Eine Reise, eine Millionen Eindrücke
Wie fange ich am besten an? Ich erzähl euch einfach erst einmal wie es überhaupt zu der Tour gekommen ist. Angefangen hat es mit der Idee, dass ich mit meiner 125er nach Italien fahren wollte. Das war vor 5 Jahren. Daraus ist leider nichts geworden, da die Bundeswehr und das folgende Studium mir immer wieder ein Strich durch die Rechnung gemacht haben. Es stand immer was im weg, oder hat nicht gepasst. Dieses Jahr sollte es aber endlich klappen. Die letzte Bachelor-Prüfung war in Aussicht und genug Zeit bis zum Master war da. Doch wohin sollte es gehen?
Ich konnte mich an den tollen Bericht von FlatlinerX erinnern und fand die Idee mit dem Trip zum Nordkap echt genial. Endlich wieder Berge, Fjorde und Meer. Die Stille und Ruhe sollte genau das Richtige sein um zu entspannen. Das Ziel war grob gesetzt und Norwegen, Schweden sollten gute Strecken bieten. Doch wie übernachte ich? Hotels sind definitiv zu teuer, also wird gezeltet. Passt ja auch super zu der „Art“ eines Roadtrips in der nördlichen Wildnis.
Die Vorfreude stieg ins unermessliche und ich setzte mich an die Planung. Ich hab im Internet ein wenig gestöbert und es schien unzählige Zeltplätze zu geben. Das sollte also kein Problem sein und immer einer zu finden sein. Wildcampen ist ja auch eine gute Alternative für die ganz spontane Übernachtung. Blieb die Routenplanung, welche auch recht schnell gemacht war, da es einige Landschaftsstraßen in Norwegen gibt die man unbedingt gefahren sein muss. Dazu noch eine kleine Prise Sehenswürdigkeiten, wie Aussichtspunkte und Wasserfälle und die Route stand fest (theoretisch zumindest). Jetzt musste nur noch das Mopped fertig gemacht werden und alles war bereit für den Ausflug.
Die Gute bekam neue AngelGT aufgezogen, einen Ölwechsel, Ventilspieleinstellung und weitere Kleinigkeiten. Bremsbeläge, sowie Kette entschieden wir sollten den Trip noch aushalten und so war doch recht schnell alles fertig und startbereit. Danach habe ich die Givi E21 Koffer mit dem SwMotech Gepäckträger montiert und habe ne kleine Proberunde gedreht um ein Gefühl für das höhere Gewicht zu bekommen. Aber ehrlich gesagt hat sich nicht viel verändert. Klar sie fiel nicht so schnell in die Kurven und war etwas träger, aber dafür schien das höhere Gewicht mein Federbein endlich mal etwas einfühlsamer sein zu lassen und meinen Rücken zu schonen. Es folgte das große Einkaufen und sammeln aller Utensilien für den Trip.
Was braucht man denn alles auf so einer kleinen Reise durch die Wildnis? Ich hab mir dann hier und da bei einigen tourerprobten SVlern einige Tipps geholt und eine Packliste geschrieben. (Wenn die Liste gewünscht wird, schieb ich die gerne nach!) Großzügig hab ich alles mitgenommen, was mir sinnvoll erschien und so waren die Koffer und der 90L Gepäcksack, sowie der Tankrucksack schnell voll. Was für ein Wahnsinn, dachte ich mir. Brauch ich das wirklich alles? Aber was man mit hat, braucht man vor Ort nicht teuer erkaufen. Denn Norwegen sollte sich als teures Pflaster herausstellen. Man liest zwar, dass es teuer ist, doch wenn man dann einkaufen geht fällt einem die Kinnlade ganz schnell herunter, sobald man in Euro umrechnet.
