Nur vorne ?!oder doch auch Hinten ?! ....


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Anaconda
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SVrider:

#16

Beitrag von Anaconda » 13.06.2002 18:11

Nein, die Bremse war nicht schuld.
War eben einfach zu schnell und zu unerfahren.
Wenn ich dann noch gebremst hätte hätte ich auch gelegen.
Und wenn der V2 nicht so mitbremsen würde :D hätte ich auch erheblich mehr Probs. mit dem nach hause kommen und dem Weiterfahren gehabt.

Gruß Peer
Gedanke der Woche:
Schön wenn die SV fährt.

Ich freu mich! Machste mit?
Hach, ist das schön.
Kantsteinschwalbe 2015

Michael


#17

Beitrag von Michael » 16.06.2002 13:52

Wenn ich stark bremsen möchte/muss und der Untergrund guten Grip hat sowie eben und fest ist, benutze ich nur die Vorderradbremse (VRB). Also z. B. bei einer Vollbremsung auf trockenem Asphalt.

Auf losem Untergrund (z. B. Kiesbett, Wiese) oder bei extrem schlechten Grip (Schnee, Glatteis): Hier bremse ich hauptsächlich bzw. nur mit der Hinterradbremse (HRB), weil das VR beim Bremsen hier sehr schnell wegrutscht. Das sind aber ganz klar Ausnahmesituationen.

Fahrphsysikalische Gründe für den alleinigen Einsatz der VRB

Dynamische Achslastverteilung: Beim Bremsen verschiebt sich das Gewicht auf das Vorderrad. Bei einer starken Bremsung sind schnell 90 oder sogar 100 % des Gewichts auf dem Vorderrad.

Maximale Bremskraft eines Rades ist proportional zur Gewichtskraft auf dem Rad

Also: Bei starken Bremsungen bringt die HRB nur am Anfang der Bremsung eine Verzögerung. Schnell ist das Gewicht aufs Vorderrad verlagert. Daher bringt die HRB hier kaum Verzögerung.

Bei blockierendem HR:
- Seitenführungskraft des HR = 0.
- stabilisierende Kreiselkraft des HR = 0

Also: Durch blockierendes HR verliert das Motorrad an Fahrstabilität

Weitere Gründe für den alleinigen Einsatz der VRB

Ablenkung durch blockierendes HR:
- Geräusch: Wenn das VR blockiert, muss man die Bremse sofort lösen. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist das Geräusch, welches das blockierende VR macht. Blockiert bereits das HR, so ist es schwerer zu entscheiden, ob das VR blockiert
- Verlust an Fahrstabilität: Das Rumgeeiere, das duch das blockierende HR entstehen kann, stört.

Wichtig: Richtiger Einsatz der VRB. Hierzu beabsichtige ich, einen eigenen Thread zu starten.

Literatur: Keith Code, A Twist of the Wrist (Volume I und II).

Wenn man mit englischen Büchern klarkommt, empfehle ich, das Original zu lesen (die Übersetzung fand ich nicht so toll).

Vol. I, S. 60:
Many Riders and racers have given up using the rear brake for hard braking. It requires too much attention to use correctly, and can cause the rear end to hop or slide when used incorrectly.

In a panic or race-speed braking maneuver, almost any control will help you more then a locked rear brake.
Auf dieser Seite geht Keith Code auch auf die Bedeutung der Dynamischen Achslastverschiebung ein.

Vol. II, S. 140:
It's just a waste of time, you spend too much effort getting a little braking from the rear. I don't even put my foot on it except coming into the garage. [Randnotiz von Doug Chandler]

It is my recommendation that you master using only the front brake except when riding in slippery conditions.

Learn to totaly rely on the front brake for quick, clean stopping; then, if you still have use for the rear, go ahead and use it. But realize that the rear brake is the source of a huge number of crashes both on and off the track.
Zuletzt geändert von Michael am 16.06.2002 22:36, insgesamt 5-mal geändert.

peter_s


Bremserei

#18

Beitrag von peter_s » 16.06.2002 14:10

Hallo!

