
Habe seitdem alle Berichte über die Duc gelesen, die ich finden konnte und sie auf den Berliner-Motorrad-Tagen das erste Mal in live gesehen und Probe gesessen. Alles war dazu angetan, meine Begeisterung aufrecht zu erhalten.
Da Schatzi und ich heute noch Urlaub hatten und das Wetter passte, habe ich mittags spontan beim nächsten Duc-Händler im Umland von Berlin (wollte ja nicht gerade nur in Berlin rumfahren können) angerufen und für 15 Uhr einen Termin für eine 1,5 stündige Probefahrt ausgemacht.
Sie hatten vor Ort "nur" die Basis-Version der 1200er, also ohne S, in Ducati-Rot. Diese "günstige" Variante hat kein voll elektronisch einstellbares Fahrwerk, man kann "nur" das Motor-Mapping in 4 Varianten (Sport, Touring, Urban und Enduro) einstellen.
Vor Ort angekommen, erklärte der Verkäufer erstmal ein paar der technischen Spielereien, zu viel, um gleich alles zu behalten. Habe mir daher den Modus "Touring" einstellen lassen. Da sind alle 150 Pferdchen vorhanden, in wohl nicht ganz so brachialer Umsetzung wie im Sport-Modus. Bin auch die ganze Zeit im Touring-Modus geblieben.
So, erstes Aufsitzen. Für meine 1,72 m ziemlich hochbeinig, aber zu handeln. Schöne aufrechte Sitzposition, aber trotzdem im Bike drin. Gibt noch eine 3 cm niedrigere Sitzbank, die man bzw. Frau ggf. bei Ducati ordern kann. Erstmal kurzes Gefummel mit den Knöpfen links, bis das Mäusekino angeht. Hatte ich mich am Schluss aber schnell dran gewöhnt. Viele Anzeigen im Cockpit, die aber übersichtlich und eindeutig erkennbar sind. Leider auch eine digitale Drehzahlanzeige in Balkenform, das Einzige, was mir auf Anhieb nicht gefällt. Naja, wenn es das Letzte bleibt, könnte ich mit leben. Auf dem Total-Tacho auch schon über 1800 km drauf. Super, da muss ich mich ja nicht an irgendwelche Einfahrregeln halten.

Die ersten Meter erst mal vorsichtiges Herantasten, fährt sich ja doch ungewohnt. Die ersten Kurven (ja, ein paar gibt es davon in Brandenburg) sind auch noch etwas unrund. Ich will die Duc genauso um die Kurven fahren, wie meine 1000er SV, das passt aber irgendwie nicht ganz. Nach etwas Warmfahren nutze ich eine schöne Gerade und gebe einfach mal Vollgas. Holla die Waldfee, meine SV zieht ja schon schön durch, aber das Teil geht noch n Zacken besser. Die Arme werden lang. Grinsen macht sich unter dem Helm breit. So langsam finde ich auch eine bessere Kurventechnik für die Duc, die will irgendwie in Stück weit enduromäßig gefahren werden. Arme etwas breit (fällt bei dem Lenker auch leicht), locker in der Hüfte und rum geht’s ums Eck. Komme fast in Versuchung, den kurveninneren Fuß etwas raus zustrecken. Das passt dann aber doch nicht ganz.

Als der letzte Balken der Tankanzeige anfängt zu blinken, müssen wir einen kurzen Tankstop einlegen. Diese Anzeige ist aber deutlich besser einschätzbar als das Dauerleuchten bei meiner SV bei Reserve.
Danach geht’s weiter. Schatzi (Jürgen), der mich mit meiner 1000er SV begleitet, hat an der Tankstelle mal einen Durchzug-Vergleich vorgeschlagen Also rauf auf die ausgebaute, für jede Seite zweispurige Schnellstraße. Beide im 6ten Gang nebeneinander so mit 120 km/h und auf Kommando Vollgas. Die Duc zieht allererste Sahne durch, Jürgen hat Null Chance. Ok, er wiegt vielleicht 1-3 kg mehr als ich, aber selbst bei gleichem Gewicht hätte ich vermutlich mit der Duc gewonnen. Die 30 PS mehr merkt man einfach. Dabei liegt die Duc einfach nur satt, ich kann bis Tacho 240 einfach Vollgas durchziehen. Trotz des breiten Lenkers wackelt da nix, man fühlt sich sicher. Bei meiner Dicken mit SBK-Lenker muss ich da schon mehr aufpassen.
Überhaupt ist das ganze Fahrwerk der Duc ein Gedicht. Und dabei hat die 1200er ohne S nur das „einfache“ Sachs-Federbein hinten drin und war nicht extra auf mich eingestellt worden. Die Duc liegt in jeder Situation satt auf der Straße, schluckt locker jedes Kopfsteinpflaster, jeden holprigen Bahndamm mit Gleisen. Auch hier ist sie meiner 1000er SV deutlich überlegen. Wobei ich das allerdings bei einem Kaufpreis von 15.000 € aber auch erwarte !
Auch das ABS finde ich bei meinen Bremstests einwandbar, es regelte zwar deutlich, aber gut einschätzbar. Das ABS war ja in den Tests der verschiedenen Zeitschriften immer etwas bemängelt worden. Kann ich jetzt nach der kurzen Probefahrt nicht so bestätigen, bin aber natürlich auch kein Profitester. Mir taugt das ABS so.
Der einzige negative Punkt beim Fahren ist vielleicht das etwas höhere Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage als bei der SV. Da bin ich wohl vom PiPo bei der SV verwöhnt. War aber weder unangehnehm, noch groß störend. Ist mir nur aufgefallen. Hat die Fahrfreude aber nicht im Geringsten getrübt. Gibt für die Duc bestimmt bald weitere Reifenfreigaben.

Kurz vor Abschluss der Probefahrt muss/darf Jürgen dann noch als Fotograf fungieren, die Bilder seht ihr hier => KLICK
EDIT: Hier noch ein kleines Video: KLICK MICH

Fazit: Nicht jedermanns Geschmack, ich aber finde die neue Ducati Multistrada einfach nur geil und weiß nun, was irgendwann in hoffentlich absehbarer Zeit vor meine Haustür stehen wird.


Danke fürs Lesen bis hierhin, der Text ist irgendwie länger geworden, als ich ursprünglich wollte.