Da es am Montag dem 29. Juli losgehen sollte bot es sich an die SV und das Gepäck final zusammen zutragen und so hatte ich auch Sonntag vor Abfahrt alles beisammen und war startbereit. Ein kleinen Blick warf ich Sonntagabend noch in den Wetterbericht und war echt überrascht, da es anscheinend sehr gut werden sollte. Hatten wir ja die letzten zwei Wochen davor in Deutschland echt mit der Hitze zu kämpfen, so war ich recht froh über 20 Grad und leichte Wolken. (Es sollte sich aber auszahlen die Regenkombi von den Eltern geholt zu haben). Abends legte ich mich dann ins Bett und konnte vor lauter positiver Aufregung kaum einschlafen. In der Nacht fing es dann an zu regnen und alles kühlte sich zum Glück etwas ab, damit ich nicht bei 30°C losdüsen musste. Doch was war das? Ich stand auf und sah nur Wolken mit Regen! Was für ein Start in den Sommerurlaub dachte ich mir. So wartete ich etwas ab, doch es schien sich nicht wirklich zu verziehen. Etwas getrübt verabschiedete ich mich von meiner Freundin, zog die Regenkombi an und fuhr im Regen los.
Tag1
Heute wollte ich bis Malmö kommen und entschied mich dabei die Autobahn zu nehmen, um recht zügig voran zu kommen. Nach dem Start im Regen (Strecke Halle-Magdeburg) schien etwas Sonne heraus zu kommen und so fuhr ich ab Magdeburg im normalen recht ruhigen Autobahntempo weiter bis Hamburg. Dort gab es dann bei Sichtung des Containerhafens das erste Wow-Erlebnis. Es ist nicht mein erstes Mal in Hamburg, aber der Anblick ist schon ein kleiner Anfang vom Erleben des Gefühls, dass man es nicht glauben das hier und jetzt zu erleben. Kurz vor dem Elbtunnel schien sich ein Stau anzubahnen. Nach kurzer Zeit im Schritttempo stand alles still und ich kam mir in der Sonne mit meiner Regenkombi an, vor wie in der Sauna. Also alles schnell aufmachen und Handschuhe ausziehen. Doch was war jetzt? Ohne erkennbaren Grund ging es sofort weiter und ich versuchte mich schnell wieder fahrfertig zu bekommen. Alles schnell zugezogen und Handschuhe noch am Tacho klemmend ging es dann in den Elbtunnel. Ich konnte es mir nicht verkneifen dem Sound des V2 zu erliegen und gab etwas ein paarmal etwas mehr Gas als nötig. Das Grinsen machte sich unter dem Helm breit. Ja, das war Urlaub. Hinter Hamburg hielt ich kurz an um mir die Beine zu vertreten, tanken und etwas zu essen. Die Regenkombi schnallte ich auf die Gepäckrolle und fuhr weiter in Richtung Flensburg. Irgendwie war die Autobahnfahrt mit etwas Musik auch nicht so anstrengend wie ich befürchtete. Weiter ging es dann in Richtung Storebelt /Oeresund Brücke, da ich mich e gegen eine Fährfahrt entschied um diese Meisterwerke zu begutachten. Auch hoffte ich auf einige gute Fotos von dem tollen Motiv. Doch die letzte Ausfahrt vor der ersten Brücke verpasste ich, beim erstaunten Begaffen der Brücke. Schöner Mist dachte ich mir! Hast du gut gemacht Junge. Das erste geile Motiv sausen lassen. Innerlich kochte ich vor Wut auf mich, konnte aber nicht lange böse sein als ich das Meer und die unglaubliche Weite Sah. Es war schon abends und die Sonne stand schon etwas tiefer. Es spiegelten sich der Himmel und die Wolken im Meer, welches teilweise vom Wind aufgeraut war. Ein echt majestätischer Anblick den ich da hatte, als ich über die 18km lange Brücke fuhr und die 250m hohen Pfeiler passierte. Innerlich ärgerte ich mich ein wenig darüber, dass ich nicht einfach anhalten konnte um Fotos zu machen, und so blieben mir nur ein paar Mind-Pictures.