Da stimme ich voll und ganz zu und kann somit nichts mehr hinzufügen. Wie in einem anderen Thread (Fahrsicherheitstraining) angemerkt, handelt es sich dabei aber um eine philosophische Frage, weil zwei stark voneinander unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. :wink:

mfg, Peter

Maddog


#19

Beitrag von Maddog » 16.06.2002 14:35

Nach diesem Beitrag werde ich wohl meine HRB aubbauen. Für was brauch ich die denn, ist doch nur unnötiges Gewicht. :roll: :roll: :roll:

Harald


@ MasterOfDisaster

#20

Beitrag von Harald » 16.06.2002 17:29

Eine Frage rein aus Neugierde: Kann es sein, dass dein zweites Hobby die Gleitschirmfliegerei ist? Es gibt in dieser Szene nämlich einen Piloten namens M.H. der deinen Usernamen groß auf seine Gleitschirmunterseite
geschrieben hat.

Grüße,

Harald

walterld


#21

Beitrag von walterld » 15.12.2003 23:06

SV Michel hat geschrieben:Auf losem Untergrund (z. B. Kiesbett, Wiese) oder bei extrem schlechten Grip (Schnee, Glatteis): Hier bremse ich hauptsächlich bzw. nur mit der Hinterradbremse (HRB), weil das VR beim Bremsen hier sehr schnell wegrutscht. Das sind aber ganz klar Ausnahmesituationen.
Hmm....fahre nebenbei Enduro und habe schon einige Kurse im Gelände absolviert.
Es wird mit Vorderrad+Hinterrad gebremst. Wobei ich allerdings gestehen muss, dass ein Stollenreifen enormen Grip hat und kurzzeitig blockieren kann (nicht muss).
Darum bremse ich auch mit der SV auf losem Grund mit feinfühlig mit dem Vorderrad+Hinterrad.

Michael


#22

Beitrag von Michael » 16.12.2003 1:44

SV Michel hat geschrieben:Auf losem Untergrund (z. B. Kiesbett, Wiese) oder bei extrem schlechten Grip (Schnee, Glatteis): Hier bremse ich hauptsächlich bzw. nur mit der Hinterradbremse (HRB), weil das VR beim Bremsen hier sehr schnell wegrutscht.
Der Hintergrund, warum ich das schrieb, ist folgender: Bei einem meiner ersten Rennstreckentrainings habe ich im Kiesbett mit der Vorderbremse gebremst. Deswegen bin ich damals sofort gestürzt. :? Im Kiesbett darf man nicht vorne bremsen.

Ich bin danach zwar noch öfter im Kiesbett gewesen :twisted: aber dadrin nicht mehr gestürzt. Ich bremse jetzt im Kiesbett höchstens noch hinten.

Bei mir war das mit einer R6 ... äähm ... ohne Stollenreifen. :wink:
Zuletzt geändert von Michael am 16.12.2003 13:06, insgesamt 1-mal geändert.

walterld


#23

Beitrag von walterld » 16.12.2003 8:42

Der Hintergrund, warum ich das schrieb, ist folgender: Bei einem meiner ersten Rennstreckentrainings habe ich im Kiesbett mit der Vorderbremse gebremst. Deswegen bin ich damals sofort gestürzt. :? Im Kiesbett darf man nicht vorne bremsen.
Ich bremse jetzt im Kiesbett höchstens noch hinten.

Bei mir war das mit einer R6 ... äähm ... ohne Stollenreifen. :wink:
Hi Michel,
jooo, das verstehe ich :idea: R6 und Kiesbett ist doch etwas anderes als DR im Gelände. :lol: Macht riesig Spaß

silver650


#24

Beitrag von silver650 » 16.12.2003 10:43

Ich stümme dem SV Michel auch zu :D

Bei gutem Wetter (heißt eigentlich auch guter Gripp, Sonne,warmes Wetter usw.) also gute Bedingungen
benutze ich "nur" die VRB.

