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Beitrag
von TheHoff » 06.05.2013 18:20
1000 Berge - 999 Täler – Trophy
Es ist Donnerstag 1100 und der Angestellte mit dem vorgezogenen Feierabend um 1115 wird hibbelig, weil noch einiges zu erledigen ist bevor er dem wohlverdienten Wochenende entgegenstreben kann. Ja, Donnerstag und Wochenende, das geht auch! Doch dieses Wochenende hat nicht viel mit Entspannung zu tun, es geht fort. Gen Osten. Gepackt ist noch nichts, wenigstens der Dieselpanzer und der Hänger sind schon organisiert. Im Kopf geht es schon wieder im ZickZack durch Wuppertal um alle Besorgungen zu tätigen bzw. ja nichts an irgendeiner Station zu vergessen.
Um 1145 ist es dann endgültig geschafft und ich kehre der Firma den Rücken. Der Dieselpanzer, ein roter Octavia Kombi schüttelt sich beim Anlassen, was ich von dem kleinen Benziner, den ich sonst kutschiere kaum gewohnt bin. Aber das soll nicht die einzige Umstellung des Wochenendes bleiben. Schritt 1: „Kurz“ im Baumarkt Kleinigkeiten besorgen, vll noch was Nützliches für die 3 Tage Camping kaufen.
Schritt 1 hat sich auf fast eine Stunde ausgedehnt, weil so ein Baumarkt ja doch immer eine Männerfalle darstellt. IdR arbeiten dort einheitlich gekleidete Verkäufer, leicht zu erkennen, jedoch findet sich so auch nie der richtige Ansprechpartner. Er habe nur Ahnung von Farben, sein Kollege müsse mir weiterhelfen, der sei aber gerade zur Pause. Schon doof wenn es zur Mittagszeit mal jemanden in den Baumarkt verschlägt und das Fachpersonal ausgeht. Nach dem Besuch im Baumarkt geht das große Schleppen los. Diverse Kisten/Rollwägelchen mit Werkzeug, Betriebsflüssigkeiten, Ersatzteilen finden ihren Weg in den Panzer und füllen den Stauraum zu gut 2/3 aus. Klamotten, Schlaf- und sonstige Utensilien werden an anderer Stelle erst ganz zum Schluss geladen. Vorher geht es zum Hänger. Dieser ist bei einem der drei Großen reserviert. Ich habe dort ganze drei Tage vorher Bescheid geben können und gehofft, dass es klappt, denn der mir eigentlich zugesprochene Hänger fiel wegen Nutzung durch den Besitzer leider aus… Nochmal Glück gehabt, denke ich auf dem Weg. Am Tresen angekommen, ist das Glück schon etwas geschrumpft. Die Dame die mir den Hänger verleihen will kann sich nicht entscheiden, ob sie die Dokumente am Rechner oder händisch ausfüllen soll. Sie habe das bisher auch noch nicht so oft gemacht. Nach Rückfragen bei Kolleginnen, die nur zwischen den Beratungen antworten können ringt sie sich durch und beginnt mit dem Bogen. Am Rechner! Die 10 Minuten Hürde ist da schon gefallen. Es wird dann wirklich alles von Ihr verlangt: Lesen, Schreiben, Denken, teilweise zwei davon gleichzeitig. Sie ist sichtlich überfordert und bei jedem neuen Feld/Kästchen kommt es zu Fragen an die Kollegin, die zwischen dem Abkassieren einen Blick auf den zweiten Monitor wirft und stellenweise diktieren muss. Nach einer halben Stunde ist der A4 Bogen schon fast ausgefüllt und der Ingo nervlich am Ende. Wenn jeder Punkt der Liste so viel Zeit in Anspruch nimmt komme ich nicht Donnerstag abends sondern Freitag mittags an. Der angekündigte Rundgang um den Hänger wird dann dankenswerterweise von der kompetenteren und vor allem wesentlich fixeren und hübscheren Kollegin übernommen. Die sieht den gefüllten Stauraum des Dieselpanzers und ist sich der zeitlichen Problematik bewusst. Hänger dran, Zubehör aushändigen, Funktion der Beleuchtung checken, jeder seinen Wilhelm unten auf den Bogen, Kaution in die Hand und bloß weg vom Hof!
Noch zwei ausstehende Positionen auf dem Plan. Zuhause Klamotten einladen, zwischenmenschliches Tirili mit der unfassbar verständnisvollen Freundin dort noch etwas Nahrungsaufnahme betreiben, dann Abflug zur Garage und das bereitstehende, mit den Hufen scharrende oder vielleicht auch mit den Samtpfoten tätschelnde Motorrad aufladen. Wer weiß schon, was wirklich hinter diesem Motorrad steckt? Ich habe es jedenfalls noch nicht erfahren.