Weiter auf der Bahn führ ich Kopenhagen entgegen und passierte auch schnell die Oeresund Brücke. Hier hatte ich leider auch nicht wirklich anhalten können und fuhr einfach weiter um den Anblick zu genießen. Schwups war ich auf einmal in Schweden und in mir machte sich auch so langsam die Müdigkeit breit, so hatten 900km Autobahn doch ihre Spuren hinterlassen und ich fuhr auf einen nahgelegenen Zeltplatz direkt am Strand. Das Zelt war schnell aufgebaut und ich ging an den Strand um den Rest des Sonnenuntergangs zu genießen. Mit der leichten Prise von Salz in der Luft und den Sand zwischen den Zehen fühlte ich mich wie angekommen. Das war Urlaub. Ich legte mich in mein Zelt und schlief sofort ein, die Strecke war wohl doch anstrengender als ich vermutet hatte. Nachts weckte mich dann ein Rabenschwarm, der sich natürlich in dem einzigen Baum auf dem Zeltplatz niederlassen musste. Direkt neben meinem Zelt. Die Krähten in einer Lautstärke, dass ich mir die Ohropax reinsteckte und weiter schlief.

- Malmö Tag1
Tag2
Frühs dann das böse Erwachen. Was war das bitte, wo blieb die Sonne? Der Himmel war komplett bedeckt und es nieselte etwas. Toller Start in den zweiten Tag, aber was soll´s. Weiter ging´s und ich packte mein Zelt und die sieben Sachen zusammen. Alles aufgeschnallt und die Regenkombi übergezogen, sollte es heute nach Kristiansand gehen. Auf der Bahn nach Oslo passierte nicht viel und zu sehen gab es auch recht wenig. Die kurz rauskommende Sonne und ein Paar Blicke auf die Küste waren dann die Highlights auf der Strecke nach Oslo. Dort angekommen fing es wieder richtig heftig an zu regnen und ich zog die Regenkombi wieder an. Weiter auf der Bahn auf einmal DAS Problem. Die Sicht wurde in der Gicht richtig schlecht, ich wischte mir ständig das Visier ab, das da half offenbar gar nichts. Also fuhr ich im Verkehrschaos, ohne Sicht durch Oslo. Nachdem ich die erste Tankstelle erblickte hielt ich an und durfte feststellen, dass ich bereits nördlich aus Oslo herausgefahren war. Ein Blick auf mein Visier verriet mir auch warum ich nichts sah. Eine feine Niesel/Dreckschicht auf der Innenseite lies mich sehen, als würde ich meine Brille vergessen haben. Diese also gereinigt ging es wieder zurück nach Oslo um in Norwegen weiter zu kommen. Auf der Strecke nach Kristiansand gab es dann unzählige weitere Momente in denen man echt angetan war von dem Blick auf die Küste und die tolle Landschaft mit den vielen Felsen. Als es sich dann dem Abend zuneigte kamen wieder richtig dunkle Wolken auf und es regnete noch einmal kurz. Mittlerweile hat einen das schon gar nicht mehr richtig gestört. Was einen viel mehr störte war die Sitzposition nach ca 1800km war es doch recht unbequem und der Po fing an zu schmerzen. Auch der Rucksack machte sich bemerkbar, so war die Fotoausrüstung nicht gerade die leichteste. Ich suchte mir einen abgelegenen Zeltplatz an einer kleinen Bucht und schlug mein Zelt auf. Es war herrlich. Die Sonne kam für den Sonnenuntergang heraus und so konnte ich noch etwas an der Bucht auf Entdeckungstour gehen. Zurück auf dem Zeltplatz ging es auch gleich ins Bett damit der erste Nicht-Autobahntag beginnen konnte. Ich freute mich wie ein kleines Kind auf den nächsten Tag.

- Nähe Kristiansand Tag2