Sollte es aber regnen, oder auf der Strasse naß (feucht) sein, benutze ich zu höchstens 10% die HRB.

Ich habe diese HRB einmal benutzt und habe einen Abflug gemacht, weil sie bei zu starker Betätigung immer blockiert und das brauche ich nicht.

Ich persönlich komme mit dieser Variante sehr gut klar und habe auch keine Probleme die HRB wegzulassen.

Wenn ich jetzt mal in den Alpen fahre, dann benutze ich auch bei guten Bedinngungen mal die HRB, weil man so einfach und gut um die Kehren kommt. :D


Gruß

jensel
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SVrider:

#25

Beitrag von jensel » 16.12.2003 10:56

Jau, in den Kehren hilft die HRB super weiter! Das macht sowieso Riesenspaß, das richtige Zusammenspiel aus Gas und HRB zu finden. Weil ein Lastwechsel in der Kehre versaut den Strich unheimlich :)

Aber beim Bergabkehrenfahren hilft der Pilot Road gut weiter, der lässt sich nämlich auch auf der VRB superleicht einlenken, das kann der BT020 um Welten schlechter.

silver650


#26

Beitrag von silver650 » 16.12.2003 11:05

Mal schauen was mein Reifen im nächsten JAhr z dne Kehren sagen wird (AVON 45/46), so auf der Strasse für den "normalen" Gebrauch einfach ein ge**** Reifen. :D



Gruß

Jojo1960


#27

Beitrag von Jojo1960 » 16.12.2003 14:20

tpl hat geschrieben:Tach, die Hinteradbremse nutze ich kaum. Habe inzwischen ca. 5 Sicherheitstrainings gemacht, geübt wird auch das blockierende Hinterrad, aber nicht bei einer Vollbremsung. Bei einer Vollbremsung geht aber hinten so gut wie nix mehr und man sollte nur auf die Vorderradbremse konzentrieren.
Dann haste da offensichtlich gepennt, denn sonst wüßtest Du das bei Sicherheitstraings gerade bei den Vollbremsungen gilt: 'Vorne dosieren, hinten blockieren!'
Tust Du das nicht, macht das bei Tempo 100 ca. 30 Meter aus. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich 2 Meter vor dem Hindernis zum stehen komme, schlägst Du gerade mit ca. 50 Km/h ein. 8)

tpl hat geschrieben:Ich halte die Bremse der SV eh für Spitze, bremse nur noch mit 2 Fingern.
Uaaaaah, das ist so ziemlich das tödlichste was man machen kann!
Jeder halbwegs talentierte Instruktor achtet gerade auf diese Marotte, die zwar cool aussieht, aber garantiert irgendwann zum Unfall führt.

Das Hirn ist in Streßsituationen nicht in der Lage je 2 Finger getrennt zu koordinieren.
Das bedeutet 2 Finger halten sich am Lenker fest, also voll zugreifen. Die anderen beiden sollen dosiert bremsen? :lol:
Du wirst vermutlich überbremsen und dabei klemmst Dir die anderen beiden Finger auch noch. :twisted:

tpl hat geschrieben:Würde mal sagen das die meisten hier mit der Bremse überfordert sind. Wenn man mal alle fragt die gestürzt sind kommt bei 75 % ein Überbremsen des Vorderrads raus schätze ich. Ein komplettes SV-Sicherheitstraining wäre nicht schlecht.
Ein Sicherheitstraining ist stets zu empfehlen, dem kann ich mich nur anschließen.
Gucksu hier!

:wink: Jojo
Zuletzt geändert von Jojo1960 am 16.12.2003 14:47, insgesamt 1-mal geändert.

