei der R6 ab ca. 6k an, bei 10k sinds dann 90, d.h. um einen Schleicher zu überholen startet man bei 7k und kommt flott vorbei....der weg von 7 nach 10 ist nicht weit und da hat man dann die SV schon überflügelt. Also für mich persönlich ist das nicht lahm, für den Alltag reicht die Elastizität gut aus. Hab dann auf nem Geraden Stück mal etwas angeschürt, und war vom Abzug als 72PS-Pirat natürlich begeistert, bis ich nach Gehör der Meinung war es sei Genug (Straße und DZM im auge zu behalten fällt etwas schwer). Aber Pustekuchen: Knapp 140 drauf (dank Scheibe nix gemerkt) und erst 12k, also noch garnicht in der Danger-Zone unterwegs gewesen...da bin ich dann auch nicht mehr hingekommen weil allein der 1. schon bis 130 geht (habs nicht ausprobiert). Hatte auch etwas Hemmungen zu drehen, zum dumpfen Dröhnen bis ca. 9k kommt dann ein derart schrilles metallsiches Kreischen dazu, dass einem als V2-Fahrer ganz anders wird und man das Gefühl hat, der Motor fliegt gleich auseinander

. Das Kurvenverhalten empfand ich als sehr gut, trotz aller Wendigkeit folgt die R6 v.A. in langen Kurven bei einmal gewählter Schräglage dem Straßenverlauf wie auf Schienen. Es entsteht ein tolles Anlehngefühl und ich fühlte mich auch sofort wohl in der Kurvenfahrt. Die Federung ist sportlich straff und der Sitz nicht sonderlich weich gepolstert, man sollte also Schlaglöcher und Kanaldeckel umfahren. Das gute daran: beim Bremsen taucht sie um gegensatz zur SV kaum ein, das wirkt sehr sicher und souverän. Grade auf dem Rückweg funktionierte das Zusammenspiel Gas-Bremse-Kupplung immer besser und ich wäre am liebsten gar nicht mehr abgestiegen. Auch die extreme Phötus-Sitzposition empfand ich während der Fahrt nicht mehr als schlimm, nach 30 Min zwickte und zog es auch nirgends. Etwas seltsam ist der Rahmen der vom Motor gut aufgeheizt wird und so für (fast zu)warme Knie sorgt. Hab noch ein
Video gefunden (NICHT von mir und leider nur mit youtube-Acc.) auf dem der Fahrer ähnlich entspannt unterwegs ist wie ich. Man erkennt dort einiges von dem was ich geschrieben habe ganz gut, z.B. das Überholmanöver bei 0:45, welches bei ca. 6k Umdr. startet (die 12 ist oben).
Mein Fazit: Ein tolles, faszinierendes Motorrad, die Fahrt aht sehr viel Spass gemacht. Wegen der langen Übersetzung nur bedingt Landstraßentauglich, man kann halt nie legal ausdrehen. Alltagstauglich is sie im Grunde schon, alles flutscht und ist leicht zu Bedienen.
Wenn man das Geld hat als Zweitmotorrad sehr zu empfehlen