An der Garage angekommen stehe ich vor der Aufgabe das Motorrad alleine fix und ordentlich aufzuladen. Das letzte was ich nun gebrauchen kann ist das Motorrad beim Schieben über die Rampe aus zirka 50 cm Höhe auf dem Boden zu zerschmettern. Da helfen dann selbst Carbondeckel und Sturzpads nicht mehr weiter. Widererwartend gibt es aber selbst bei dem heiklen Punkt an dem der Schiebende den Sprung auf den Anhänger wagt keine Probleme. Der Luftheuler kann es also doch alleine und braucht nicht immer Unterstützung. Die Gurte liegen parat, sind vom Motorrad aus auch fast einfach zu erreichen und so ist die Fuhre binnen weniger Minuten verzurrt. Rampe unter den Hänger, Fahrer in den Panzer und ab geht die Post. Noch nicht ganz. Da steht noch ein leerer 20 l-Kanister im Auto und das Motorrad hat auch nicht gerade die Mengen an Sprit an Bord. In meinem Kopf die Stimme meines Garagennachbarn der mir sinngemäß beteuert: Die Fahrerlagertanke ist die teuerste die es gibt. Also doch noch mal die heimischen Tankstellen aufsuchen. An der Tankstelle angekommen wird das Motorrad betankt, es gehen doch nur noch knapp 6 l hinein. Da ich aber den Kanister noch im Wagen stehen hatte und die Zapfpistole nicht unbedingt auf dem Boden ablegen wollte hing ich sie wieder ein. Fehler im Sinne des Schutzes vor Leuten, die einem die Tankquittung in die Höhe treiben wollen. Nachdem ich die Zapfpistole nämlich wieder ausklinkte sprang die Pumpe nicht wieder an. Für die hinter mir wartenden natürlich ein Dolchstoß, eine Verzögerung. Sie hatten sich doch extra hinter den gestellt, der nur sein Motorrad betanken musste und nicht den 350 l Dieselkraftstofftank. Der Kassierer versprach mir die Zapfsäule wieder freizugeben und ich tankte den 20 l-Kanister, also den Kanister der 20 Liter fasst voll. Nach dem endlich beendeten Tankstopp an der Kasse angekommen wurden von mir 18,23 € verlangt. Engel links, Teufel rechts. Man kennt das Spiel. Ich habe mich für den Engel auf meiner Schulter entschieden und dem Kollegen noch mal mitgeteilt, dass ich nach der Freigabe noch mal einen 20 l-Kanister vollgetankt hatte. Als er mir versicherte, dass der Beleg in Ordnung wäre und ihm das System die Daten so ausgespuckt hätte, habe ich es noch mal mit dem Literpreis von irgendwas 1,569 €/l versucht. Da müsse doch mehr bei rauskommen. Der Kassierer begann wild in der Luft die ungefähren Abmessungen eines 20 l-Kanisters abzuschätzen. Ich habe mich an dieser Stelle dann zurückgehalten zu sagen, wieviel Liter in einen 20 l-Kanister passen, mich artig bedankt und bin von Dannen gezogen. Wenn das Wochenende in diesem auf und ab von Glücks- und nervenaufreibenden Momenten weitergehen würde, könnte ich mich nicht über Langeweile die nächsten drei Tage beklagen. Apropos abwärts: der Blick auf den Tacho beim einsteigen offenbarte die Uhrzeit… 16:30 – 390 km Autobahn mit Anhänger vor einem… Super…
Die Kilometer wurden am Stück abgerissen und zwar mit Führerscheinfreundlichen 88 km/h laut Navi und einem goldwerten Tempomat.
An der Rennstrecke angekommen war es dann auch schon etwas später, sodass nur noch abgeladen und das nötigste ausgeladen wurde. Unter anderem ein 3x3 m Faltpavillon den ich mir geborgt und zuvor noch nicht aufgebaut hatte. Hätte ich mal besser machen sollen. Das Aufbauen beschränkte sich auf eine Firsthöhe von sagen wir 2,30 m an den Seiten waren es dann etwa 1,5 m oder wie hoch ist so eine SV, denn die konnte gerade so unter den Pavillon geschoben werden. Anscheinend so dachte ich, hatte ich in der Garage die Verlängerungen für die Eckpfosten vergessen und kam so nicht auf die erhofften 2 m Durchfahrtshöhe, die einem Mitteleuropäer heutzutage zugesprochen werden sollten. Naja, war halt die Hobbithöhle des oscherslebener Fahrerlagers geboren.
Doch mir war es ehrlich gesagt wurscht, die Mopete parkte drunter, das Werkzeug&Ersatzteile ebenfalls also alles TipTop. Schlafen gehen und erholen für die allererste Ausfahrt auf der SV am nächsten Tag stand an. So ward es dann nun getan.
Am nächsten morgen weckten mich prasselnde Tropfen und mein bimmelndes Handy. Ich lugte aus dem Auto und befand den Tag für gestorben. Regen, Nebel und kalt hatte ich nicht bestellt und wollte so schonmal garnicht mit dem Fahren auf SV anfangen. Auf dem Handy meldeten sich die ersten Minitwinler und fragten nach dem Wetter und dem Standord. Meine äußerst knappe und präzise Auskunft verschaffte mir dann nochmal eine halbe Stunde Ruhe in der ich wieder den Dösen-Modus einnahm. Penetrant meldete sich dann aber das Handy zurück und forderte getippte Eingaben von mir, ob ich was absperren könnte und ob überhaupt noch Platz genug da war. Ich war in dieser Ecke der einzige Verfechter des Frühankommens und dementsprechend frei war das Gelände bis mein Blick einmal die Runde machte und da plötzlich irgendwer anfing ca 30 m von mir ein Lager zu errichten. Schlaftrunken hatte ich mich schon fast ergeben und tippte noch schnell was ins Handy. Das gute daran, einer der Belagerer zückte seins sogleich und offenbarte sich als Rivale. Der darf da stehen bleiben und ich darf weiterpennen.
Demnächst geht hier weiter, die Muse küsst nur gerade nicht oft genug...
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Gruß Ingo