SVHellRider


#28

Beitrag von SVHellRider » 16.12.2003 14:39

Jojo1960 hat geschrieben:...
Tust Du das nicht, macht das bei Tempo 100 ca. 30 Meter aus. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich 2 Meter vor dem Hindernis zum stehen komme, schlägst Du gerade mit ca. 50 Km/h ein. 8) ...
Wie hast du das jetzt gerechnet :?: :roll:

walterld


#29

Beitrag von walterld » 16.12.2003 15:06

Jojo1960 hat geschrieben: Dann haste da offensichtlich gepennt, denn sonst wüßtest Du das bei Sicherheitstraings gerade bei den Vollbremsungen gilt: 'Vorne dosieren, hinten blockieren!'
Tust Du das nicht, macht das bei Tempo 100 ca. 30 Meter aus. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich 2 Meter vor dem Hindernis zum stehen komme, schlägst Du gerade mit ca. 50 Km/h ein. 8) [/b]
Das ist von SiTraining zu SiTraining unterschiedlich.
ADAC (Breisach): Bis vor ca. 2 Jahren wurde das Motto ausgeben: Hinten blockieren, vorne dosieren.
Jetzt: Hinten nicht blockieren, dafür volle Konzentration auf die Vorderradbremse, diese immer am Rand des Blockvorgangs betätigen.

Eine blockierende Hinterrad hat kaum Bremswirkung, und die Bremslastverteilung liegt eh 80% auf dem VRB.

Mit dem Einschlagen ist wahrscheinlich folgendes gemeint:
Beispiel:
Ein Motorradfahrer der aus 70 km/h eine Vollbremsung durchführt, der hat an der Stelle, an der er zum Anhalten kommt, wenn er 50 km/h fährt, eine Aufprallgeschwindigkeit von 50 km/h (bei der Geschwindigkeit von 70 km/h)
Die Kräfte bei der Geschwindigkeit steigen nicht linear.

Wer allerdings einmal versucht aus 70 km/h mit blockierenden Hinterrad eine Vollbremsung durchzuführen wird feststellen welche Wirkung eine blockierende HRB hat.
Doch das kann man/frau alles prima beim SiTraining ausprobieren, die Einstellung zum Bremsen bekommt neue Dimensionen.

Jojo1960


#30

Beitrag von Jojo1960 » 16.12.2003 15:06

SVHellRider hat geschrieben: Wie hast du das jetzt gerechnet :?: :roll:
Wenn ich ehrlich bin... Ich hab's über den Daumen geschätzt. :D

Exakt berechnen kann man es eh nicht. Ich hab nur soviel bei den Sicherheitstrainings gelernt, das sich bei Verdoppelung der Geschwindigkeit der Bremsweg vervierfacht. Ist auch ein grober Wert.

Nach den Faustformeln 1/10Km/h^2 gilt:
30 Km/h = ca. 9 Meter Bremsweg
50 Km/h = ca. 25 Meter Bremsweg
100 Km/h = ca. 100 Meter Bremsweg

Wenn man davon ausgeht, daß die Hinterradbremse so 25-30% der max. Verzögerung bringt, dann ist der Bremsweg auch ca. um 25% länger.
25% von 100 Meter sind 25 Meter und das ist so ziemlich genau der Bremsweg aus 50 Km/h. :lol:

So was ähnliches sagte auch der Instruktor meines letzten Trainings. Guck mal oben unter dem Link nach, lohnt sich.

Ich bremse übrigens vorwiegend mit der Hinterradbremse. Wenn man es bei den Trainings übt und auch später entsprechend umsetzt, dann stellt man recht schnell fest das die HRB ein unverzichtbarer Bestandteil der Überlebenstaktik ist. :lol:

Ach ja.... vielleicht erwähnenswert, daß diese Aussage auf 25 Jahren Motorradpraxis basiert. Und nicht meinen ich wär ein Sicherheitsfuzzi, der brav am erlaubten Limit rumgondelt.
Ich fahr wie eine gesengte Sau und bin schon dutzende Male mit einem Stoppie vor irgendwelchen Dosen zum stehen gekommen. Ohne den gnadenlosen Einsatz der HRB ständ auf meinem Grabstein: 'Er verschenkte 30% Bremsleistung!' 8)

:wink: Jojo

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